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Alt 13.02.2010, 21:21   #1
männlich Kurt
 
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Standard Ein himmelsschreiender Blödsinn.

Man merkte es dem obduzierenden Pathologen, seines Zeichens Professor, deutlich an, dass er sehr ärgerlich war. Seinem Assisten, der vor nicht allzu langer Zeit sein Medizin-Studium beendet und mit einer Dissertation abgeschlossen hatte, fiel außerdem auf, dass der Professor schneller als sonst gewohnt zu Werke ging.
Ihm, dem Assisten, kam es so vor, als wüsste der "Prof." schon vor dem Ende der Sektion das Ergebnis.
Alles war anders als bei früheren Obduktionen. Der Professor sprach kein Wort. Sein Gesicht war gerötet. Er musste sehr ärgerlich gewesen sein.
Der 19-jährige Verstorbene wies keinerlei eklatanten Befunde auf und das Sektions-Protokoll sagte aus, dass die Todesursache Herzversagen war.
Der Assistent, einigermaßen frustriert, konnte sich keinen rechten Reim auf das Ganze machen.
Beim Händewaschen fasste er sich ein Herz und begann: "Herr Prof...", worauf die Antwort nicht lange auf sich warten ließ: "Ich weiß, was Sie fragen möchten."
Weiteres sagte er nicht. Er trocknete sich die Hände ab. Dem Assisten kam es so vor, als ob der Professor sonst nichts mehr sagen wollte.
"Dieser junge Mann", begann der Professor aber wieder, "hätte nicht sterben müssen. Er war Mitglied einer Art Gang, die eigentlich nur Blödsinn und Quatsch und auch kriminelle Sachen im Kopf hatte. Er stieß vor kurzem zu der Bande, die von ihm eine Art Mutprobe verlangte". Er rümpfte die Nase und hatte dabei ein spöttisches Lächeln.
Während er sich seinem Spind näherte erzählte er weiter:" Diese miesen kleinen Gangster kamen auf eine besonders glorreiche Idee. Giuseppe, so hieß der Tote, sollte eine ganze Nacht alleine in den Katakomben verbringen. Er sollte sich in einer der Nischen verstecken. Mitnehmen durfte er nur etwas zu Essen und zu Trinken und eine Taschenlampe. Auch zum Lesen durfte er was mitnehmen, jedoch kein Radio und auch kein Handy. Am nächsten Tag fand man ihn ungefähr eine Stunde nach Öffnung der Katakomben tot in der Nische".
Der Assistent war etwas bleich geworden und konnte nichts entgegnen.
"Ein himmelsschreiender Bödsinn..." sagte der Professor noch, während er einen Regenmantel anzog.
Draußen regnete es.


Kleine Erläuterung:
Die Geschichte spielt in einer südländischen größeren Stadt, in welcher in ihren Katakomben zahllose, meist um die hundertjährige und ältere Leichen, zu sehen sind.
Kurt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.02.2010, 23:16   #2
männlich Ex-pyja8
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Beiträge: 41


hey,

nettes ding!
die fakten, die du zur sektion nennst, sind absolut
authentisch und gar nicht so auf grusel gemacht,
wie man solche fiktiven obduktionen ja sonst kennt...
ich arbeite nämlich selbst in nem krankenhaus und
meist sind ja stories in denen sowas vorkommt, sehr
unheimlich beschrieben, obwohl das aus sicht von
fachleuten (die ja der prof und der assistent mehr
oder weniger sind) nicht im geringsten so is...

was mich allerdings bissl stutzen ließ, war das
herzversagen des 19 jährigen...
oder hab ich nur die pointe nich geschnallt?
Ex-pyja8 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.02.2010, 16:59   #3
männlich Kurt
 
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Bei dieser Geschichte soll es der Phantasie des Lesers überlassen bleiben, was genau nächtens in den Katakomben passiert sein könnte.

