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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 03.05.2023, 08:56   #1
männlich Alfredo
 
Dabei seit: 12/2022
Ort: Wels
Beiträge: 128

Standard Muttertag

Jedes Jahr ist Muttertag.
Ich stelle mir die bange Frag',
wozu der Tag den nütze sei?
Er findet statt im Monat Mai.

Das Mütterlein wird ausgeführet,
sie ist darüber sehr gerühret!
Der Umsatz steigt im Blumenladen,
es ist auch nicht der Wirte Schaden.

Sie haben kaum ein Plätzchen frei,
am Muttertag im Monat Mai.
Gar mancher Tand wird heut' gegeben,
die gute Mutter, sie soll leben.

Doch manche Mutter wird versetzt,
sie hat geweint und ist verletzt.
Kein Telefon hat angeschlagen,
das liegt der Mutter schwer im Magen.

Der Tod ereilt das Mütterlein,
in die Grube kommt sie rein.
Wurde zur Leb'zeit sie vergessen,
getrauert wird nun angemessen!
Alfredo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2023, 07:32   #2
weiblich Rumpelstilz
gesperrt
 
Dabei seit: 01/2023
Ort: Berlin
Beiträge: 311

Standard Muttertag

Hallo Alfredo,

du siehst den sogenannten Muttertag kritisch, und das hat er auch verdient.
Nicht, dass ich etwas gegen Mütter hätte, ich bin selbst Mutter, nein, die Vermarktung des Mütterlichen ist perfide.

Wobei ich mir sagen würde, wenn du ein wenig Geschichte des Muttertags ins Gedicht gebracht hättest, wäre die Heuchelei noch offenbarer.

Soviel mir bekannt ist, kommt die Idee des Muttertags aus den USA. Dort vegetierten die Blumenläden vor sich hin, und da hatte einer eine prima Idee: Ehren wir doch unsere Mütter mit einem Blumenstrauß! Prompt passierte, was in den USA nicht mehr zu verhindern war: Der Muttertag wurde eingeführt.

Zudem wurde der Muttertag in der Folge auch politisch gegen den Internationalen Frauentag eingesetzt. Einmal dadurch, dass der Internationale Frauentag gerade in westlichen Ländern etwas Anrüchiges bekam, er wurde als kommunistisch verrufen, zum anderen bemächtigten sich vorher die Nazis des Muttertags. Da wurden Mehrfachmütter mit dem Goldenen Mutterkreuz ausgezeichnet, und die Pimpfe standen Spalier in Uniform, alles künftige deutsche "Helden" gegen den "jüdischen Bolschewismus". Den politischen Hintergrund muss man kennen, wenn man heute seiner Mutter zum Muttertag gratuliert.

Du schreibst ganz richtig, dass da viel geheuchelt wird. Aber ich hätte mir
ein wenig mehr nicht nur Geschichte des Muttertags vorstellen können,
sondern vor allem der politische Aspekt hätte ein wenig Aufmerksamkeit verdient.

Zum Technischen: Unglücklich das Tag' statt Tage. Solche "Verkürzungen"
aus metrischen und reimerischen Gründen sollte man in jedem Fall vermeiden. Genauso unglücklich das "ausgeführet" und "Lebzeit" aus metrischen Gründen. Alles eine Formulierungsfrage. In der letzten Strophe geht es dann metrisch etwas durcheinander.


Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2023, 08:15   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.711

Zitat:
. Soviel mir bekannt ist, kommt die Idee des Muttertags aus den USA. Dort vegetierten die Blumenläden vor sich hin, und da hatte einer eine prima Idee: Ehren wir doch unsere Mütter mit einem Blumenstrauß! Prompt passierte, was in den USA nicht mehr zu verhindern war: Der Muttertag wurde eingeführt.
Stimmt so nicht. Das mit den Blumenläden ist Unsinn. Es stimmt nur, dass die Idee aus den USA stammt. Und er wurde bereits 1909 gefeiert.

