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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 06.04.2023, 13:37   #1
männlich Nöck
 
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Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Standard Verloren

Weltentrückt, wie in Hypnose,
steht er stumm am Klippenrand.
Unter ihm das Meergetose,
Sehnsucht nach dem Heimatland.

Lauter rufen ihn die Wogen
und er fühlt sich rausgezogen
wieder auf das weite Meer,
er blickt auf und atmet schwer.

Auf der Flucht vor Mord und Kriegen
war er in ein Boot gestiegen,
kam an Land mit letzter Kraft,
viele haben’s nicht geschafft.

Fast als wollt der Wind ihn leiten
hin zu alten, frohen Zeiten,
spürt er, wie es an ihm zerrt,
bis er sich nicht länger sperrt.

Auf dass sich sein Gott erbarme,
breitet er beherzt die Arme
wie beim Wiedersehen aus -
und fliegt los - zurück nach Haus.
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Alt 06.04.2023, 14:23   #2
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.089

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Weltentrückt, wie in Hypnose,
steht er stumm am Klippenrand.
Unter ihm das Meergetose,
Sehnsucht nach dem Heimatland.
Ein wunderbares Gedicht, Nöck, und eine tolle Momentaufnahme. Aber ist dir aufgefallen, dass du mit Kreuzreimen begonnen und dann mit Paarreimen weitergedichtet hast? War das Absicht, um einen bestimmten Effekt zu erzielen? Zum Beispiel mit den Paarreimen ein stärkeres Tempo zu schaffen?

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2023, 15:08   #3
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Danke Ilka,

dies Gedicht ist fast von ganz allein und unter dem Einfluss von meinen Gefühlen entstanden. Das mit den Reimen hat sich so ergeben, also ohne Absicht.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2023, 07:04   #4
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo Nöck

Oft ist es der schwierigste Teil sich nach langer Zeit die man sich mit bekannten Stil- und Formkonventionen angeeignet hat, alles anzuwenden und einfach aufs Gefühl zurück zu greifen. Diesmal aber mit einem Wissen und einer Leichtigkeit, die man vor vielen Jahren eventuell nicht inne hatte. Alle Mittel zur Begleitung und Unterstützung der Sprache sind genau das, begleitend um Worte zu tragen.
Der Trochäus wirkt natürlich und die Sprache darin ist deine ganz Eigene.
Man hört auch zwischen den Zeilen die Wellen seicht an Klippen schlagen.
Ebenso die tiefe Sehnsucht die sich in der Seeluft bis hin in Richtung Meeresgrund richtet.
Eine wunderschöne Sprache und melancholisch gelungene Grundmelodie.
Gerne gelesen
Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2023, 10:45   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.708

Hallo Nöck,

ein wunderschön gereimtes Gedicht! Inhaltlich ist es in der Tat düster.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2023, 12:16   #6
männlich Epilog
 
Dabei seit: 10/2019
Ort: in den Wolken
Alter: 56
Beiträge: 525

Standard Hallo Nöck

wirklich bewegend.

Die letzte Strophe erscheint mir fast wie eine Reminiszenz an Eichendorff. Du weißt schon, was ich meine (?).

Liebe Grüße

Epilog
Epilog ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2023, 08:42   #7
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Mono,

Zitat:
Zitat von MonoTon
einfach aufs Gefühl zurück zu greifen
wenn es gelingt, sich tief in eine Situation einzufühlen, sprudeln die treffendsten Wörter und Begriffe manchmal wie von selbst hervor. Und wenn sich ein dazu passender Rhythmus einstellt, entsteht ein Gedicht, dass gefällt.

Du hast dich gut in meine Zeilen eingefühlt und sie passend interpretiert, danke.

LG Nöck



Hallo Silbermöwe,

ich danke dir, dass es ein düsteres Gedicht geworden ist, ist in diesen Zeiten nicht weiter verwunderlich.

LG Nöck



Hallo Epilog,

schön, dass es dich ergriffen hat. Im Gegensatz zu Eichendorff spannt hier allerdings nicht die Seele ihre Flügel auf.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
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