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Alt 04.04.2023, 00:36   #1
männlich MiRRoR
 
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Standard Alles hat seinen Sinn

Als die Nacht hereinbrach, erwachte er und versuchte sich zu orientieren, was ihm jedoch nicht gelang. Die Dunkelheit ließ einen Blick nicht weiter als einen Meter zu. Er versuchte aufzustehen. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand oder wie er an diesen dunklen Ort gelangt war! In der Weite der Nacht jedoch nahm er dieses seltsam kreischende Geräusch wahr, etwas, das er in dieser Art noch nie zuvor gehört hatte.

Und er hatte das Gefühl, dass dieses Geräusch näherkam. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass es ihn bald einholen würde. Mit letzter Kraft kam er auf die Beine, die sich anfühlten wie Blei. Sein Oberkörper war nackt und dreckig. Er hatte nur den einen Gedanken: "Ich muss weg von diesem Geräusch", dachte er, von dem er weder wusste, was es war noch woher es kam! Nur eines war ihm klar: Er musste diesen Ort so schnell wie möglich verlassen und irgendwohin gehen, wo er sicher war

Als sein Blick wieder klarer wurde, sah er, dass sein gesamter Körper voller Wunden war, aber er hatte keinerlei Erinnerung daran, woher sie kamen. Die Schmerzen waren so stark, dass sie seinen geschundenen Körper wach hielten und ihn davon abhielten, in eine tiefe Ohnmacht zu fallen! Langsam schleppte er sich durch die Dunkelheit, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben. Die tiefen Schnittwunden unter seinen Füßen machten ihm am meisten zu schaffen. Bei jedem Schritt hatte er das Gefühl, als würde er mit nackten Füßen über Messer laufen, aber der Respekt vor dem, was sich auf den Weg zu ihm machte, ließ ihn jeden Schmerz ertragen.

Er konnte unter seinen Füßen einen moorartigen Boden fühlen, in dem er bis fast zu den Knien versank und das Laufen fast unmöglich machte.Das unheimliche Geräusch kam immer näher, das konnte er deutlich hören und auch spüren!

Je weiter er lief, desto tiefer wurde der Sumpf unter ihm und er wusste, dass er diese Nacht nicht überleben würde, wenn jetzt kein Wunder geschah! Doch er gab nicht auf, fest entschlossen, sich seinem Schicksal nicht hinzugeben. Solange er noch am Leben war, würde er den Kampf nicht aufgeben. Das lag nicht in seiner Natur!

Langsam kam die Morgendämmerung über den Horizont und erst jetzt konnte er sehen, wie fürchterlich sein Körper zugerichtet war. Die Wunden waren tief und es schien, als würden sie lebendig sein. Sie pulsierten langsam im Rhythmus seines Herzschlags. Bei genauerem Betrachten sah er, dass sie Gesichter hatten: Gesichter von Menschen, die er verloren hatte, oder Menschen, die ihm selbst großes Leid zugefügt hatten.

Er nahm das kreischende Geräusch wieder wahr und wusste, dass er keine weitere Zeit mehr verlieren durfte. Er schaute nach vorne und sah einen großen Berg vor sich, der bis zum Himmel zu ragen schien und von einer Nebelwolke umgeben war, die der Morgentau mit sich brachte. Mit letzter Kraft trieb er seinen Körper voran, fest entschlossen, diesen Berg zu erklimmen, um sich in Sicherheit zu bringen. Er spürte seine tauben Beine nicht mehr, als er wieder festen Boden unter seinen Füßen hatte, was auch gut so war, weil er den unerträglichen Schmerz nicht mehr ertragen musste. Am Fuß des Berges angekommen, sah er empor und betrachtete den fast unerreichbaren Gipfel, der ein großes Loch in die Wolkendecke zu reißen schien.

