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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 01.05.2019, 10:49   #1
männlich WFHeiko
 
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Standard Notre-Dame en flammes

Früher waren wohl die Leute
manchmal schlauer als wir heute.
Oder auch mal umgedreht,
je nachdem, wie man’s versteht.
Wie man Können definiert,
das aus Wissen resultiert.

Manches Handwerk ist vergessen.
Viel von dem, was man besessen,
schlummert heute in den Mauern,
deren Ausmaß uns erschauern
läßt und ehrfürchtig erbeben,
während wir das Smartphone heben.

Weltweit kann man heut noch schauen,
was die Menschen konnten bauen,
wenn allein mit Muskelkraft
sie beharrlich was geschafft.
Was Baumeister einst erdachten,
muß in Ewigkeit man achten.

Als vor fast eintausend Jahren
Geist und Körper einig waren,
sich gemeinsam aufzuraffen,
etwas Großes zu erschaffen,
mußten sie auf viel verzichten.
Wie die Chronik weiß zu richten.

Äcker gibt es, sanfte Wiesen.
In die Seine sich Bäche gießen.
Hütten stehen, engbemessen.
Harte Arbeit, wenig Essen.
Da ergeht nun der Entschluß,
daß sich etwas ändern muß.

Fleißig wird der Fels gebrochen.
Monate, nicht nur für Wochen,
sieht man wie der Platz, nun eben,
wird ein Fundament ergeben.
Hierzu greift man in die Erde,
daß ein fester Stand draus werde.

Gleichsam bringt man große Steine.
Schleppt herbei sie, von alleine
regt bekanntlich sich kein Ding,
wenn nicht eine Kraft dran hing.
Aber auch Holz muß man holen.
Bretter, Latten, dicke Bohlen.

Schließlich ist der Bau bereitet,
daß er bald zum Himmel schreitet.
Was als Fels noch ohne Form,
wird gemeißelt. Schon enorm,
wie des Menschen schwache Kräfte
wachsen durch Gemeinschaftssäfte.

Immer wieder prüft der Meister,
ob der Bau läuft. So beweist er,
daß getreulich man im Plan,
alles stimmig, nichts vertan.
Denn wenn etwas wird abweichen,
gibt es nicht nur Stein als Leichen.

Jahr für Jahr wird nun gemauert,
und wenn es auch noch so dauert,
sieht man Tag für Tag im Leben
sich das Bauwerk sanft erheben.
Neue Moden fließen ein.
Oft verändert mancher Stein.

Mauern wachsen, Türme steigen.
Alsbald Pilger sich verneigen
vor der Glorie der Macht.
Wie als Auge angebracht
sich als Rondell präsentiert.
Pralles Licht ins Schiff einführt.

Nun bleibt noch das Dach zu schließen.
Aus den Seiten, wie bei Riesen,
wachsen Bögen fingergleich
um zu stützen dieses Reich.
Jetzt kann man sakral verzieren,
will man Seelen nicht verlieren.

Aus den Enkeln werden Greise
und auf alt bekannte Weise
reift der Nachwuchs schnell heran,
daß vielleicht er’s besser kann.
Noch hält Fortschritt sich im Rahnen.
Von Moderne nichts zu ahnen.

Dann dreihundert Jahre später,
dreimal mehr erfühlt es jeder,
ragt er hoch, der Mühe Lohn
in den Himmel wie ein Thron.
Grad so, wie um Gott zu preisen,
seine Allmacht zu beweisen.

Doch der Zahn der Zeit, er nagt
an manch Hause ungefragt.
Deshalb muß man sich aufraffen,
stets und ständig neu erschaffen,
daß vom Bauwerk eingenommen
Spätere, wenn sie hinkommen.

Hierfür rüstet man flugs ein,
was umhüllet hat zu sein.
Mauert, spachtelt, zementiert
was sonst möglich dazu führt,
daß die Steine, die noch oben,
wenn sie fallen, schrecklich toben.

