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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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14.03.2023, 20:00 | #1 |
Paris und Helena
Paris und Helena War nicht der Grund der Schlacht um Troja allein der Liebreiz einer Frau? Kehrt mit der schönen Helena, nicht lang bevor Odysseus' Pferd der Stadt Verderben bringen konnte, der Tod bereits in Troja ein? Betörend schön wie Aphrodite, erblickt im Tempel auf Kythera in weißem Kleide Helena den stolzen Paris aufrecht stehn. Es bebt das Herz ihr vor Verlangen, des Gatten Menelaos Bild erbleicht, wird kraftlos im Gedächtnis. Und Paris läßt vor Artemis’ Altar vor Staunen die zur Göttin hoch erhobnen Hände sinken und starrt gebannt auf Helena. Vergessen sein Gebet zur Gottheit, vergessen seines Vaters Auftrag, vergessen sein Gefolg’ im Hafen. Nur eins beherrscht ihm noch den Sinn: die schöne Helena zu lieben, und geh’ die Welt darob zugrunde. Und ohne viel zu widerstreben, wird Helena zu Paris’ Beute, des Fürsten Menelaos’ Gold ergreifen hastig gier’ge Hände, die kleine Tochter Hermione bleibt weinend im Palast zurück. Und auf der Flucht vor den Spartanern geht vor der Insel Kranaë das liebestrunk’ne Paar vor Anker, um dort der Liebe Leidenschaft in aller Muße auszuleben, so lang bis vom geraubten Schatz aus Sparta nichts mehr übrig ist. Oh Priamos, du edler Fürst, Du hättest Trojas mächt’ge Tore vor deinem ungeratenen Sohn und seiner unglücksel’gen Buhle für immer fest verschließen sollen! Und ist nicht solcherart von Liebe für uns’re Zeit so ganz und gar der Stoff, aus dem die Träume sind? Die Liebe trifft uns wie ein Blitz, man flieht den tristen grauen Alltag, vergißt der Pflichten läst’ge Fesseln, will unerreichbar von zuhaus’ genießen auf der Sonneninsel das Nichtstun tags und nachts die Liebe. Mag nach uns doch die Sintflut kommen! |
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14.03.2023, 20:44 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Friedrich,
kenntnisreich und wortgewandt präsentierst Du uns die Hintergründe des Trojanischen Krieges und enthebst so manchem die Mühe, sich durch Homers gewaltiges Gedicht zu arbeiten. Vor gar nicht so langer Zeit hatte die Tochter (17 Jahre jung) von ihrer Lehrerin den Auftrag bekommen, über Goethes Faust II ein Referat zu halten. Ich hatte ihr empfohlen, Fausts Begegnung mit der schönsten Frau des Altertums, Helena, heraus zu picken und - voila - sie bekam eine Zwei (hatte bis dahin noch kein einziges Wort aus Faust II gelesen). Immerhin: Ich konnte das Mädchen davon überzeugen, sich Faust I (mit Will Quadflieg, Gustav Gründgens und Elisabeth Flickenschildt) anzuschauen. Für Dein Gedicht gibts ein Lorbeerblatt! Liebe Grüße, Heinz |
14.03.2023, 21:33 | #3 |
Forumsleitung
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Dichterich ist an den Strophen und Versen nichts auszusetzen. Heinz hat sie bereits gewürdigt.
