New York 1989

[Ilka-Maria]

Der Fahrer des Yellow Cab war alles andere als gesprächig. Ein gedrungener, schätzungsweise fünfzigjähriger Mann unamerikanischen Aussehens. Als wir in sein Auto stiegen, hielt er eine aufgeschlagene Zeitung in kyrillischen Schriftzeichen in den Händen.

Jonas, offenherzig und neugierig, sprach ihn an. "Where are you from?"

"Russia."

"Seit wann sind Sie in New York?"

"Long time."

Im Tonfall des Russen lag Misstrauen. Er wollte nicht befragt werden, das spürte ich. Er witterte Gefahr, wenn er es mit Menschen zu tun bekam, die zu viel von ihm wissen wollten. Jede seiner knappen Antworten signalisierte: Lasst mich in Ruhe.

Doch Jonas hatte für Untertöne kein Gespür und fragte weiter. "Wollen Sie mal wieder zurückgehen in ihre Heimat?"

"Njet."

Nach drei insgesamt fünfsilbigen Antworten hatte Jonas kapiert, dass mit diesem Fahrer kein Gespräch in Gang gesetzt werden konnte. Aber er gab ihm ein so großzügiges Trinkgeld, als habe er ein mehrstündiges Interview mit ihm geführt.

[dunkler Traum]

... McCartney hieß in der Sowjetunion anders, Misstrauen hieß überleben, rheinische Frohnaturen sind anders.
Hast du gut rüber gebracht, gefällt mir.

beaux rêves
dT