Er hörte hinter sich das Ankommen, was er nicht zu beschreiben vermochte. Unter das Kreischen mischte sich jetzt noch ein Grollen, wie eine Lawine, die hinter ihm her war, um ihn unter sich zu begraben! So schnell wie seine Beine ihn trugen, fing er an, den Berg zu erstiegen. Er wollte seine letzte Chance nutzen, zu fliehen, bevor es ihn unter sich begrub! Mittlerweile war es ganz hell und der Nebel begann sich langsam aufzulösen... Ohne sich umzudrehen, führte er seinen Weg fort, immer weiter hoch. Er wusste, nur wenn er jedes Hindernis, das ihm hier begegnet, überwindet, hat er eine Chance zu entkommen.

Es muss spät am Nachmittag gewesen sein, als er auf einen Felsvorsprung kam und beschloss, eine kurze Pause einzulegen, um neue Kraft für den Weg, der noch vor ihm lag, zu schöpfen. Die Wunden und die Erschöpfung machten ihm schwer zu schaffen. Er versuchte jetzt zu erkennen, was hinter ihm her ist... Und dann sah er es, wie es sich vom Horizont her auf ihn zubewegte. Er konnte nicht deuten, was er sah. Es war wie eine schwarze Masse, die sich in schnellen Bewegungen auf ihn zubewegte. Doch was ihn am meisten beunruhigte, war, dass sich die Welt dahinter in nichts aufzulösen schien.

Er sah nichts mehr hinter der schwarzen Masse, keine Berge, keine Wiesen, keine Häuser und keine Menschen... einfach nur Nichts!! Das ist das Ende der Zeit, dachte er sich und dieser Gedanke machte ihn Angst und er entschloss sich, seine Rast zu beenden und sein Ziel fortzusetzen.
Es wurde langsam wieder dunkel, als er sein Ziel fast erreicht hatte. Er schaute nach unten und sah, dass es am Fuße des Berges angekommen und sich langsam den Weg nach oben bahnte. Wie eine Welle von Dämonen, die sich kreischend auf ihn zu bewegte!!

Ohne einen weiteren Blick zu riskieren, kletterte er weiter hinauf, bis zur höchsten Stelle des Berges. Das Geräusch war jetzt so laut, dass selbst wenn er vor Angst geschrien hätte, er sich selbst nicht gehört hätte. Es war schmerzhaft in seinen Ohren und er hatte das Gefühl, dass seine Trommelfelle platzen würden. Dann wurde ihm klar, dass er auch hier oben keine Chance hatte zu entkommen.

Noch einmal schaute er auf das, was einmal die Erde war. Doch das Einzige, was es noch gab, war dieser Berg und ihn. Alles um ihn herum hatte sich aufgelöst und war jetzt in dieser Masse, die auch ihn erreichen würde. Ruhig setzte er sich auf den Boden, winkelte seine Beine an und vergrub sein Gesicht zwischen seinen Knien. "Soll es mich auch holen", dachte er. "Ich werde hier warten und dann werde auch ich mich in Luft auflösen..." Umso näher es kam, desto ruhiger wurde er...

Er presste die Handflächen auf seine Ohren und fing an, noch ein letztes Mal über sein Leben nachzudenken! Auch wenn er manchmal sehr schwere Zeiten hatte, war sein Leben dennoch erfolgreich und schön gewesen. Er dachte an seine Kindheit, die nicht hätte besser sein können und an die er sich gerne erinnerte! Und er dachte auch an die letzten Jahre seines Lebens, die viele Schicksalsschläge für ihn bereithielten.

Aber er hatte nie aufgegeben zu kämpfen und stets gehofft, dass auch bald wieder bessere Zeiten kommen würden. Er dachte an seine Familie und seinen Job, die sein Leben ausfüllten und ihn erfüllten. Aber das ist jetzt alles nicht mehr wichtig, jetzt wo sein Leben gleich ein Ende haben würde! Nicht ein einziges Mal schaute er nach unten, aber er spürte, dass es ihn gleich holen würde. Nie in seinem Leben war er so entspannt wie in diesem Moment. Warum das so war, das wusste er nicht!

Dann fühlte er, wie es ihn ergriff, und es tat nicht mal weh. Es war, als würde ein Sturm um ihn kreisen und ihn sanft kitzeln. Die Geräusche jedoch brüllten in seinen Ohren, und es war sehr kalt... aber keine Schmerzen!!! Dann verschlang es seinen ganzen Körper!!!

