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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 24.03.2023, 17:07   #1
Friedrich
 
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Standard Morgendämmerung

Morgendämmerung


Bleich schwebt am nächtlichen Himmel
einsam die hagere Sichel des Mondes;
goldne Girlanden der Uferlaternen
zittern im pechschwarzen Fluß.

Fröhliches Lachen,
lebhafte Gesten;
zärtlicher Wind streicht
glühende Wangen;
doch schattenhaft folgt auf dem Fuß
die Furcht vorm Alleinsein.

Noch schläft der geschäftige Lärm auf der Straße,
bedächtige Schritte knirschen im Kies.
Der Atem des Flusses weckt trautes Erinnern
an gläubige Heimat und sorglose Kindheit.

Hände begegnen wie zufällig sich,
Finger greifen ineinander,
halten schüchtern fest.

Übernächtigte Augen in bleichen Gesichtern,
Schweigen in feuchtkühler Stille,
fester noch faßt nun der Arm ihre Schulter.

Dann plötzlich tönt Zwitschern verborgener Vögel
aus dunklem Gebüsch und fröstelnden Bäumen,
wie Zauber beschwört es den nahenden Morgen.

Strahlend
schiebt
die Sonne sich
behutsam
in fahlgrünen
Himmel.
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Alt 26.03.2023, 10:44   #2
weiblich Rumpelstilz
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Standard Morgendämmerung

Hallo Friedrich,

du schilderst uns eine Morgendämmerung, wie wir sie jeden Tag erleben.
Nach der Dämmerung kommt oftmals die Sonne herauf, falls der Himmel nicht bedeckt ist schon am Morgen. Ja, das ist ein schönes Erlebnis. Du schilderst es uns ausführlich, und man geht als Leser mit, zumal dieser Sonnenaufgang mit der Freundin erlebt wurde.

Was Technisches angeht, so ist auffallend, dass der Text raumgreifend
mit Attributen gespickt ist. Ich frage mal ganz dumm, was eine gläubige Heimat ist. Das Bemühen, das erhebende Gefühl mit "schönen Wörtern" auszudrücken, ist unübersehbar. Und da gilt für alles die Regel: Weniger ist mehr.

Gruß, Rumpelstilz
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Alt 26.03.2023, 11:51   #3
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Rumpelstilz

vielen Dank für Deinen Kommentar.
Zitat:
u schilderst uns eine Morgendämmerung, wie wir sie jeden Tag erleben.
Tun wir das? Theoretisch ja, denn es geht ja jeden Tag die Sonne auf. Aber praktisch? Wann hast Du Deinen letzten Sonnenaufgang erlebt?

Das Liebespaar hat die "Nacht durchgemacht" und ist auf dem Weg nach Hause, und zwar nach dem Abschied jeder für sich. Deshalb auch die Furcht vor dem Alleinsein. Und in diese Nacht schiebt sich das Sonnenlicht wie eine strahlende Hoffnung.
Zitat:
dass der Text raumgreifend mit Attributen gespickt ist
Die Attribute machen das Gedicht erst "schön" und darauf kommt es hier an. Wenn Du beispielsweise im letzten Satz die Adjektive wegläßt, ist auch alles Schöne verschwunden.
Zitat:
(.)schiebt die Sonne sich( .) in (.) Himmel.
Ich weiß nicht, wo man Attribute weglassen sollte, damit das Ganze schöner wird.
Zitat:
Ich frage mal ganz dumm, was eine gläubige Heimat ist
Das Liebespaar geht am nächtlichen Flußufer spazieren. Ein Fluß hat immer seinen eigenen Geruch. Dieser läßt den Protagonisten an seine Kindheit denken, die er in einer gläubigen Heimat (Bayern) an einem Fluß (Donau) verbracht hat. Zugegeben, das ist ein subjektives Element, das der lLeser nicht ahnen kann, dennoch trägt es zur Stimmung bei.

Lieber Gruß

Friedrich
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Alt 26.03.2023, 13:18   #4
weiblich Ilka-Maria
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“When you catch an adjective, kill it. No, I don't mean utterly, but kill most of them - then the rest will be valuable. They weaken when they are close together. They give strength when they are far apart.”

