Was lange währt, wird endlich gut

[Sasiria]

Was lange währt, wird endlich gut


Was lange währt, wird endlich gut
Doch was, wenn einem fehlt der Mut
Der Mut, den nächsten Schritt zu gehen
Über Sorgen und Zweifel hinwegzusehen

Die Schwelle zu queren, blind ohne Vertrau'n
Ohne nach hinten und unten zu schau'n
Wenn dass, was dort wartet nichts ist als Leere
Wenn dieses Gefühl nicht zum Aushalten wäre

Erfahren nur möglich, wenn ich es wage
Mich mit Lasten und Leid über die Schwelle trage
Getrieben, gescheucht von Kummer und Sorgen
Gehalten, gestützt von Sehnsucht auf morgen

Der Rücken gekrümmt, gesenkt noch der Blick
Genommen die Hürde, kein Weg mehr zurück
Denn erkennen kann nur, wer schließlich tut
Was lange währt, wird endlich gut

[Ilka-Maria]

Guten Morgen, Sasiria,

gleich beim ersten Überfliegen deiner Strophen kam mir in den Sinn: Das liest sich wie eine Kurzfassung der klassischen Heldengeschichte, wie wir sie aus den meisten Erzählungen und Kinofilmen kennen (auch wenn sie nicht immer gut ausgehen).

Zitat von Sasiria

Was lange währt, wird endlich gut
Doch was, wenn einem fehlt der Mut
Der Mut, den nächsten Schritt zu gehen
Über Sorgen und Zweifel hinwegzusehen

In Strophe eins weigert sich der Protagonist/Held, seine gewohnte Welt zu verlassen. In ihr fühlt er Struktur und Sicherheit. Als er eine Störung wahrnimmt, weigert er sich, sie wahrzunehmen.

Zitat von Sasiria

Die Schwelle zu queren, blind ohne Vertrau'n
Ohne nach hinten und unten zu schau'n
Wenn dass, was dort wartet nichts ist als Leere
Wenn dieses Gefühl nicht zum Aushalten wäre

Wenn der Druck zu groß wird, muss der Held zur Schwelle gehen. Doch er zweifelt immer noch, und außerdem warnt ihn der Schwellenwächter, dass es nach dem Übertreten kein Zurück mehr gebe: In dem Reich hinter der Grenze liegt der Lohn für eine schwer zu lösende Aufgabe, denn sie ist mit Gefahren verbunden. Der Held könnte aber auch scheitern.

Zitat von Sasiria

Erfahren nur möglich, wenn ich es wage
Mich mit Lasten und Leid über die Schwelle trage
Getrieben, gescheucht von Kummer und Sorgen
Gehalten, gestützt von Sehnsucht auf morgen

Der Held muss den Konflikt lösen, also übertritt er die Schwelle und beginnt zu kämpfen. Dabei trifft er auf den Antagonisten, aber auch auf Mentoren und Helfer.

Zitat von Sasiria

Der Rücken gekrümmt, gesenkt noch der Blick
Genommen die Hürde, kein Weg mehr zurück
Denn erkennen kann nur, wer schließlich tut
Was lange währt, wird endlich gut

Am Ende geht der Kampf des Helden gegen den Widersacher auf Leben und Tod. Besiegt er ihn, hat er ein Elixier gewonnen, mit dem nach Hause zurückkehrt. Er ist wieder in seiner alten Welt, aber er hat sich entwickelt und ist jetzt imstande, diese Welt zu verändern.

Ich weiß nicht, ob dir der Aufbau der klassischen Heldengeschichte bekannt ist oder ob du die wesentlichen Elemente (die Heldengeschichte besteht aus 12 bis 13 Schritten) aus dem Bauch heraus aufgegriffen hast. Jedenfalls passen sie, und auch bei deinem Gedicht schließt sich der Kreis: Alles wird gut.

Schöne Woche und besten Gruß,
Ilka

[Sasiria]

Hallo liebe Ilka,

wow, vielen Dank für dein ausführliches Feedback!
Tatsächlich war mir der Aufbau der klassischen Heldengeschichte nicht bewusst beim Schreiben. Verrückt, dass sich die Elemente so darin wiederfinden, Du hast Recht.

Lieben Gruß
Saskia

[Ilka-Maria]

Gerne besenft.

Achte mal auf das Schema, wenn du wieder einen Film anschaust oder einen Roman liest. Der Held oder die Heldin kommen immer in einen Konflikt, dem sie ausweichen wollen. Aber sie werden gezwungen, sich der Prüfung zu stellen. Das macht den Spannungsbogen aus. Fast immer ist damit ein Ortswechsel verbunden: Sie müssen die Schwelle übertreten. Und immer gibt es Mentoren, die warnen oder Ratschläge geben, und Helfer, die den Helden mit einer besonderen Gabe oder Waffe ausstatten. Der Held besteht die kelieneren Prüfungen, aber die große steht ihm noch bevor. Das nennt man bei der Heldenreise "die tiefste Höhle". Hier geht es auf Leben und Tod.

Womit beginnt z.B. Spielbergs "Jurassic Parc", ein Film, den die meisten Menschen kennen: Natürlich mit einer Reise, die von den beiden Wissenschaftlern mit Skepsis angetreten wird. Die Antagonisten sind Raptoren, ein T-Rex und ein korrupter Computer-Nerd. Helfer sind die beiden Kinder, der Mentor ist der Großwildjäger. Mit diesen wenigen Figuren hat die Story alles, was sie braucht. Ach ja, das gab es noch diesen Anwalt, der vom T-Rex gefressen wurde. Den hätte der Film aber nicht gebraucht, das war nur ein kleiner Rachefeldzug von Spielberg, um zu zeigen, was er vom Berufsstand der Juristen hält.

In diesem Sinne: Frohes kreatives Weiterschaffen!