So entstand der Muttertag:
https://www.hannoversche.de/wissenswert/muttertag

Aus dem Link:
Zitat:
„Geprägt wurde der Muttertag in seiner heutigen Form von der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung. 1865 gründete die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis eine Mütterbewegung mit dem Namen Mothers Friendships Day. Hier konnten Mütter sich zu aktuellen Fragen austauschen. Eine Mütter-Friedenstag-Initiative „peace and motherhood“ rief 1870 Julia Ward Howe ins Leben mit dem Ziel, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Söhne nicht mehr Kriegen zum Opfer fallen sollen.

Seit den 1960er Jahren sind in Europa verschiedene Frauenbewegungen und Frauenverbände entstanden. Neben den Friedensprojekten und mehr Frauenrechten engagierten sie sich auch für bessere Bildungschancen bei Mädchen. Für mehr Anerkennung der Mütter trat der in den 1890ern gegründete Internationale Frauenrat ein.

Die Tochter von Ann Maria Reeves Jarvis, die Methodistin Anna Marie Jarvis, gilt als Schöpferin des heutigen Muttertags. Am 12. Mai 1907 veranstaltete sie ein Memorial Mothers Day Meeting in Grafton (West Virginia, USA) – der Tag fiel auf den Sonntag nach dem zweiten Todestag ihrer Mutter. Auch im nächsten Jahr gab es eine Andacht, die sich den Müttern widmete.

Schnell entwickelte sich daraus eine Tradition und Anna Marie Jarvis machte es sich zum Ziel, einen offiziellen Muttertag zu schaffen. Sie startete eine Initiative für die Einführung eines offiziellen Feiertags zu Ehren der Mütter und schrieb Briefe an Politiker, Geschäftsleute, Geistliche und Frauenvereine. 1909 wurde der Muttertag bereits in 45 Staaten der USA gefeiert." Zitatende
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2023, 08:53   #4
weiblich Rumpelstilz
gesperrt
 
Dabei seit: 01/2023
Ort: Berlin
Beiträge: 311

Standard Muttertag

Hallo Silbermöwe,

das ist alles richtig, was du schreibst, dass der Muttertag aus der konservativen Ecke kam, das konnte gar nicht anders sein, hindert aber nicht daran, dass die Sache mit den Blumenläden tatsächlich stattgefunden hat, dass also der Muttertag auch eine profitträchtige Marketingidee war. Was aber entscheidend ist, das ist der politische Missbrauch des Mütterlichen in der Folgezeit in Deutschland und in der westlichen Welt überhaupt. Insofern habe ich doch wohl nichts Falsches geschrieben? Ich habe ja in meinem Kommentar gesagt,es fehle dem Gedicht die Geschichte des Muttertags. Schön, dass wir von dir darüber informiert worden sind.

Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2023, 09:00   #5
männlich MonoTon
 
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Beiträge: 1.107

In der floristischen Ausbildung wurde uns folgendes in Kurzform zum Muttertag und Weltfrauentag mitgegeben.

Der Muttertag war ein antikes griechisches Volksfest, das lange in Vergessenheit geraten war.
Dann wurde es erneut ins Leben gerufen durch tapfere Frauen die sich dafür einsetzten und sich stark machten, dass ihre Söhne und zukünftige Väter nicht mehr sinnlosen Kriegen zum Opfer fielen. Im Laufe dessen wurde es zur Tradition diesen Tag der Frauenbewegung zu ehren und seinen Müttern zu danken für den Einsatz um ihre Leben. Die Mütter selbst erlebten dadurch oft Spott, Schimpf und Schande. Ebenso wurde ihnen Gewalt angedroht oder ihnen Volksverrat angehängt.
Erst später entwickelten sich, wie bei fast allen Dingen, finanzielle Interessen um diese Bewegung. Vor allem in der Nachkriegszeit.

Der Weltfrauentag am 8. März hingegen wurde zumeist von Russen gefeiert, er stand mehr dafür ein sich bei den Müttern zu bedanken, dessen Söhne, Männer und Väter Ehrenhaft im Krieg gefallen sind. Die DDR kannte nur diesen Feiertag und übernahm später den Muttertag gerne mit.
Da er in den westlichen Regionen für wenig Aufwand schnell Profit brachte.
Viele Anwohner klagten oft über leere Vorgärten, die zuvor in voller Blüte standen. Und auf den Friedhöfen standen zunehmend leere Grabvasen.
Denn: "Dit letzte Hemd hat keene Taschen!"

