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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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20.11.2011, 13:36 | #1 |
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Weshalb wir töten, laufen und fressen
Warum nur führen Menschen Krieg?
Um Blut und Boden, um den Sieg? Um Ehre oder Vaterland, zu wehren alter Schuld und Schand? Was treibt die Menschen in den Sport, zwingt sie zur Leistung immerfort? Wie heißt die heimliche Gewalt, die lautlos mit der Peitsche knallt? Du bist zu dünn! Du bist zu dick! Bist schuld an deinem Mißgeschick! Wie wär’s mit etwas Disziplin? Fang endlich an, nun mach schon hin! Antworten stehen längst bereit: Die Langeweile macht sich breit. Da helfen Krieg, Sport, Fresserei, zu töten täglich Einerlei. 20. November 2011 by Ilka-Maria |
20.11.2011, 13:57 | #2 | |
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Zitat:
gern gelesen. lg sabi |
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20.11.2011, 14:05 | #3 |
Forumsleitung
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Nee, Deine Vorschläge treffen es nicht. Bei "mach endlich hin" ist nicht nach dem Sinn gefragt, sondern es heißt lediglich: "Fang endlich an!" So kenne ich es jedenfalls aus dem Sprachgebrauch. Mit "Sinn" will ich auch gar nichts in Verbindung bringen und werten. Was Menschen zu bestimmten Tätigkeiten antreibt, ist immer zielgerichtet und hat einen Sinn, dieser muß sich aber nicht jedem anderen Menschen erschließen. Deshalb besteht mein Gedicht auch zum größten Teil aus Fragen. Es ist ein Frage-Gedicht. Meine Antwort ist, daß die Menschen ihre Langeweile bekämpfen wollen. Aber sicherlich gibt es noch andere Antworten.
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20.11.2011, 14:43 | #4 |
R.I.P.
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Stimmt!
Ich bin heilfroh, daß ich mich den gängigen Medien nicht aussetze. Und persönlichen guten Ratschlägen stehe ich skeptisch und gelinde mißtrauisch gegenüber. Ich glaube, ich kann mich auf meinen gesunden Menschenverstand verlassen und ich bin sicher, daß ich weiß, was ich kann, brauche und wünsche. Langeweile kenne ich nicht. LG Thing (haste gut gebosselt!) |
20.11.2011, 15:03 | #5 |
Forumsleitung
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Ich bin der Meinung:
Gewalt ist dem Menschen immanent, sie gehört zu seiner Natur. Sie diente dem Schutz der Familie und des eigenen Lebens. Das war gut, solange man in Horden oder Stämmen lebte, aber in unseren heutigen Staatformen gelten andere Gesetze. Sie sind komplexer geworden. Und für Nicht-Juristen undurchschaubar. |
20.11.2011, 15:06 | #6 |
R.I.P.
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Das hatte ich auch vorausgesetzt, deshalb nicht gesondert erwähnt.
Aus diesen Atavismen führt kein Weg heraus. |
21.11.2011, 08:21 | #7 |
Sehr flüssigleicht/unverkrampft geschrieben und inhaltlich gefällts mir ebenso.
Oft tun Menschen Dinge nicht aus Liebe zur Sache selbst. Ich persönlich versuche sehr bewusst zu machen, was ich mache, weil ich es machen will und nicht um der Langeweile ein Ende zu setzen. So stellen sich tägliches Einerlei und Langeweile garnicht erst ein. Die Konklusion der finalen Strophe finde ich ausgezeichnet formuliert, Ilka. Morgengrüße, Martin Milch |
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21.11.2011, 14:58 | #8 |
abgemeldet
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Hallo Ilka.
Ich hab gestern Abend Dein Gedicht gelesen und es lässt mich doch einfach nicht in Ruhe! Ganz einfach: Es betrifft eben auch mich selbst und beschäftigt mich, ich würde sagen: Ziel erreicht! Es ist nicht nur gut gedichtet, sondern Du hast Deine Gedanken in einem tollen Ton verfasst, der ganz ruhig die Botschaft trägt und den Platz für den Leser gibt. Bin beeindruckt. Liebe Grüße, Jack |
21.11.2011, 15:40 | #9 |
Forumsleitung
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Eingefahrene Gewohnheiten können sehr hartnäckig sein, da bedarf es der Einsicht und eines starken Willens, dagegen anzugehen. Wer kennt das nicht? Natürlich habe ich es ein wenig auf die Spitze getrieben, aber es sollte ja auch keine Moralpredigt werden.
