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Alt 11.10.2005, 20:51   #1
Miriam Fox
 
Dabei seit: 10/2005
Beiträge: 1

Standard Lights of Eden - Der Gesandte

erst mal hallo,
ich bin neu hier und würde gern wissen wie euch die folgende, allerdings noch längst nicht abgeschlossene story so gefällt.
Ich freue mich immer über Kritik, muss wohl daran liegen, dass ich Optimist bin.
Das hier sind die ersten 10% des 1.Teiles. Wenn jemand von euch außerdem noch Lust und Zeit hat, kann er mir ja mal Tipps geben was man hier so alles machen kann oder andere Geschichten empfehlen.
Hoffe auf Antwort ...
Miriam Fox

(Oh, mir ist aufgefallen, dass sowas nur 20 000 Zeichen lang sein darf °
Dann eben zwei Themen)

Gut. das hier ist nur das erste Kapitel ...




__________________________________________________ _______

Lights of Eden
Der Gesandte



Wie definiert man Frieden? Ist Frieden ein Zustand, also die Zeit in der kein Krieg herrscht oder ist er ein Gefühl, das sich aus dem Inneren jeder glücklichen Seele entwickelt?
Vielleicht ist er aber auch etwas Anderes. Etwas, dass die Menschen erst verstehen müssen, bevor sie es sehen können.
Den vollkommenen Frieden wird es erst an dem Tag geben, an dem das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wieder hergestellt ist. Erst dann wird es der Menschheit erlaubt sein nach dem Tode durch das Tor von Eden zu treten und im Paradies Gottes zu leben.
So lautet die Prophezeiung.


I. Auf der Flucht

Es war dunkel. Schon seit einigen Stunden hatte sich der Schleier der Nacht über dem Land ausgebreitet. Ein kalter Nordwind strich über die zerstörte Straße und lies das verdorrte Gras an den Bordsteinrändern erzittern. Der Himmel hatte eine grausige Farbe angenommen. Zwischen dem nächtlichen Schwarz mischte sich blutrotes Licht und riesige graue Staubwolken zogen heran. An beiden Seiten der breiten Straße standen verkohlte und bis auf die Grundmauern zerschmetterte Häuser. In manchen loderten noch kleine schwache Flämmchen und verbreiteten ein schummriges Licht. Das Einzige was von den Baumalleen und Gärten übrig geblieben war, war ein Haufen heißer dampfender Asche. Es roch nach Staub und verbranntem Holz. Eine Stille hatte sich über der ganzen Vorstadt ausgebreitet, die jetzt von einer Wolke der Zerstörung und des Todes umgeben war. Als einziges Geräusch war ein fernes Dröhnen zu hören, das eindeutig von einem der riesigen Mutterschiffe kam, von denen schon allein ein einziges so groß war wie der US-Staat Ohio.
Plötzlich löste sich eine Gruppe dunkler Gestalten aus dem Nebel. Weitere folgten. Es waren Menschen. Flüchtlinge, die versuchten aus der Innenstadt zu entkommen, wo der Angriff am stärksten gewütet hatte. In ihren Gesichtern spiegelte sich der Schmerz und die Hoffnungslosigkeit derer wieder, die schon gestorben waren und dennoch das scheinbar leichtere Los gezogen hatten.
Die Flüchtlinge trugen Koffer. Manche zogen auch Wagen hinter sich her, in denen sie ihre toten Angehörigen transportierten. Ein schrecklicher Anblick. Viele von ihnen waren verletzt und nur wenige bekamen Hilfe. Jede paar Meter kamen sie ins Stolpern, fielen hin, standen wieder auf, um dann ein weiteres Mal in den Dreck zu fallen. Eine krank wirkende Frau aber stand nicht mehr wieder auf, sondern blieb im Straßengraben zwischen den Trümmern liegen, ohne wirklich beachtet zu werden. Jedes Gesicht war starr nach vorne gerichtet. Einzelschicksale spielten keine Rolle mehr. Das Einzige was jetzt noch zählte war das eigene Leben.
Die Menschenmasse reichte bis hin zum Horizont, doch so viele es auch waren, dies war nur ein sehr kleiner Teil derer, die ursprünglich einmal in Molington-Town gelebt hatten. Die Stadt war erst vor drei Jahren, also 2149 entstanden. Der Gründer James Molington hatte immer viel Wert auf Ordnung und Sauberkeit in der City gelegt, doch seitdem er am 17.April letzten Jahres das Zeitliche gesegnet hatte, hatte sich eigentlich fast niemand mehr um dieses Anliegen gekümmert. Seit zwei Tagen war dies sowieso nicht mehr von Belang. Schon Wochen vorher hatte man überall auf der Welt Nachrichten empfangen können, in denen es hieß die Erde werde von unbekannten Flugobjekten angegriffen. Natürlich hielt es die halbe Menschheit ersteinmal für einen miesen Scherz, aber bald stellte sich heraus, dass es alles andere war, als nur eine raffinierte Lüge der Medien um mehr Einschaltquoten zu bekommen.
Der träge Fluss aus Hoffnungslosigkeit und Angst bewegte sich nur langsam und mit jedem Schritt schwanden die Kräfte. Die Zeit verging und immer wieder sackten Menschen einfach in sich zusammen und blieben am Straßenrand liegen. Langsam löste sich der Verband auf. Während die jungen Leute weiter vorne gingen, quälten sich in den hinteren Reihen die Alten und Schwachen. Sie hatten sich schon längst mit der Gewissheit abgefunden, dass sie den nächsten Morgen nicht mehr erleben würden.
Mitten in einer der vorderen Reihen kämpfte ein Mann ende zwanzig mit seinen Gefühlen. Sein dunkelbraunes ausgefranstes Haar fiel ihm in dicken Strähnen in sein Gesicht, das mit einer Mischung aus Dreck und Blut bedeckt war. Der Mann trug eine zerschlissene Jeans und ein Hemd, das früher einmal weiß gewesen war. Die schwarzen Wildlederschuhe waren an allen Seiten zerkratzt und der tonfarbene Rucksack hing staubig an der rechten Schulter hinab. Der Mann drehte leicht den Kopf nach links. Was er sah, waren die zerstörten Bauten der Vorstadt von Molington, die Überreste von Autos und Geräten und dazwischen -- leblose Körper und Menschen, die immer noch verzweifelt um ihr Leben kämpften. Wie gerne würde er ihnen jetzt helfen, aber er konnte nicht. Sein Körper hatte sich gegen ihn verschworen und seine Beine trugen ihn immer weiter. Er war auf der Flucht, wie alle anderen.

