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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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#1 |
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Im lichtlosen Keller vom dürftigen Wohnbau,
gestellt in den Winkel der nördlichen Wand, dort weilt ein Piano in dunklem Saphirblau, beschmutzt mit Insekten und Resten von Sand. Ertönt einst der bebende Klang aus dem Boden, pulsierend sich breitend ins ganze Gebiet, gespielt von den knochigen Fingern des Toten, der als ein Gespenst seine Kreisbahnen zieht, versetzt er die Hörer in schaurigen Schrecken, der hämmernd sich mitten ins Seelenherz legt, sie siechen dahin und sind nicht mehr zu wecken, sobald jenes Lied in den Ohrenraum fegt. So spielt er die Laute, sein Leben vor Augen, verlorene Kämpfe und Liebe, die brach, kein Licht in sei'm Innern konnt jemals mehr taugen, er spielt nur das Lied, das tief aus ihm ersprach. |
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#2 |
Dabei seit: 10/2024
Ort: mittig und großstadtnah
Alter: 41
Beiträge: 219
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Ich liebe diese kantigen Beschreibungen, die typisch für deine Gedichte sind. Dein Markenzeichen. Deine Zeilen zu lesen, ist wie einem Zeichner im Zeitraffer bei seinem Schaffensprozess zuzuschauen. Am Ende steht das Bild.
Schaurig! Toll eingefangen! |
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#3 |
Hallo TravisB,
ein sehr fantasiereiches und dennoch nicht abstraktes, sondern durchaus konkretes Gedicht mit präzisen Bildern ist dir hier gelungen, das ich total gerne gelesen habe! Irgendwie wirkte das alte Wort "ersprach" am Ende wie eine psychologische Vollbremsung auf mich, zumal die Betonung der Daktyle "LIED, das tief AUS ihm er..." dann doch etwas Künstliches hat. Ansonsten ist auch das Formelle des Gedichts wunderschön konsistent. LG Nobert |
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#4 |
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und sorry, möchte doch mal wieder ein bißchen meckern, Du weißt ja, wie das gemeint ist.
Die Abfolge von zwölfsilbigen "weiblichen" Versen und "männlichen" mit elf Silben ist relativ ungewöhnlich, fügt sich aber metrisch auf harmonische Weise zusammen - bis auf die allerletzte Zeile wenn nicht gar das letzte Wort: Hier will sich der Rhythmus (für mich) nicht einstellen, eine bessere Lösung wäre meines Erachtens "er spielt nur das Lied, welches tief aus ihm sprach." Ein Verb "ersprechen" gibt es zudem zumindest in meinem Wortschatz nicht, ich kenne nur be-, ent- oder versprechen (oder erbrechen - sorry). In der Zeile davor gefallen mir die doppelt auftretenden Ellipsen (sei`m und konnt) nicht wirklich - ich weiß, ich mach das auch des Öfteren. Ein Alternativvorschlag wie etwa "die Lichter im Innern zum Ausbruch nicht taugen" würde diese vermeiden (aber wahrscheinlich Deine inhaltlichen Aussageabsichten nicht mehr passgenau treffen). Apropos Inhalt: Ich verstehe nicht so ganz, warum in der ersten Strophe von einem ausrangierten Piano die Rede ist, der geisterhafte Troubadour direkt danach aber die Laute schlägt. Na gut - hier ist beim Leser Phantasie gefordert, und ich bin ja der Letzte, für den Lyrik und Logik immer gleichbedeutend sein müssen. Beste Grüße Epilog |
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#5 |
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Norbert ist mir jetzt ganz knapp zuvorgekommen - aber ich lass es mal stehen.
