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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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28.04.2011, 09:00 | #1 |
R.I.P.
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Dann....
Dann, wenn die Unke ihre Spindel streicht,
die Roggenflöte bläst, wenn sich in ihre Warzenseiten Kinderflut hineingeweicht, sich eingefräst; wenn Maul und Aug sich weiter spreiten, Patten glatter, Krötenzungen nasser gleiten; wenn Pflaumenblüten sich mit Schneckenglanz vermischen, Spinnenfäden, Hummeln, Falter über frischen Halmen schweben; Wenn Düfte leis die Natter locken, Syrinx, Rose, Schwertzahn sich beflocken, wenn endlich diese tote Blässe weicht; wenn sich im roten Mondenschein die Echse aus dem dunklen Neste schleicht, die Mauern satt umgarnend, sanft den Stämmen sich vermengend; wenn der erste Vampir still und fein die kühle Wange mir umstreicht; wenn Nachtigallen warnend ihren Liebsten sengend heiß und fordernd ihren Sinn entblößen; wenn in unterirdschen Höhlen düster Nachtlemuren schweigen, troglodytenhaft die Häupter neigen, neidvoll lauschend all dem Wachsen, Werden; wenn mit warmen, regenfeuchten Stößen der junge Wind sich taucht in alle Seelen, sich all dem neuen Sein zu zeigen, sich flüsternd wiegt in Blütenzweigen; wenn Aufbruch klingt in offnen Erden.. wenn all die quellend vollgesognen Samen sich wuchtig blähend durch den Boden winden, sonnentoll dem Blau entgegenzwängen, lianenhaft die Bergzyklamen dem Glast der Hitze sich verbinden in perlend süßen Lerchensängen; wenn sich die dunkle Tulpenglut Päonien beugt, im Mittag ruht, Blüten streut; wenn wild der Flammenrotdorn dräut; wenn stolz die Weihe streift vorbei; wenn im Dämmern schwer wie Blei sinkt ins Herz die Träumerei... Dann ist Mai ! (c) 1988 |
28.04.2011, 15:51 | #2 |
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Das ist bestimmt das erdigste Maigedicht, das mir je untergekommen ist.
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28.04.2011, 16:29 | #3 |
R.I.P.
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Das nehme ich dankend als Lob hin.
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28.04.2011, 16:32 | #4 |
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So ist es auch gemeint. Ein großer Rundgang durch die jahreszeittypische Biologie (im weitesten Sinne). Nicht konventionell auf Maienblütenschaum und ausschlagende Bäume reduziert.
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28.04.2011, 19:38 | #5 |
gesperrt
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Ein außergewöhnliches Mai-Gedicht. Lediglich ein kleiner Fehler ist Dir unterlaufen:
wenn der erste Vampir still und fein die kühle Wange mir umstreicht; Die Vampir-Fledermaus kommt ausschließlich auf dem amerikanischen Kontinent vor. Die kann Dir also nicht die Wange umstreichen. Bussi Bussi Babsi |
29.04.2011, 08:40 | #6 |
R.I.P.
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Halli Hallo!
Ich hab mir den Vampir ganz einfach aus Amerika gediebt und lasse dieses Exemplar meine Stirne umstreichen. Er hat es mir gestattet. LG Thing |
03.05.2011, 14:40 | #7 | |
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Sehr stimmungsvoll, das ist bisher völlig an mir vorbei gegangen. Der Vampir als solches stört mich nicht, allerdings finde ich, dass das Wort einen Holperer in der Metrik verursacht, der mich etwas irritiert hat. Ich lese hier:
Zitat:
XxXxxXXxX oder xxXxxXXxX Jedenfalls wüsste ich nicht, wie man es anders betonen könnte. Ansonsten finde ich, dass die Stimmung, die aus diesem Gedicht entspringt, zu seinen größten Stärken gehört. Wortwahl und Vielfalt des Ausdrucks verstärken diese Atmosphäre auf angenehme Weise. Sehr gelungen! |
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03.05.2011, 14:55 | #8 |
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hervorragend, thing!
als öffne man eine rauhe muschel, aus der die perle schlechthin geborgen wird. lg sabi |
04.05.2011, 08:52 | #9 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Ihr Lieben!
Habt Dank für die lieben und lobenden Kommentare. Vampir (schreibt mein Petri; so habe ich es auch gelernt) Thing mit vielen Grüßen |