Heute hat man Technik viel,
meistens grad zu einem Ziel,
sich die Arbeit leicht zu machen
und für manche andre Sachen.
Doch erwachsen draus Gefahren,
die vergißt man mit den Jahren.

Vielleicht ist’s auch die Routine,
die uns bringt auf manche Schiene,
welche wir nicht haben wollen.
Doch dem Schicksal muß man zollen.
Denn wenn wir nicht Obacht geben,
kostet’s schlimmstenfalls das Leben.

Kurz vor Ostern, Frühlingsfreuden,
fern die Sorgen. - Plötzlich läuten
überall, auf jedem Hause,
Feuerglocken ohne Pause.
Und Sirenen laut aufheulen.
Ganz Paris sieht Feuers Säulen.

Was geschieht hier, hört man fragen.
Keiner weiß was rechts zu sagen.
Doch dann bricht der Ruf sich Bahn:
„Notre Dame brennt!“ Welch ein Wahn!
Frankreichs Seele, Frankreichs Herz
muß nun leiden tiefsten Schmerz.

Und sie rennen hin zu retten,
um zu bilden Eimerketten,
um zu helfen, wenn die Wehren
ihre vollen Tanks entleeren,
wenn von nahem Heimatflusse
Kühlung schießt zu einem Gusse.

Noch verdampfen Wassermassen.
Feuers Brunst ist nicht zu fassen.
Flammen wie aus Höllenschloten,
lechzen das Gebälk zu schroten.
Und so stürzt im roten Schein,
Stück für Stück vom Dache ein.

Wie ein Wunder mag da scheinen,
daß trotz dieses Unheils keinem
körperliche Pein geschah.
Wenn auch manche ziemlich nah
heldenhaft zur Rettung schreiten,
um zu bergen Kostbarkeiten.

Endlich ist die Glut bezwungen.
Jetzo wird hinein gedrungen
in die einst so stolzen Räume.
Ausdruck gottgeweihter Träume.
Nicht nur Rauch macht’s Atmen schwer.
Schon der Anblick lastet sehr.

Auch wenn vieles liegt in Scherben,
können dennoch unsre Erben
einen Neuaufbau beschließen.
Spenden schon gewaltig fließen.
Fahnen werden fleißig wehen,
Notre-Dame neu auferstehen!
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Alt 01.05.2019, 11:50   #2
männlich Gylon
 
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Lieber WFHeiko,
deinem Appell, Notre-Dame wieder aufzubauen, kann ich nur bedingt folgen. Ich verstehe und akzeptiere deinen Wunsch, und wahrscheinlich wird er auch in Erfüllung gehen, aber meiner Meinung nach haben wir dringendere Probleme auf diesem Planeten.
Von daher sollte man das Dingen zusammenkehren und die Spenden sinnvoller verwenden. Ein Mangel an alten Kirchengebäuden, für deren Erhaltung jedes Jahr Milliarden ausgegeben werden, kann ich nun wirklich nicht erkennen.

Zitat:
Gylon

Wer

Wer, wird noch die restauriert Kunst bestaunen,
wenn auf versseuchten Feldern nichts mehr wächst.
Wer, wird noch in den Kirchen singen,
wenn sich unser Wasser nicht mehr trinken lässt.

Wer?
Um das nicht falsch zu verstehen, es ist wichtig Kultur und Geschichte zu bewahren und darin zu investieren!
Aber Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Notwendigkeit, sollten dabei nicht außer Acht gelassen werden, auch wenn einem die Emotionen etwas anderes sagen.