In der letzten Zeile der dritten Strophe fände ich "durch der Ohren Flucht fliegt" aus bildlichen und klanglichen Gründen besser (möglicherweise, weil ich selbst so gut wie taub bin). LG, Epilog |
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#6 |
Hallo LadyAdunaic,
ich freue mich immer wieder, wenn es dir gefällt. Hallo rahnnowd, danke für das Lob. Ja, was die letzte Zeile angeht hast du wohl recht. Ich werde Epilogs Vorschlag wohl verwenden. Das ist besser. Hallo Epilog, schön, dass es auch dir weitestgehend zusagt. Deinen Einwand zum Piano verstehe ich nicht so ganz. Das Piano steht im Keller und der Geist spielt es. Weiß nicht was man da sonst rauslesen kann.^^ Wie oben erwähnt werd ich wohl deinen Vorschlag zur letzten Zeile so übernehmen. Danke. Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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#7 |
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... also die Mehrzahl von "Laut" - jetzt habe ich es auch kapiert. Ich las "die Laute" und dachte an das Instrument der Minnesänger. Allerdings spielt man eine solche Laute auch nicht, sondern schlägt sie - wie ich oben ja auch selber schrieb. Also, vergiss bitte diese Verkomplizierungen eines musikhistorischen Besserwissers.
Beste Grüße Epilog |
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#8 |
Alles klar. Ne, die Mehrzahl von Laut ist gemeint, genau.^^
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#9 |
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#10 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
Das Gemecker daran findet meine Unterstützung, denn da bekommt der Daktylus einen Bruch. Zitat:
... er spielt nur das Lied, das grundtief aus ihm sprach. Vielleicht hilfts. Aber "ersprechen"? Sorry, das geht weder als Neologismus noch als Wortspiel durch. Da fehlt jeder Bezug und Wortwitz. |
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#11 |
Das wurde doch schon besprochen, Ilka-Maria.^^ Epilog hat doch schon einen Verbesserungsvorschlag gemacht, der dieses ''ersprach'' wegradiert. Na gut, hast du eben auch noch deinen Senf dazugegeben.^^
Na gut, rahnnowd, ich könnte auch ''Töne'' schreiben, um jedes Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Wenn das ''Laute'' bei manchen zuerst ungewollte Bilder weckt. |
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#12 |
Hallo TravisBeamer,
es wurde schon so viel gesagt, dass ich kaum noch Neues schreiben kann (aus „ersprach" würde ich auch „sprach" machen) außer - aber das habe ich auch schon öfters gesagt - dass ich diesen Singsang im Gedicht so mag. Es ist, als mache die Sprache einen einwandfreien Salto und stehe unvermittelt wieder auf sicheren Füßen. Für mich bist du übrigens auch einer der besten Gedichteschreiber im Forum. LG DieSilbermöwe |
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#13 |
Danke DieSilbermöwe,
das freut mich zu lesen. ![]() Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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#14 |
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Zumindest ist Travis jemand, der durch sein unermüdliches Dichten immer wieder auch zum Nachdenken sowie zu Diskussion anregt - ist ja auch die ureigenste Zielsetzung eines solchen Forums. Aufgrund einiger seiner eigenen Kommentare, z.B. "Weiß nicht, was man da sonst rauslesen kann" oder "Ich könnte auch ''Töne'' schreiben, um jedes Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Wenn das ''Laute'' bei manchen zuerst ungewollte Bilder weckt." möchte ich das hier noch ein wenig fortführen.