Mitten in der Nacht hatte das Grollen und Ächzen aus der Ferne nachgelassen und die Flüchtlinge schlugen ein Lager auf. Doch nicht alle wollten sich ausruhen. Getrieben von der Angst vor einem neuen Angriff, gingen sie weiter. Der junge Mann sah ihnen kopfschüttelnd nach. Er konnte sie zwar zum Teil sehr gut verstehen, denn auch er hatte große Furcht, aber allerdings musste man in solchen Situationen einen kühlen Kopf behalten.
Jonathan Stalker hatte schon oft in der Klemme gesteckt. Viel zu oft, dachte er. Doch er musste zugeben, dass, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, dies das Schlimmste war, das er bis jetzt in seinem kurzen Leben miterleben musste. Auch er hatte die Nachrichten am Anfang für einen kuriosen Scherz gehalten und sich vor dem HoloTV fast vor lachen übergeben, aber als er am Morgen des 5. Septembers schlaftrunken aus dem Fenster seines im 27. Stock gelegenem Zweiraumapartment gestarrt hatte, musste er ersteinmal dreimal den Kopf gegen die kalte Metallwand hämmern um zu begreifen, dass dieses riesige Dings, das über der Stadt schwebte wie ein mächtiger Raubvogel auf der Jagd, tatsächlich da war und nicht nur eine verspätete Folge des Cocktails, den er sich am vorherigen Abend gleich gläserweise eingefüllt hatte. Danach hatte er die ganze Szenerie ehrfürchtig beobachtet, genauso wie alle anderen, und gleichzeitig verstanden, dass es für einen Gag der Medienwelt eine Nummer zu groß war. Das größte Hologramm, das je projiziert wurden war, war eine naturgetreue Nachbildung einer Hyperlinerakete aus den 30ern. Sehr beeindruckend, wie Jonathan fand. Aber das, was nun auf sie zukam, war mindestens fünfzigmal so groß. Nach dieser phänomenalen Feststellung brach die Panik in ihm aus und er versuchte sich in Gedanken zu beruhigen. Vielleicht war es gar nicht feindselig? Vielleicht wollten sich die Außerirdischen nur mit den Menschen anfreunden?
Klar, und dazu bringen sie ihre Kriegsschiffe mit!, mischte sich ein besonderes stechender Gedanke ein.
Kriegsschiffe? Das Wort hallte in Jonathans verkaterten Gehirn wieder. Wollten sie Krieg führen? Wenn ja, dann hatte die Menschheit keine Chance. Widerwillig starrte er wieder zu dem monströsen Gebilde auf, das sich nun langsam vor die Sonne schob. Das Material aus dem es gefertigt worden war, hatte einen merkwürdigen Glanz. Dieses Metall war seltsam oder, was zutreffender war, fremdartig. Minuten vergingen, ohne dass sich etwas bewegte. Gut, überlegte er, Gut. Dann bleibt vielleicht noch Zeit zum Sachenpacken.
Im nächsten Moment kam ihm der Gedanke ziemlich bekloppt vor und er entschied sich vorher noch etwas normales anzuziehen, denn er stand immer noch im Pyjama in der Mitte seines Zimmers. Während er hinüber zum Kleiderschrank hechtete, fuhr er mit der Hand über den schmalen Schlitz des Bewegungssensors des HoloTV´s und schaltete somit das Gerät an. Gespannt schaute er auf die winzigen Partikel, die sich nun in der Luft zu einem Bildschirm zusammenfassten. Er streifte sich die Jeans über die Knie, wobei er auf der Kante seines Wandbettes Platz nahm. Er wollte unbedingt Einzelheiten über seine jetzige Situation in Erfahrung bringen und in diesem Fall war das TV seine einzige Informationsquelle, denn er glaubte kaum, dass seine allmorgendliche Zeitung an diesem Tag noch ankam. Doch das Einzige, was auf dem Hologrammbildschirm zu sehen war, war eine Übertragungsstörung in den Farben Grau und Schwarz. Das Raumschiff blockierte alle Sequenzen. Verstört und noch panischer als zuvor schaltete Jonathan den Apparat ab und widmete sich nun hektisch seinem weißen Hemd. Eigentlich zog er jeden Samstag seinen Universalsuite an, aber dieses futuristische Modeteil war viel zu kompliziert und nahezu ungeeignet für einen schnellen und erfolgreichen Abgang. Also griff er auf seine alten Stücke zurück und versuchte krampfhaft alle Knöpfe zu schließen, belies es dann aber bei drei und schnürte zügig seine Schuhe. Danach sprang er von der Bettkante auf und stopfte alles, was ihm unter die Linse kam in seinen ausgebeulten Markenrucksack. Als er sich diesen dann vollbeladen auf den Rücken schwang, passierte etwas. Ein silbriges Licht schoss plötzlich aus dem unteren Teil des Flugobjektes, das sich nun direkt über dem Stadtzentrum befand. Als es die Erde erreichte, konnte Jonathan ein leichtes vibrieren spüren, das dann zu einem lauten Dröhnen anschwoll und näher zu kommen schien.