Mark Twain


„Der Weg zur Hölle ist mit Adverbien gepflastert, und das rufe ich von den Dächern!"

Stephen King in „Das Leben und das Schreiben“ (Heyne Verlag 2011).


1 Kampf der Blähung
1.1 Adjektive sind überflüssig
Auf Elmex Fluid steht: Für die zahnärztliche Praxis und die häusliche An-
wendung. An diesem kurzen Satz merkt man schon: Adjektive machen Texte
schwammig, den Leser ungeduldig. Sei skeptisch vor allem bei Adjektiven auf
-lich, besonders, wenn ihnen ein Substantiv auf -ung folgt! Diese lassen sich
durch ein aussagekräftiges Hauptwort ersetzen: Beim Zahnarzt und zuhause.
Deshalb:
Vermeide Adjektive.
• Streiche insbesondere Edelfüllsel und Tautologien (dunkle Ahnung).
• Statt Substantiv plus Adjektiv verwende das Hauptwort (Alpenflora statt
alpine Flora).
• Aus substanzlosem Substantiv plus aussagetragendem Adjektiv mache ein
Substantiv (in der Schule statt im schulischen Bereich, Konjunktur statt
konjunkturelle Situation).
• Angeklebte Adjektive sind oft unklar oder doppeldeutig: überwältigende
Mehrheit ist inhaltlich und logisch falsch.
• Steigerung ist in keinster Weise angebracht. Nicht sehr traurig war sie,
sondern voll Gram.
• Verwende aussagekräftige Hauptwörter und vertraue auf die Phantasie des
Lesers. Die Dorflinde ist selbstverständlich alt, schön, groß und Schatten
spendend.
• Verwende das Substantiv, das das Adjektiv schon einbegreift. Der starke
Wind ist ein Sturm.
• Ersetze Adjektive durch Verben: in Zukunft technisch denkbar, wirtschaft-
lich machbar und menschlich zumutbar wird zu: was die Technik kann,
was die Wirtschaft will, und was die Leute mögen.
Erwünscht sind Adjektive, wenn sie unterscheiden, aussondern: das blaue Kleid,
nicht das grüne.

(https://esb-dev.github.io/mat/Schreibmuster.pdf)
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Alt 26.03.2023, 15:34   #5
Friedrich
 
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Hallo Ilka-Maria,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich kenne Mark Twain nur als Romancier nicht aber als Lyriker. Bei Sachtexten und Essays finde ich ein Übermaß an Adjektiven auch störend und überflüssig. In meinem Gedicht geht es mir aber nicht so. Ich wüßte kein Adjektiv, das zuviel wäre.

Lieber Gruß

Friedrich
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Alt 26.03.2023, 16:00   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
Bei Sachtexten und Essays finde ich ein Übermaß an Adjektiven auch störend und überflüssig. In meinem Gedicht geht es mir aber nicht so. Ich wüßte kein Adjektiv, das zuviel wäre.
Es ist völlig wurst, um welche Art von Texten es sich handelt. Lyriker halten sich auch daran, Redundanzen zu vermeiden. Das war sogar schon bei Walter von der Vogelweide so. Ein Wust an Adjektiven erschlägt den Leser. Aufblähung macht den Text nicht schön, sondern zu einem langweiligen Geschwafel. Wenn ein Mond zur Sichel geworden ist (bzw. so erscheint), weiß der Leser selber, dass er nicht "hager" ist, sonst wäre er ein zunehmender oder gar ein Vollmond.

Ich frage mich, woher du deine Theorien nimmst. Ich lese viele Gedichte aus allen Jahrhunderten, aber derart überladenes Zeug finde ich nie - nicht einmal im mittelalterlichen Nibelungenlied.
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Alt 26.03.2023, 16:39   #7
männlich Erhard Gratz
 
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Hallo Ilka-Maria
Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
• Steigerung ist in keinster Weise angebracht. Nicht sehr traurig war sie,
sondern voll Gram.
Kein, keiner, am keinsten?

