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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 09.06.2023, 13:02   #1
männlich Faber
 
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Standard Antinomie des Barbiers

Der Ärmste unter den Barbieren
Ist als ein solcher definiert,
Der alle, und nur die, rasiert,
Die sich nicht selbst rasieren.

Nun wird der arme Kerl sich fragen:
Darf ich den eignen Bart mir scheren?
Muss ich mir selbst den Dienst verwehren
Und nun für immer Vollbart tragen?
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Alt 10.06.2023, 07:25   #2
männlich Glen Elgin
 
Dabei seit: 06/2023
Ort: Leipziger Aue
Beiträge: 24

Hallo Faber,
ich habe einige Zeit über Dein Gedicht gegrübelt, aber ich konnte wirklich nichts Nachdenkliches oder Philosophisches ausmachen. Oder bin ich zu engstirnig??
Jedenfalls konnte ich köstlich schmunzeln und Dein Gedicht hat definitiv dazu beigetragen, dass ich den Tag nun fröhlich beginne.
LG von
Glen Elgin
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Alt 10.06.2023, 17:49   #3
männlich Faber
 
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Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Hallo Glen,

die zentrale Frage lautet: Wer rasiert den Barbier?

Rasiert er sich selbst? Wohl kaum, denn er rasiert nur die, die sich nicht selbst rasieren.

Also rasiert er sich nicht selbst!? Auch falsch, denn er rasiert alle, die sich nicht selbst rasieren.

Die Idee zum Gedicht stammt von Bertrand Russells Barbier-Paradoxon.

LG
Faber
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Alt 10.06.2023, 18:52   #4
männlich Glen Elgin
 
Dabei seit: 06/2023
Ort: Leipziger Aue
Beiträge: 24

Hallo Faber,
ja, ich dachte auch gleich an Epimenides (die lügenden Kreter). Ich wollte nur anmerken, dass dein Gedicht womöglich im falschen Faden steht. Ich hätte es bei „Humorvolles und Verborgenes eingestellt. Aber das ist natürlich subjektiv. Die Entscheidung lag bei Dir.
Grüße von
Glen Elgin
Glen Elgin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2023, 19:39   #5
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 833

Zitat:
Zitat von Faber Beitrag anzeigen

Der Ärmste unter den Barbieren
Ist als ein solcher definiert,
Der alle, und nur die, rasiert,
die nimmermehr sich selbst rasieren.

Nun wird der arme Kerl sich fragen:
Darf ich den eignen Bart mir scheren?
Muss ich mir selbst den Dienst verwehren
Und nun für immer Vollbart tragen?
Hallo Glen Elgin,

in "Humorvolles und Verborgenes" steht so ziemlich alles drin, was irgendwie lustig ist, es ist also ein großes, und etwas chaotisches Sammelbecken.
Insofern ist es nachvollziehbar, Gedichte, die einen gewissen philosophischen Bezug haben, in einer anderen Sparte zu posten.
Kann natürlich jeder machen, wie er will.

Grüße!

Hi Faber,

gefällt mir sehr gut, ist eine nette Idee.
Im Zitat (siehe oben) habe ich eine Zeile verändert, da bei Dir dort der Rhythmus etwas aus dem Takt gerät.
Wahlweise könnte man auch "keineswegs" oder "keinesfalls" nehmen.
Vielleicht findest Du ja Gefallen daran.

Viele Grüße von Georg
Georg C. Peter ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 10.06.2023, 22:11   #6
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

N'abend,

bislang dachte ich, dass je mehr Bart, desto mehr Pflege und fachmännische Betreuuung seien notwendig und dass dies den Beruf des Barbiers ausmache. Glattrasieren kann sich jeder ohne Mühe. An meinem Wohnort gibt es mittlerweile massenweise Türken, die auf Bärte spezialisiert zu sein scheinen, denn in den Schaufenstern ihrer Friseur- und Barbierläden hängen jede Menge Werbefotos aus, wie man sich den natürlichen Männerschmuck trimmen lassen kann.

Das scheint ein Super-Geschäftsmodell zu sein. Der Service ist preiswert, aber der Zulauf bringt den Umsatz. Wenn ich an solchen Etablissements vorbeigehe, die z.B. Namen wie "Istanbul" tragen, sehe ich immer Vollbesetzung.