Aber Inhalt und Aussage. Wenn es um den "Liebreiz der Frau geht", werde ich skeptisch, dass deswegen Kriege entfacht werden. Ich habe den Verdacht - und die historischen Quellen sprechen dafür - dass der "Liebreiz" immer an eine gewaltige Mitgift und die Bereitschaft zu Verrat gekoppelt war. Was man den Frauen nicht verdenken konnte, denn weil sie stets in Gefahr waren, ermordet zu werden, brauchten sie Verbündete. Bestes Beispiel: Cleopatra. Sie war keine Schönheit, und ob sie wirklich gut im Bett war, ist nicht mehr recherchierbar. Aber sie hatte ein Jeton, dass sie ins Spiel werfen konnte, nämlich die Spaltung Roms, die ihrem Thron Sicherung zu versprechen schien. Falsch gesetzt, wie wir wissen. Es ging nicht nur um Macht, sondern um die Rettung des eigenen Lebens in einem Umfeld, in dem jeder in deiner Familie dein Feind war und dein potentieller Mörder sein könnte. Frauen wurden als Stellschauben genutzt (weshalb nennt man noch heute diese mehreckigen Festziehschrauben "Mutter"?), um Intrigen zu spinnen und Gründe herbeizuführen, um in einen Krieg zu ziehen. Frühere Herrscher legtimierten sich nicht durch Frieden, sondern durch Eroberungen. Sie mussten liefern. Frauen wie Katharina die Große und Elisbeth die Erste waren Ausnahmen. Sie standen immer am Rand, ermordert zu werden, hatten aber Strategien entwickielt, sich davor zu schützen. Mühsam, energie- und schlafraubend. Wer in so etwas hineingeboren wird, kann ihm oder ihr den Kopf kosten. Wie Marie-Antoinette, die als junges, unbedarftes Kind die Etikette bei Hof nicht verstand und keine Ahnung von Politik hatte. Frauen! Kein Mann liebt sie, aber jeder braucht sie. Zu welchem Zweck auch immer. |
15.03.2023, 12:01 | #4 | ||
Hallo Ilka-Maria,
Zitat:
Ich nehme an, Du kennst diese Sendung vom RTL "Der Bachelor". Eine Staffel habe ich mir mal angesehen. Damals "datete" der Bachelor seine Schönen an besonders schönen meist meerumspülten sonnigen "Locations". Da dachte ich mir, hatten wir das in der Antike nicht auch schon mal? - Paris und Helena Zitat:
Lieber Gruß Friedrich |
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15.03.2023, 12:35 | #5 |
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Guten Morgen, Friedrich.
Ich schaue keine Serien. Fernsehen sowieso nicht. Homers "Ilias" habe ich gelesen, in der Übersetzung von Wolfgang Schadewaldt. Aber das ist Dichtung, da kann man sich jede Frau schönschreiben. Die Liebe hat in seltenen Fällen Bestand, das ist wahr. Aber bei den meisten Menschen ist ein langes Zusammenbleiben kein Beweis dafür, dass sie noch lebendig ist. Da sehe ich um mich herum nur Frust, Ehekrieg und ein Leben in der Hölle, und ich höre Bemerkungen wie: "Wenn ich mich scheiden lasse, bin ich pleite. Das kann ich mir nicht leisten." Die Frauen, mit denen ich befreundet bin, haben nie das Bedürfnis gehabt, nach ihrer Trennung vom Ehemann wieder eine Verbindung einzugehen. Mein Ex-Mann hat mittlerweile den fünften Versuch gestartete und von seinem Herzblatt kürzlich den Laufpass bekommen. Poor Boy! Aber das hätte ich ihm voraussagen können. Wenn man verliebt ist, befindet man sich im Zustand des Wahnsinns, jedenfalls sind es die gleichen und messbaren Prozesse, die in der Chemie ablaufen. Da ist man blind für Inkohärenzen und idealisiert das Liebesobjekt. In dieser Phase ist jede Frau schön, und jeder Mann ist ein Apoll. Diese Hochstimmung und Selbsttäuschung flaut nach einem halben Jahr ab, und der Rest ist nach vier bis fünf Jahren verpufft. Dann hält man der Kinder und der Besitzstände wegen durch, aber dann kracht es schon bald im Gebälk und einer der beiden Partner fängt mit der Fremdgeherei an (Frauen mehr als Männer). Das habe ich nicht an Einzelfällen gesehen, sondern in der Familie und im Bekanntenkreis dutzendfach. In einer Lerngruppe mit 24 Frauen und einem Mann kam einer nach der anderen dran mit derartigen Ehekrisen, und zwar im klassischen Alter von 30 bis 34 Jahren. Glückwunsch, dass du dir deine Liebe bewahrt hast. Aber sei dir bewusst, dass du und eine Frau Exemplare mit Seltenheitswert seid. Ihr habt meinen Respekt. LG Ilka |
15.03.2023, 13:40 | #6 | |||
Hallo Ilka-Maria
Zitat:
Zitat:
Deine pessimistischen Ausblicke auf Ehe und Liebesbeziehungen zwischen Mann und Frau mag ich nicht teilen, ohne jedoch zu sagen, daß Deine angeführten Beispiele nicht wahr wären. Man kann in der Liebe auch viel falsch machen und sie damit ruinieren. Das ist aber kein Argument dafür, daß es dauerhafte Liebe nur in seltenen Ausnahmefällen gibt. Es gibt in unserem Bekanntenkreis eine Anzahl von Witwen, die ihren verstorbenen Ehemännern nachtrauern und sie ständig vermissen. Eigentlich müßte es doch nur "lustige Witwen" geben, das Problem der Trennung hat sich von selbst gelöst, die finanzielle Einbuße ist dank Witwenrente gering. Ich denke, es ist wichtig, daß jemand, der eine Liebe wie die von Romeo und Julia erlebt hat und noch lebt, dafür einsteht, so daß die Welt Zitat:
Friedrich |
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15.03.2023, 14:13 | #7 |
Forumsleitung
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Romeo und Julia? Ich hätte gerne die Geschichte gelesen, wie sie quicklebendig nach zehn Jahre Ehe miteinander umgegangen wären. Ich glaube nicht, dass es Shakespeare darum ging, ein Loblied auf die Liebe zu singen. Wie scharf er auf menschliches Verhalten geblickt hat, sieht man an anderen seiner Werke, wie z.B. "Othello". Wie sah es denn dort mit der großen Liebe aus?