Gruß,
Erhard
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Alt 26.03.2023, 16:58   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Erhard Gratz Beitrag anzeigen
Hallo Ilka-Maria
Kein, keiner, am keinsten?
Dein Zitat stamm nicht von mir, Erhard. Schau mal unter den Text, dann findest du die Quelle, die ich dort angegeben habe. Stammte der Text von mir, hätte ich "keinster" in Anführungszeichen gesetzt, um deutlicher zu machen, dass es sich hier natürlich um Ironie handelt. Ich pflege mich nicht in Superlativen auszudrücken, denn sie wirken "manchmal immer gänzlich total" unglaubwürdig.

Aber bleiben wir doch mal bei der These, ein mit Adjektiven protzender Text sei schön, und schau dir dazu Schillers "Bürgschaft" an: Der Dichter kommt in den ersten, jeweils sieben Versen langen Strophen mit vier Adjektiven aus. Ist seine Ballade deshalb etwa nicht schön?
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Alt 26.03.2023, 17:28   #9
männlich Erhard Gratz
 
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Okay, habe ich übersehen. Grundsätzlich stimme ich Dir zu, aber manchmal muss man auch ein wenig "putzen", schon um des Rhythmus willen.
Erhard Gratz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2023, 17:35   #10
Friedrich
 
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Hallo Ilka-Maria
Zitat:
bleiben wir doch mal bei der These, ein mit Adjektiven protzender Text sei schön
Ich bleibe dabei. Ist Geschmackssache. Und über Geschmack möchte ich mich mit Dir nicht streiten.

Übrigens habe ich Dir eine PN geschickt. Falls sie nicht angekommen sein sollte, laß es mich wissen.

Gruß

Friedrich
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Alt 26.03.2023, 17:52   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Erhard Gratz Beitrag anzeigen
muss man auch ein wenig "putzen", schon um des Rhythmus willen.
Ja, manchmal ... wenn der Autor keinen Wortschatz hat, um auf andere Ideen zu kommen, um das Gleiche auszudrücken. Aber bei diesem ausschweifenden Gedicht, um das es hier geht, wurde jeder Vers bewusst mit Talmi aufgeputzt, um ihm Gewicht zu verleihen. Das bewirkt beim Leser keinen Genuss, sondern nervt ihn, weil die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen abgezogen wird. Sprache sollte klar formuliert werden und das Gewicht auf Substantive, vor allem aber auf Verben legen. Die meisten von ihnen kommen ohne Attribute aus.
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Alt 26.03.2023, 18:00   #12
männlich Erhard Gratz
 
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Einverstanden.

Ich habe Dir übrigens auch zwei PN geschickt.

Gruß,
Erhard
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Alt 26.03.2023, 19:34   #13
weiblich Rumpelstilz
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Standard Morgendämmerung

Hallo Friedrich,

da muss ich Ilka-Maria recht geben. Das ist einfach zuviel des Guten. Und es ist auch keine Sache des persönlichen Geschmacks, sondern des Ästhetischen. Ich verstehe dich doch, die Situation hat dich emotionell gepackt, und nun willst du dem Leser das gleiche Vergnügen bereiten. Tu es häppchenweise, nicht als ungebremsten Überfall, lass den Leser sich einfühlen. Beschreib wertungslos, also ohne die Attribute, was geschieht und was du gesehen hast. Attribute nur da, wo sie zum Verständnis des Lesers das Substantiv näher erklären. Das ist zum Beispiel bei der gläubigen Heimat überhaupt nicht der Fall. Heimat ist Heimat, damit verbindet sich beim Leser etwas. Dass du damit ausdrücken willst, dass die Bayern Kirchgänger sind, an den einen Gott glauben, dass also Bayern dank des Katholizismus eine engere Verbindung zur Natur haben - geschenkt. Das hat hier überhaupt keinen Platz. Sieh mal, es gibt eine Regel: Wähle das aussagekräftigste Substantiv, dann brauchst du keine Erklärung zu geben. Der Leser versteht dich dann.

Gruß, Rumpelstilz
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Alt 26.03.2023, 20:07   #14
Friedrich
 
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Vielen Dank Rumpelstilz,

Lieb von Dir! Die Details mit der gläubigen bayerischen Heimat habe ich ja nur Dir auf Deine Frage hin mitgeteilt. Die Crux bei allem scheint zu sein, daß ich Gedichte so schreibe, wie es meinem Eindruck entspricht und nicht so, daß ich für andere ein möglichst schönes lyrisches Produkt produziere. Das hast Du auch gut verstanden. Wenn Du mir nun helfen willst, mein Gedicht in eine Form zu bringen, die allgemein besser ankommt, dann danke ich Dir und weiß Deine Ratschläge zu schätzen.

