Unbekannte Reimschemata

[DieSilbermöwe]

Liebes Forum,

ich habe in einem Gedicht von Fred Endrikat ein mir unbekanntes Reimschema gefunden:

5 Zeilen:
a
b
a
a
b

(im Gedicht „Das ewig Weibliche".
Es taucht nicht bei mir bekannten Erklärungen über Reimschemata auf.

Auch bei Christine Lavant ist mir des Öfteren ein Reimschema aufgefallen, das ich nicht zuordnen kann, z. B. im Gedicht „Ich rufe wieder alle Spielgefährten":

a
b
b
a
c
c
d
d
e
e
f
g
f
g
h
i
j
j
k
l
l
k

Dieses Gedicht ist gar nicht in Strophen unterteilt.

Weiß jemand, ob es für diese beiden Reimschemata eine Bezeichnung gibt?

Ich habe schon ziemlich danach gesucht, aber nicht wirklich eine Antwort gefunden und würde mich freuen, wenn ihr etwas dazu sagen könntet.

LG DieSilbermöwe

[Ilka-Maria]

Liebe Silbermöwe,

um eine Versform zuordnen zu können, muss außer gereimt/ungereimt auch auf die Hebungen und Senkungen und die Verslänge geschaut werden.

Gedichte, die Mischformen aufweisen, gelten als Freie Verse (u.a. Wechsel der Rhythmen und Verslängen und Variaton der Strophenlängen, jedoch gereimt) oder als Freie Rhythmen (das gleiche, jedoch ungereimt und deshalb nahe an Prosa; siehe als Beispiel Hölderlins "Schicksalslied").

Christopher Hönig schreibt in "Neue Versschule":

"Freie Verse sind zwar in der Zeilenlänge frei, aber (im Gegensatz zu den Freien Rhythmen) durch den Endreim gebunden. Die Reime sind freilich oft sprunghaft. (Zunehmend ersetzt der Begriff Freie Ferse den Begriff Freie Rhythmen. Das ist nicht korrekt, weil auf diese Weise eine eigene Versform, der vers libre, ins Abseits gedrängt wird.)"

  3825229807

LG
Ilka

[MonoTon]

Hallo

abaab - eingeschobener Reim
findet oft Anwendung im Limerick, bei der ein Einschub einer Extrazeile innerhalb eines Kreuzreimes die Pointe verzögern soll. Im spanischen könnte man von einer Quintilla reden, aber das wäre die Bezeichnung der Versform, nicht die der Reimform.

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Das Zweite kann man denke ich nicht verallgemeinern, da es sich um Zusammenschlüsse verschiedener Reimarten handelt, welche es zu definieren gilt.
Wichtig bei der Definition wäre ihr Bezug zueinander.

abba - umarmender Reim oder auch abbacc - Terzinen/Schweifreim
ccddee - 2 oder 3 Paarreime
fgfg - Kreuzreim
hi - oft Vexierreim/Assonanz/Waise/reimlos (viele Möglichkeiten)
jjk/llk - abermals Terzinen/Schweifreim

Lg Mono

[DieSilbermöwe]

Liebe Ilka,
Lieber MonoTon,

vielen Dank für eure Hinweise! Ich werde mich mal dahinter klemmen

Jetzt fällt mir gerade erst auf, dass ich das abgebildete Cover mit dem Buch „Kleine deutsche Versschule von Wolfgang Kayser verwechselt habe... Letzteres habe ich, das abgebildete leider (noch) nicht, danke für den Tipp!

@MonoTon

abba - umarmender Reim oder auch abbacc - Terzinen/Schweifreim
ccddee - 2 oder 3 Paarreime
fgfg - Kreuzreim
hi - oft Vexierreim/Assonanz/Waise/reimlos (viele Möglichkeiten)
jjk/llk - abermals Terzinen/Schweifreim

Danke (den Vexierreim kannte ich noch nicht), aber in dem Gedicht stehen so viele verschiedene Reime hintereinander, dass es mich irritiert hat. Man „muss" also nicht im gesamten Gedicht bei einem bestimmten Reimschema bleiben, das war die Frage, die mir dazu durch den Kopf ging.


LG DieSilbermöwe

[DieSilbermöwe]

Ich glaube, bei dem zweiten Beispiel handelt es doch um Terzine ...
Herzlichen Dank, MonoTon!