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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 04.12.2022, 19:07   #1
männlich Aaron
 
Benutzerbild von Aaron
 
Dabei seit: 12/2022
Ort: Herten
Beiträge: 15

Standard Der Drache und die Grille

*Prolog auf dem Berg*

Auf dem hohen Hügel weit oben,
wo die Wolken sich im Himmel schoben,
dort liegt der Ort meiner Ahnen,
die seit Anbeginn die Drachen waren.
So wie auch ich einer bin.

Des Drachens Blut fließt lange Jahre.
So habe ich miterlebt manch Legende und Sage,
sah die Könige im ständigen Tausch,
erlebte wie Berge zu Staub zerfielen,
sah das ständige Leid der Lieben
und die Zeit vergeht im fallenden Rausch.
Der schlampige Tod verschonte nur mich,
meine Schwestern, meine Brüder krallte er sich.

Ach, der lange Arm der Zeit
hält so fest, dass sich niemand befreit.
Schöne Erinnerungen fallen,
bis sie auf die Vergessenheit prallen
und niemand überlebt das Tik zum Tak.

Mein Leid so groß, alles wird vergessen,
alles wird von Dunkelheit gegessen.
Selbst ich, der Drache, wird eingeholt
und wie ein Fisch vom Tod an Land geholt.
Bald steht er auch an meinem Hügel.
Spröde die die Schuppen meiner Flügel.
Die Jahre machten mich zur leichten Beute,
vielleicht kommt er ja heute.
Dann komm ich zur Familie mit schnellen Schwingen
und wäre befreit, das Leid des Lebens zu besingen.

"Dein ständiges Jammern schallt im Tal,
so hast du doch den heiligen Grahl.
Ich, eine Grille, bin nur ein Augenblick,
bevor die Lebensquelle in mir versiegt.
Du, der Drache, groß und von der Zeit geliebt,
siehst was über die Jahre hier geschieht.
Nun ist Frühling, drum ist‘s im Lot,
doch im Winter bin ich tot"
Der Drache schaut runter,
im Grase sitze munter
die Grille und sieht hinauf.

"Von der Zeit geliebt? Dass ich nicht lach!
Die Zeit hasst jeden, egal was ich mach.
Die Endlichkeit ist Schuld der Zeit.
Ich hasse sie, dass sie mich nicht befreit.
Vergessen werde ich wegen ihr!
Also was willst du, niederes Getier?"
Der Drache rotze böse
Funken in die Höhe.
In der Luft, die hitzigen Schliere sich wandten,
in der Sonne sie verschwanden.

"Mein Feuer, nicht mehr so heiß,
mein Brüllen wurde leis.
Die Zeit hat mir alles genommen"
Die Grille entgegnet besonnen:
"Dein Leben kann die Zeit dir nehmen,
aber dein Wissen aus alter Tage nicht.
So kennst du bestimmt so manch tolle Geschicht"
Der Drache sinnt sich seiner wieder.
"So kenne ich viele, mein Lieber
und ein Drache vergisst sie nicht.
In die Vergangenheit liegt meine klare Sicht.
Nach all der Zeit sind meine Augen schlecht..."
"Jetzt hör auf, ein Drache ist kein Knecht!
Ich habe nichts gesehen.
In meinem kurzen Leben ist nichts geschehen!
Ich bin voller Neid."

"Das stimmt, du niederer Wurm.
Dein Leben gleicht einem Blatt im Sturm.
Du armer Tor,
durch deine Augen sah ich nie zuvor.
Verzeih mir, kleiner Freund.
Sage mir, wie mache ich eine Freud?"
Die Grille springt froh drei Mal hoch.
"Eine gute Geschichte, dass ichs mir lob.
Einmal im Leben eines Drachen gehen
und die Welt mit feurigen Augen sehen.
Erhelle mein kleines Leben!
Würdest du eine Erzählung zum Besten geben?"

Der Drache war berührt.
Ein kleines Tier, was sich um sein Leben rührt
"Eine Geschichte mit Rittern und Bauern,
mit Hexen, die zaubern.
Von König und Prinzessin,
Recken vom Golde besessen,
von Monstern und Tieren
und Armeen die in fremde Lande marschieren.
Eine Geschichte aus alter Zeit
und einem alt bekannten Leid?"
Die Grille tanzt vor hohem Glück.
"Nun beginne dein altes Stück!"

Der Drache ließ, mit frohem Lachen,
ein Feuer zwischen Steinen entfachen.
Das warme Licht hat die Macht,
was eine Geschichte erst gemütlich macht.
"Die Flammen erzählen die Geschicht"
Der Drache lenkte geschickt das Licht.
"Vor vielen Jahren, unzählbar
Ich erzähle dir, was dort war!"

*Der gierige König*

Ein König, gut und gerecht,
regierte sein Reich niemals schlecht.
Seine Hand winkte nur bedacht
und seine Heere gewannen jede Schlacht.
Trotz des hohen und vielen Lob,
er sich nie über den lieben Gott erhob.
Sie liebten ihren König sehr,
doch die Zeiten wurden schwer,
denn der Tod rannte ihm mit Spaten hinterher.

Der Mensch hängt an seinem Leben,
will sich nicht am Stricke sehen.
So auch der König nicht
und es endete sein gutes Gesicht.
"Leben, nur das Leben, um jeden Preis"
Wisperte der fast tote Greis.
"Los, Hexe, tu dein Schandwerk mit Fleiß!"
"Du bist des Verlustes wohl bewusst,
was du für dein Leben opfern musst?
Dein einziges schönes Kind, übergebe ich der Nacht,
dass der Teufel sich für ihre reine Seele aufmacht.
Ihr Zimmer ist für immer leer,
aber du regierst ein paar Jahre mehr"

Der König hielt kurz inne.
Ist es in seinem Sinne?
Doch sein Atem wurde schwer
und er besann sich nicht mehr.
"Höre auf mit dem Geschwätz
der Tod er kommt, er hetzt"
Und es geschah, das Mädchen weg,
der König seine Schmach versteckt.
Sitze auf dem Thron so lang,
bis der Tod wieder seine Sense schwang.
Des Kindes Lebens aufgebraucht,
ist die Hexe am Hofe aufgetaucht.

"Dein Leben schwindet, ein weiteres Mal.
Dein Band des Lebens allzu schmal"
So die Hexe, mit spitzen Fingern.
"Ich will mein Leben ein weiteres Mal sichern!
Nun bin ich schon zu weit geschwommen,
habe mir meine Tochter weggenommen"
Ist der nun König besonnen?
"Der Tod er packt, oh nein
los du Hexe, unterbreite deinen Pakt.
Es eilt!"

"Dein Volk verdammt für hundert Jahr,
schlimmer als die Pest die Strafe gar.
Ein übles Vergehen, dem Tod zu entrinnen
und diese Jahre werden auch verschwinden.
Doch du lebst noch hundert Jahr"
"Meine geliebten treuen Untertanen,
sollen nicht an den Teufen geraten."
Des Königs letzter Atemzug,
entreißt ihm jedoch seinen Mut.
"Tu es, sonst bin ich verloren"
"Wie das Blaublut wünscht",
flüstert die Hexe in des Königs Ohren.