Mit lieben Grüßen

Friedrich
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Alt 26.03.2023, 20:31   #15
männlich MonoTon
 
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Für mich herrscht hier Reizüberflutung
ich lese und im lesen muss ich die vorige Zeile oder Strophe noch einmal lesen, weil ich bereits vergessen habe worauf diese hinaus wollte.
ich mag poetische Texte, aber etwas weniger Poetizität täte dem Text keinen Abbruch, würde aber das verstehen unterstützen denke ich.
Vielleicht liegt es aber auch an mir, weil ich mit Masseneindrücken nicht gut um gehen kann.

Zitat:
Bleich schwebt am nächtlichen Himmel
einsam die hagere Sichel des Mondes;
goldne Girlanden der Uferlaternen
zittern im pechschwarzen Fluß.
Alleine in der ersten Strophe sehe ich eine Flut an autosuggestiven Bildern und diese springen gefühlt hin und her. Fast einlullend.
Sie tragen etwas zur Atmosphäre bei, nicht aber zum Textverständnis.
Ein für mich, zu langes einleitendes Wort. Fast wie eine Verwirrtaktik.

- Bleiche hagere nächtliche Sichel Mond, sind 5 Worte die nahezu dem selben Phänomen zuzuschreiben sind. Fahles Mondlicht/nacht.
- Ebenso verhält es sich mit der Spiegelung bzw Lichtreflektion.
golden, Girlande, Laterne, zittern von Wasseroberfläche, schwarzer Fluß.
Alles reflektierende Oberflächen, die das selbe Thema behandeln.
Im bezug auf Tropen finde ich das gut, aber wie gesagt, dem Verständnis hilft es nicht, wenn kein klares Wort an den Leser gerichtet wird und er überflutet wird mit assoziationen um sicher zu gehen, dass er am Ende auch nur ein Bild im Kopf haben kann.

Der fahle Mond im Nachthimmel reflektiert auf dem unruhigen Fluß.
Zuviel Information, für eine sehr kompakte Aussage.
Mir wäre dabei fast der Daktylus untergegangen, den ich eigentlich sehr schön finde. Dieser wechselt ab Strophe 2 in einen Auftakt wenn ich nicht irre.

Lg Mono
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Alt 28.03.2023, 12:00   #16
Friedrich
 
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Hallo Mono-Ton

Zitat:
Für mich herrscht hier Reizüberflutung
Rumpelstilz schrieb in ihrem ersten Kommentar
Zitat:
Du schilderst uns eine Morgendämmerung, wie wir sie jeden Tag erleben.
Ich schildere eine Morgendämmerung, wie sie es ein liebendes Ich erlebt. Der junge Mann hat das Mädchen erst kennengelernt. Es ist eine schüchterne Liebe. Man denkt nicht an Sex, möchte den Abschied hinauszögern. Und diese Liebe nimmt die Welt in einem Detailreichtum war, wie sie eigentlich ungewöhnlich ist. Das Erscheinen der Sonne kündigt sich mit Baumfrösteln und Vogelsang an und dann - zauberhaft - erscheint sie selbst am Himmel.

So habe ich es erlebt und so wollte ich es wiedergeben. Dabei rechnete ich damit, daß es hier Leute gibt, die sagen: Ja, so schön habe ich es auch schon erlebt.

Zitat:
Mir wäre dabei fast der Daktylus untergegangen, den ich eigentlich sehr schön finde.
Ich auch. Danke, daß Du dieses Detail erwähnst.

Lieber Gruß

Friedrich
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Alt 28.03.2023, 19:54   #17
männlich MonoTon
 
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Meine Kritik bezog sich eigentlich nur auf eine Strophe in der 10 Worte fast das selbe beschreiben so wie ich es verstehe.
Ich würde fast behaupten es handelt sich um Pleonasmen, welche das Hauptwort mehrfach steigernd beschreiben oder in ähnlichen Bezug stellen.
Und ich finde es sind zu Viele in besagter ersten Strophe.

Es klingt poetisch, keine Frage, aber die Häufigkeit macht es schon wieder etwas eintönig zu lesen.

