Leg Dich zu mir bei Poetry.de

Dionysos von Enno · 01.06.2023, 21:45

Leg Dich zu mir
Die Wellen in den Laken
sind
Papier

Die Zeit darunter
drauf geschrieben
Wie Löschsand auf der Schrift
verrieben
Dein Atem auf der Tinte
weiß und
warm

Die Härchen auf dem bloßen, nackten Arm
sind alle aufgerichtet
Das Dunkel tief im Schritt
belichtet
von einer hellen, warmen Hand
Belegt mit einem eindringlichen
Kuss

versinkst Du in dem warmen, weichen
Fluss
Es gibt nichts, das du tun musst
Ich bin allein wegen Dir
in Dir
Ich bleibe

Es klingt wie Knittern von Papier
Ganz zärtlich schließt sich eine Weile,
um die milchig-weiße Seide, Deine
warme Innenseite. Warum seufzt Du denn,
Du leidest doch nicht annähernd wie ich,
der eingesperrt in Deinen Blick
gar nichts mehr sein will
ohne Dich

Oh braunes, dunkelbraunes Auge
mit dem Abendgold im Niederschlag
So kreisel ich in Dich, ich glaube,
dass ich mich nie mehr wiederfinden
mag. Trinke mich auf wie Deinen allerwärmsten
Tee

An Deiner Zunge spielt ein Weh mit mir, das
mich besitzt und mich benutzt und mich
entrückt. Und endlich lächelst Du verzückt.
Ich bin Dir ganz genau geglückt.
Bis auf den letzten Tropfen
ausgetrunken.

Salzig wie der erste Funken
in einem Strom aus purem
Strom

Auf Deine nackte Brust gesunken,
die Hand noch in den endlos warmen
Wellen
spüre ich mich endlos lang zerschellen
Verloren in des Stromes dunklen Schnellen
Ganz ohne einen Gott in einem
dunkelbraunen
Dom

unusmultorum · 03.01.2024, 23:38

Ein Füllhorn, voll von starken Bildern. Entkerne deinen Text, arbeite die Essenz heraus und lasse alles andere weg, dann wirst Du viel Applaus bekommen. Versprochen!

Ilka-Maria · 04.01.2024, 11:03

Zitat:

Zitat von unusmultorum

Entkerne deinen Text, arbeite die Essenz heraus ...

Da gibt es nichts zu entkernen. Es ist ein starker Text. Allenfalls sind einige Kommata zu entfernen, auch ein paar Füllwörter. Aber ansonsten sitzt alles. Viel Sinnlichkeit in einen Moment gepackt und sprachlich gelungen vermittelt.

Dionysos von Enno · 05.01.2024, 20:06

Zitat:

Zitat von unusmultorum

Ein Füllhorn, voll von starken Bildern. Entkerne deinen Text, arbeite die Essenz heraus und lasse alles andere weg, dann wirst Du viel Applaus bekommen. Versprochen!

Vielen Dank für das lesen und Wirkenlassen des Textes und deinen gut gemeinten Ratschlag. Das Manieristische, das zügellose, dionysische ist für mich Genuss

Ich brauche all diese Musik und bin nicht auf der Suche nach Applaus. vielleicht nach Berührung in und mit Texten Dafür danke!

Merci!

Liebe Ilka

.. merci

Mes compliments

Dio

kofski · 15.01.2024, 18:29

Ich würde es etwas kürzen oder nach Strophe 4 beenden. Das Reimschema sauber durchziehen. Der Witz ist ja, dass es sich sehr wohl reimt, aber die Gliederung abweicht. Dieses Spiel könnte man auf die Spitze treiben, wenn man sich konzentriert, wie ein Vorredner auch schon andeutete.

01.06.2023, 21:45	#1
Dionysos von Enno Dabei seit: 07/2021 Alter: 47 Beiträge: 274 Meine Gedichte Meine Favoriten	Leg Dich zu mir Leg Dich zu mir Die Wellen in den Laken sind Papier Die Zeit darunter drauf geschrieben Wie Löschsand auf der Schrift verrieben Dein Atem auf der Tinte weiß und warm Die Härchen auf dem bloßen, nackten Arm sind alle aufgerichtet Das Dunkel tief im Schritt belichtet von einer hellen, warmen Hand Belegt mit einem eindringlichen Kuss versinkst Du in dem warmen, weichen Fluss Es gibt nichts, das du tun musst Ich bin allein wegen Dir in Dir Ich bleibe Es klingt wie Knittern von Papier Ganz zärtlich schließt sich eine Weile, um die milchig-weiße Seide, Deine warme Innenseite. Warum seufzt Du denn, Du leidest doch nicht annähernd wie ich, der eingesperrt in Deinen Blick gar nichts mehr sein will ohne Dich Oh braunes, dunkelbraunes Auge mit dem Abendgold im Niederschlag So kreisel ich in Dich, ich glaube, dass ich mich nie mehr wiederfinden mag. Trinke mich auf wie Deinen allerwärmsten Tee An Deiner Zunge spielt ein Weh mit mir, das mich besitzt und mich benutzt und mich entrückt. Und endlich lächelst Du verzückt. Ich bin Dir ganz genau geglückt. Bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken. Salzig wie der erste Funken in einem Strom aus purem Strom Auf Deine nackte Brust gesunken, die Hand noch in den endlos warmen Wellen spüre ich mich endlos lang zerschellen Verloren in des Stromes dunklen Schnellen Ganz ohne einen Gott in einem dunkelbraunen Dom

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03.01.2024, 23:38	#2
unusmultorum gesperrt Dabei seit: 01/2024 Beiträge: 40 Meine Gedichte	Ein Füllhorn, voll von starken Bildern. Entkerne deinen Text, arbeite die Essenz heraus und lasse alles andere weg, dann wirst Du viel Applaus bekommen. Versprochen!

15.01.2024, 18:29	#5
kofski abgemeldet Dabei seit: 01/2024 Beiträge: 378 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich würde es etwas kürzen oder nach Strophe 4 beenden. Das Reimschema sauber durchziehen. Der Witz ist ja, dass es sich sehr wohl reimt, aber die Gliederung abweicht. Dieses Spiel könnte man auf die Spitze treiben, wenn man sich konzentriert, wie ein Vorredner auch schon andeutete.