Die Bauern, die Mägde und die Knappen,
waren die ersten, die der Krankheit erlagen.
Schuld des Königs auf den Schultern der Niederen.
Viele Tränen für die Verschiedenen.
Als der König aus dem Fenster sah,
bemerkte er nicht, dass er blind geworden war.
Der Schleier der Gier legte sich in die Straßen,
in welchen sich die Ratten fett fraßen.
Leben tanzte einst, wie ein junges Kind
munter und wohlwollend gesinnt,
doch nichts blieb zurück.
Entschwunden war das Glück.

Der König saß auf seinem Tron.
Ausgefallen seine Haare schon.
Seine Hände glichen Krallen,
seine Augen eingefallen
und lange kein Lächeln mehr gesehen.
Hatte er die Liebe aufgegeben?
Kein Kind und sein Volk am Ende,
hörte er von draußen die Totengesänge.

Mit dem Winter kam nun auch
die Hexe mit Schall und Rauch.
"Guten Tag, König der Ratten",
sagte sie mit dreckigem Lachen.
Meine Zauber wirken nun bald nicht mehr,
doch gönne ich dir dein Leben sehr"
Der König erschrocken.
"Der Tod wird mich in seine Falle locken?
Das wäre nicht gerecht.
Meinem Volk geht es zu schlecht.
Sie brauchen mich.
Oh, meine fleißige Hexe, lass mich nicht im Stich!"

Die Hexe nahm mit schneller Hand
eine Karte von des Königs Wand
und riss mit Fingernagel fein,
einen kleinen Kreis hinein.
"Hier, bei den Elfen
gibt es was, es könnte helfen.
Ein Gewand mit Zauberkraft,
was ihren Verwundeten Leben verschafft.
Doch sie geben es nicht aus freien Stücken,
lasst doch eure Armee vorrücken."
Der König winkte schnell zur Tat
und säte des Todes furchtbare Saat.
Im Ackerland der Krieg begann,
von dem nur der Tod seine Früchte gewann.

Der König mit Gewalt sich nahm,
was er ohne nicht bekam.
Auf toten Händen und krummen Rücken,
konnte sich der König am Gewand beglücken.
"Die Elfen sind nun nimmermehr.
Geschlagen von meinem eigenen Heer
und allein mir gehört das schöne Gewandt.
Riss ich es eigenhändig diesen Spitzohren aus der Hand!"
Doch des Königs Freud beginn zu stocken.
"Mein Gewandt, gefressen von Motten?"
Erblickte die Löcher im Stoffe.
Des Königs Seele kochte.

Hasserfüllt nahm er sein Schwert.
"Dass sich niemand um mein Leben schert.
Ich finde diesen niederen Narren, den Verantwortlichen."
Dem König unaussprechliche Strafen durch den Kopf schlichen.
Die Dunkelheit krallte den König ganz,
weg war nun sein alter Glanz.
Sein Edelmut ausgetauscht mit hasserfüllter Wut.
"Wo finde ich seine widerliche Brut!"

Die Schuldner, vom König ausgesucht.
"Ich habe mein Bestes versucht,
doch als wir die Mauern hier betraten,
Motten, Spinnen und Kakerlaken an das Stück gelangten."
Der Soldat, stark und jung,
wich des Königs Schwertes Schwung.

Einst hatte der Soldat eine große Truppe,
fanden doch zu viele in die Todessuppe.
Er, der Pechvogel, übergab das Gewandt
und hatte sich nun die Finger verbrannt.
"Begegne deiner Strafe und weiche meiner Klinge nicht aus.
Ich treibe dir diese Spielchen aus!"
Der Soldat aber, schnell und fix,
machte vor dem König einen Knicks.
"Eure Strafe ist nicht gerecht,
eure Hiebe sind zu redlich schlecht
Treffen werdet ihr mich nicht!"
Keine Chance der Alte gegen der jungend Angesicht.

Doch der Junge erstarrte und wurde grau.
"Wer ist diese hässliche alte Frau?"
Er zeigte entsetzt auf die Hexe, die in der Türe stand
und sein keckes Ich sogleich ohne Mühe verschwand.
"Ein Diener wirst du sein,
hörst auf deinen König lieb und fein.
Dein Herz werde ich dir nehmen,
der Dunkelheit übergeben.
Ein Monster der Nacht,
gefürchtet in jeder Schlacht.
Keine Liebe wirst du je mehr kennen,
rastlos wirst du nach des Königs Nase rennen."
Sie stürzte sich auf der Jungens Brust,
hatte das junge Herz herausgerupft.
Er schrie, beugte und krümmte sich,
ein schwarzer Schauer sich einschlich.
Bis die Nacht den jungen Mann umgab
und seine freudige Seele fast verstarb.

"Mein König, ich knie hier vor euch nun.
Was habe ich zu tun?"
"Welch hässliches Getier hast du da gezaubert?
Ein Monster, dass es mir schaudert.
So groß wie ein Bär
und die Augen so leer."
Dem König gingen längst vergessene Zweifel durch sein Haupt.
Wollte er dies überhaupt?
Seinen Diener, treu und froh
in ein Monster brutal und roh.
Plötzlich die Hexe sprach:
"Los und begleiche deine Schmach!
bringe dem König diese Dinge,
dass er für immer im Hier verbringe."
Das Monster sprang los und verschwand,
der König kurz sprachlos einfach da stand.
"Wie weit bin ich geschwommen?
Verloren im Schwarzem Meer.
Ich habe mir mein Volk genommen
Die guten Tage sind so lange her.
Ich erinnere mich nicht mehr.
Wo ist mein Glück? In das Dunkle gerückt?
Was ich getan, keinem guten Herrscher gleicht,
in mir die Gier nun schleicht"

Doch sterben wollte er nicht,
war er doch zu sehr auf das Leben erpicht.
Vor dem Tod auf ewiger Flucht,
entwickelte sich eine Lebenssucht.
Und die Jahre vergingen,
Trauer wurde Hass.
Erinnerungen verschwinden.
Der König nur noch auf dem Throne saß.
Egal das war, was ihn nicht kümmert.
Hauptsache seine Flamme des Lebens flimmert.

*Die unhöfliche Unterbrechung *

"Der König hatte nur drei am Hofe?
keine Diener, Magd oder Zofe?"
Die Grille rief ins Wort.
"Aha, einer von dieser Sort,
die keine Geschichte unkommentiert
und sich nicht in die Erzählung verliert."
Der Drache empört:
"Selbst ich habe den Anfang nur gehört.
Von einem Mann, der auf seine Wahrheit schwört.
Einst er zu mir kam und sie erzählte."
So der Drache die Lücken erklärte.

