Der Sessel

[Cornelius]

Im Stadtpark an der alten Mauer,
da präsentiert sich dem Beschauer
ein Fernsehsessel, herrenlos
am Wege zwischen Laub und Moos.

In dieser besten aller Welten
ist solch ein Anblick doch recht selten,
wiewohl man jedes Element
sogleich als recht vertraut erkennt.

Hat jener, der es einst besessen,
verstoßen oder nur vergessen
das schöne weiche Polstermöbel
und ausgeliefert es dem Pöbel?

Ein jeder darf es nun benutzen,
darf es zerkratzen und beschmutzen,
sich setzen und für einen kurzen
Genussmoment ins Polster furzen.

Noch ist es freilich unbesetzt,
vom Morgentau nur leicht benetzt,
noch findet sich auf dem Velours
von Vandalismus keine Spur.

Doch bald schon wird der Stoff vergilben,
besiedeln werden ihn die Milben,
der Fink im Baum wird tirilieren
und ihn auf seine Art verzieren.

Heut Nacht schon schlägt vielleicht der Blitz
in den verlassnen Sorgensitz.
Ich trockne eine stille Träne
und füttere am Teich die Schwäne.