Allen Dank fürs Lesen und Kommentieren. |
22.11.2011, 02:27 | #10 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Liebe Ilka-Maria,
"Fang endlich an, nun mach schon hin!" Dein Gedicht hat mir sehr gut gefallen. Über die Immanenz der dem Menschen eingepflanzten Aggresivität gibt es ja schon ganze Bibliotheken und - wei Du richtig sagst - stehen Antworten genug bereit. Deine, und deswegen habe ich den Vers zitiert, gefällt mir besser, sehr viel besser als der Rückfall Corazons in archaische Reaktionen. Deine Aufforderung sehe ich als eine, die unsere Kulturwerdung und Weiterentwicklung als homo sapiens befördern soll. Wenn Du es so gemeint hast, dann sage ich Brava! Liebe Grüße, Heinz |
22.11.2011, 04:29 | #11 | |
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Zitat:
Ja, ich bin der Meinung, daß die Aggressvität zum Menschsein dazugehört und sogar überlebensnotwendig ist. In unserer seit langer Zeit kulturellen und von Gesetzen und Instanzen geregelten Welt müssen wir aber - gottseidank -, keine Zweikämpfe oder Stammesfehden mehr austragen. Es gibt aber auch eine Subkultur und einen Bereich, der mit unserer Vorstellung von Gesetz, Recht und Menschenwürde nichts zu tun hat. Das ist die Plattform, auf der Corazon sich bewegt und somit eine ganz andere Welt. Ich finde, das kann man nicht direkt mit meinem Text vergleichen. Es gibt diese dunklen Ecken in dieser Welt, in der Aggressivität nicht zu gleichen Teilen möglich ist (Angriff und Verteidigung), sondern wo es nur Profiteure und Opfer gibt. Da war doch gerade ein CNN-Film über das "Ausweiden" von hilfesuchenden Flüchtlingen, um mit ihren Organen Reibach zu machen! Ich habe darüber in der Zeitung gelesen, mit den Filmbeitrag aber erspart. Wenn ich so etwas hochrechne, wo komme ich dann an? In der Hölle auf Erden? Danke und lieben Gruß Ilka |
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22.11.2011, 11:17 | #12 |
R.I.P.
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Liebe Ilka-Maria,
bereits die tendenzielle Überschrift macht auf die inhaltliche Textgestaltung neugierig. Menschen fressen nicht; die Ableitung von Fresserei sollte (nach meiner Meinung) so nicht gesehen werden. Probleme in Fragen aufzuzeigen kann durchaus sinnvoll sein, doch deine Antworten sind mit zu glatt; für mich bei Weitem nicht ausreichend sind die pauschalierenden Antworten. Ich gehe bewusst nicht auf Einzelheiten ein, denn ich will nicht kritisieren, sondern nur eine (meine) andere Sichtweise aufzeigen. HG Dieter |
22.11.2011, 11:23 | #13 |
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Ja, Dieter, in dieser Beziehung kann ich Dir nicht widersprechen: Zu diesem Thema gehört sicherlich noch eine Reihe weiterer Aspekte. Ich meine allerdings, daß ein Gedicht nicht alle aufzählen muß, dazu wäre ein Essay sicherlich besser geeignet.
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22.11.2011, 11:40 | #14 |
R.I.P.
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22.11.2011, 19:23 | #15 | |
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Zitat:
Ich hätte auf "schlemmen" ausweichen können, aber das erscheint mir zu schwach und hätte außerdem auf das tückische Pflaster des Feinschmeckers führen können, das hier aber gar nicht gemeint ist. |
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22.11.2011, 19:38 | #16 |
R.I.P.
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Ich mag das Wort "fressen" seit anno dazumal nicht.