"Die Geschichte hat keine Farbe!"
"Pass auf, dass ich dich nicht zerschlage!"
Die Grille nun von der Wut,
sprang dem Drachen auf den Kopf, mit Mut.
Schrie sie mit voller Kraft:
"Jeder hat das schon geschafft!
Erzähle mit Herz und Farbe
die tolle Sage!"
Der Drache ganz verblüfft,
die Grille in sein Herzen gerückt.
"Du bist mir ja fast
ein ebenwürdiger Gast.
Nun denn und mit Gewiss,
weiß ich nun was besser ist.
Die Geschicht mit Herzblut und ausgeschmückt,
damit mein Freund habe das Glück."

*Im Blumenmeer*

In die rote Morgensonne schauten,
die Blumen und sie staunten.
Eine Maid mit ihrem braunen Haar,
sang mit glockenheller Stimme klar.
Sie tanzt im grüne Felde umher,
die Schuhe waren ihr zu schwer.
Drum zog sie die Last vom Fuße ab
und sich in die weiche Wiese lag.
"So schön sie singt, dass man erstarrt,
ihr Gesang selbst das Leben bewahrt"
So der kleine Käfer auf dem Blatt
und hört sich an dem singen satt.
Selbst als die Nacht auf der Wiese schleicht
Ihr Gesang bis zum Tage reicht.
Sie heilte jene, die verwundet zu ihr kamen.
Die Tiere in ihr das Glück selbst sahen.

"AUA, was soll das? Wo läufst du hin?
siehst wohl nicht, von kleiner ich Gestalt bin?"
Ein Ritter sah auf seine alten Schuh
"Ein kleines Männchen? Ich sah dich freilich nicht,
viel zu hoch ist mein Gesicht.
Wer oder was bist du?"
"Du viel zu großer Mann,
euer Geschlecht wohl nicht gut sehen kann.
Des Menschen Augenblick sieht starr nur auf einen Platz.
Ignorieren ist sein Geschick und glauben nur an Gottes Satz.
Ein Elfe bin ich und fast der Letzte."
"Tut mir leid, dass ich dich verletzte."
Der Ritter fühlt sich schlecht,
erst gestern war er noch ein Knecht.
"Tut mir leid sagst du, nein
ihr Menschen seit wie Stein auf Stein,
egoistisch und gemein."

"Wenn ich es doch sage, mein Freund."
"Seit still, damit euer Ohr das nicht versäumt
ich, ein Elf, bin keines Menschens Freund!
Sieh zu, dass du dich wegbewegst,
bevor mir meine gute Laune vergeht."
Der Ritter zog schnell von dannen,
laut seine Rüstung, kaputt von Schrammen.
Wurde nicht einmal in einen Kampf geschickt.
Ein Ritter, so ungeschickt.
Verdammt mit dem Fluche von Unglück,
ein selber auferlegtes Kunststück.
Und rutschte rücklinks in einen matschigen Graben.
"Glück bekommt man nicht wie geschenkte Gaben."
Der Ritter traurig sagt zu sich selbst.

"Los geht es in das nächste Dorf. Auf auf!"
Er sehnt sich einen Tisch mit Biere darauf,
so lang keine gute Seele gesehen,
zu viel Schlechtes ist geschehen.
So beginnt er seinen Schicksalslauf,
zu einem ganz bestimmt Haus.

*Das Bild im Gasthaus*

Der Raum war mit schwerer Luft.
Sie stand im Zimmer mit schlechtem Geruch,
Die üblichen Gäste fanden sich ein, kein Wort.
Die Gaststätte war ein düsterer Ort.
Fremde sieht man hier nicht gern,
denn Fremde kommen von der ungewissem Fern
und sie bringen nur schlechtes mit ins Haus,
drum suchte man Streit und warf sie raus.
Mit schlammigem Lärm zappelte der Ritter herein.
"Darf es ein Biere für mich Bescheidenen sein?"
"Habt ihr Geld?"
Der Mann hinter der Theke grunzte, wie ein Schwein.
"Lassen sie mich schauen, in meinen Beutel hinein."
Etwas Sand und Dreck, hatte im Beutel ein Versteck
Einen runden Stein, einen Knochen, der Ganz vom Vortag,
und nur 1 Taler, nicht viel was ihm vorlag.
Er ließ den Taler auf das Holze plumpsen.
Der Wirt begann zu grunzen:
"Du armseliger Knecht, nun gut. Ein Bier bekommst du, aber mehr nicht.
Und danach siehst du zu, dass du das Weite suchst."
Das Weite suchte der Ritter schon lange Zeit.
Er suchte, was von ihm war weit.
Eine Sache, die ihm noch nicht begegnet ist
und trotzdem er aus tiefstem Herzen vermisst.
Ein sonderbar schillernder Glanz,
wirkte in seine Augen gepflanzt.
"Nun gut, so gebet mir das Bier, dann bin ich weg
und ich mich dann wieder in das Ungewisse versteck."
"Hier" grunzte es aus dem dicken Schwein
und es steckte den goldenen Taler ein.

Die Augen des Ritters liefen durch den Raum
die Glücklichkeit sahen sie hier kaum,
doch sein Blick blieb plötzlich stehen,
als würden sie für Rast recht flehen.
Eine Landschaft machte sich vor ihm breit,
ein Bild, mit einer wunderschönen Maid.
Steht sie da in einem Blumenmeer.
Das Herz des Ritters wurde schwer.
Sie schien auf dem Gemälde zu singen.
Es war so, als würden Monate vergingen
und doch nur ein Augenblick die Uhr gemessen.
Des Ritters Herzen war besessen.
Nach einem schweren Schluck von dem lieben Bier,
war seine Sprache wieder hier.
"Wer die Maid an der Wand?
Ist sie euch bekannt?
Ihre Schönheit bringt mich um den Verstand.
Ihr Haar so samt.
Das elegante Gewannt.
sagt werter Schenker, der die Biere füllt,
ist sie euch bekannt?“

"Die Frau auf dem Bild? Ja, sie soll hier vor einiger Zeit gelebt haben.
Eine seltsame Frau, hat nur gesungen und ist über die Wiese getanzt.
Sie war wohl eine Hexe, denn ihre Wiese war niemals mit Blättern vom Herbst, nie mit Schnee
im Winter bedeckt.
Und die merkwürdigsten Sachen haben sich da abgespielt.
Ich hasse Hexen und ihren Hokos Pokus.
Aber das Bild ist schön, deswegen hing ich es hier auf."

"Wo ist die Wiese?"
"Hinter dem Berg, da wo die Sonne untergeht."
Und so trank der Ritter sein Gesöff und klapperte sich auf,
hoch zum Berge drauf
und wieder runter um Hinten anzukommen,
machte er eine Pause, denn er hatte sich vom Rennen übernommen.
"Gestern sah ich dem Tod ins Auge.
Dass ich noch lebe ist wohl Gottes Glaube,
Wohl noch etwas für mich vor mir liegt,
etwas Gutes noch geschieht.
und ich endlich den Weg ohne Ziel verlasse,
welcher begann in einer kleinen Gasse."