Abgesehen davon, das ich dem Text inhaltlich weniger abringen kann,
finde ich den Text wirklich gut geschrieben und ich habe ihn auch sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße Gylon
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Alt 01.05.2019, 12:57   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Gylon Beitrag anzeigen
Von daher sollte man das Dingen zusammenkehren und die Spenden sinnvoller verwenden. Ein Mangel an alten Kirchengebäuden, für deren Erhaltung jedes Jahr Milliarden ausgegeben werden, kann ich nun wirklich nicht erkennen.
Dem kann ich nicht folgen. Notre-Dame ist mehr als eine Kirche. Sie ist ein Wahrzeichen, eine Touristenattraktion und deshalb eine lukrative Einkommensquelle. Zudem gehört sie zum Standort des ganz alten Paris, nämlich zu der Insel, auf der die Stadt gegründet wurde. Sie ist das Herz der Stadt.

Schon allein die Tatsache, dass Hitler 1944 den Befehl gegeben hatte, alle namhaften Bauwerke und Brücken in Paris in die Luft zu sprengen und überall bereits Tonnen an Sprengstoff angebracht worden waren, lässt mich schaudern, wenn ich einen Satz lese wie: "... sollte man das Ding zusammenkehren." Diese Stadt war Hitler zu schön und der Widerstand der Franzosen zu stark, also sollte Paris dem Erdboden gleichgemacht werden. Zum Glück hatte der deutsche General, der Paris verwaltete, anders entschieden, obwohl er dafür seinen Hals riskierte. Die Sache hing jedenfalls an einem seidenen Faden.

"Zusammengekehrt" wurden in Deutschland die Städte nach den Bombenangriffen. Da hatte man ein deutliches Bild vor Augen, wie es ist, altes Kulturgut in Trümmern und Staub liegen zu sehen.

Wir Deutsche haben gar nicht das Recht, ein Urteil darüber abzugeben, was den Franzosen am Herzen liegt. Sie bezahlen dafür, nicht wir. Und was bisher an Spenden zusammenkam, wurde nicht verlangt, sondern freiwillig gegeben.
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Alt 01.05.2019, 13:10   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hier kann ich mich dem Dichter und Ilka nur anschließen.

Ich war mal in Notre - Dame während einer Messe. Ich war ziemlich betroffen, als ich die Bilder vom Brand und der Zerstörung gesehen habe. Ich bin auf jeden Fall dafür, die Kirche wieder aufzubauen.

Lieber Gylon,

"dringendere Probleme" und "Geld besser verwenden können" sind immer Totschlagargumente.
Ich finde es tatsächlich sehr wichtig, Kultur zu bewahren und dafür ist kein Cent sinnlos verschwendet.

Wie sähe ein Land, in dem alle Denkmäler, Kirchen, Museen, die aus irgendeinem Grund kaputt gegangen sind und nicht mehr restauriert werden würden, wohl aus?

LG DieSilbermöwe
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Alt 01.05.2019, 13:22   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich bin auf jeden Fall dafür, die Kirche wieder aufzubauen.
Ich hoffe, sie finden Architekten, die das können. Nicht das Geld, sondern der Nachbau scheint mir das größere Problem zu sein.
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Alt 01.05.2019, 13:38   #6
männlich WFHeiko
 
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@Gylom:
Ob und was man aufbaut und wofür man Geld ausgibt ist so vielschichtig wie das Leben selbst.
Die Dresdner Frauenkirche war ein Mahnmal gegen den Krieg. Nun hat sie eine andere Bedeutung und kann auch manches bewirken. (Im übertragenem Sinn)
Würde etwas die ägypt. Pyramiden zerstören und man würde sie wieder aufbauen, was wäre das?
Würde man am Ufer einer Insel so eine Anlage bauen, die sie vor der Katastrophe einer Flutwelle rettet, die aber dann die im Innern lebenden Menschen verhungern läßt?
Überspitzte Gedanken, ich weiß. Man muß halt von Mal zu Mal entscheiden, wie man selbst dazu steht. Oft wirken Spenden, in welche Richtung Richtung auch immer, nicht so, wie sie gedacht oder von der Öffentlichkeit gesehen werden.
Deswegen von mir: "...können ...beschließen." - müssen sie nicht.
Und "Spenden schon gewaltig fließen." Wofür fließen besagte Gelder bislang schon gewaltig?
"Fahnen werden fleißig wehen,"- Und gewaltig Werbung für die Spender und Neuerbauer.
Du siehst, deine Skepsis ist auch in meinem "Schlußwort" inbegriffen.