Es ist lediglich eine Herabwürdigung, die sich der h.h.s. erlaubt. Ein jeder sich ernähren müssende Organismus ißt. Oder wir sind wie oben alle Fresser. Der Hintergrund der Definition ist eine durch nichts berechtigte Überlegenheitsarroganz. Ergo ein cerebrale Störung. U. |
22.11.2011, 20:04 | #17 |
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23.11.2011, 05:09 | #18 |
abgemeldet
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meiner einer kann den hype nicht rekonstruieren, finde den text eher...ähm...ungereift...gewalt mit langeweile aufzuwiegen und diese erklärung auf die menschheit los lassen...nein...
der stil mit den rethorischen fragen bricht die lanze vollends, so dass ich morgen früh den nachbarn zu brei prügel und mich seines landes bemächtige, denn es langweilt mich... aggression als schlüsselreiz ist noch in ordnung, jedoch aggression mit gewalt gleich zu setzen ist eine frage der soziokultur und des verständnis dergleichen und hier scheint es mir eher eine aktivität von zeit tot schlagen zu sein. wie sonst beispielsweise sollte ich mir den friedlichen widerstand in tibet erklären, die allen grund hätten gewaltbereit - ausnahmen hatt es vereinzelt gegeben - ihre völkerrecht durchzusetzen, und dass nicht nur weil unterdrückung langsam langweilig wird. was die dritte strophe mir sagen möchte, sei mir ein rätsel, dessen lösung mir nicht schlüssig wird. vielleicht kann der autor noch ein paar klärende worte entsenden...[sei denunzierung von schuld nicht auch ein teil von (psychischer-)gewalt, autor vs. menschheit, langeweile?!] die thematik an für sich, ist sicherlich mehr als brisant und spannend zugleich, jedoch nicht in dieser lapidaren weise...tschuldigung... |
23.11.2011, 06:04 | #19 | |
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Zitat:
Erstens ist Tibet ein schlechtes Beispiel, denn dort geht es nicht um Krieg, sondern um die Festlegung der Grenzen und um die Autonomie. Die Meinungen gehen in dieser Frage international auseinander, mit einem Schwergewicht zugunsten Chinas. Und wie kann man einen Widerstand friedlich nennen, wenn man sich vom Gegner niederknüppeln oder gar erschießen läßt? Das hat nichts mit "friedlich", sondern mit "einseitig" zu tun. Was hatte Ghandi in Indien mit seinem Einsatz für die Unabhängigkeit erreicht? Daß zwei neue Staaten entstanden, deren Religionsgemeinschaften übereinander herfielen. Abgesehen von seinen Täuschungsmanövern: Vor der Öffentlichkeit Hungerstreik demonstriert und sich im Hinterstübchen sattgegessen; sexuelle Enthaltsamkeit propagiert, was quasi den Verstoß seiner Ehefrau bedeutete, sich aber im Kämmerlein von jungen Frauen "massieren" lassen - tolles Vorbild! Und selbst Martin Luther King besaß noch lange Zeit seit seinem Aufruf zum Widerstand Schußwaffen in seinem Haus. Es hat noch nie soviele Konflikte und Kriege gegeben wie in unserer modernen Zeit. Es ist nämlich nur wenigen Menschen gegeben, soviel Mut zu haben, sich der Gewalt ohne Gegenwehr zu stellen, denn dabei könnte man in sekundenschnelle draufgehen. Der Mensch ist in erster Linie auf die Erhaltung seines Lebens ausgerichtet, daran ändert auch die Soziokultur nichts. Ein weiterer Aspekt ist, daß der sogenannte "gewaltlose Widerstand" meist aus religiösen Gruppierungen hervorgeht (Ghandi, Lama, King; in Deutschland die Bewegung der Nikolaikirche). Mal sehen, wie lange das noch der Fall sein wird in einer Zeit, in der immer mehr Menschen sich vom Gottesglauben (zumindest dem christlichen) abwenden und aus der Kirche austreten. |
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23.11.2011, 10:12 | #20 |
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folglich ist krieg ein gutes beispiel?! - wehe den besiegten...
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23.11.2011, 10:50 | #21 |
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Nein.
Aber Kriege, Völkermord oder gar Massaker am eigenen Volk finden trotzdem ständig statt. Die händchen- und kerzenhaltenden Kettensteher dagegen verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Und bleibt ein Land wie Indien friedlich, nur weil es einen Ghandi als Galionsfigur hat? Niemand weiß es. Indien strebte an, eine Atommacht zu werden und hat dies erreicht. Natürlich alles unter dem Vorwand der friedlichen Kernnutzung. Warum denn auch nicht das bißchen Plutonium, das dabei dankenswerterweise anfällt, zum Bau einer Waffe verwenden, wenn man es einfach so als Abfallprodukt bekommt? |
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