* Um Legenden zu verstehen*

"Du Drache machst es ja gar zu spannend,
die Aufregung in meinem Bauche sich sammelt.
Welches Leid dem Ritter gestern wiederfahren?
Sag, Echse, was war es, was seine Glieder sahen,
was ist ihm wiederfahren?"
Der Drache schnaubt der Grille ins Gesicht.
"Und wieder unterbrichst du meine Geschicht!
Ihr Grillen zirpt dazwischen und stört,
die Unterbrechung mich ziemlich empört!
So wollt ich die Spannung zum Aufbau tragen,
der Hörer der Geschicht soll sich nämlich selber fragen,
was so schlimm am Gestern des Ritters ist.
sich verbunden fühlen mit der Geschicht
und selber in sein Gestern blicken.
Das Herz mit auf eine Reise schicken,
um eine Legende zu verstehn,
muss man in sich selber sehn.
"Das versteh ich freilich nicht: Auf Reisen gehen
in sich selber sehen."
Der Drache nun tief knurrt:
"Ist meine Erzählung zu absurd?
Vielleicht verstehst du es noch"
"Das hoffe ich doch",
gab die Grille vorlaut ab.
"Denn der Schnee wird bald mein Grab"

*Die beiden Enttäuschten
Der Ritter nahm sich nun seinem Atem zurück.
„Nicht einmal ausgerutscht, was ein Glück!“
Freute er sich und schnell nicht mehr,
denn er sah weder Blumenmeer,
noch des Weibes schönes Angesicht.
Ein Stück Land, braun, ganz schlicht
und eine Vogelscheuche aufgestellt auf dem Feld,
damit sie über die Samen der Bauern Wache hält.
Verscheuchen tut sie diejenigen, welche aus der Natur emporstiegen.
Jene die in Dreck und sudligen Schlamm liegen
und doch gehört die Natur mehr den kleinen Gestalten,
welche von Mutter Natur selber kamen.
Wer sind die Menschen, dass sie sich sowas erlauben?
Ein Stück Natur ihr eigenes zu glauben
und den wahren Söhnen des Himmels und der Erde das zu verbieten, was nicht besetzbar ist.

„Wer da? Du nur und kein lästiger Geselle, der meiner Wache nicht entkommt,
sagt was ihr wollt!“
Die Scheuche dreht sich rum und schien zu sprechen.
„Du kannst reden? Mit welchen Mächten?
ein Ding darf nicht das Silber der Worte besitzen
Komm raus, du Bolt. Wer versucht hier zu witzen?“
Der Ritter schaut sich um und sieht keine Seele
„Dinge haben also keine Worte? Nun seht doch wie ich rede,
wie ich singen kann und tanze in der Nacht,
hab schon viel gute Unterhaltung gebracht.
Die Sonne küsst gerade des Berges kahlen Kopfe,
drum sing ich, die Scheuche, euch ein Lied zum Trotze.“
Der Ritter verwirrt und fassungslos.
Doch eh er sich Fragen stellen kann, sang die Scheuche los

„ Oh, ein kleiner Traum so schön
doch wird er bald zu Ende gehen
Ich träume ihn ein einziges Mal
bevor die Vergessenheit alles stahl

Ich suchte nah und fern
neben mir und werds nicht lern
Bitte gebe mir meinen Traum zurück
bitte, bitte gebe mir mein Stück Glück

Oh, ein kleiner Traum so schön
doch wird er bald zu Ende gehen
Ich träume ihn ein, zwei Mal
bevor die Vergessenheit alles stahl

Die Qual, die lange Suche weit
Die Dunkelheit macht sich breit
Verzweiflung in meinem Herz
Ach, der greifende Schmerz

Oh, ein kleiner Traum so schön,
doch wird er bald zu Ende gehen
Ich träume ihn noch ein drittes Mal
bevor die Vergessenheit alles stahl

Der Traum vergessen und nichts mehr da
Kein neuer Traum auch in tausend Jahr
So schön wie du, dein Gesang so klar
Wie klar dort der Sternenhimmel noch wahr „

Und die Tiere der dunklen Nacht,
vom Sonnenuntergang aufgewacht,
lauschten dem Klagelied des Leidenden.
Die Vögel zeigten ihr Mitleid durch Schweigen.
Sie alle vermissten den Traum der einst hier gelebt,
doch jede gute Zeit vergeht.
„Dein Lied voller Seele und Herz,
bestürzt bin ich von deinem Schmerz.
Deine Stimme hell und klar,
als wäre sie aus Kristallen sogar.
Ich hab eine Frage, mein leidender Wächter Scheuch,
eine Frau soll ihr Einzug gehalten haben, entsinnt ihr euch?“
„Oh, von meinem Traum ihr sprecht bestimmt,
mein Leid mit ihrem Verschwinden beginnt.
Sie hauchte mir Leben mit Zauberkraft,
doch von einem Ungetüm wurde sie fortgeschafft.
Ein Monster so grauenvoll riesenhaft.
Die Gestallt einem Bären glich,
leiser als die Katze schlich.
Dessen Krallen groß und schwer,
doch Augen so willenlos und lehr.
Nicht mal ein tierischer Trieb war zu erkennen.
Ich wollte die Bewohner zur Hilfe drängen,
Doch die glauben an nichts und wenn an ihr Buch.
Und laut dem Buch war sie ein Fluch.
Sodas Gott seine Hand zu ihr schwang
und von der Wiese nahm.
Wenn er dies war, so tat er Unrecht an uns!

Denn die grüne Wiese wurde Braun,
lästige Diebe fingen an zu klauen.
Ich, als Mahnmal was einst hier war
und was passierte mit eigenen Augen sah,
wünschte ich mein Traum wäre wieder da.“
„Sie war hier und wurde entführt,
was fällt euch ein, bleibt hier ohne daß ihr euch rührt.“

Die Vogelscheuche beginnt vor Wut fast zu kochen.
„Ihr springt ja fast schon aus den Socken.
Ich kann doch nicht mal mich hinhocken!
Beginnt mich zu verspotten.
Schaut doch an mir herunter oder fehlt euch die Sicht.
Mein Stock gleicht nicht eurem Gebein,
von Rühren kann keine Rede sein.
Da gelingt das Laufen nicht.“
Wohl war, die Scheuche einfach in den Boden gesteckt,
nur der Wind gönnt, dass sie sich hin und her reckt,
doch niemals einen Schritt gegangen,
an dem Ort auf einem Pfahl gefangen.

Für immer an der Stelle, wo Schreckliches geschah,
wo man ihr dem Traum wegnahm,
seither nur Finsternis war.
Die Natur ihre Klagelieder vernahm
und selber auch welche sang.

