Sonette sind echt Scheiße!

[Flocke]

Sonette sind nur aufgeblähter Mist!
Klugscheißer tun, als wär' ihr Text beseelt,
sie selbst den Göttern gleich und auserwählt.
Für'n Arsch! Ich sag euch, wie es wirklich ist!

'ne Überschrift wird schnell mal hingerotzt.
Die Metrik? Copyright Korinthenkacker!
Metaphern? Paradies für Weichei-Fucker!
Der ganze Seelendreck wird ausgekotzt!

Ihr glaubt doch nicht an diese Heilungsmär:
Sonette könnten retten, täten gut!
Es bräucht' nur Glauben und ein bisschen Mut!

So stoppt doch – fällt es denn so schwer? -
die ätzend dämlich dreiste Dichterbrut!
Sonette sind doch Scheiß, ein einziger Betrug!




© Flocke



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Vielleicht kennt ihr:
Robert Gernhards „Materialien zu einer
Kritik der bekanntesten Gedichtform
italienischen Ursprungs.“?

[Heinz]

Lieber Flocke,
in kongenialer Art ist dein Sonett dem des Robert Gernhard an die Seite gestellt. Allerdings ist in der Wortwahl noch eins drauf gesetzt und damit weniger "elegant".
Liebe Grüße,
Heinz

[Ilka-Maria]

Na klar: Robert Gernhardt. So einen "Sidekick" hätte er gerne neben sich reiten lassen.

[Flocke]

Hi,

Ich habe eine Frage zur Grammatik.
Im Gedicht steht:
"die ätzend dämlich dreiste Dichterbrut!"
Ist es grammatisch korrekt, hier - wie ich es tat - keine Kommas zu setzen?

Hieße es:
"ätzende, dämliche, dreiste Dichterbrut", dann müssen - darin sind sich die Grammatikkommentare einig, die ich fand - Kommas gesetzt werden. Denn hier werden die Adjektive und das einleitende Partizip Präsens gleichrangig gebraucht.
Gleichrangigkeit ist in den Grammatiken das entscheidende Kriterium.
Ich muss aber zugeben, dass ich nur Belege gefunden habe, dass Adjektive in solchen Reihungen mittels Kommas getrennt werden. Ich fand aber keinen Nachweis, dass auch in diesen Fällen ein Partizip Präsens analog eines Adjektivs behandelt werden sollte; aber es würde Sinn machen!

Dementsprechend würde ich meine Entscheidung, in meinem Text keine Kommatas zu setzen (das Metrum machte mir mächtig Druck und nötigte mich dazu), damit begründen, dass "ätzend" und "dämlich" sich auf das Adjektiv "dreist(e)" beziehen, nicht aber auf das Substantiv "Dichterbrut". Somit wäre "dreist" den anderen Bestimmungen übergeordnet und die nicht gesetzten Kommas gerechtfertigt.
Aber 100% sicher bin ich nicht.

Grüße Flocke

[Ilka-Maria]

... die ätzend dämlich dreiste Dichterbrut!

Kein Komma. Eher hätte ich "dämlich-dreist" mit einem Bindestrich versehen.

[Die Preussin]

Lieber Flocke,
als grosse Bewunderin der Sonette, immer wieder Shakespeare, muss ich dir natürlich vehement widersprechen. Aber im Sinne von Robert Gernhardt hat dein "Nichtsonett" absolut Gewicht. Sehr gern gelesen und herzlich gelacht.
Die Preussin