@Ilka-Maria und @DieSilbermöwe:
Allerdings ist auch das Kulturgut hoch anzuordnen. Mensch sein heißt nicht nur essen und trinken, sondern auch etwas zu schaffen, was über das hinaus geht. Und es wird beiweitem schon genug angestellt, etwas zu zerstören.
Da pflichte ich euch bei. Ich war auch vor einigen Jahren dort. Und es hat mir imponiert. Wie auch andere Bauwerke in der Welt.
Wie soll man es werten? Beim Bau der chin. Mauer kamen wohl hunderte Menschen um und heute gehen Mill. Touristen dort spazieren.
Das kann man wohl nicht schwarz/weiß beantworten.

PS: Danke euch dreien fürs Lesen und für eure Kommentare.
WFHeiko ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2019, 14:25   #7
männlich Gylon
 
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Wenn wertvolle und Historische Kultur / Kunstgüter durch Katastrophen zerstört werden, stellt sich immer die Frage des Wiederaufbaus/Restaurierung. Es wird immer Gegner und Befürworter geben, da Interessen, Anschauungen und emotionale Bindungen bei jedem für das betreffende Objekt anders veranlagt sind. Die Meinung eines einzelnen, spielt am Ende jedoch keine Rolle mehr, da die Gesellschaft entscheiden wird, ob es ihr die Sache Wert ist oder nicht!

Ich muss mich schon wieder wiederholen:
Für mich ist es auch wichtig Kultur und Geschichte zu bewahren und darin zu investieren! Aber nicht um jeden Preis!
Das klingt vielleicht sehr Versicherungstechnisch und ich kann verstehen das das dem ein oder anderen Aufstößt, aber so ticke ich nun mal.
Auch die Ruine von Notre-Dame würde weiterhin ein Wahrzeichen, Touristenattraktion, lukrative Einkommensquelle und das Herz der Stadt bleiben, wenn sie nicht wieder aufgebaut wird.

Ich gebe zu, dass ich das „Von daher sollte man das Dingen zusammenkehren“ pietätlos formuliert habe. Dafür entschuldige ich mich bei euch!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2019, 14:56   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Gylon Beitrag anzeigen
Die Meinung eines einzelnen, spielt am Ende jedoch keine Rolle mehr, da die Gesellschaft entscheiden wird, ob es ihr die Sache Wert ist oder nicht!
...
Auch die Ruine von Notre-Dame würde weiterhin ein Wahrzeichen, Touristenattraktion, lukrative Einkommensquelle und das Herz der Stadt bleiben, wenn sie nicht wieder aufgebaut wird.
Denke nochmal darüber nach.

Über Aufbau oder nicht entscheidet die Mehrheit der gewählten Volksvertreter. Es ist nicht gesagt, dass in einem speziellen Fall wie einer Restaurierung diese Mehrheit mit der Mehrheit derjenigen zusammenfällt, die diese Vertreter bzw. Partei gewählt haben. Der Aufbau einer zerstörten, Jahrhunderte alten Kathedrale gehört in der Regel nicht zu dem Programm, mit dem sich eine Partei zur Wahl stellt. Jedenfalls gab es in Frankfurt jahrelangen Zank, bis die Alte Oper allen Widerständen zum Trotz wiederaufgebaut wurde. Und in Offenbach dauerte es nach dem II. WK fast 40 Jahre, bis das zerbombte Büsing-Palais restauriert wurde.