„Scheiße!“ Schnell löste er sich aus seiner Schreckstarre und stürzte hinaus auf den Flur.
Er bemerkte wie die Druckwelle 27 Stockwerke unter ihm vorbeiraste und er sah wie die Lichter im Flur der Reihe nach ausfielen. Dieses Ding hatte einen Stromausfall verursacht. Keuchend und voller Angst rannte er zu den Fahrstühlen, doch dort fiel ihm ein, dass auch diese nicht mehr funktionierten. Jetzt drehte er völlig durch. Er raste in Richtung Treppenhaus und stemmte sich gegen die elektronische Gleittür, die ihm seinen Fluchtweg versperrte. Es gelang ihm seine Finger mit einiger Kraft in den Spalt zu schieben und somit die Tür zu öffnen. Er rannte auf den stillstehenden Rolltreppen bis in das Erdgeschoss. Er hatte seinen Wagen direkt vorm Eingang geparkt. Abermals zwängte er sich durch ein paar Gleittüren, ohne dass ihm auch nur ein menschliches Wesen unters Auge gekommen wäre. Doch als er auf die Straße hinaus stürmte, wäre er fast von einem Fahrzeug überrollt worden. Die gesamte HighHallStreet glich einer bunten Karnevalsveranstaltung. Der Boden hatte sich nach oben gewölbt und der Asphalt war an allen Stellen gerissen. Überall auf den zerstörten Strassen, die stockwerkähnlich hinauf in den Himmel führten, rannten die Menschenmassen schreiend um ihr Leben. Autos hatte die Welle zu Boden gerissen und kleine Wohnblöcke waren durch die gewaltige Wucht einfach in sich zusammengefallen wie Kartenhäuser. Doch wie ein Wunder war Jonathans kugelförmiger Wagen verschont geblieben und parkte nach wie vor rechts neben dem Eingang zum Block 47. Bis auf ein paar Kratzer im dunkelblauen Lack schien alles noch funktionstüchtig zu sein. Vor dem kleinen X5-Xilocar war eine meterhohe metallene Ampelsäule auf die Straße gekippt und blockierte so die Ausfahrtsmöglichkeit. Jonathan hatte sich hinter das U-förmige Steuer geklemmt, löste die Handbremse, legte sämtliche Stabilisationshebel auf dem Armaturenbrett um und schmiss den Rückwärtsgang ein. Das wohlbekannte surren des Xilo-Antriebes drang an seine Ohren und er fühlte sich auf eine seltsame Weise beruhigt. Mit einem kleinen Ruck rollten die Kugelräder über heruntergekrachte Stahlträger und Betonklötze. Das X5 bestand nur aus vier Kugeln. Die Größte bildete das Cockpit. Die anderen drei kleineren waren so an deren Unterseite angeordnet, dass das Gefährt optimal ausgeglichen war. Sicherheit wurde bei den neuen Modellen groß geschrieben.
Er schaltete ein paar Gänge hinunter und trat dann aufs Gas. Nun raste er durch die innere City und versuchte verzweifelt jeder Menschenseele auszuweichen, doch er schwor sich bereits im Inneren, dass er es auf Opfer ankommen lassen würde um sein eigenes kleines Leben zu retten, das für manche Menschen zwar bedeutungslos gewesen wäre, aber es war nun mal sein Leben. Plötzlich war er dazu gezwungen einen 360º Schlenker mit akrobatischen Ausmaßen zu vollführen, da er nur so einem ihm von der Seite entgegenkommenden Schweblaster ausweichen konnte. Während er sich drehte, sah Jonathan wie die drei Container knapp an ihm vorbeischwebten und tratt gleich wieder in die Vollen, nachdem die Gefahr vorüber war. Leider konnte er dem Hindernis, das unmittelbar danach auf ihn zuraste nicht ausweichen. Der kleine Privatgleiter vom Typ B erwischte das Auto an der Längsseite und lies es durch die Luft wirbeln. Mit einem lauten Krachen prallte das X5-Xilocar auf den gewölbten Asphalt auf. Einige Menschen schrien erschreckt auf und hechteten zur Seite als der Motor mit einem dumpfen Dröhnen implodierte. In allen Tönen fluchend stieg Jonathan aus dem stark lädierten Wagen aus. Er sah an sich hinab. Keine offenen Wunden, nur seine Jeans war im Eimer und sein Hemd hatte ein paar Knöpfe weniger. Doch als er die Hand an seine Stirn hob um seinen Kopf zu untersuchen, schreckte er schmerzhaft zurück. Er starrte seine Hand an und sah wie ein kleiner roter Tropfen an seinem Zeigefinger hinunter lief. In seinem ganzen Leben war er nie verletzt gewesen. Schockiert und fasziniert zugleich, fing Jonathan an zu lächeln. Doch sein Grinsen wandelte sich fast nahtlos in ein Schluchzen um, denn es war ihm schlagartig wieder klar geworden, dass er sein Auto gerade an eine Mauer gesetzt hatte und nun ohne Fortbewegungsmöglichkeit dastand. Langsam wusste er nicht mehr, ob er lachen oder weinen sollte, also tat er beides. Gleichzeitig. Er stand vor dem rauchenden Schrotthaufen, der einmal ein sündhaft teueres X5-Xilocar gewesen war und raufte sich entnervt die Haare. Kurz darauf verfiel er wieder ins Fluchen. Jemand stieß ihn hart zur Seite, sodass Jonathan den Halt verlor und zu Boden stürzte.
