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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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31.12.2010, 02:33 | #1 |
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Der Mond
Der Mond
Der Mond hängt fett und träge im Gewölk. Ich krieg ihn nicht. Er aber kriegt mich unter. Ich krall das alte, schwarze Sturmgewehr, ich ziele gut und schieß das Scheißding runter. Er fällt auf einen unbelebten Platz und platzt in siebzigtausend kleine Stücke. Die glitzern in der Nacht. Das macht Rabatz. Aus Fenstern prasseln kleine, böse Blicke. Ich fluche, so vulgär, wie ich es kann. Auch das geht, wie so vieles, in die Binsen. Die Wolken sehn sich gegenseitig an. Noch stundenlang folgt mir ihr dummes Grinsen. |
02.01.2011, 01:02 | #2 |
Hallo,
das Gedicht is ja echt ganz nett ,aber ich weiß echt nich was du damit ausdrücken willst ! Erklärung bitte Aber rein sprachlich find ich das ganz gut ! LG Kse |
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12.01.2011, 14:09 | #3 |
also wenn ich das lese, dann denke ich an jemanden, der merkt das er alt ist, und noch einmal die welt auf den kopf stellen will(was ohnehin nicht geht).
und er merkt es funktioniert nicht........die wolken grinsen ihn an |
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12.01.2011, 14:28 | #4 |
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Kse schulde ich wohl auch noch eine Erklärung.
Das Gedicht habe ich mit ca. 22 verbrochen. Es ist eine existentialistische Übung über die totale Absurdität von absolut Allem. Alles subjektiv als erstrebenswert Erachtete - der Mond - ist und bleibt unerreichbar. Das vergeblich Erstrebte aber in einer Art kindischem Wutausbruch zu zerstören, wie ein Kind, das ein bestimmtes Spielzeug kaputtschlägt, das es nicht bekommen kann, das ist ebenfalls sinnlos und absurd, sogar noch absurder, wenn im Sinnlosen eine Steigerung überhaupt möglich ist. Ein Schritt weiter als Camus: selbst die Revolte gegen das Absurde ist absurd, man kann sie sich genau so gut sparen. Und die Wolken wissen das. |
12.01.2011, 18:16 | #5 |
Sehr geiler Text.
Zwischen Sartre und Schopenhauer zielt dieser Schuß genau richtig, wenn er gegen Camus gerichtet sein soll. |
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12.01.2011, 18:36 | #6 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Schamansky -
obwohl ich Sch.... so gar nicht mag: Dies hier ist so tucholskyisch-gebennt, daß es eine wahre Wonne ist - intellektuell betrachtet. Selbstverständlich ein eigenständiger Schamansky. Ein Glück für dieses Forum. Auch R. Reimann hätte Dich gelobt, und er war sehr streng! Daumen hoch sagt Thing Geändert von Thing (12.01.2011 um 22:21 Uhr) |
12.01.2011, 22:19 | #7 |
Hallo Schamansky,
Mondgedichte mag ich sehr und Deines ganz besonders! "Aus Fenstern prasseln kleine, böse Blicke" finde ich toll, sie brennen mir regelrecht auf der Haut. LG Daisy |
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23.02.2011, 02:54 | #8 |
Hey Schamansky,
die erste Strophe - insbesondere hin zum letzten Vers ist wirklich groß. Gefällt mir sehr. Sehr witzig in seiner Tragik. Viele Grüße Noster |
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23.02.2011, 03:14 | #9 |
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Danke. Ein Kompliment von einem Könner wie Dir bedeutet eine Menge.
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23.02.2011, 12:39 | #10 |
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Eine geniale, surreale Atmosphäre hast Du damit heraufbeschworen. Es ist grotesk, lustig und doch fehlt ihm nicht der Sinn.
Besonders schön finde ich es, aus einer gewissen Rache gegen den Mond. Wenn ich das nächste Mal bei Vollmond nicht schlafen kann, denke ich an Dein Gedicht und grinse dumm, wie die Wolken, anstatt mich genervt umher zu wälzen. |
23.02.2011, 13:39 | #11 |
Hallo Schamansky,
ja ein absurdes Stück Lyrik, das einen gewissen Schmunzelfaktor, wegen seiner fast kindlich anmutenden Trotzfantasie nicht entbehrt.
Ich will mich aber mehr der verwendeten Bildsprache zuwenden, als mich vor den großen Meistern dieses Genres zu verneigen. "Der Mond hängt fett und träge im Gewölk." Nun träge kann ich nachvollziehen, weil der Mond ja im Auge des Betrachters langsam unterwegs ist. Was an seinem "Magermilchschein" aber fett sein soll, weiß vermutlich nur der Autor. "Ich krall das alte, schwarze Sturmgewehr, ich ziele gut und schieß das Scheißding runter." Das LI könnte ein Jäger zu sein, vermutlich hat er das Sturmgewehr aber eher illegal in seinem Besitz. Zielgenau über größere Entfernungen damit zu schießen dürfte aber nur schwer möglich sein, von der Reichweite (im Schnitt 300 Meter) ganz zu schweigen. "Er fällt auf einen unbelebten Platz und platzt in siebzigtausend kleine Stücke. Die glitzern in der Nacht. Das macht Rabatz. Aus Fenstern prasseln kleine, böse Blicke." Hier wird es nun total unglaubwürdig, denn der Mond mit einem Durchmesser von fast 4000 Km würde jeden Platz samt umliegenden Häusern platt machen und da glitzert dann nichts mehr. Damit sind wir bei der berechtigten Frage angelangt, darf oder muss Absurdes sowohl in der Vorstellung als auch in der Beschreibung absurd sein, oder sollte zumindest die Beschreibung eine gewisse nachvollziehbare Realität aufweisen. Ich bin für Letzteres, weil ich sonst keinen Ausgangspunkt für eine absurde Betrachtung habe. Ich bin der Meinung, dass der Text genauso oder sogar besser wirken würde, wenn seine Bilder zumindest in einer nachvollziehbaren Umgebung eingebettet wären. Ich hoffe, dass ich jetzt nicht als Spaßverderber dastehe. LG Perry |
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