MfG.
K.
Kurt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2023, 20:47   #4
männlich Kurt
 
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Ort: Menzenschwand-Las Vegas
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Standard Teil 2 der Geschichte

Zitat:
Zitat von Kurt Beitrag anzeigen
Man merkte es dem obduzierenden Pathologen, seines Zeichens Professor, deutlich an, dass er sehr ärgerlich war. Seinem Assisten, der vor nicht allzu langer Zeit sein Medizin-Studium beendet und mit einer Dissertation abgeschlossen hatte, fiel außerdem auf, dass der Professor schneller als sonst gewohnt zu Werke ging.
Ihm, dem Assisten, kam es so vor, als wüsste der "Prof." schon vor dem Ende der Sektion das Ergebnis.
Alles war anders als bei früheren Obduktionen. Der Professor sprach kein Wort. Sein Gesicht war gerötet. Er musste sehr ärgerlich gewesen sein.
Der 19-jährige Verstorbene wies keinerlei eklatanten Befunde auf und das Sektions-Protokoll sagte aus, dass die Todesursache Herzversagen war.
Der Assistent, einigermaßen frustriert, konnte sich keinen rechten Reim auf das Ganze machen.
Beim Händewaschen fasste er sich ein Herz und begann: "Herr Prof...", worauf die Antwort nicht lange auf sich warten ließ: "Ich weiß, was Sie fragen möchten."
Weiteres sagte er nicht. Er trocknete sich die Hände ab. Dem Assisten kam es so vor, als ob der Professor sonst nichts mehr sagen wollte.
"Dieser junge Mann", begann der Professor aber wieder, "hätte nicht sterben müssen. Er war Mitglied einer Art Gang, die eigentlich nur Blödsinn und Quatsch und auch kriminelle Sachen im Kopf hatte. Er stieß vor kurzem zu der Bande, die von ihm eine Art Mutprobe verlangte". Er rümpfte die Nase und hatte dabei ein spöttisches Lächeln.
Während er sich seinem Spind näherte erzählte er weiter:" Diese miesen kleinen Gangster kamen auf eine besonders glorreiche Idee. Giuseppe, so hieß der Tote, sollte eine ganze Nacht alleine in den Katakomben verbringen. Er sollte sich in einer der Nischen verstecken. Mitnehmen durfte er nur etwas zu Essen und zu Trinken und eine Taschenlampe. Auch zum Lesen durfte er was mitnehmen, jedoch kein Radio und auch kein Handy. Am nächsten Tag fand man ihn ungefähr eine Stunde nach Öffnung der Katakomben tot in der Nische".
Der Assistent war etwas bleich geworden und konnte nichts entgegnen.
"Ein himmelsschreiender Bödsinn..." sagte der Professor noch, während er einen Regenmantel anzog.
Draußen regnete es.


Kleine Erläuterung:
Die Geschichte spielt in einer südländischen größeren Stadt, in welcher in ihren Katakomben zahllose, meist um die hundertjährige und ältere Leichen, zu sehen sind.
Zu dieser Zeit wusste noch niemand, dass zwei Mitglieder der Gang, Luigi und Marco, einen perfiden Plan ausgeführt hatten, um Giuseppe bei dieser Mutprobe gehörig, um nicht zu sagen extrem, zu erschrecken.
Luigi hasste Giuseppe, den Mutprobenkandidaten schon länger, da dieser ihm seine Freundin ausgespannt hatte.
Er wandte sich an Marco, der sich wie Giuseppe an diesem Tag in den Katakomben einschließen lassen und sich dort verstecken sollte. Marco weigerte sich vehement, da ihm dies allzu gruselig erschien; ließ sich aber letztlich doch dazu breitschlagen.
Marco rief nach der überstandenen gruseligen Nacht seinen Kumpel an und teilte ihm mit, dass er sich gegen zehn Uhr unbemerkt aus den Katakomben aus dem Staub gemacht hätte, was Luigi wohlwollend zur Kenntnis nahm.
Danach, nach ungefähr vier Stunden erhielt Marco einen Anruf von Luigi: "Hey du was soll das? Giuseppe ist tot. Tot! Noch nichts davon gehört wie?? Was hast du denn gemacht? Was hast du für einen Scheiß gemacht?..."
Nach ein paar Schrecksekunden antwortete Marco: "Nichts hab ich gemacht, erschreckt eben, wie besprochen. Mit den Füßen rumgetappt, gewimmert, manchmal auch leise gebrummt und auch mal die Bierdose ploppen lassen...sonst nichts!"
Luigi antwortete: "Scheiße, das war alles zuviel für ihn. Wir hätten den Scheiß nicht machen sollen."
Keiner der Beiden hatte irgend jemand Anderem von der Sache erzählt und sie versprachen sich auf Ehrenwort, niemals auch nur ein Sterbenswörtchen davon verlauten zu lassen. Beide hielten sich daran, aus gutem Grund, aus Angst vor Bestrafung.
Aber weiß man es? Ob nicht mal, zum Beispiel im Suff, ein Wörtchen zuviel ausgeplaudert wird?
Kurt ist offline   Mit Zitat antworten
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