„Eh, du Mistkerl!“, rief er der flüchtenden Person hinterher, „Was soll der Scheiß?!“
Er hatte sich halb aufgerichtet um besser sehen zu könne, als er hinter sich plötzlich etwas hörte. Blitzartig drehte er sich um und sprang Sekunden später erstaunt auf. Hinter ihm kamen fünf (oder mehr) riesige Panzerfahrzeuge angerollt und trieben die Menschen vor sich her wie Schafe.
„Kommen sie um uns zu retten?“, versuchte Jonathan eine Frau mittleren Alters zu fragen. Diese blickte ihn aber nur schockiert an und verschwand genauso schnell wie sie aufgetaucht war. Langsam bekann auch der junge Mann wieder zu Sinnen zu kommen und ihm wurde bewusst, dass er fehl am Platze war. Also schloss er sich einer Gruppe Leuten an, die in Richtung Vorstadt flohen. Nun war dieses Ding, nennen wir es Raumschiff, Sache des Staates und jeder Mensch stellte ein potenzielles Hindernis für die Army dar.
Während Jonathan die Straße hinunter lief, drehte er sich immer wieder um. Die Kriegsmaschinerie war inzwischen in Stellung gebracht worden und die langen Faserrohre richteten sich gen Himmel. Binnen Stunden hatte sich die City von Molington-Town in ein Schlachtfeld verwandelt. Mit lautem Krachen und Zischen kollidierten die tiefroten Energiestrahlen mit der metallenen Oberfläche des fremden Raumschiffes und wurden zurückgeschmettert. Dicht neben den Panzern schlugen die Geschütze wieder ein, abgelenkt von dem seltsamen Material. Das Feuer wurde eingestellt und man erwartete gespannt die Reaktion der Feinde. Jonathan war inzwischen am Stadtrand angekommen und stehen geblieben um das Geschehen zu beobachten. Mit einem lauten Dröhnen (so laut, dass es Jonathan noch minutenlang in den Ohren klingelte) erwiderte die gigantische Himmelskonstruktion das Feuer. Diesmal war der Strahl, der aus dem Unterleib des Schiffes hervorschoss, glühend rot und traf wie ein riesiger Feuerball auf der Erde auf. Danach rauschte die Wand aus Feuer und Staub in alle Richtungen über die Stadt hinweg. Jonathan Stalker konnte sich nur noch mit einem gekonnten Sprung seitwärts hinter ein umgestürztes Taxi retten. Dem Taxi riss es das Dach weg, aber den jungen Mann verschonte die Todeswelle größtenteils. Verblüfft musste er dennoch bemerken, dass es sich bei dem Schatten, der gerade an ihm vorbei geflogen war, um eines der stählernen Panzerfahrzeuge gehandelt hatte. Dieses riss hinter ihm einen mächtigen Krater in den Beton. Entsetzt schrie Jonathan auf und krallte sich noch fester an die freigelegte Kugelmotorik des Taxis.
Als der Gegenangriff vorüber war, stand Stalker auf zitternden Knien. Kaum war er hinter seinem Schutz wieder aufgetaucht, riss er die Augen auf. Kein Stein lag mehr auf dem anderen. Die gewaltigen Architekturbauten hatte es schlichtweg umgehauen, die Straße sah aus als wäre sie von unzähligen Maulwürfen umgegraben worden, die Bäume in der Fußgängerzone waren entwurzelt und ausgebrannt, die Autos waren meterweit durch die Luft geflogen, von Menschen keine Spur. Das weiß-schwarze Taxi hatte dem Ganzen nur standgehalten, weil es sich zwischen einer Autogarage und einem Wohngebäude, die jetzt ebenfalls nur noch zur Hälfte existierten, verkeilt hatte.
Ich hätte jetzt tot sein können! Ich hätte jetzt tot sein können!, ging es Jonathan durch den Kopf, Verdammte Scheiße! Ich hätte fast ins Gras gebissen!
Während er auf die rauchende Hülle der zerstörten Gefechtsstation starrte, fiel ihm auf, dass ein weiterer Angriff des Raumschiffes nicht unwahrscheinlich schien. Er blickte ein weiteres Mal in Richtung Raumschiff, drehte sich dann einmal im Kreis und stürmte davon.
Um ihn herum schlossen sich andere Überlebende zu kleineren Gruppen zusammen und irgendwann war eine riesige Menschenkarawane entstanden, die von der Mitte der Stadt bis hin zum Horizont reichte.

