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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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19.09.2010, 12:24 | #1 |
Mei Mari und mi
Das Oktoberfest und die Tatsache, daß meine Tochter gerade eben wegen einer Autopanne für eine Woche in der Normandie "gestrandet" war, hat mich an mein Lied für die "Mari" erinnert. Man kann es auf der Melodie von Kris Kristoffersons Me and Bobby McGee singen und sich, so weit möglich, auf der Gitarre dabei begleiten. Berühmt geworden ist dieser Song bekanntlich durch die Version von Janis Joplin. Da es hier keine eigene Rubrik für "Mundarten" oder Dialekte gibt, hoffe ich, daß Mei Mari und mi hier an dieser Stelle geduldet wird.
Mei Mari und mi Im Herbst zwoatausendsechs is’ gweng, mia foan af Amsterdam, Rembrandt, d’Stodt und Gracht’n woll’n ma seng; die Straß’n voll Touristen san bis spat, sie kriang ned gnua, selbst am Sonntag sperrn’s die Lädn ned zua. Des Zimmer im Hotel is eng und teia no dazua, vom Fensta kannst in’ U-Bahnschacht neiseng; und in da Nacht, da gibt’s koa Ruah, a Krach bis in da Fria, und i lieg wach und denk ma: „S’Lem’s so schee mit Dir“. Frei sein, des is, was uns g’fällt: so ganz alloa af uns gestellt unterwegs sein, des is ’s Lem, sag i, des is mehr als g’nua fia mei Mari und mi. Am Montag in da Normandie, da foama übers Land, af amol, da is finsta woan wia nie; da Reng steht wia a Wasserwand, die Blitz, sie san so nah, d’Mari fragt: „Wia weit bis Etretat?“ Dann seng ma des Hotel am End, des g’schnitzte schene Haus, so oid, des hat da Maupassant scho kennt; und in da Nacht, da Sturmwind braust, des Meer kummt ned zua Ruah, und mia lieg’n eng beinand im Bett und hean eam zua. Frei sein, des is, was uns g’fällt: so ganz alloa af uns gestellt unterwegs sein, des is ’s Lem, sag i, des is mehr als g’nua fia mei Mari und mi. "Übersetzungshilfen" (falls überhaupt nötig): Mari - Maria; Marie / bis in da Fria - bis in die Frühe / s'Lem - das Leben / hean eam zua - hören ihm zu |
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19.09.2010, 17:09 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo!
Das ist eine Meisterleistung! Ich hätte - des Idioms aber nicht sehr mächtig - manche Worte anders lautmalerisch gestaltet - aber es ist ein Hochgenuß, diese aus Innerstem kommenden Verse zu lesen. Ob Eretrat, Dieppe, Fecamp oder Misomesnil: Er, der - im Gegensatz zu Flaubert - mit leichter und lockerer Hand schrieb, hätte Dein Gedicht sicher zu schätzen gewußt. Lob und Bitte zugleich: Mehr von dieser "Sorte"! Thing |
20.09.2010, 22:31 | #3 | |||
Lieber Thing,
vielen Dank für Deinen begeisterten Kommentar, der mich ganz stolz macht. Ich hatte anfangs etwas Bedenken, ob das Bayerische hier überhaupt geschätzt werden könnte, oder ob die Namen Kris Kristofferson und Janis Joplin hier überhaupt noch ein Begriff sind (so daß man die Melodie von Me and my Bobby McGee noch im Kopf hätte). Kristofferson schrieb damals Zitat:
Zitat:
Für die französischen Akademiker ist Guy de Maupassant merkwürdigerweise nicht "premier rang", für mich jedoch schon, und so auch für Nietzsche, der in Ecce Homo schrieb Zitat:
Mit lieben Grüßen Friedrich |
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30.03.2023, 08:07 | #4 |
gesperrt
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Mei Mari und mi
Mensch, das ist doch klasse, Friedrich! Das ist reinster Dialekt, und man muss aber berücksichtigen bei einem Gedicht für Leute aus anderen Gegenden, dass sie nur die Hälfte verstehen. Deshalb gibt es ein paar Tricks, nämlich sehr regionale Redewendungen und allzu örtlich bekannte Wörter auf Hochdeutsch zu schreiben. Dialekt hat immer seinen eigenen Witz, das ist der Witz daran. Das ist ein schmaler Grat. Und nun übersetz das mal alles auf Hochdeutsch, du wirst sehen, dass deine manischen Adjektive wie ein Wunder verschwunden sind.