"Laute spielen" ist für mich eine Substantiv-Verb-Kombination, die in dieser Form eigentlich nicht zusammenpasst. Nicht nur, weil sie zuerst andere Assoziationen weckt (die Du, lieber Travis, gar nicht kennst und als "ungewollte Bilder" bezeichnest - siehst Du, wieder was gelernt). "Laute" (ich meine jetzt nicht das Instrument!) verbinde ich zunächst mal gar nicht mit Musik, sondern allenfalls mit sprachlichen Äußerungen und im weitesten Sinne mit Geräuschen, die man aber nicht "spielen" kann. "Töne formen" oder "Klänge fügen" wären hier Formulierungen, die ich eindeutiger und vor allem auch "poetischer" fände. Nun findet das Verständnis der Poesie als Feld für sprachliche Experimente, Wortneuschöpfungen und Mehrdeutigkeiten natürlich meine vollste Zustimmung. Man muss, wenn man das macht, jedoch auch akzeptieren, dass es "danebengehen" kann und andere Interpretationen hervorruft (oder gar keine). Nachdem ich den Text jetzt noch mehrmals gelesen habe, fallen mir immer mehr Begrifflichkeiten auf, die Lady A. möglicherweise mit "kantigen Beschreibungen" meint: "dürftiger Wohnbau", "Seelenherz" (man spricht doch sonst vom Dualismus "Herz und Seele"?), und "Ohrenraum" (dazu hatte ich ja weiter oben schon etwas geschrieben) sind solche Begriffe, bei denen ich mich frage: "Sollen da neue poetische Bereiche ausgelotet werden, oder fehlte es nur an einem treffenderen Wort?" Du verstehst mich hoffentlich nicht falsch, ich möchte Dir natürlich nicht den Mund verbieten (wie könnte ich auch) oder auffordern, "anders" oder "mit mehr Überlegung" zu schreiben. Diskussionsansätze gibt es wie gesagt so immer wieder - ich bitte nur um Verständnis, dass ich dazu nicht nur sage "Oh, wie wunderbar", sondern öfters "Schon ziemlich verwunderlich". Beste Grüße Epilog |
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#15 |
ja ein paar ungewöhnliche Wortkombinationen habe ich in den Text mit einfließen lassen. Seelenherz soll sowas wie Seelenkern heißen, passt von den Silben besser in Kombination mit dem Artikel. Und Ohrenraum soll eben sowas wie Gehörgang heißen, ich denke das wird dem Leser relativ schnell klar.
Deine Ausführungen zu ''Laute'' sind interessant. Klar kann man ''Töne'' auch ''formen'', aber kann man sie nicht auch ''spielen''? Habe über google ein paar solcher Formulierungen gelesen. Ja, das mit der Laute als Instrument hatte ich nicht auf dem Schirm. Das habe ich jetzt nochmal geändert, um Missverständnisse zu vermeiden. Freundliche Grüße, Travis Beamer |
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#16 |
Ja, ich denke, dass man Töne spielen kann - aber Laute eben mE nicht ("Laute hervorbringen" wäre die erste Assoziation, die sich mir aufdrängt).
Beste Grüße Epilog |
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#17 |
Ok, hab das nun noch geändert.
freundliche Grüße, Travis Beamer |
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#18 |
Was mich noch interessiert, Epilog: Was ist deiner Ansicht nach die genaue Definition von Ton und Laut? Was ist deiner Meinung nach der Unterschied?
Der Laut ist menschlicher oder tierischer Natur, der Ton kann ein Schallereignis von einem Musikinstrument sein? Oder hast du da noch andres Wissen diesbezüglich? |
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#19 |
Ich habe jetzt ausschließlich "aus meinem Sprachgefühl heraus" argumentiert, detaillierte fachliche Definitionen müsste man wohl ausführlicher recherchieren (oder die KI befragen). Nach einem kurzen Blick in Wikipedia (sorry mal wieder) heißt es dort aber zum einen: "Ein Laut ist allgemein ein Geräusch oder ein Klang, hervorgerufen durch die menschliche oder tierische Stimme. Die Erzeugung und Wahrnehmung von menschlichen Lauten ist Gegenstand der Phonetik." sowie zum anderen "Was in der Akustik als Klang (hat im Gegensatz zum Geräusch regelmäßige, periodische Schwingungen) bezeichnet wird, entspricht ungefähr dem musikalischen Begriff Ton."
Für mich wird dadurch zumindest deutlich, dass man die drei Begriffe nicht uneingeschränkt synonym verwenden kann. (Laut = Phonetik, Ton = Musik) Viele Grüße Epilog |
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#20 |
Forumsleitung
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Gut erklärt. Die Redewendung "Der Ton macht die Musik" kommt nicht aus dem Ungefähr. Was übrigens eine Brücke sein kann zum gesprochenen Wort, denn mit der Redewendung ist ja nicht die Musik, sondern metaphorisch die (anständige bzw. respektvolle) Ansprache gemeint. Ein interessantes Thema.
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