Was ist das überhaupt für eine "Liebe", seinen Suizid zu planen? Romeo und Julia hätten sich das im Gegenteil ausreden müssen. Wer wirklich liebt, ist doch am Wohlergehen des anderen interessiert. Eine Liebe kann man mit sich tragen, ein Leben lang, auch wenn sie sich nicht erfüllt. Aber das Gefühl kann einem niemand nehmen, und man muss auch nicht besitzen wollen, was man liebt. Aber ein Leben wegzuwerfen? Nee, das hat man nur einmal, denn einen Suizid kann man bekanntlich nicht rückgängig machen. Mit Liebe hat das null zu tun. Attraktivität ist auch kein Argument. Barabara Becker ist eine schöne und kluge Frau und war wahrscheinlich das Beste, war Boris Becker je hatte. Das hielt ihn nicht davon ab, sie bitter zu enttäuschen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Dabei ist es einfach, Versuchungen zu widerstehen, man kann nämlich wegschauen. Ich weiß das, denn ich bin - auch wenn es nicht so klingen mag - von Treue in geradezu nibelungenartiger Festigkeit überzeugt. Mir wäre nie eingefallen, den Menschen, dem ich ein Versprechen gegeben habe, zu verraten. Für einen Mann, der versucht hätte, mich rumzukriegen, hätte ich ohnehin nur Verachtung gehabt. Und nochmal zu Serien: Nein, ich habe keine Ahnung, worum es in den gängigen Fernsehserien geht, denn sie interessieren mich nicht. Es wäre für mich Zeit- und Energieverschwendung, mich auf derartige Massenware einzulassen. Ich suche mir meine Filme gezielt aus und habe geschätzt noch an die 1.000, die ich mir anschauen will. Synchronisierte Fassungen will ich auch nicht, lieber die Originale, soweit das möglich ist; denn was da an Dialogen ofmals übersetzt rüberkommt, ist grauenhaft (gilt übrigens auch für Bücher, da fällt eine gute Übersetzung regelrecht auf). Wenn überhaupt Fernsehen, dann ARTE. Aber das kann man sich auch am PC anschauen bzw. runterladen. Mein TV-Gerät hatte ich gefühlt vor einem Jahr zum letzten Mal eingeschaltet. |
15.03.2023, 16:27 | #8 | ||||
Hallo Ilka-Maria,
ich kenne ja mittlerweile Deine Haltung zu Fernsehen und seichten Filmen. Ich will Dir da auch gar nichts aus- oder einreden. Es geht doch nur darum, ob Du Dir vorstellen kannst, daß ein schönes, wohlgebautes Liebespaar engumschlungen vor einer sonnenbeschienenen Traumkulisse auf junge TV- oder Filmkonsumenten einen Eindruck machen kann wie: "Boah, geil, das wär's doch. So ein Leben, und das ohne Ende"! Bei Paris und Helena hatte das bekanntlich fatale Folgen und nicht nur für sie alleine. Zitat:
Zitat:
Zitat:
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Lieber Gruß Friedrich |
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15.03.2023, 16:50 | #9 | ||
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Zitat:
Zitat:
Liebe Grüße Ilka |
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Stichworte |
helena, leidenschaft, troja |
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