„Dann folgen nun Taten, Edelmut erlaubt nicht zu stehen.
Werte Scheuche, sie werden mit mir gehen!“
So sich der Ritter in die Hände gespuckt,
sich kurz gebückt, dann geruckt.
Auf den Rücken trug er die Scheuche
und sie schaute das erste Mal über die Bäume.
„Mein Blick so anders, mein Kopf weit oben,
kann ich es nicht glauben, wo sind meine Sorgen?
Mein Stand verrückt und neue Sicht,
neue Hoffnung es mir verspricht.“
„Die Richtung mein Begleiter und das flott.
Die Sonne hat keinen Trott
und sie verschwindet schon fast.
Wir müssen los, mit Eile und Hast.“
„Seh du nur zu, dass du die Richtung nicht verpasst!“
Und so reisen die beiden in die Nacht,
wo das Ungetüm die Maid hat hingebracht.
Zwei mit einem Ziel,
erreichen zusammen viel.

*Am Feuer*

Viele, die erst voller Mut und Tatendrang
sich in die Welt der Abenteuer begaben,
erkannten erst hinterher: Der Weg ist lang!
Und bekannten sich als niedergeschlagen
von Schritt und Marsch in die dunkle Nacht.
Ein wärmendes Feuer wurde an gemacht.
Nun setzen sich die schmerzenden Glieder,
laufen werden sie erst am Tage wieder.

„Sag mein Freund Scheuche, woher ihr wisst
wohin das Ungetüm mit dem Mädchen hingegangen ist.“
„Ich habe Freunde mit Federn und scharfer Sicht,
mit Auftrag habe ich sie hinterhergeschickt.
Selber waren sie an ihrer Rettung wahrlich erpicht,
doch verloren war sie in einem Schloss,
Ein Fluch des Todes das ganze Land umschloss.
Nur ein wahrer Held vermag dort zu irren,
wo Monster und Böses lustig springen.“
„Ein Schloss also, wie weit entfernt?“
„Keine Sorge, ich habe es mir gemerkt.
Drei Tage und vier Nächte sagten meine Späher,
dann kommen wir unserem Ziel Richtung Norden näher.
Doch Gefahren scheinen uns zu erwarten.“
„Das habe ich mir gedacht, Abenteuer mögen es nicht mit dem Risiko des Lebens zu sparen.
Das wird kein Spaziergang zum Sonntag.
Wir befreien die Maid, Schlag auf Schlag.“
„Du Ritter pass nur auf, dass die dein Edelmut nicht dein Leben kostet
und deine Rüstung ohne Leben in sich alleine rostet.
Drum sei nicht nur mit Mut, sondern auch mit Kopf dabei,
sonst bist du einen kürzer und die Reise ist zu früh vorbei.“
„Recht hast du, mein Streu gefüllter Freund, mein Gefährte,
wenn es mich nicht so sehr zu ihr zehrte.
Mein Herz, mein Kopf und Verstand treiben weg.
Besiegen, werde ich das Monster, sie retten aus dessen Versteck.
Küsse ihre schönen roten Lippen,
werde Lieder mit ihr singen.
Ach wir, als malerisches Paar,
so schön, wie es noch keine Seele sah.
Und für immer treu ich bleib
und…“
„Schluss mit dem Liebesgesülze.
Schlafen sollen wir und das in Kürze.
Du kennst die Frau nicht einmal.
Dein Weg der Liebe ist all zu schmal.
Hinterfrage dich, vielleicht ein, zwei Mal.“
Doch der Ritter hört nichts vor lauter schöner Gedanken,
die für ihn wahr, für andere frei erfunden waren.
Mit schönem Traum wurde sein Kopfe schwer.
„Ich hoffe es geht ihr gut, ich vermisse sie sehr.
Gute Nacht Herr Ritter, bis morgen und schlafet nun.
Bis zum Wiedersehen haben wir viel zu tun.“

*Der erste Tag*

Mit dem ersten goldenen Strahl der Morgensonne,
begann die Wanderung, und ihre schritthafte Wonne.
Jedem Bauern, den sie sahen grüßten sie.
Ein ulkiges Paar und irgendwie
war ihre Seele trotz vieler Unterschiede doch recht gleich.
Verschiedene Leute, aber vom gleichen Streich.
Sie pfeiften vor Freude und mit Abenteuer im Gebein,
so müssen sie laut eigener Meinung bald erfolgreich sein.

„Wenn ich das Monster find, schlag ich ihm dem Kopf,
welchen ich dann in einen Beutel stopf
und von der höchsten Mauer werfe.
Da fällt mir ein, schärfen sollte ich mein Schwerte.“
„Schärfen solltest du auch deine Sinne
ein Kampf man nicht nur mit dem Schwerte gewinne.“
„Du hast recht, üben sollte ich, das Schwert zu führen.
Mit Fleiß werde ich mich zum Siege führen.
Zum Abend werde ich trainieren,
so kann keiner den Kampf verlieren.“
So liefen die beiden Richtung Norden,
doch mussten sie sich mit Essen versorgen.
Eine kleine Stadt vor ihnen lag,
mit einem wöchentlichen Gemüsemarkt.
So treten die Helden in den Trudel hinein.
„Wir haben kein Geld, wir müssen wohl anfangen flink zu sein.“
Sagte der Ritter und die Vogelscheuche gab ihm Recht.
„Nehm es als erste Übung, dann fühlt sich das Gewissen nicht all schlecht.“

Das Ziel der lustigen Gesellen scheint der Wurststand zu sein.
„Gute Hacksen, Rind und Schwein“,
schrie der Besitzer der Leckereien.
Mit überzogener Unschuldsmiene
traten sie auffällig, die schlechten Diebe,
an den Stand, wo man ihre Absicht schnell verstand.
Der Metzger kennt die hungrigen geldlosen Narren,
die mit dünnen Fingern nach seiner Ware langten
und verachten tut er die Armen,
denn sie vermögen keine Taler für ihn zu sparen.
Doch jeden Sonntag geht er tüchtig zum Gotteshaus
und betet von Barmherzigkeit.
Der Mann, er gönnt gar keiner Laus,
dass sie noch froh am Leben bleibt.

Der Ritter zieht mit zittriger Hand
eine Wurst vom Tisch unter den Rand.
Der Metzger kocht vor Wut und zeiht
einen Knüppel, bereit zum Hieb.
„Du dreckiger Dieb! Das habe ich nicht anders erwartet von einem Verrückten, der mit einer
Vogelscheuche auf dem Rücken rumläuft. Bezahle gefälligst sonst werde ich zuschlagen.“
Einen Moment war alles still.
„Ich kann nicht, auch wenn ich will!“
unterbrach der Ritter die Ruhe und aß mit schnellen Bissen.
Der Metzger konnte sich kaum besinnen,
da rannte der Ritter auch schon weg.
Durch die Leute die den Markt besuchten
flitzten sie, wie durch enge Schluchten,
um dem knüppelschwingenden Metzger zu entwischen.
Doch mit der Menschenmasse sich die Helden verwüschten.