Stille... kein einziger Ton war zu hören. Das einzige, was er hörte, war das Blut, das durch seinen Kopf rauschte, und sein Atem... gleichmäßig und ruhig. Er hob seinen Kopf ein Stück an, um zu sehen, was geschehen war! Doch er sah nichts. Alles um ihn herum war schwarz und leer.
Der Berg unter ihm hatte sich in Luft aufgelöst, und es schien, als würde er einfach schweben in dieser Dunkelheit. "Bin ich tot?", dachte er... "Ist das der Himmel?" Wieso hatte er sich nicht, wie der Rest auch, in Nichts aufgelöst? Noch einmal sah er ein Licht von oben her scheinen, eines wie er es noch nie zuvor gesehen hatte. Er erhob sich und sah, dass alle seine Wunden weg waren. Er war sauber und trug nur diese weiße Hose. "Das ist das Licht, das mich ins Jenseits führt", dachte er. Ohne Angst ging er mit festen Schritten in das Licht.

Doch als er es betrat, schien es, als würde er fallen... immer tiefer und schneller!! Es war ein befreiendes Gefühl. Er fühlte sich in diesem Moment wie ein Embryo im Leib einer Mutter – so warm und behütet, wie er sich niemals zuvor gefühlt hatte. Angst hatte er keine! Kurz bevor er unten aufschlug, fiel er in einen Traum... Er stand auf einer Wiese, doch diesmal war er nicht allein. Eine Frau kam auf ihn zu, und er erkannte, dass es seine geliebte Oma war, die ihm liebevoll die Hände entgegenstreckte.

Er nahm ihre Hände, und in diesem Moment wurde ihm alles klar... Er wusste, was geschehen war und warum es geschehen war! Es waren seine Erinnerungen, seine Schmerzen, seine Ängste und seine verletzten Gefühle, die ihn verfolgten und ihn einholten... und ihm wurde auch klar, was es zu bedeuten hatte! Jeder Mensch hat seine Probleme, Ängste und Sorgen, und man sollte sich ihnen nicht hingeben oder versuchen, ihnen zu entfliehen, denn egal wie sehr man sich anstrengt, man kann ihnen nicht entkommen. Egal wie verrückt, steinig und schwer sie sind und egal wie groß der Berg ist, den man erklimmen muss, um sie zu lösen – der Weg lohnt sich zu gehen!

Als er aufwachte, lag er in seinem Bett, und er wusste, dass heute der Tag war, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und seine Probleme zu bekämpfen.
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Alt 04.04.2023, 19:09   #2
Friedrich
 
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Hallo MiRRoR

ein spannendes "Horrormovie" präsentierst Du uns da. Wir fliehen mit dem Protagonisten, haben Angst vor den immer näher kommenden schrecklichen Geräusch, fragen uns, was kann das nur sein? Und dann? Dann stellt sich heraus, es sind "die Probleme, Ängste und Sorgen, die jedermann hat." Und dann frage ich mich, ob die Entsprechung stimmt. Sind Probleme und Ängste tatsächlich etwas, wovor wir so panisch die Flucht ergreifen, und uns möglichst von ihnen nicht einholen lassen wollen? Nehmen wir z.B. die Angst, seinen Job zu verlieren. Diese Angst begleitet uns und jagt uns nicht vor sich her. Haben wir unseren Job verloren, so fallen wir vielleicht in ein Loch der Verzweiflung, aber wir laufen nicht davon. Vielleicht haben wir, so wir überschuldet sind, Angst vor dem Gerichtsvollzieher oder Angst, daß der Vermieter uns auf die Straße setzt, doch auch hier ist nichts, was uns verfolgt und von dem wir nicht wissen, was es ist. Man könnte sich noch vorstellen, jemand laufe vor traumatischen Kindheitserinnerungen davon, weil er Angst hat, sie könnten bewußt werden und ihn so schrecken, wie damals als sie entstanden sind. Doch diese Möglichkeit schließt Du ja aus, indem Du sagst
Zitat:
er dachte an seine Kindheit, die nicht hätte besser sein können und an die er sich gerne erinnerte!
Das sind Gedanken, die mir zu Deiner Horrorgeschichte kamen: Spannend geschrieben, doch die Auflösung ein wenig enttäuschend.

