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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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13.08.2009, 18:34 | #1 |
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Kindersoldaten
In des Dorfes stille Heiterkeit
stürzen die teuflischen Horden und wüten mit roher Grausamkeit, sie plündern und sengen und morden. Sie brauchen zum Kämpfen frisches Blut, suchen Knaben zum Rekrutieren und um zu kühlen den schnöden Mut deren Schwestern als Huren und Dirnen. Die Kinder tragen jetzt ein Gewehr und werfen mit Handgranaten, sind abgerichtet zum wilden Tier, um zu töten für Diamanten. Nur wenigen ist die Flucht geglückt, und läßt sich ein Ausreißer fassen, wird er erschossen oder aufgeknüpft, um die andern in Furcht zu lassen. Wer doch der Hölle entkommen kann, bleibt an Körper und Seele geschunden und traumatisiert ein Leben lang, unheilbar an Schmerzen und Wunden. © Ilka-M., 4. Februar 2009 |
13.08.2009, 19:08 | #2 |
Ja liebe Ilka-Maria,
da muss ich dir wirklich recht geben. Es gibt kaum etwas schlimmeres als Kinder die zu Soldaten abgerichtet werden... Ich finde es ja schon schlimm genug, wenn Kinder auf den Straßen Krieg spielen, und mit Plastikgewehren, und Pistolen um sich ballern, aber einem Kind eine echte Waffe in die Hand zu geben, um es bewusst töten zu lassen, ist einfach unbegreiflich, und das Letzte für mich! |
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13.08.2009, 19:25 | #3 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Liebe Ilka-Maria,
traurig, was du schreibst und wie so oft ist die Wahrheit traurig, und noch viel trauriger als man jemals schreiben kann. Ich war mal in einer Klinik, da habe ich bosnische Mädchen kennengelernt, die dann schon Frauen waren. Mädchen, deren Väter und Brüder man gezwungen hat, sie vor den Augen der Mutter zu vergewaltigen. Und deren Väter und Brüder man hinterher abschlachtete. Moslemische Mädchen, die für ihr Leben entehrt und traumatisiert waren. Die sofort geschrieen haben, wenn nachts kein Licht an war. Die jede Nacht in ihren Alpträumen alles wiedererlebten. Da habe ich gelernt, wie gut es mir ging, obwohl ich vorher dachte, was für eine arme Sau ich bin. Dein Gedicht hat mich sehr berührt, weil es so wahr ist. Und die Wirklichkeit ist noch schlimmer. corey |
13.08.2009, 20:14 | #4 |
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Sonja, Corazon, danke für die Resonanz. Wie ihr seht, hatte ich das Gedicht schon im Februar verfaßt. Die Diskussion "Jammern im Wohlfahrtsstaat" hat mich veranlaßt, es heute hier vorzustellen.
LG Ilka-M. |
13.05.2010, 22:50 | #5 |
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Hallo Ilka Maria,
gefunden, deine Kindersoldaten, leider kann ich mich nicht erinnern, welches Aktuelle Geschehen hier die Inspiration gab, vielleicht wäre es hilfreich gewesen, einen Ort mit in den Text einzubinden, ( ja ich weiß, dann bräuchte ich aber auch nicht nachfragen...grmpf) könnte jetzt auch noch schnell nachgoogeln, wo wegen Diamanten gekämpft wird( und befürchte, meine Unkenntnis ist weil ich selten Fernsehe...) aber ich frage gerne nach lg phönixe |
14.05.2010, 03:33 | #6 |
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Liebe Phönixe,
da spielte damals viel Berichterstattung mit hinein, aber sicherlich auch der Film "Blood Diamonds". Ich hatte ihn nicht im Kino gesehen, sondern auf DVD, also erst nach seiner Aktualität. LG Ilka-M. |
14.05.2010, 16:52 | #7 |
Och, Länder finden sich genug. Liberia, Sierra Leone. Diamanten und Kindersoldaten in Hülle und Fülle. Und obendrauf noch eine der höchsten HIV-Infektionsrate der Welt. Man muss ja ein bisschen Feiern zwischen zwei ethnischen Säuberungen.