Die Wurst erfüllte ihren Zweck
Den Hunger gestillt und mit schnellen Schritten
„Wir sollte hier nun schnell verschwinden“
„Da stimme ich zu, zwar war mein Handeln nicht ritterlich,
doch vergibt der liebe Gott mir sicherlich.“
Zum Schritte aus dem kleinen Dorfe,
sah man die beiden von der komischen Sorte
und erkannte sie sofort als Diebe der Wurst vom Markt.
Klauen bestrafen die Menschen hart,
denn es ist gegen ihre heilige Schrift,
drum bestraft man die Schuldigen, wenn man sie trifft.

„Halt! Ihr seid doch die Diebe. Der Metzger hat euch bei der Wache angeklagt.“
Ein Soldat mit Speer und Rüstung stand mit ernster Miene vor den Helden.
Recht und Frieden lag ihm tief in seinem Herzen.
„Zahlt die Strafe oder geht ins Gefängnis.“
„Mein Lieber Kollege sehet doch an mir herab.
Hätte ich die Taler, so hätte ich Handel gemacht.
Niemand kann geben, was er nicht hat,
so machte mich die gestohlene Wurst heute satt.
Habt doch Mitleid mit einem armen Vetter der Wachen,
könnt ich nur meine Schuld zum Ausgleich machen,
ohne Münzen oder Zeit im Gefängnis zu zahlen.“
„Du hast zwar eine Rüstung an, aber ich bezweifle, dass du ein wahrhaftiger Ritter bist. Welcher
Ritter klaut denn so scharmlos wie ihr? Welchen Ausgleich könntet mir geben?“
„Mein Herr, so sage ich, habe ich Talente, die gefallen euch sicherlich.
Ein Dichter kann ich sein, Lieder schreiben und kochen kann ich fein.
Instrumente spiele ich keine, doch mit meinem Freund auf dem Rücken,
kann ich euch mit einem Zweimannchor beglücken. Und außerdem…“
„Stoppt dort. Diese Dinge würdet ihr machen um eure Schuld zu begleichen? Was für armselige
Versuche um einer Strafe zu entgehen, aber du kannst vom Glück reden, dass ich gerade diese Dinge
in Anspruch nehmen muss.“
Der Ritter schaut zu seinem kratzigen Freund und er schaut zurück
„Nun gibt mir das Leben doch ein Stück Glück“,
denkt der Ritter zu sich selbst und erinnert sich an die Tage ohne Segen.
Ob verlassene Segel immer Richtung Festland wehen?
„Ich verliebte mich in die junge Magd am Apfelstand, sie ist so schön und ihr Hände so zierlich, doch
vermag ich keine schönen Worte für ihr Antlitz zu finden, noch mich künstlerisch auszudrücken.
Wenn du mir ein Gedicht in meinem Namen schreibst, was ihre Schönheit zum Ausdruck bringt und
es ihr gefällt, lasse ich euch gehen. Das bleibt aber unter uns, sonst droht euch der Kerker. Hast du
mich verstanden?“
Der Soldat sprach laut was er befiehlt,
sodass er es den Passanten in der nächsten Straße verriet.
„So soll ich ein Gedicht schreiben, doch wo drauf?“
Der Soldat zeigte die Straße hinauf.
„Dort ist mein Haus, direkt am Marktplatz. Kommt mit und ich gebe euch Papier und Stift. Ich werde
euch auf dem Weg erzählen, was in das Gedicht rein muss. Am besten sollte es nicht zu hoch
gestochen sein, sonst fällt es noch auf, dass es nicht von mir ist.“
Auf dem Weg zum Haus erzählte der Soldat noch mehr und des Ritters Kopfe wurde ihm schwer.
Wie sollte er über andere Frau so selig schreiben,
wenn ihn doch seine Gefühle zu einer anderen treiben?
Ein Liebesgedicht ohne Blut hinter der Feder
bleibt gefühllos und kalt wie Leder.
Der Ritter ärgerte sich, was er zu sagen vermochte
„Warum sagte ich nicht, dass ich nur kochte“,
flüsterte er in sich hinein.
Zweifel zogen, wie Zugvögel im Winter nach Süden hinein und ein warmer Schauer fährt ihm ins
Gebein.

Die Stube des Soldaten war beschaulich schön und schlicht,
nichts was übel ins Auge sticht.
Der Kamin gab Wärme, das Fenster Licht,
ein Stuhl zum Sitzen, einen zweiten gab es nicht.
Mit Zeigefinger, Stift und Papier deutet der Soldat zum Fensterbrett.
„Über was soll ich schreiben, wenn der Herr einen Vorschlag hätt‘“,
fragte der Ritter den stumpf schauenden Soldat
und merkte, er bat den falschen um Rat.
Doch dann zeigte er nach draußen, ach und schaut,
die schöne Magd ihren Stand abbaut.
„Seht ihr, da ist sie. Ist sie nicht schön. Sie mag solchen lyrischen Unsinn wie Gedichte sehr. Sie ließt
auch Bücher und versucht sich weiterzubilden, aber solang sie kochen kann und mir einen starken
Sohn schenkt ist mir alles egal“
„Welch ehrenwertes Ziel der Soldat für seine Zukunft hat.
Das arme Ding wird verkümmern bei solch einem stumpfen Mann.
Ich frage mich, ob man sie warnen kann“,
flüstert die Vogelscheuche dem Ritter ins Ohr und grinst.
„Ist ja toll wir du dich benimmst.
Bist stumm und willst dem Soldaten nun nichts Gutes tun.
Wir haben eine Abmachung gemacht,
ein Gedicht oder er wirft uns in einen dunklen Schacht“
„Was bringt dem hübschen Ding das linke Spiel, wenn sie am Ende an den Falschen gerät?“
„Was plapperst du da vor dich hin?“,
fragt der Soldat und beugte sich über das Blatt, wo noch nichts geschrieben stand.
„Mein wirres Geschwätz für die Inspiration, mein Herr, brauch sie nicht zu kümmern, wie…“
„Fang einfach an zu schreiben. Ich will das hier so schnell wie möglich erledigt haben. Also,
wenn ich bitten darf, ein Gedicht und zwar heute noch. Sie hat ihren Stand schon fast abgebaut und
wenn sie weg ist, bist du es auch, nämlich im Gefängnis.“

„Dann Folgen nun Taten und keine Worte
und mit Taten meine ich Verse…“
Doch unterbrach der steinerne Blick des Soldaten die motivierten Späße.
Die Augen starrten, wie eine Schlange, die sich auf den Ritter stürzen wollte.
Rasch schrieb der Ritter einige Zeilen, als ihm etwas im Herzen schmerzte.
Wie konnte er nur, so treu seine Liebe zur schönen Maid von der Wiese ist,
einer anderen Frau ein Liebesgedicht schreiben und schließlich frisst
sein Edelmut ihn komplett auf.
Der Soldat verdient keine schöne Frau, gefangen sei sie ihn seinem Zimmer,
wenn das Gedicht ihr Herz berührt.
Erlöschen wird ihr Glanz, ihr Schimmer.
Es braucht eine List, damit er sie nicht verführt.
Und so schrieb der Ritter seine Verse, mit Gedanken an seine liebe Maid,
welche weggeschlossen im höchsten Turm verweilt.
Noch so ein Schicksal, denkt er sich, darf es nicht geben.
Welch Hochmut und so ritterlich.