Lieben Gruß

Friedrich
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Alt 04.04.2023, 22:38   #3
weiblich Ilka-Maria
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Hallo, MiRRoR,

Friedrich hat ja schon einiges zu deinem Text gesagt.

Was auffällt, sind die Redundanzen, die das Tempo drosseln, und die wenig plausiblen Beschreibungen. Ich greife nur mal einen Abschnitt heraus:

Als sein Blick wieder klarer wurde, sah er, dass sein gesamter Körper voller Wunden war, aber er hatte keinerlei Erinnerung daran, woher sie kamen. Die Schmerzen waren so stark, dass sie seinen geschundenen Körper wach hielten und ihn davon abhielten, in eine tiefe Ohnmacht zu fallen! Langsam schleppte er sich durch die Dunkelheit, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben. Die tiefen Schnittwunden unter seinen Füßen machten ihm am meisten zu schaffen. Bei jedem Schritt hatte er das Gefühl, als würde er mit nackten Füßen über Messer laufen, aber der Respekt vor dem, was sich auf den Weg zu ihm machte, ließ ihn jeden Schmerz ertragen.

1. "Blick klarer": Im Vergleich zu was? Vermeide Sätze, die mit "als" beginnen, soweit es möglich ist.
2. gesamter/voller: Man vermeide Superlative.
3. nicht der Körper bleibt wach, sondern der Geist; man kann hellwach sein, während der Körper taub ist. Zweimal "hielten" im selben Satz. Sei sparsam mit Ausrufezeichen!
4. Gibt es ein schnelles "sich schleppen"?
5. "wirklich" = unnötiges Füllwort
6. Die nackten Füße sind eine Doppelung.
7. Respekt? Ein bisserl wenig, um riesengroße Angst zu erzeugen.
8. Effektheischerei erzeugt keine Spannung, sondern nervt. "Suspense" liegt im Subtilen (Onkel Hitchcock fragen).

Meine Version:
Allmählich wurde sein Blick wieder klar, und er sah, dass sein Körper von Wunden übersät war. Er konnte sich nicht erinnern, woher sie kamen. Sie schmerzten so stark, dass sie ihn davon abhielten, in Ohnmacht zu fallen. Ohne ein Ziel schleppte er sich durch die Dunkelheit, obwohl ihm die tiefen Schnittwunden in seinen Fußsohlen zu schaffen machten und er bei jedem Schritt das Gefühl hatte, über glühende Kohlen zu laufen. Aber die Angst, die ihm im Nacken saß, ließ ihn jeden Schmerz ertragen. Etwas war war hinter ihm her, bedrohlich und unsichtbar.
Nur ein Vorschlag. Wobei ich mit dem Satz Probleme habe, dass Schmerzen daran hindern, in Ohnmacht zu fallen. Eigentlich ist es umgekehrt: Die meisten Menschen verlieren, wenn die Pein ihren Höhepunkt erreicht, das Bewusstsein. Aber bekanntlich bestätigen Ausnahmen das Gewohnte.

Lieben Gruß
Ilka
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Alt 05.04.2023, 00:13   #4
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Hallo Ilka,

zunächst einmal möchte ich mich für deine Anmerkungen bedanken. Ich sauge die Tipps gerade auf wie ein trockener Schwamm.

Ich habe die Kommentare gelesen und sofort verstanden, was ihr meint. Mir war das selbst nicht bewusst, obwohl ich die Geschichte geschrieben habe.
Wenn man dann allerdings deine Version liest, merkt man sofort, dass sie sich in der Tat viel besser lesen lässt.

Ich hoffe, dass ich durch Übung irgendwann besser werde. Es ist toll, hier Menschen zu finden, die wirklich Ahnung haben und sich die Mühe machen, ihre Erfahrungen mit denen zu teilen, die noch in den "Kinderschuhen" stecken. Schon jetzt habe ich einiges dazugelernt und einige Anregungen bekommen, auf was ich beim Schreiben achten muss.