Wie man bei zwei ausgebrannten Türmen noch eine lukrative Einkommenquelle haben sollte, ist mir nicht klar. Das Eintrittsgeld wurde für das Besteigen dieser Türme eingenommen, aber das ist nicht mehr möglich. Also entweder Ausbau oder Ruine mit Verzicht auf die Eintrittsgelder.

An dem Gottesdienstraum der Kathedrale ist nichts zu verdienen, dort ist der Eintritt frei.
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Alt 28.05.2019, 13:33   #9
weiblich DieSilbermöwe
 
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Und gestern Abend kam ein Kommentar einer Bekannten dazu: "Soviel Geld für den Wiederaufbau zu spenden, warum spenden sie nicht für hungernde Kinder in Afrika?"

Ich musste mir wahrhaftig auf die Zunge beißen.. Warum hat besagte Bekannte 3 Autos? Hätte sie das Geld doch für Afrika spenden können...
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Alt 28.05.2019, 16:17   #10
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Ah, die perfekte Diskussion für den Jahrmarkt, weil es sich um ethische und wertphilosophische Meinungen handelt. Bei der Kirche in Flammen meldeten sich wieder alle zu Wort: ich könnte auf eine andere Kirche verzichten, weil die auf Blut gebaut worden ist, kreisch......

Ein wenig bizarr ist die Milliardenflut für dieses Dingens schon, wo an die Dilemmas der Welt ansonsten nur zaghaft getreten wird. Was sollte man den dort demonstrierenden Obdachlosen erzählen?

Schizophrenie am laufenden Bande: früher waren da hunderte Betende und ein paar Touristen. Nun hat es sich genau umgekehrt.

Es glühen dort Kapitalismus und wirre Psychopathie, aber nicht die Schönheit. Es gibt unsichtbare und unzerstörbare Kunst. Die bunten Kirchlein im Osten sind von unvergleichlich größerer Anmut als dieses schwarze Ungetüm. Auch wandert das Christliche und Religiöse ohnehin gemächlich auf den Müllhaufen der Geschichte.

"Alles kommt und alles verschwindet auch wieder" denkt mein Herze hier. Da der Islam am Franzenland einen besonderen Geschmack gefunden hat und die Welt zugrunde geht, ist der Wirbel darum als Narretei abzutun.
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Alt 28.05.2019, 16:52   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Admiral Beitrag anzeigen
Es glühen dort Kapitalismus und wirre Psychopathie, aber nicht die Schönheit. Es gibt unsichtbare und unzerstörbare Kunst. Die bunten Kirchlein im Osten sind von unvergleichlich größerer Anmut als dieses schwarze Ungetüm.
Ansichtssache. Notre-Dame ist gotisch, und das ist Anmut genug. Schwarz war sie nie. Was du für östliche Schönheit und Amut hältst, war ursprünglich auch eine christliche Kirche, z.B. die Hagia Sophia. Und dass dieser Klotz, den man die Kaaba nennt, anmutig sein soll, dürfte wohl niemandem über die Lippen gehen. Auch die Minarette sind nicht anmutig, sondern werden von vielen Menschen als spitz und bedrohlich wie zum Himmel ragende Raketen empfunden. Mein Vater, der in Ägypten zweieinhalb Jahre in englischer Kriegsgefangenschaft verweilen musste, kann ein Lied davon singen, wie toll es war, in regelmäßigen Abständen den "anmutigen" Gebetsaufruf der Imame erdulden zu müssen, der ihn von den Minaretten herab um den Schlaf und den Verstand brachte.

Bleiben die lieblichen Zuckergusspaläste der Mormonen übrig, der wahre Ausrutscher architektonischen Geschmacks.