„Fertig hier habt ihr das Ge…“
„Gib schon her! Sie ist schon fast weg. Ich muss mich beeilen!“
Mit diesen Befehlen riss er das Papier aus des Ritters Hand
und machte sich auf, dass er aus der Türe verschwand.
Rannte zur netten Magd und stellte sich stolz vor sie hin.
„Glaub bloß nicht, dass ich stolz auf dich bin“,
merkte die Scheuche an.
„Lass uns nach draußen gehen, mein Freund,
sodass ich mein Gedicht auch hören kann.“
Sie gingen hinaus und betrachteten von sicherer Weite das Spiel.
Sie warteten, bis der Groschen viel.

„Wartet Elise und pack noch nicht deinen Stand ein. Ich habe ein Gedicht für dich, oh schöne Elise.
Ich schrieb es als ich an meinem Fenster deine Schönheit bewundern konnte“,
log der Soldat der Magd ins Gesicht.
„Jetzt trag es schon vor und versaue es nicht“, der Ritter im Stillen zu sich spricht.
„ Ach, mein Herz es brennt vor Liebe und Schein,
wann wirst du mein sein? Wann sperre ich dich ein?
Lieben werde ich dich, bis der Tod mich zur Ruhe legt,
Zusammen bereust du mit mir aber schon den halben Weg.
Scheuche dich um mein Haus herum und rein,
wann wirst du mein sein? Wann sperre ich dich ein?
Bleib weg von dem Lumpen und lerne weiter fein.
Ein besseres Glück als meines soll dir versprochen sein… „

Der Soldat stand etwas lang ratlos da und verstand erst langsam,
mit welchem fiesen Spaß man ihm zuvorkam.
Die Magd, peinlich berührt, machte, dass sie ihr Einpacken fortführt.
Die Passanten tuschelten und lachten
und der Dichter samt Freund nutzen die Zeit, um sich davon zu machen.

*Die erste Nacht*
Die Helden sahen sich auf einem schmalen Waldweg wieder.
Hoch stand der Mond und scheint auf sie nieder,
doch tief war die Laune und der Spaß vom Tag ging vorüber.
Die Beine erschöpft, die Augen müder,
legte sich der Ritter hin.
„Mein Freund, es scheint mir so, als bräuchte ich eine Rast und Schlaf,
es sei denn du bist jener, der den einen auf dem Rücken trägt
und sich durch die Büsche quält.“
Die Vogelscheuche verzieht das Gesicht.
„Im Stande dazu, bin ich nicht,
denn ohne Beine wird das Laufen schwer.
Nun leg dich hin und hab deine Rast, aber morgen laufen wir mehr.“
Nickend steckte der Ritter seinen Freund in die Erde und legte sich hinter einem Busche hin.
Zwickend piksten die Gräser, die vom Sommer hart geworden sind.
Die Nacht war so still, er schlief ein
und ließ seinen Freund die Vogelscheuche als Wache allein.

„Nun ruhet der junge Held vor Müdigkeit,
doch als Vogelscheuche behält man seine Augen stehts bereit.
Vermisse ich doch mein Feld so sehr,
Mit meinem scharfen Blick, wache ich und vertreibe das Pack,
was auf meinem Feld Unruhe macht.“
Ohne ein Acker wird einer Scheuche ihr Gemüht schnell schwer.
So schwieg sie und schwelgte in Erinnerung.
Die Raben, welche stehts für die Samen kamen,
die Mäuschen verspeisten die frischen Sträußchen,
die Käfer für die frischen Blätter,
die Rehe liebten die …
Plötzlich kam die Vogelscheuche zur Besinnung.
Kein Tier machte einen Mucks im Walde hier.
Wo waren die Raben, Mäuschen, Käfer und Rehe welche spazierten in Mutter Natur?
In der Nacht haben nur die Menschen Ruhe,
in der Nacht erwacht der Wald,
doch kein Tier zeigte hier seine Gestalt,
keine Maus piepste unter dem Unterholz der Fichten,
kein Uhu erzählt hier seine alten Geschichten,
kein Wolf, der mit seinem Freund im Himmel spricht,
nicht einmal eine Fliege zeigte ihr Gesicht.
Doch ein gleißender Strahl blendete das Land aus heiterem Himmel hoch,
fast schon heller als der Mond und heller wurde es noch.
„Herr Ritter, Herr Ritter!
Nun wachen sie schon auf!“
Doch der Ritter saß schon und schaute hypnotisch hinauf.
„Welch Licht ist das?
Zeit für die Sonne ist es nicht
Ob es ein Zeichen Gottes ist?“
Der Ritter mit funkelnden Augen, sah er direkt in das grelle Licht.
„Scheuche, lasst uns weiterlaufen,
denn im Walde sieht man es nicht.“
Ohne zu warten oder sich auf Wiederworte zu gedulden,
packte er seinen Freund und war in den Büschen verschwunden.
Der Vogelscheuche wurde kalt und ein Schauer, wie im Herbst ihre Halme durchfuhr.
Die beiden rannten durch die Stille der Unruhe.

Der Ritter blieb wie verzaubert stocksteif stehen.
Es schien ein Grund zu geben nicht weiter zu gehen,
nicht aus dem Wald hinaus zu wollen,
war er an einem unerwartenden Ziel angekommen?
„Was gibt es? Wieso geht’s nicht weiter?“,
fragte die Scheuche und wurde im Satze leiser.
Ein Turm aus den Wipfeln der Bäume ragt,
die Fenster glitzern mit goldenem Beschlag,
das Dach rund und halb aus Glas
und im Innern sprangen Schatten, welche verraten, dass dort jemand drinne saß.
Der Ritter schlich an den Turm heran,
als der Scheuche die Angst überkam
und sie fragte leise, zitterig und etwas feige:
„Wir sollten nicht zum Turme gehen, bitte bleib stehen, bitte bleib stehen.“
Doch der Ritter schien nichts zu hören und ging nah heran,
wo der Garten des Turmes begann.
Keine Blumen, nur Steine mit seltsamen Runen und sie schienen
im Dunkeln zu leuchten, wenn man ihnen zu lang Beachtung schenkte.
Der Boden war so lose, dass er sich senkte.
„Dieses Land hier scheint mir nicht geheuer und nicht sauber,
es riecht hier nach Hexer und nach Zauber“,
Appellierte die Scheuche zum tauben Ritter, der keine Ohren offen hatte
und weiter zur Tür schlich.