Ich hatte noch nie ein Problem damit, mir Geschichten auszudenken. Wenn ich zu schreiben beginne, sprudelt es nur so aus mir heraus. Allerdings habe ich manchmal Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden. Man sieht ja an deiner Version, dass oft nur ein paar kleine Veränderungen nötig sind und den Text lässt sich direkt viel angenehmer
lesen.

Das ist das erste Mal, dass ich etwas veröffentlicht habe, also hatte ich nie Feedback von anderen. Bis jetzt habe ich, ehrlich gesagt, nur das aufs Papier gebracht, was mir in dem Moment durch den Kopf ging, ohne wirklich darauf zu achten, wie es sich vielleicht für andere liest.

Weil es meine eigenen Worte sind, habe ich "Fehler' in der Geschichte übersehen, die euch sofort aufgefallen sind. Aber jetzt, wo ihr mir genauer erklärt habt, wie man es besser machen könnte, ist das total nachvollziehbar.
Gott sei Dank bin ich ziemlich lernfähig und versuche, es gleich beim nächsten Mal umzusetzen.

Vielen Dank und ein schönen Abend MiRRoR
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Alt 05.04.2023, 01:25   #5
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Hallo Friedrich,

Ich freue mich sehr darüber, dass du meine Geschichte gelesen hast und es ist toll, dass du dir deine Gedanken dazu gemacht hast.
Allerdings sollte ich noch etwas dazu sagen, dass der Geschichte hoffentlich etwas mehr Sinn gibt.

Obwohl ich noch nicht einmal in der Mitte des Lebens angekommen bin, habe ich durch meinen Beruf so viel Schlimmes gesehen und erlebt, wie andere wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben nicht.

Zu der Zeit, als diese Geschichte entstand, war ich gerade mal 19 Jahre alt und musste schwer gegen meine Dämonen kämpfen. Nach meinem Einsatz in Afghanistan, war ich ein anderer Mensch. Ich war jung und naiv und dachte, dass mich nichts so schnell aus der Bahn werfen kann, schließlich war ich ja gut auf alles vorbereitet worden.

Aber wenn man es dann wirklich erlebt...ist dieser Gedanke schnell weg.

Das erlebte hat mein Leben in nur sechs Monaten komplett verändert.
Zu der Zeit wollte ich tatsächlich am liebsten vor all dem flüchten und es wäre mir nur recht gewesen, wenn es mich nicht mehr hätte einholen können. Aber man kann seinen Ängsten nicht entkommen, denn irgendwann holen sie dich wieder ein.

Diese Geschichte erzählt das, was ich in der Zeit nach meinem Einsatz, gefühlt habe. Schlimme Erfahrungen, schreckliche Bilder im Kopf, Nächte voller Alpträume und Gedanken, die man nicht abstellen kann, geben einem irgendwann das Gefühl, flüchten zu wollen.

Diese Geschichte ist also eher "Seelemüll", den ich versucht habe zu verarbeiten. Ich hoffe, wenn man den Hintergrund ein wenig kennt, ergibt das alles etwas mehr Sinn.

Natürlich sollte man sich seinen Ängsten und Sorgen entgegenstellen, aber wenn sie so stark sind, dass man das Gefühl hat, dass sie einen erdrücken, will man nur noch, dass es aufhört.

Aber es ist wirklich interessant, auch mal die Gedanken anderer zu der Geschichte
zu lesen.

Ändert sich eigentlich der Sinn der Geschichte, wenn man den etwas Hintergrung kennt?
All diese Fragen sind mir bisher nie in den Sinn gekommen ^^

Ich wünsche ein angenehmen Abend und vielen Dank für den Gedankenaustausch

Grüßle MiRRoR
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Alt 05.04.2023, 06:57   #6
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Guten Morgen, MiRRoR,

freut mich, dass du meine Anmerkungen positiv aufgenommen hast. Es ist jedoch nicht falsch, einfach loszuschreiben, wenn eine Geschichte im Kopf spukt, dann geht die Idee nicht verloren. Hernach kann man den Text überarbeiten. Selbst ein Profi kommt an mehrfacher Überarbeitung selten vorbei.