Zitat:
Ich schildere eine Morgendämmerung, wie sie es ein liebendes Ich erlebt. Der junge Mann hat das Mädchen erst kennengelernt. Es ist eine schüchterne Liebe. Man denkt nicht an Sex, möchte den Abschied hinauszögern. Und diese Liebe nimmt die Welt in einem Detailreichtum war, wie sie eigentlich ungewöhnlich ist. Das Erscheinen der Sonne kündigt sich mit Baumfrösteln und Vogelsang an und dann - zauberhaft - erscheint sie selbst am Himmel.
Ich glaube das interessiert mich nicht, bei meiner Definition und Deutungshoheit des Textinhaltes, da mir dieses Hintergrundwissen zum Verständnis fehlt. Außerdem sprach ich ausschließlich von der ersten Strophe. Ich habe mir den Rest des Textes nicht wirklich angeschaut.
Außer ihn Oberflächlich dem Daktylus zuzuordnen. Sorry.

Lg Mono
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Alt 29.03.2023, 07:19   #18
weiblich Rumpelstilz
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Standard Morgendämmerung

Hallo Monoton,

du hast dir also das gesamte Gedicht gar nicht bis zu Ende durchgelesen.
In diesem Fall kann man zwar Meinung äußern, aber sie ist dann kaum wesentlich. Manchmal ist es angebracht, etwas weniger hart auf den Putz zu kloppen.

Rumpelstilz
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Alt 29.03.2023, 09:16   #19
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Hallo Rumpelstilz,

dein Einwand ändert nichts an der Tatsache, dass ich die erste Strophe überladen finde.
Ich brauche kein Gesamtbild des Textes und ich habe auch nirgendwo und zu keiner Zeit ein solches beanstandet. Ich habe ihn lediglich dem Daktylus zugeordnet.

Dein Anmerken ist mir unverständlich, verbiete mir bitte nicht meine Meinung.


Lg Mono
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Alt 29.03.2023, 09:29   #20
Friedrich
 
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Hallo MonoTon

Zitat:
Ich habe mir den Rest des Textes nicht wirklich angeschaut.
Und warum nicht? Weil er Dich nicht angesprochen hat, jedenfalls nicht so, daß er Dich interessiert hätte. Aus diesem Grund ging auch mein Kommentar an Dir vorbei. Wir reden also völlig aneinander vorbei. Um das deutlich zu machen, noch ein Zitat von Dir:
Zitat:
Ich glaube das interessiert mich nicht, bei meiner Definition und Deutungshoheit des Textinhaltes,
Das erinnert mich an meine Tätigkeit an der Schule. Zur Beurteilung der Abituraufgaben mußten wir als Korrektoren den "Erwartungshorizont" und die formalen Kriterien für die Notenfindung angeben. Nach Deinen Kriterien ist mein Gedicht bei Dir durchgefallen. Allerdings kann man bspw. keinem Hölderlin-Gedicht etwas abgewinnen, wenn man die Adjektive zählt und sie ins Verhältnis zu einer Norm setzt. Entweder das Gedicht sagt einem was oder nicht. Und wenn es einen schon nach den ersten paar Zeilen langweilt, dann liest man erst gar nicht weiter. Und was haben Hölderlin und mein Gedicht gemein? Es ist, daß das Schöne Wort wird. Dieses Wortwerden ist etwas anderes, als wenn sich ein Dichter hinsetzt, um ein Gedicht - comme il faut - zu schreiben. Der Unterschied liegt darin, daß das Schöne den Dichter so fasziniert, daß er solange auf die sich anbietenden Worte wartet, bis das Schöne für ihn "Wort geworden" ist. Ob das Schöne nun auch für andere als schön empfunden wird, ist dabei von untergeordneter Bedeutung, weil er ja nicht - wie der Dichter comme il faut - anderen mit seinem Produkt gefallen will. Du kritisierst, daß die erste Strophe "Reizüberflutung enthält und die Worte "fast dasselbe beschreiben". Ist das so?
Zitat:
Bleich schwebt am nächtlichen Himmel
einsam die hagere Sichel des Mondes;
goldne Girlanden der Uferlaternen
zittern im pechschwarzen Fluß.
Bleich, nächtlich und hager stehen im Kontrast zur wenig später aufgehenden Sonne, die strahlend hell und voll wirkt. Das "einsam" spiegelt sozusagen den Zustand der beiden jungen Leute, die ja allein am Flußufer spazieren. Die goldenen Uferlaternen sind deswegen notwendig, weil man den pechschwarzen Fluß sonst gar nicht sehen könnte. Ohne Licht ist alles schwarz.

