Meine kleine Huette in den Bergen
Ich hatte mir einen kleinen Traum erfuellt. Nach Monaten harter Arbeit war ich dabei, letzte Arbeiten an meiner eigenen kleinen Holzhuette hoch oben in den Bergen zu vollenden. Ich war stolz auf meine Huette. Viel Zeit und Muehe hatte ich in den Bau investiert, viele kleine Aenderungen bereits vorgenommener Arbeiten waren geschehen,
bis ins letzte Detail hatte ich mein kleines Bergdomizil ausgebaut. Und ich war fertig. Ich fuehlte mich, als koennte ich Stunden damit verbringen, meine Huette nur anzusehen. Das Eichenholz, aus welchem der Grossteil der Huette bestand, war erst kurz vor Beginn meiner Arbeiten gefaellt worden, weshalb es frisch und unberuehrt ausschaute. An den Fensterrahmen hatte ich tagelang gearbeitet, nicht ein kleinster Splitter durfte beim Schnitzen herausragen. Doch nun sahen sie einmalig und perfekt aus. Das frische dunkelbraune Lack der Rahmen erschaffte einen herrlichen Kontrast zum hellen braun vom Rest des Hauses. Auch der Eingang war eine Augenweide. Hoelzerne Saeulen hielten eine kleine Decke, welche den vielen Blumen und Bueschen, die den Eingang zierten, Schatten spendete. Jede Saeule wurde von Hand bearbeitet, ich hatte einen ganzen Monat gebraucht, die elegantesten Verziehrungen auszuarbeiten, bevor ich sie im Boden verankerte. Doch ich war fertig. Meine Arbeit war vollendet.
Voller Euphorie und Freude ging ich durch den schicken Eingang und dann durch die von mir ausgearbeitete Tuer hinein in mein neues Domizil. Der frische Geruch von Eichenholz begruesste mich, als ich eintrat. Herrlich. 4 Zimmer, das Bad und die Kueche ausgeschlossen, waren in meiner Huette zu vorzufinden. Die Moebel waren bereits innen und an ihrem rechten Platz, eine teure Kollektion hatte ich mir ausgesucht. Nur das beste fuer mein geliebtes Berghaus! Ein Sofa, ein Zweisitzer und drei Sessel standen geordnet um einen schwedischen Holztisch, gegenueber dem steinernen Kamin. Welch eine gemuetliche Szenerie das doch war! So gemuetlich, dass ich, ohne den Rest meines Werkes zu betrachten, den Kamin anwarf, mich auf das gemuetliche Sofa setzte und meine vollendete Arbeit mit einer kleinen Ruhepause feierte.
Lange sass ich einfach da und betrachtete das Wohnzimmer. Ich hatte Bilder verschiedenster Kuenstler aufgehaengt, deren Namen ich nicht kannte, doch deren Bilder den Komfort meiner Huette noch einmal abrundeten. Regale hatte ich an den Waenden angebracht, in welche ich bereits einige meiner wertvollsten Andenken gestellt hatte, immer mit der Vorderseite nach aussen, dass auch jeder Besucher sie betrachten konnte. Meine Freude verwandelte sich in Trauer. Besucher. Ich wusste nicht, ob es jemals jemanden geben wuerde, der meine Huette besuchen wuerde. Ich kannte kaum jemanden, meine Freunde waren mein Werkzeug und meine Fantasie. Niemand wuerde meine neue Berghuette mit mir feiern. Nie wuerde jemand mit mir in dieser gemuetlichen Sitzecke sitzen und einen Kaffee am Morgen oder Wein am Abend trinken. Nie wuerde jemand mit mir auf dem gemuetlichen Sofa liegen und sich mit mir vergnuegen. Ich war allein, in einer einmaligen, wunderschoenen Berghuette. Doch war das schlimm? Ich dachte noch einmal nach. Brauchte ich wirklich jemanden, musste es sein, dass ich meine Huette mit jemandem teilte? Mein Wunsch war es, diese Frage fuer mich selber mit Nein zu beantworten, doch ich konnte nicht. Ich wusste die Antwort nicht. Und ich wollte sie nicht wissen. Ich lag auf meinem Sofa, in meinem unglaublichen, selbstgebauten Haus, und war verbittert. Denn ich sah einen Riss in der Decke.
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