Und so war er hier gelandet. Irgendwo in der Vorstadt von Molington-Town in einem provisorischen Flüchtlingslager. Das riesige Objekt hatte den Himmel verlassen nachdem es die gesamte Stadt zerstört hatte. So musste es auch in all den anderen Städten passiert sein. Dennoch hatten seltsam viele Menschen überlebt. Es schien fast so, als ob allein die massiven Bauten das Ziel der Angreifer gewesen seien.
Jonathan drehte sich um. Hinter ihm hockte ein älterer Herr auf einem abgebrannten Baumstumpf und horchte in die endlose Dunkelheit. Er hatte graues, lichtes Haar und eine Brille saß ihm schiff auf der Nase. Jonathan wusste nicht so recht wie er sich verhalten sollte, aber er brauchte jemanden mit dem er reden konnte, sonst, so glaubte er, würde er wohlmöglich durchdrehen.
„Was glauben Sie, wollten die von uns?“, sprach er den alten Mann an.
Dieser fuhr erschreckt zusammen. Er blickte Jonathan Stalker durch die verdreckten Brillengläser hart in die Augen und antwortete dann: „Keine Ahnung.“
Jonathan, sichtlich enttäuscht durch diese Antwort, schwieg eine Weile verunsichert und sagte dann bestimmt: „Wir werden alle sterben.“
„Nein, mein Junge.“, erneut drehte sich der Mann zu ihm um, „Wir sind schon tot!“
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