Lg Mono
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Alt 04.05.2023, 10:18   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Rumpelstilz Beitrag anzeigen
das ist alles richtig, was du schreibst, dass der Muttertag aus der konservativen Ecke kam, das konnte gar nicht anders sein, hindert aber nicht daran, dass die Sache mit den Blumenläden tatsächlich stattgefunden hat, dass also der Muttertag auch eine profitträchtige Marketingidee war.
Was für ein fadenscheiniges Herausgerede. War aber nicht anders zu erwarten.

Wer den Quatsch mit dem Blumenhandel mitmachen will, macht es eben. Bei mir lief das nicht, auch wenn meine Mutter zunächst ein langes Gesicht zog. Meinem Sohn habe ich von vornherein von derartigen "Verpflichtungen" freigesprochen. Letztendlich liegt es an jedem Menschen selber, wem er sein Geld in den Rachen schmeißen will, denn dafür gibt es keine Gesetze. Ich bin mir sicher, dass die Blumenhändler das ganze Jahr über gut verdienen, nämlich alleine schon aufgrund von Grabschmuck und Gräberpflege, Begräbnissen, Hochzeiten, Geburtstagen und sonstigen Feierlichkeiten. Aber wer spricht schon von den Massen an Weihnachtssternen, die der Blumenhandel, die Supermärkte und die Baumärkte im Dezember nicht nur an einem Tag, sondern wochenlang umsetzen?

Wir leben in einem freien Land, da kann sich jeder unter den zahlreichen Ideologien heraussuchen, was seinen Bedürfnissen entspricht.

Dafür, dass der Muttertag von anno tobac die Grundlage für den Mutterkult der Nationalsozialisten gewesen sein soll, gibt es keine Belege. Hitlers Schergen wollten Macht über die Jugend und sie in ihrem Sinne erziehen. Da hätte man auch Sparta als Modell heranziehen können. Die Mütter brauchte man als Gebärmaschinen, und zwar möglichst für "arische" Typen. Dieser Versuch lief aber auch ins Leere, denn die wenigsten jungen Frauen ließen sich darauf ein, mit ausgesuchten Männern Kinder zu produzieren, sondern die Mehrheit zog die traditionelle Ehe und die Planung einer Familie nach ihren eigenen Wünschen vor.

Die Nazis hatten ganz andere Mittel als den Mutterkult, die Jugend zu bekommen, die sie haben wollten, und sie für ihre Programme zu begeistern. Sie behandelten sie wie Erwachsene, übertrugen ihnen Aufgaben und gaben ihnen das Gefühl, ernst genommen zu werden. Sie werteten die Jugend auf, so dass es sogar zur Denunziation der eigenen Eltern und Geschwister kam. In der Schule bekamen die Kinder entsprechende Literatur, um ihnen die Nazi-Ideologien in die Köpfe zu brennen, so z.B. das Unterrichtsbuch "Der Giftpilz". Ist alles bekannt. Dagegen ist der Muttertag und die Beeinflussung von Frauen geradezu läppisch. Die Jugend war schon immer einfacher zu manipulieren gewesen - funktioniert heute noch.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2023, 11:07   #7
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.596

...ich hab auch noch Senf.
Muttertag ist immer Sonntag, also kein echter Feiertag.
Der Weltfrauentag (Internationaler Frauentag) ist in 20 Länder am 08. März ein echter Feiertag. Als er 1911 am 19. März erstmalig begangen wurde (Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweiz und USA) , ging es noch um das Frauenwahlrecht. Heute geht es allgemein um (noch nicht vorhandene) Frauenrechte.
Seit 1975 macht auch die UN darauf aufmerksam. Im Land Berlin ist er seit 2019 Feiertag, in Mecklenburg-Vorpommern sollte das in diesem Jahr geschehen sein.
Clara Zetkin war die mir bekannteste Verfechterin.
Quelle: https://www.lpb-bw.de/08-maerz-frauentag (Landeszentrale für politische Bildung BW)

Übrigens wird um den Weltfrauentag kaum Kommerz gemacht.

dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
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