Ich habe ein ganzes Buch mit Gedichten aus Tirol, das mir eine Autorin und Leserin mal geschickt hatte. Reinster Dialekt. Ich verstand diese Gedichte nur, wenn ich sie laut gesprochen hatte, weil ich dann die Wurzel des Hochdeutschen erkannte, bis auf ein paar spezielle Wörter. Aus welcher Ecke Bayerns kommst du? Lieben Gruß, Rumpelstilz |
30.03.2023, 09:57 | #5 | |
Liebe Rumpelstilz,
vielen Dank für Deinen lobenden Kommentar. Wenn Du genau hinsiehst, findest Du am Ende des Gedichts/Liedes "Übersetzungshilfen", so daß auch "Preißn". so heißen bei uns die Berliner, den Dialekt verstehen können. Zitat:
Lieber Gruß Friedrich |
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31.03.2023, 07:32 | #6 |
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Mei Mari und mi
Lieber Friedrich,
ja, das Gedicht ist hervorragend. Ich habe es ja verstanden, und das liegt an einem Besuch in der Österreich, als wir mit den Einheimischen, Almbauern, dort sprachen, ein paar Lücken, aber im großen und ganzen klappte die Verständigung. Und wie wäre es - schreibst du das Gedicht um auf Hochdeutsch? Lieben Gruß, Rumpelstilz |
31.03.2023, 10:20 | #7 |
Und wie wäre es, liebe Rumpelstilz, schriebst Du mal ein Gedicht "frei nach Berliner Schnauze? Könnte ick ma jut vorstelln, wa?
Lieber Gruß Friedrich |
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31.03.2023, 14:38 | #8 |
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Mei Mari und mi
Ooch, das habe ich doch schon lange. Aber die meisten Dialektgedichte sind mir verlorengegangen. Was ich jetzt noch habe, ist nicht so doll. Ich kann ja mal was einstellen. Außerdem finde ich mich in meinen Ausdrucken, gelinde gesagt, kaum zurecht.
Aber du hast meine Frage nicht beantwortet, Friedrich. Ja oder nein? Lieben Gruß, Rumpelstilz |
31.03.2023, 17:39 | #9 | |
Zitat:
Lieben Gruß Friedrich |
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31.03.2023, 18:44 | #10 |
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Mei Mari und mi
Das verstehe ich ja, Friedrich, wenn es ein gewidmetes Gedicht ist, dass du ihr nicht noch mal ein hochdeutsches Gedicht überreichen willst. Es wäre aber für dich gut, du würdest dir vielleicht die Adjektive abgewöhnen? In diesem Sinne hatte ich das als Übung gemeint. Kannst ja hinterher löschen.
Das hat Brecht mit seinen Schauspielern gemacht, wenn sie partout nicht begriffen, wie sie einen Text sprechen sollten. Dann ließ er sie den Text im Dialekt sprechen und prüfte damit gleich, ob er von den Schauspielern überhaupt verstanden worden war. Und ich selbst habe das auch ein paarmal gemacht, dass ich erst im Dialekt geschrieben und dann umgeschrieben habe. Wobei mir der Dialekt-Text eigentlich immer am besten gefiel. Ich stell mal morgen so ein Beispiel ein, eines habe ich gefunden. Gruß, Rumpelstilz |
31.03.2023, 23:46 | #11 |
Warum wird hier jetzt mit dem Argument der Adjektive in 13 Jahre alte Gedichte hinterher gerannt?
Ich lese in dem Text kaum welche. Ich mag Mundart, außerdem ist es nicht für uns bestimmt, da hüte ich mich aus anstand Kritik zu üben. Oder werden Friedrichs Texte dazu benutzt um Self-promotion zu bringen? Erst das eigene Gedicht unter seinem Botanischen Garten einstellen, jetzt hier der Hinweis das bald ein eigener Text kommt. Stell ein und gut ist, aber benutz den armen Mann nicht als Trittbrett. Sorry, aber das nervt mich. Lg Mono |
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