Du

[Ly3Ric]

Natürlich. Natürlich… Wie sonst sollte ein Text beginnen? Was sonst sollte mich dazu bewegen, Worte zu aufschreiben, wenn nicht die wirksamste Mainstream-Muse, die, neben dem Frühlingsbeginn und idiotengesicherten Verehrung Gottes, die Liebe ist. Apropos… Ich erinnere mich an den Moment in meinem gesellschaftlich als kurz betiteltem Leben, in dem ich das letzte Mal gezielt ferngesehen habe. In mir kam zusammen mit meinem besten Freund, der diesen Titel bekam, da er der einzige war, das zutiefst freiheitliche Bedürfnis auf, „die Nacht durchzumachen“. Das ist diese Tätigkeit, bei der man versucht, sich völlig unwürdig mit Flüssigkeiten und eiserner Disziplin durch die Nacht zu schleppen, um dann am Folgetag nur noch mehr Qualen aushalten zu müssen und die wahre Macht der Schwerkraft zu spüren, die versucht, mit der Kraft der schwersten und grausamsten Lehrperson, die man sich vorstellen kann, MAL FÜNF an den Augenlidern zu zerren und den Kopf Richtung Brush zu drücken, als würde man sich als Kind mit „schweren Knochen“ auf eine Rolle vorwärts vorbereiten.
So. Viel mit Gewicht. In diesem Sinne: No Body Shaming! Ernsthaft. Du bist sicherlich schön, aber ich habe Probleme mit Veränderungen hinsichtlich Gewichtsveränderungen. Los, ihr Tiefenpsychologen, schlachtet meine Kindheit aus und kommt zu eurer heroischen Diagnose. Sicherlich hab‘ ich irgendein Trauma, aber darum kann ich mich ja in meinem Unbewussten kümmern. Jetzt geht es erstmal zurück zum Thema. Du.

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Ok, also Du. Du bist keiner der Menschen, die mich enttäuschen.
Ich nehme mir übrigens regelmäßig heraus, über andere Menschen zu urteilen, als hätte ich eine einmalige Verbindung zum Leben, durch die ich völlig ab von der gesellschaftlichen Ordnung zu wissen glaube, was das Leben wirklich ist. Aber mal ernsthaft. (…, um eine Floskel zu verwenden, die die Seriosität der darauffolgenden Aussage meist nur sehr dünn unterstreicht, …) Wird man nicht so oft von den anderen Menschen enttäuscht?
Ach egal. In diesem Sinne:

### ottos mops
von Ernst Jandl —> echte Empfehlung

Ich finde das unglaublich lustig. Ähnlich verhält es sich, wenn jemand niest. Nehmen wir eine verklemmte Situation im Discounter. Abwechselnd stehen Hemdträger, die ihr unsichtbares zweites Hemd aus altem Rauch mit einem durch Parfüm-Demenz angelegtes drittes Hemd vertuschen wollen und Menschen, die gar nicht erst versuchen, ihren natürlichen Duft zu verstecken an der von mir bedienten Kasse. Umso angestrengter der eine seinen Vordermann anschaut, desto entspannter räumt der andere seine „Hofgut“-Schokomilch auf das Kassenband, das vielen Wissenschaftlern Aufschluss über neuartige und seltene Krankheiten geben würde, wenn es nicht beim Netto Frischkäse -ganz genau- bis zur Lichtschranke schieben müsste. Zwischen beiden Parteien, die in allen Fällen genauso Frauen und alles dazwischen und dahinter sein können, herrscht diese typische Spannung, von der sich Paare am Abend noch zu erzählen haben, weil nichts Spannenderes passiert ist. Und auf einmal wacht ein quälender Geist in einer dieser Personen auf. Er erreicht die oberen Atemwege und in seinem Gesicht sieht man den exorzistischen Kampf gegen das ihn überkommende Gefühl und dann explodiert der kontaminierte Kanonenschlag aus allen denkbaren Öffnungen seines Gesichts, nein, seines Körpers. Mir fällt es schwer, die verklemmte Situation weiterhin ernst zu nehmen.

[-robin]

Sehr gelungener Text! Prima