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08.04.2007, 19:09 | #1 |
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 10
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Zum Fest
Zum Fest Es ist beinahe unerträglich anzusehen, wie viele Menschen an diesem Tag allein sind; die Straßen sind gesäumt mit ihnen. Für den einen Blick sind es nur einige wenige, die dort die sonst kahlen Wege belagern. Doch sind es immer noch zu viele. Sie irren allein umher, ohne Ziel, ohne Verabredung und damit ohne jede Verpflichtung, die ihnen ihr Dasein berechtigte. Sie flanieren auch nicht; sie befinden sich nur auf der Flucht vor der bedrückenden Ruhe eines heutigen Tages. Sicher wiegt das Alleinsein an einem Tag wie diesem längst nicht so schwer wie an jenem anderen Fest des verpflichtend-oberflächlichen Zusammenkommens wie man es in der zurückliegenden Jahreszeit begeht. Doch schmerzt auch diese Dauer eines Ausnahmezustands schon genug. Der ganze sich Gesellschaft nennende Komplex schaltet zurück und lässt nur noch wenige Quellen fließen, damit das Öffentliche, der Schutzhort für die Alleingebliebenen, nicht allumfassend erlöscht. Die Straßen sind leer, die Geschäfte geschlossen, alles verschleiert mit jener angeblich ansprechenden, Menschen wie mich jedoch zutiefst abstoßenden Dekoration. Alles ändert sich für eine Festtagsperiode, deren Ursprung den Wenigsten bekannt ist – am allerwenigsten denen, die sich ausgiebiger als die anderen dieser Periode bedienen. Sie sitzen in ihren Löchern, erfreuen sich der Ruhe, der äußeren Ereignislosigkeit und besinnen sich augenscheinlich aufs Innere: Auf ihre verkommenen häuslich-blutsbrüderlichen Beziehungen, die für sie den Fluss eines erbärmlichen Daseins ausmachen. Es ist nicht das Äußere, das Öffentliche, die Gesamtheit, der eigentliche Energie reichende Komplex, sondern ihre dürftige Keimzelle, derer sie sich uneingeschränkt erfreuen und die ihnen sogar noch Glück beschert – infolge völlig abtrünnig verlaufender Bahnen des kollektiven Glücksgefühls. Die Mutigen sind es, die heute leere Straßen dürftig mit Leben pflastern. Ihr Kreis hat unbekannte Ausmaße, doch treten nur die Starken nach draußen und stellen unbedacht ihr Leid zur Schau. Bemerkt wird es kaum. Die Übrigen, die Mehrheit, sitzt wiederum im Häuslichen und ergibt sich so auch der Macht des Nach-Innen-Kehrens. Die Front hingegen sitzt rauchend, sich über den anwidernd ruhig verlaufenden Tag quälend in leeren Cafes und geduldet sich in Selbsthass über die Machtlosigkeit bis zum nahenden Ende. All das, weil sie sich den Keimzellen, dem nun ruhig dahinfeiernden Komplex, entzogen haben. Das, weil sie frei sind – gleich dem, dem wir mit diesem Fest gedenken. Auch für ihn ließen sich Freiheit und Komplex nicht zusammenführen. |
13.04.2007, 17:23 | #2 | ||||
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007
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Ab "Sicher wiegt das Alleinsein" wirkt der Text arg gekünstelt. Warum so kompliziert dem Amtsdeutsch annähern, wenn man Texte schreibt, die auch jemand mit Freude lesen soll? Das kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich inhaltliche Wiederholungen eingeschlichen haben. |
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