Es geht halt nichts über eine Dorfkirche mit Zwiebeltürmchen.
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Alt 28.05.2019, 17:48   #12
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Zitat:
Es geht halt nichts über eine Dorfkirche mit Zwiebeltürmchen.
Nur diese hatte ich selbstverständlich im Sinn. Ich wollte noch vom "bösen" Osten sprechen, indes, man will nicht täglich eingebildet klingen. Ob gewaltig wie in Moskau oder dezent: wie doch die bunten Wirbel in den Himmel schießen.

Ist dein Beitrag ironisch gemeint? Der Islam glänzt nur selig in meinem Auge, wenn Formen der hiesigen Psychopathie und des allgemeinen Verfalls mich zu sehr schaudern lassen.

Sofort will ich zurückschlagen - vermagst du, mit Gespensterlein zu tanzen? Springt doch mit den Bauformen subtil eine große Kluft zwischen den seelischen Welten auf: hier zackig, geradlinig, düster, erhaben, prächtig - dort kindlich, spielerisch, kreisförmig, lustvoll, dionysisch.

Notre Dame repräsentiert eine Kultur, die jetzt ausgedient hat, eine große Zeit des Zusammenlebens, die jetzt im Irrenhaus dahingeschieden ist: wie doch das Bürgertum in transzendentaler, politischer und sittsamlicher Soße schwamm.

Die russischen Gotteshäuser sind von einer unvergänglichen Zierde und wo auch sie nicht mehr aufglänzen, beginnt die Steppe der wahren Zivilisation, an der ich ohne Fährnis meiner dämonischen Freundin eine Ruhepause gestatten darf.
Martand ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.05.2019, 06:50   #13
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Zitat:
. Ein wenig bizarr ist die Milliardenflut für dieses Dingens schon, wo an die Dilemmas der Welt ansonsten nur zaghaft getreten wird. Was sollte man den dort demonstrierenden Obdachlosen erzählen?
Ich finde, sein eigenes Geld kann jeder für das ausgeben/spenden, was er will und niemand hat das Recht, denjenigen dafür zu kritisieren.
Außerdem: weißt du denn, ob die Spender nicht auch für Obdachlose spenden? Und bietet eine Kirche nicht auch Asyl? Allein unter dem Aspekt lohnt sich der Wiederaufbau.
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.05.2019, 07:25   #14
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Zitat:
Zitat von Admiral Beitrag anzeigen
Notre Dame repräsentiert eine Kultur, die jetzt ausgedient hat, eine große Zeit des Zusammenlebens, die jetzt im Irrenhaus dahingeschieden ist: wie doch das Bürgertum in transzendentaler, politischer und sittsamlicher Soße schwamm.
Keine Ahnung, was dieser Satz aussagen will und was eine Kathedrale, die im Mittelalter erbaut wurde, mit dem Bürgertum des 18./19. Jh. zu tun haben soll.
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Alt 29.05.2019, 09:12   #15
männlich Martand
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Guten Morgen, liebe Mädels!

Große Reichtümer sind mit gesundem Menschenverstand und gemeinschaftlichem Verantwortungsgefühl nicht zu vereinbaren. Geldsäcke oder Großkonzerne wird man wenigstens unter Nutzung der Sprache anrempeln dürfen.

Na, das machte doch die Runde. Penner, Umwelt, die Rettung am Mittelmeer, andere Probleme. Es ist hier ganz einfach der Fall von der großen Glocke, vom großen Rabatz.

Miezi - niemand mehr braucht Notre Dame. Ebenfalls braucht niemand mehr Opernhäuser, Frauen brauchen keine Röckchen mehr, Panzer werden wahrscheinlich auch nimmermehr benötigt. Die kleineren und größeren Wahnvorstellungen der Moralischen sind aufgebrochen und nunmehr mündet man in die eisige Katastrophe.

Schönen Tag und schöne See!
Adm.
Martand ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.05.2019, 10:37   #16
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Admiral Beitrag anzeigen
... niemand mehr braucht Notre Dame.
Es fasziniert mich immer wieder, wenn jemand meint, für die ganze Menschheit sprechen zu müssen.
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