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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben. |
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12.05.2020, 20:36 | #1 |
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Alter: 56
Beiträge: 542
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Sonette krimineller Art
Habe in Crystalosers Faden eure Beiträge gelesen - und mache einen neuen auf, damit ich seinen nicht abschneide ...
Zitat Ralfchen: "gibt es eigentlich kriminal-sonette Ilka? denke das wäre ein hit, denn die normalen gedichte haben niemals erfolgsaussichten." Zitat Ilka: "Für Kriminalgeschichten in poetischer Form sind Sonette nicht geeignet, dafür sollte man Balladen oder epische Formen wählen. Das klassische Sonett geht von These (1. Strophe), Antithese (2. Strophe) und Synthese (die beiden Tripletten) aus." Nun, es gibt sie schon, es sei nur an das erste von Brechts Augsburger Sonetten erinnert "Zur Erinnerung an den Raubmörder Joseph Klein" ... (Habe doch glatt keinen Internetlink dazu gefunden) Interessant finde ich auch das Sonett "Der Mord" des ersten (oder letzten?) Wiener Expressionisten Hans Kaltneker, der 1919 mit nur 24 Jahren starb. Müsste Dir, Ralfchen, doch eigentlich besonders nahe stehen. Hier ein Link dazu: http://www.sonett-archiv.com/ijk/kaltneker/sonette.HTM Aber wie Ilka schon schrieb: Der Liebhaber von spannenden Kriminalgeschichten wird sich daran weniger ergötzen können ... Auch heute gibt es immer wieder "Autoren", welche die edle Formvorgabe des Sonetts für dunkle Machenschaften zu missbrauchen Suchen. Wer mag, kann sich unter "Düstere Welten und Abgründiges" davon überzeugen. Schönen Abend Epilog |
12.05.2020, 21:20 | #2 |
Forumsleitung
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Interressanter Dichter, dieser Kaltneker. Gefällt mir, was er schreibt. Das Gedicht "Mord" könnte man entfernt als Krimi einordnen, aber ich glaube, es geht vordergründig um die sozialen Probleme der damaligen Zeit.
Ich dachte, mit Brecht könnte ich weiterhelfen, denn ich habe eine fünfbändige Ausgabe seiner Werke. Allerdings: Darin gibt es weder "Augsburger Sonette" noch ein Gedicht mit dem von dir genannten Titel. |
12.05.2020, 21:47 | #3 |
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
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Beiträge: 542
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Hallo Ilka,
nun ja, die Quellenlage ist gelinde gesagt "undurchsichtig", aber die "Augsburger Sonette" müssten nach meinem Kenntnisstand in Brechts Frühwerk auf jeden Fall auftauchen - einige sollen sogar relativ "berühmt" sein (Nr. 19?). Wenn man die besagte Mordgeschichte Joseph Klein googelt, kommt als erstes immer ein kostenpflichtiger Beitrag der "Augsburger Allgemeinen" über einen Heimatforscher, der die Hintergründe dieses "Mordgedichts" von Brecht recherchiert hat. Mehr weiß ich heute abend auch nicht beizutragen
Beste Grüße Epilog |
12.05.2020, 21:57 | #4 |
Forumsleitung
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Schade. Hätte mich interessiert.
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13.05.2020, 21:01 | #5 |
Die Moabiter Sonette von Albrecht Haushofer, die er als Jude in Gefangenschaft der Nazis geschrieben hat, bevor er gegen Kriegsende erschossen wurde, ähneln manchmal KriminalSonetten. Das kommt dem vielleicht am nächsten.
L.G Patrick |
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13.05.2020, 22:40 | #6 |
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13.05.2020, 22:42 | #7 |
abgemeldet
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copyright: Hans Kaltneker1895 – 1919
Der Mord Ein Bahndamm. Telegraphendrähte schwirren. Lokomotivenpfiff. Gewölk. Grau. Drohend. Fabriken. Rauchend. Hammerlaut. Zornlohend. Rostrote Schwaden, die um Schlote irren. Breit wuchtet vor dem Horizont die Stadt. Qualgelbe Quadern. Mauern. Türme. Gassen mit geilen Hunden, Menschen, die sie hassen und nehmen und verprassen. Einer hat ein Messer in der Hosentasche. Lauert am Damm im Dunklen. Sprungbereit. Das Knie am Boden festgestemmt. Heiß von der Not des Blutes. Wartet. Fern die Melodie des Hammers, der auf Eisen niederschauert. Schritte - - Ein Sprung. Ein Stoß! – Ein Schrei!! – Ein Tod. __________________________________________________ __________ sensationell danke epilog |
13.05.2020, 22:43 | #8 |
abgemeldet
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genau das ist es was ich meinte. bin total glücklich mit den hinweisen. einer der besten fäden seit langem!!!!
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17.05.2020, 20:23 | #9 |
Dabei seit: 10/2019
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Ludwig Rubiner, Kriminalsonette
Man muss nur ein wenig gugeln, und schon rattert es nur so ... Kurt Pinthus schreibt in seiner berühmten "Menschheitsdämmerung" von 1920: "Ludwig Rubiner (1881-1920) wünscht keine Biographie von sich. Er glaubt, dass nicht nur die Aufzählung von Taten, sondern auch die von Werken und von Daten aus einem hochmütigen Vergangenheits-Irrtum des individualistischen Schlafrock-Künstlertums entstammt. Er ist der Überzeugung, dass von Belang für die Gegenwart und die Zukunft nur die anonyme, schöpferische Zugehörigkeit zur Gemeischaft ist ..."
Vor diesem Hintergrund bleibt es mir nur, seine Kriminalsonette (!) direkt zu verlinken: http://www.rubiner.de/texte_sonette.html Einen schönen Abend wünscht Epilog |
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