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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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30.12.2018, 20:54 | #1 |
Im Urlaub
“Was kümmert mich, was sonst wo ist?
Was juckt mich, wen Frau Merkel küsst? Was geht mich an, wer Kaiser wird in Japan, oder Schweinehirt in Frankreich auf dem Hof Versailles? Verdammt, ich will ein Frühstücksei! Und zwar so ein exakt perfektes, ganz ungeplatzt und unverdrecktes. Herr Kellner von den Malediven: Ich bitte euch um eins von diesen!" Der Kellner schlendert Richtung Tresen und tut, als wäre nichts gewesen. Er flirtet mit der Kellnerin! "Hey Süße, wo gehts heute hin?" Die Kellnerin rollt mit den Augen, der Kellner schnappt sich rote Trauben. Er schmatzt mit Blick in meine Richtung, mein Faustspiel deutet auf Vernichtung. Da dämmerts ihm, er geht zum Schrank und greift ein Ei. Na, Gott sei Dank! Minutenlang will nichts geschehen, vom Kochvorgang ist nichts zu sehen. Zunächst frag ich den Kellner höflich: "Ja, werter Mann, wär es denn möglich ..." Er unterbricht mich dabei störend, worauf ich daraufhin empörend erörtere, was mich denn stört und er sich selber als empört betrachtet und mir bildlich zeigt, wie er mein Ei sich einverleibt. Mir platzt der Kragen. Der Vulkan in mir bricht aus, gebiert den Wahn, das Ei dem Kellner zu entreißen, es zu verdauen, auszuscheißen und zwar direkt auf seinen Kopf! Doch erst will ich ihm seinen Zopf mit kristallinem Salz garnieren und Pfefferkörnern kross verzieren. Ein Möhrchen, gelb und klitzeklein, soll ihm sein Kellnerkrönchen sein. Doch bleibts ein Traum und ich beherrscht. Ich frag den Kellner, wies denn wär, ob wohl die Möglichkeit bestünde, mir doch das Ei, abseits der Gründe des Ärgernisses für uns zwei, noch heute bitte mir vorbei, beziehungsweise mir direkt zu bringen, so, damit es schmeckt. Der Kellner, nicht gesprächsbereit, lenkt meinen Blick zur Öffnungszeit. Oh! In der Tat, es ist recht spät! So ziemlich jedes Kochgerät verwehrt zur Nachtzeit den Betrieb dem Koch, der mir als Hoffnung blieb. Der Kellner bringt mir heut kein Ei, der Herd ist aus. Es bleibt dabei. Die Schanktür quietscht. Die Kellnerin gesellt sich zu mir, setzt sich hin und zückt, in Folie eingewickelt, ein Ei in Würfelchen gestückelt. Mir tropft der Sabber von den Lippen. Ich möchte von dem Eigelb nippen. Es ist zwar hart, jedoch ganz weich von ihren Lippen zart und bleich umhüllt, mit einem Speichelhauch von dieser Frau – die will ich auch! Sie zwinkert sexy, fragt: "Willst du?" Aus meinem Mund jedoch kommt "Muuh!?" weil ich mich an mir selbst verschluck. Sie haucht dezent: "Los gib dir 'n Ruck!" An diesem Abend bleibts dabei: Nix Kellnerin und auch kein Ei. Geändert von MiauKuh (31.12.2018 um 00:04 Uhr) |
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30.12.2018, 20:58 | #2 |
abgemeldet
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ei, ei, ei... Klasse, MiauKuh! Favorit! LG Letreo |
30.12.2018, 21:40 | #3 |
Da will man sich auf den Malediven mal genüsslich bedienen lassen, und dann sowas!
Herrlich Sehr, sehr gern gelesen!! Liebe Grüße |
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31.12.2018, 00:07 | #4 |
Rundum super, lieber MiauKuh! Steckt voller Witz und liest sich wie geschmiert.
Spaßchapeau! Liebe Grüße von gummibaum |
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31.12.2018, 08:13 | #5 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Lieber MK,
sehr schön und alles nur wegen einem einzigen Ei (die beiden anderen kamen ja nicht zum Zug). An diesem Abend bleibts dabei: Nix Kellnerin und auch kein Ei. Ist auch die Kellnerin apart, es gibt kein Ei und nichts ist hart. LG Nöck |
31.12.2018, 10:41 | #6 |
Lieber MiauKuh,
auch du hälst mich trotz der Textlänge mühelos bei der Stange. Sehr amüsant und fantasievoll geschrieben. Daumen hoch! Liebe Grüße Gylon |
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31.12.2018, 16:10 | #7 |
abgemeldet
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ja liebe freunde -
und wie treffend noch dazu. ich war ein einziges mal vor vielen jahren mit LUCY auf den malediven. die insel war winzig, schwimmen null. nur eine korallenwunde die monatelang nicht heilte. und: frühstücksei? eine lächerliche null-erscheinung. wir sagten uns: nie mehr wieder. obschon mein alter du-freund ERNST LATZKA vier inseln in den malediven besitzt und er auch die gesamte süsswasserversorgung von Male mit seiner eigenen entsalzungsanlage betreibt, möchte ich auch keiner seiner inseln urlauben. das einzig positive war, dass ich dort auf grund meines konstanten eiweißschockiertem brennzustandes etwa 100 A4-aquarellstudien die ich dort für große bildarbeiten plante, schuf. gern und etwas sauer erinnernd gelesen. der eure hier der blick von der kleinen inselvilla: https://up.picr.de/34721465wu.jpg (Aquarellfarben auf 80Gr Hartpost A4, nummeriert, datiert) übrigens: diese studien entstanden innerhalb weniger minuten/momente, da die bilder im kopf nur einen kurzen zeitraum erkennbar sind |
31.12.2018, 16:43 | #8 |
Liebe Letreo,
vielen Dank für den Favoriteneintrag! Liebe Mohrel: So ist es (: Freut mich, wenn es amüsant ist. Werter Gummibaum: Ich freue mich sehr über dein Lob! Und besonders darüber, dass ich dir mit dem Gedicht etwas Spaß bereitet habe. Lieber Nöck: es sollte nicht auch noch zwei weitere Eier ins Spiel bringen! Das würde ausarten ...´:-P Lieber Gylon: Trotz der Textlänge habe ich es geschafft (: Jubel! Ich schrieb es am Stück. Irgendwie kam immer eine Strophe mehr. Aber dann kürzte ich die letzte Strophe und ... das war ein guter Schluss, fand ich. Armer Ralfchen: mir tut es Leid, dass du ungünstige Erfahrungen mit den Malediven gemacht hast. Andererseits ist es natürlich erfreulich, dass du so viele Malereien dort geschaffen hast :-) Fühlt euch alle gegrüßt und rutscht gut ins neue Jahr! -MiauKuh |
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