Zum Gedicht: Form: z.T. sehr schöne Jamben, die vielleicht etwas konsequenter durchhalten, ein Füllwort ist schnell gefunden. Auch solltest Du Dich entscheiden, ob Du nun ein Reimschema verwenden willst oder nicht Stil: Wirkt mir etwas zu nüchtern. Als ob es einfach nur berichtet würde. Das Thema müsste etwas wertender und beißender behandelt werden, hier fehlt eine Prise Zynismus und Wut. So aber bleibt es ein reine Zustandsbeschreibung Inhalt: Muss man nichts zu sagen, nur Zeitung lesen. Macht unterm Strich einen unfertigen Eindruck, eher Skizze als fertiges Gedicht. Da kannst Du mehr rausholen, am Handwerkszeug fehlt's ja offenkundig nicht. Grüße, Caliban. |
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14.05.2010, 18:02 | #8 | |
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Zitat:
LG Ilka-M. |
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14.05.2010, 23:32 | #9 |
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Hallo Ilka Maria,
hatte grade mal gegoogelt, wegen Diamantenvorkommen... und da hätte sich doch angeboten, Angola oder Namibia, zu erwähnen, damit Dumpfbacken, wie ich, die auch selten Zeitung lesen...beim lesen sofort in der richtigen Schublade gelandet wäre, ( ich gehe auch mal davon aus, es gibt noch mehr geografische nullen wie mich, die auch nicht wissen, wo sierra leone liegt...aber Angola, dafür reicht ein Minderwissen aus,...und jetzt nicht falsch verstehen, ich meine, besonders bei politischen Gedichten, sollte man auch noch nach vielen Jahren sofort erkennen können, um was es geht, auch ohne Film oder andere Medien Kenntnis, ich als Leser möchte aufgerüttelt werden, möchte animiert werden genauer nachzulesen, in Ereignisse die mir in Gleichgültigkeit entgangen sind- ich hoffe du erkennst mein lächeln, lg phönixe |
15.05.2010, 02:46 | #10 |
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Phönixe, ich hätte das Gedicht auch anders schreiben können, denn Kindersoldaten gab es schon immer. Schon mal davon gehört, was die Nazis in ihrer letzten Not alles eingezogen und an die Front geworfen hatten?
Da ich diese Zeiten aber selbst nicht erlebt habe, muß ich mich von Geschichtsbüchern, Augenzeugen oder Filmen inspirieren lassen. Solch ein Gedicht wäre sicherlich ganz anders verfaßt von einem jungen Menschen, der so etwas leidvoll selbst erfahren mußte. Dazu gehöre ich nicht. Ich hatte es immer sicher, satt und warm und durfte im "richtigen" Land leben. Deshalb kann ich über das Thema nicht anders schreiben als mit unterkühltem Abstand. Es ist mir auch egal, auf welches Land mein Gedicht paßt, denn darum geht es nicht, es geht hier vielmehr um eine bestimmte Form des Mißbrauchs. Deshalb ist mehr als Einfühlungsvermögen nicht drin, und ich lege auch gar keinen Wert darauf, so etwas selbst zu durchleben, um besser mitreden zu können. Das überlasse ich den Berichterstattern, die unter Lebensgefahr in Krisengebiete reisen, und denen gehört mein Respekt. So gesehen bin ich nur ein Trittbrettfahrer. Daß es um Diamanten geht, ist nur ein Aspekt. Um Kinder für Kriege zu mißbrauchen gibt es sicherlich noch viele andere Motive. Aber irgendwie muß man einen Text reduzieren, gerade dann, wenn es ums "Verdichten" geht. Ich kann in einem Gedicht nicht das Leid der Kindersoldaten der ganzen Welt unterbringen. Das ginge nicht mal in einem Roman. Auch da bliebe es nur ein Ausschnitt. LG Ilka-M. |
28.02.2017, 17:12 | #11 |
R.I.P.
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Liebe Ilka-Maria -
aus gegebenem Anlaß hole ich Dein Gedicht nach oben (ich scrolle oft) und stelle es beinahe in Vergleich mit Risikos Text.
Gerade Dein letzter Kommentar zeigt, daß Dir an dem Morden oder gemordet-werden dieser Kindersolaten kein "dulce et decorum" vor Augen stand und schon gar kein sich-weiden an diesen entsetzlichen Gräueln. Wer von diesen Kindersoldaten das Inferno überlebte, war fürs Leben gezeichnet. Ich las und sah in einen Tatsachenbericht, mit welchen Mitteln diese Kinder zu ihrem Tun gezwungen wurden (von Drogen war keine Rede), und mir standen die Haare zu Berge. Ich spüre sehr wohl die Intention hinter Deinem Gedicht. Und es wird klar, warum es sich von Effekthascherei deutlich unterscheidet. Späten Respekt von Thing (damals war ich noch nicht in Poetry) |
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