|
|
Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
24.08.2007, 13:09 | #1 |
frühmorgens im park
ein zartes spinnennetz
verbindet die farnblätter. eine sammlung turnender tautropfen wippen auf den fäden. der warme atem eines hundes umschwebt die pflanze. erstes sonnenlicht spiegelt sich in seinen dunklen augen. am boden verbreitet rindenmulch den duft von wandlung. |
|
24.08.2007, 14:05 | #2 |
Liest sich in etwa wie das ZEIT-Gedicht dieser Woche: eine banale Aneinanderreihung naturverklärter Bilder, keine Pointe, dafür blau und zentriert. Das einzig stilistisch halbwegs geglückte ist in meinen Augen die Alliteration/Personifizierung in S2Z2, auch wenn sie nach wie vor kitschig ist und zudem in S2Z3 ein übler Anschlussfehler folgt: Die Sammlung [...] wippt. Kein Plural.
Der Zeilenaufbau wirkt willkürlich, weder Wort- noch Silbenanzahl stimmen in den Strophen überein. Zudem sind die einzelnen Strophen in sich geschlossene Sätze, nach ein und demselben Prinzip: Irgendetwas macht irgendwo etwas. Die letzte Strophe bricht damit eher unglücklich, in dem der lokative Dativ vorangestellt wird. Hinzu kommt diese unsägliche Pseudosynästhesie ("duft von wandlung"), die unfreiwillig komische Personifizierung eines Abstraktums ("der warme atem [...] umschwebt") und das seltsame Gefühl, dass man die Heilkräuter unbedingt bei Neumond anpflanzen sollte. Gegen den Kitsch kann man nur schwerlich angehen, zumindest ein bisschen aufwerten kann man das Ganze schon: Zuvorderst die Verteilung der Worte über die Zeilen, "verbindet" und "rindenmulch" sind die einzigen Wörter, die allein in einer Zeile stehen, bei dem verbinden ist das noch nachvollziehbar, verbindendes Element zwischen den Zeilen, die Wortbedeutung verbildlichen, etc. bei "Rindenmulch" ist das allerdings nicht mehr der Fall, zudem dieses Wort auch nicht so ganz in den Sprachstil passen mag, es klingt zu sehr nach Baumarkt, gut könnte man wieder mit der Wandlung begründen, allerdings führt das dann zu einer Industrialisierungs-kritisierenden Interpretation und dafür sind wir hundert Jahre zu spät. Des Weiteren wäre eine Variation im Satzaufbau wünschenswert, das "zarte spinnennetz" und das "erste sonnenlicht" sollten auf jeden Fall raus, die Bilder sind nicht nur außerordentlich kitschig, sondern zudem auch mehr als verbraucht. Irgendwie sind alle Spinnennetze zart, obwohl die Dinger eigentlich sehr robust sind, mach' doch zum Beispiel daraus: "faszinierendes fädengewirk / verspinnt / die farne", haut den nervigen Artikel raus (du hast noch einen unbestimmten und einen bestimmten Artikel zu den folgenden Zeilenanfängen) und fügt noch eine Alliteration ein. Dem ersten Sonnenlicht wäre schon beizukommen, indem man einfach mal das zweite, dritte, vierte, fünfte Sonnenlicht nutzt, eröffnet dann auch eine weitere Interpretationsebene: Der Hund muss hinter irgendeinem Schatten stehen (-->Wandlung!), damit ihn nicht bereits die ersten Sonnenstrahlen treffen. Strophe zwei weist dieses komische turnen und wippen auf, zwei Dinge, die sich meines Erachtens nur schwer verbinden lassen, einhergehend zu meiner Umformulierung der S1 würde ich hier vielleicht formulieren "sammlung turnender / tautropfen / kehrt zurück", passt wieder zu dem Alt-Neu-Wandlung, die Tautropfen versinken immer im Boden, irgendwann, trotzdem ist etwas anders, was dies ist, bleibt noch zu beantworten. Nun ja, ich denke du siehst, was ich meine. Lieben Gruß, Ravna |
|
24.08.2007, 14:37 | #3 |
Ravna, vielen Dank für deine Betrachtung.
Ich werde darüber nachdenken. Liebe Grüße Is |
|