Ich empfehle dir, die Bücher von Wolf Schneider zu lesen und griffbereit aufs Regal zu stellen:

Deutsch für Profis: Wege zu gutem Stil
Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde
Wörter machen Leute: Magie und Macht der Sprache
Deutsch fürs Leben: Was die Schule zu lehren vergaß
Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte

Wolf Schneider war eine Koryphäe in Sachen Stilkunde, man nannte ihn auch den "Sprachpapst". Er hat noch mehr geschrieben, aber mit diesen fünf Büchern bist du gut bedient (gibt es alle als Taschenbuch).

Gute Tipps gibt auch Annika Bühnemann in einer Reihe von Videos auf ihrem youtube-Kanal:
https://www.youtube.com/watch?v=ldDSwNClX9M&t=707s

Was du im Krieg erlebt hast, habe ich ähnlich vorgestern bei "Hart aber fair" (ARD) von einem Feldwebel (Rüdiger Hesse) gehört, der im Kosovo und in Afghanistan im Einsatz war und ebenfalls unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, mit der er wohl, wie er davon erzählt, für den Rest seines Lebens zurechtkommen muss. Kann man in der Mediathek noch anschauen.

Wolf Schneider hat übrigens auch ein Sachbuch zum Thema "Soldaten" geschrieben.

LG
Ilka
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Alt 05.04.2023, 09:24   #7
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GuMo Ilka,

ich habe bei deinem Kommentar, absolut nichts als negativ empfunden.
Du hast mich ja nicht beleidigtboder so, sondern ehrlich gesagt, was dir aufgefallen ist.
Mir hilft sowas in der Tat weiter und genau deswegen, habe ich mich ja dafür entschieden, mich hier anzumelden.

Selbst wenn jemand schreibt, daß ihm die Geschichte nicht gefällt, wäre ich damit absolut
im Reinen, denn jedem gefällt etwas anderes.
Setzt man zehn Menschen in einen Raum und lässt sie über ein Thema diskutieren, wird selbst wenn neun von ihnen einer Meinung sind, es immer mindestens einen geben, der anderer Meinung ist, oder? ^^

Das mit den Büchern ist wirklich ein guter Tipp, jetzt weiß ich wenigstens was ich mir zum Geburtstag wünsche. Meine Freundin löchern mich schon seit Wochen, was ich haben möchte.

Ich denke, ich werde mich jetzt tatsächlich ein wenig mit dem Thema Stilkunde befassen.
Dein Vorschlag, mir dazu die Bücher von Wolf Schneider anzuschaffen, werde ich gerne annehmen. Wenn, dann direkt von einer echten Koryphähe lernen, das ist ganz nach meinem Geschmack

Jetzt noch hierzu:

Es ist jedoch nicht falsch, einfach loszuschreiben, wenn eine Geschichte im Kopf spukt, dann geht die Idee nicht verloren. Hernach kann man den Text überarbeiten. Selbst ein Profi kommt an mehrfacher Überarbeitung selten vorbei.

Ich sehe das ganz genau so, weil die meisten meiner Geschichten, so entstanden sind, daß ich einfach wild drauf losgeschrieben habe. Leider gibt es bestimmt noch 20 - 30 Geschichten von mir, die bis heute noch nicht überarbeitet wurden, weil ich sie nach dem Schreiben nie mehr gelesen habe ^^
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Alt 05.04.2023, 10:33   #8
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... ich habe es gelesen, fand ich nicht ganz leicht, aber doch recht unterhaltsam.
Kurzfassung:~Du kannst vor dem davonlaufen, was hinter dir her ist, aber was in dir ist, das holt dich ein ~

wünsche schöne Träume
dT
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Alt 05.04.2023, 12:02   #9
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Hallo MiRRoR

Zitat:
Zu der Zeit, als diese Geschichte entstand, war ich gerade mal 19 Jahre alt und musste schwer gegen meine Dämonen kämpfen. Nach meinem Einsatz in Afghanistan, war ich ein anderer Mensch. Ich war jung und naiv und dachte, dass mich nichts so schnell aus der Bahn werfen kann, schließlich war ich ja gut auf alles vorbereitet worden.