Und warum sollte ein Barbier nicht in der Lage sein, sich selbst einen perfekten Bart zu trimmen? Erstens hat er das Handwerk gelernt, zweitens verfügt er über dss notwendige Handwerkszeug, mit dem er umzugehen versteht. Ein gelernter Koch gäbe sich schließlich auch nicht mit einer Currywurst auf dem Wochenmarkt zufrieden.

Auf den Punkt gebracht: Die Philosophie des Gedichts erschließt sich mir nicht.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2023, 12:53   #7
männlich Faber
 
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Beiträge: 384

Hallo Glen,

verzeih, ich hatte deinen Kommentar falsch gedeutet.

Hallo Georg,

danke fürs aufmerksame Lesen. Der Patzer im Rhythmus ist mir ganz entgangen!

Hallo Ilka,

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Der Service ist preiswert, aber der Zulauf bringt den Umsatz.
... und den Angestellten häufig nicht mal den Mindestlohn.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Auf den Punkt gebracht: Die Philosophie des Gedichts erschließt sich mir nicht.
Ziel war es nicht, eine Philosophie zu schaffen. Ich habe nur versucht, das Barbier-Paradoxon in ein Gedicht zu gießen. Die Auflösung des Paradoxons liegt darin, das die Frage nicht entscheidbar ist und die Definition des Barbiers fehlerhaft. Einen solchen Barbier kann es nicht geben.

LG
Faber
Faber ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2023, 13:58   #8
männlich Georg C. Peter
 
Benutzerbild von Georg C. Peter
 
Dabei seit: 03/2017
Ort: Karlsruhe
Beiträge: 833

...für alle interessierten Userinnen und User darf ich mal kurz über das Barbier- Paradoxon aufklären:

„Du kannst einen Barbier definieren als ‚jemanden, der all jene, und zwar nur jene, rasiert, die sich nicht selbst rasieren‘. Die Frage ist: Rasiert der Barbier sich selbst?“ (Bertrand Russel, Englischer Mathematiker und Philosoph)

Ich musste es auch erst googeln.
Über diese Aussage lässt sich natürlich trefflich streiten.
Aber das Zitat hat seine Gültigkeit.
Ich denke, er will damit an die griechische Tradition des Paradoxen anknüpfen: Zwei in sich logische Theorien widersprechen sich.

Grüße an alle,
Georg

PS:
Bei Interesse gibt es hier auch einen heiteren Bericht über das "Teilungsparadoxon" des Zenon von Elea (Hörversion in #3):
https://www.poetry.de/showthread.php?t=73240
Georg C. Peter ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2023, 14:52   #9
männlich Perry
 
Benutzerbild von Perry
 
Dabei seit: 11/2006
Alter: 71
Beiträge: 3.754

Standard Hallo Faber,

Vollbärte dienen meist zur Kompensation spärlich werdender Kopfhaarpracht.
Ich trage meine Resthaare als Zopf und brauche deshalb keinen Barbier.
Das löst zwar das Paradoxon nicht, ist aber praktisch.
Gern in deinen Gedichtspiegel geschaut und LG
Perry
Perry ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.06.2023, 17:44   #10
männlich Nöck
 
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Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Zitat:
Zitat von Georg C. Peter
Die Frage ist: Rasiert der Barbier sich selbst?
Nein tut er nicht, wenn er sich rasiert, ist er Privatmann. Er bezahlt nichts dafür, weil es keine Dienstleistung ist und er gibt sich auch kein Trinkgeld.

Danke, Faber, es war unterhaltsam, sich einmal darüber Gedanken zu machen.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.06.2023, 11:58   #11
männlich Faber
 
Benutzerbild von Faber
 
Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Hallo Georg,
danke für deine Erläuterungen!

Danke Perry,
du lieferst eine praktische Lösung für Probleme des echten Lebens. Mal schauen, vielleicht werde ich in zehn Jahren davon Gebrauch machen (müssen).

Lieber Nöck,
über deine kreative Auflösung musste ich sehr schmunzeln!

LG
Faber
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