Wenn ich hier nun etwas ausführlich geworden bin, so nicht deswegen, um Dich zu einem anderen Urteil zu bewegen, sondern allein deswegen weil mir die geschilderte Art der Entstehung von Gedichten ein Anliegen ist, das ich gerne mitteilen möchte.

Lieber Gruß

Friedrich
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Alt 29.03.2023, 09:57   #21
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Zitat:
Und warum nicht? Weil er Dich nicht angesprochen hat, jedenfalls nicht so, daß er Dich interessiert hätte.
Weil mir nur da die Wiederholungen ins Auge fielen.
Ich wusste nicht, das Meinungen und Kritiken nur und ausschließlich im Gesamtbild zu geben sind. Es tut mir leid, das hier wohl Handwerk und Inhalt nicht voneinander getrennt werden können.

Zitat:
Nach Deinen Kriterien ist mein Gedicht bei Dir durchgefallen.
Das ist dein Problem, ich befasste mich nur mit der ersten Strophe, der Rest des Textes war in meiner Ansicht gar nicht dabei. Darüber wollte ich mir keine Meinung bilden, ohne erst deine gehört zu haben. Jetzt glaubst du ich würde den gesamten Text bewerten. Warum ist mir nicht klar.

Als Beispiel:
Nachts da ist es dunkel, schwarze Schatten, grau in grau fast anthrazit und Silhouetten, wie Konturen ganz aus Pech und Teer an graphitgefärbte Wände zeichnen unter Wolken die verhangen dräuen, alles wirkt bedrohlich.

In meinem Beispiel habe ich viel gesagt, aber eigentlich nur in vielen Worten gleicher Tropic, dass es dunkel und düster ist. Ich habe überfrachtet. Und so wirkt auf mich deine erste Strophe. Im Nachhinein frage ich mich eher wo in all der Dunkelheit mit Licht dein angedeutetes Liebespärchen überhaupt noch Platz hat und es hell werden lässt. Aber dafür müsste ich ja den gesamten Text lesen, den du mir schon erklärt hast.

Lg Mono
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Alt 29.03.2023, 10:14   #22
weiblich Rumpelstilz
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Standard Morgendämmerung

Monoton, ich werde mich hüten, dir irgendwas verbieten zu wollen. Wollte dich nur an das A und O erinnern, wenigstens aus Höflichkeit den gesamten Text zu lesen, ehe du deine Meinung frank und frei wie immer vom Stapel lässt.

Gruß, Rumpelstilz
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Alt 29.03.2023, 10:28   #23
männlich MonoTon
 
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Was ist frank und frei daran, wenn ich mich selbst auf nur 1 Strophe beschränke? Ich kann deinem Gedankengang nicht folgen.

Ich hätte vermutlich besser daran getan, meine Meinung für mich zu behalten.
Kritik ist wohl nur mit Lob gerne gesehen. Sowie Eindrücke.
Zudem vernehme ich, wie meine Meinung und Äußerung von Kritik beim Autoren gestellt ist.

Zitat:
Und warum nicht? Weil er Dich nicht angesprochen hat, jedenfalls nicht so, daß er Dich interessiert hätte. Aus diesem Grund ging auch mein Kommentar an Dir vorbei.
Ich darf keine Kritik an Partiellen Textinhalten äußern, ohne mein Interesse am Gesamttext zu verlieren und wenn mich etwas nicht anspricht habe ich mich nicht zu Äußern.
Nur Lob und Zuschrift erhalten Beachtung, anderes strafe ich mit Ignoranz weil ich individuelle Kritik nicht anerkenne, die das Gesamtbild außer acht lässt.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2023, 11:48   #24
weiblich Ilka-Maria
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Schüler können sich nicht wehren. Da müssen sie durch, ehe sie nach der Schule zur eigenen Sprache finden.
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