Aber wenn man es dann wirklich erlebt...ist dieser Gedanke schnell weg.
Ich finde, das solltest Du unbedingt miteinbringen, mach Dir mal Gedanken darüber wie. Wir, die wir allgemein so naiv sind wie Du vor Deinem Einsatz, können es uns doch gar nicht vorstellen, wie es ist, derart Schreckliches zu erleben und wie schwer es ist, dieses zu "verarbeiten". Ich habe es ja versucht, etwas Passendes zu finden, das in Deine Beschreibung paßt, aber es gelang mir nicht. Selbst wenn einer mit einer fatalen Diagnose vom Arzt nachhause geht. steckt er doch in der Angst, weiß er doch, wovor er sich fürchtet und läuft nicht vor etwas Unbekanntem davon.

Die deutsche Beteiligung am Afghanistankrieg erinnert mich an das 18. Jhdt. , als deutsche Fürsten deutsche Soldaten an den englischen König verkauften, damit sie für britische Interessen in den USA kämpften. Der Unterschied: diesmal gab es die deutschen Soldaten umsonst. (Ich hoffe, ich tue Dir mit dieser Randbemerkung nicht weh). Ich denke, wenn Du Deine Geschichte mit den Schicksalen der Soldaten in Afghanistan bringst, dann könnten Leute vielleicht darüber nachdenken, was es bedeutet, aus Bündnistreue junge Leute in Kriege zu schicken, die uns nichts angehen.

Lieben Gruß

Friedrich
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Alt 06.04.2023, 02:55   #10
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Hey Dunkler Traum,

es freut mich, dass du meine Geschichte gelesen hast, obwohl es nicht so leicht war. Jaaa, ich weiß... ausbaufähig... aber das war auch einer der Gründe, warum ich mich hier angemeldet habe.

Aber zur Verteidigung: Das ist eine meiner allerersten Geschichten, die ich geschrieben habe, als ich etwa 19 Jahre alt war, also ungefähr 2009. Damals war das Schreiben eher ein Ventil für mich, und ich habe nicht einmal daran gedacht, dass sie jemals jemand lesen wird.

Als ich mich hier angemeldet habe, wollte ich eine Geschichte auswählen, die ich posten könnte, und da ist mir aufgefallen, dass diese Geschichte die einzige ist, die nicht ganz so düster ist. Die anderen Geschichten sind entweder wirklich verwirrend oder zu versaut.^^

Durch gute Tipps und ehrliche Kritik habe ich schon einiges gelernt, was ich beim nächsten Mal versuchen werde umzusetzen. Mir war von Anfang an klar, dass ich mir noch einiges an Know-how aneignen muss und dass es viele Dinge gibt, auf die ich beim Schreiben achten muss.

Und ehrliche Kritik an meiner schludrigen Schreibweise ist absolut berechtigt. Ich denke, wenn jemand geschrieben hätte, dass der Inhalt der Geschichte wirklich mies ist, hätte das schon eher an mir genagt. "

Auch dir schöne Träume
Grüßle MiRRoR
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Alt 06.04.2023, 04:00   #11
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Wie kann man eigentlich ein Kommentar löschen?
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Alt 06.04.2023, 07:23   #12
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Wie kann man eigentlich ein Kommentar löschen?
Texte kann man 12 Stunden lang nach dem Einstellen editieren, danach erlischt die Funktion. Damit soll gewahrt bleiben, dass andere Kommentare, die sich auf einen Text beziehen, ihren Kontext nicht verlieren und für die Leser verständlich bleiben.

Nochmal zu deiner Geschichte:

Es ist besser, entweder in der Ich-Form zu schreiben oder dem Protagonisten einen Namen zu geben. Der Leser kann sich dann mit der Figur identifizieren, was bei einem anonymen "er" schwierig ist. Je früher dieser Name fällt und der Leser an die Figur herangebracht wird, desto besser. Auch wäre - selbst bei einer kurzen Geschichte - ein wenig Dialog gut. Sie muss nicht durch und durch der Wahrheit entsprechen, du kannst zu deinen Erfahrungen hinzufabulieren, um sie attraktiver zu machen.
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