Beginn eines Arbeitstages

[Friedrich]

Beginn eines Arbeitstages

Den Fronarbeitern
des Papiers und PCs
in Anteilnahme gewidmet



Oh, wie schwer fällt mir im Winter
Mal zu Mal das frühe Aufstehn,
jetzt, da’s draußen dunkel ist
neblig feucht und klirrend kalt.

Bald schon steh ich auf dem Bahnsteig,
Kälte krallt sich durch die Kleidung,
Hände tief in Manteltaschen
geh ich frierend auf und ab.

Spukhaft wie durch einen Schleier
meines Atemnebels glühen
gleich Rubinen und Smaragden
die Signale aus dem Dunkel.

Endlich ! Schienen pfeifen, singen,
gleißend weißes Augenpaar,
silberrot die S-Bahnschlange
rasend schnell kommt immer näher.

Wie bewegt von Geisterhänden
fahren Türen auseinander,
Menschen quellen auf den Bahnsteig
andere steigen eilig ein.

Jeden Morgen, stets aufs Neue,
wird das Arbeitnehmerheer
transportiert von S-Bahnzügen,
ausgespieen an Hauptbahnhöfen,

umsortiert in Straßenbahnen
oder Busse, bis ein jeder
endlich an sein Ziel gelangt,
seinen Platz gefunden hat.

Dann – ermüdend – die acht Stunden
Arbeitszeit, ein Marathon:
bald nur Qual und unabwendbar
der Gedanke, – wegzulaufen!

Lächerlich, die vielen Jahre
des Studierens, die’s bedurfte,
um letztendlich hier zu welken
einer Blume gleich im Loch.

Wenn ich meinen Schreibtisch räume,
wird es dämmrig dunkel sein,
Bus und S-Bahn werd ich nehmen,
und mich schon ... auf morgen freun.