Des Turmes großer Eingang war verziert mit Dornen,
einem Türknauf, womit man reinkam und in der Mitte krönte die Wandglocke.
Sie schien sich zu verformen und jene einzuladen, die dem Turme zu nahe gekommen waren.
Erst das Gesicht einer schönen Frau, welche fröhlich lachend strahlt,
dann verschwand ihr Glück und war mit Trauer bemalt.
Zähne quollen ihr aus dem Mund und ihre Augen wurden kalt,
alt wurde plötzlich die grässliche Gestalt.
Sie schrie so laut, sie riss ihren Mund weit auf,
doch kein Ton erfüllte den Wald mit zerrendem Hall.
Nun standen die beiden direkt vor der Tür und das Gesicht verschwand.
Verschmolzen ist auf einmal das Schauspiel zu einer geballten Hand.
Bereit die Aufgabe zu erfüllen, für die es erschaffen wurde.
Klopf klopf, klopf klopf.
Wer hier wohl aufmacht?
Ohne ein Quietschen schwang die Türe auf und der Ritter hetzte
zur hochlaufenden Wendeltreppe.
Besessen muss dieser Tor wohl sein, welcher in die Hölle stürmte herein.
Das Licht rannte dem Ritter entgegen und bevor sich die Helden besinnen,
schienen sie in ein schauriges Schauspiel zu stürmen und es sollte nun beginnen.

Sie waren im Dache des Turmes angelangt,
dessen Gewölbe halb aus kristallenem Glas bestand.
Regale mit Büchern, Schriftrollen, Tränken und Zutaten
hatten den Besitzer des Turmes schon längst verraten,
welcher aus dem riesen Fenster schaute, als wäre es ein Tor.
Das helle Licht, so grell, stieg aus den Wolken empor und schien zum Turm zu wollen.
Das Zimmer beginnt zu wackeln, denn die hohe Gestallt lässt seine Stimme rollen:
„Euer Weg, Fremde, zu mir geführt?
Welch Witz mir hier erscheint,
keinerlei Sinn ihre Köpfe kürt,
ein böses Schicksal euch ereilt.
Nun sagt was ihr wollt, eure Gedanken so laut, dass ich weder Zauber noch Spruch mein Kopfe
zusammensetzt und ich brauche jeden Tropfen Magie zu dieser wichtigen Zeit, denn sie hetzt!“
„Ich, ein Ritter, bin zu ihnen geeilt, wegen dem hellen Licht am Himmelszelt.
Ich wollte es richtig sehen, drum habe ich diesen Turm gewählt.“
„Achso ist das, bei meinem weißen Bart, da hat jemand nicht an Neugierde gespart, nicht war junger
Freund, bleibt mein Gast und ruhet euch und schaut mir bei meinem Werke zu.“
„Welch Werke, oh Zauberer?“
„Hexer! Wenn ich bitten darf. Ein Zauberer ist ein Scharlatan, ich jedoch, habe Wahres vollbracht und
getan.
Ein Stern habe ich vom Himmel geholt und er stürzt herab, auf das ich einen Wunsch frei hab.
Er kommt zu mir, ich zwang ihn her aus dem Himmelsmeer, wo nur die Götter ihre Boote haben,
habe ich einen Fisch am Hacken.“
Der Ritter vergaß zu atmen, wohin hatte es ihn nur verschlagen?
Doch das Licht blies seine Gedanken leer und er verrannte sich im Sternenmeer.
Ein Stern, ein Stern, ein Stern kam her.
Der Hexer wand sich um und ging zu seinem Altar, auf welchem ein Buch aufgeschlagen war.
„Sitz dich, neugieriger Ritter, der Stern kommt bald und hoffe er stillt der Neugierde Lust, die dir aus
dem Herzen quillt, doch deinem Handlanger auf deinem Rücken, zittrig und nicht im Stande ein Wort
rauszurücken, schickst du runter in meinen Keller nieder und er hole mir Helleborus niger.
Sehr wichtig diese Zutat ist, drum schau, dass du sie ja nicht vergisst.“
Die Scheuche hat solche Angst, das nicht mal ein Wort aus ihrem Munde entschwand.
Der Ritter legte sie ab und setzt sich auf einen Stuhl und stellt seinen Freund neben sich.
„Wie soll er das machen, denn Laufen kann er nicht.“
Der Hexer runzelt die Stirn, ging zum Regal und zog ein Buch heraus,
griff nach Blumen, Kräutern und Samen, mischte sie und setzte sie in Flammen.
Das Pulver mit vier magischen Wörtern auf die Scheuche warf und ihr Stock, welchen man in das Feld
steckt in zwei Hälften zerbrach.
Um die Hälften formten und rankten sich Äste, die wie Schlangen waren und zu Boden zischten.
Bevor sich der Ritter traute seine Augen zu wischen, formten die Ranken zwei Beine, Füße und
Zehen.
„Jetzt kann er meine Zutat holen, jetzt kann er gehen. Eile bevor ich dir deine Zehen wegfeile.“
Und die Scheuche begann vor Angst zu gehen.
Zur Wendeltreppe und herab, auf bald sie die Blume gefunden hat.

„Wer glaubt dieser Scharlatan zu sein
und der Ritter schaut nur dumm drein.
Seine Sinne scheinen nur noch des Sterns zu gelten und nun laufe ich.“
Die Scheuche vergaß ihren Ärger für den Moment und sieht sich an, was sie vom Boden aufrecht hält.
Eigene Beine und konnte es kaum fassen.
Ein so fremder Gedanke, ein nie getrauter Wunsch, hätte sie sich niemals träumen lassen.
Ein lächeln taumelt über ihre Backen, schüchtern und rund.
„Meine Wege, die kann ich jetzt selber gehen.
Meinen Blick selbst bestimmen,
werde ich von hohen Bergen sehen
und sein wo es mir sinnt.
An solch einem Ort das Glück zu finden, war ich wohl bestimmt hier zu sein.“
Sie ging in den Keller des Turmes und die Luft wurde dick, als würde man Wolle atmen.
Die Scheuche merkte, dass ein Schauer über ihren Strohrücken rannte.
Jene Geister, die nicht im Walde waren, gefangen im Gewölbe, den Steinen, dem Staub.
Eine Tür verbarg den Schauer, die Angst, den Tot.
Die Seelen schrien im Keller, man wurde taub und der Boden rot.
Körper in Scharen im Dunkeln lagen.
Blinde Augen starren die Scheuche an und ihre Körper kamen bis an die Decke heran.
Die Tiere ermordet im Keller des Turmes und ihre Seelen krächzen im schrillen Gesang.
„Der Wunsch des einen wiegt tausend Leben,
so musste er sie stehlen, so musste er sie nehmen
Ein Wunsch, der Preis so hoch wie seiner,
so opferte er alles und verschont blieb keiner

So säuberte er den Wald von Tieren,
nahm das was er brauchte von uns heraus
Jagte das Leben, jagte jede Maus
verbannt im Keller und können nicht raus

Der Wunsch des einen wiegt tausend Leben,
so musste er sie stehlen, so musste er sie nehmen
Ein Wunsch, der Preis so hoch wie seiner,
so opferte er alles und verschont blieb keiner

So töricht der Hexer, schaltet die Lichter aus,
ein Leben bekommen, doch die der vielen nehmen
Wir können nur bangen, wir können nur flehen
und Wünschen uns in die Freiheit raus“

Die Scheuche weinte bittere Tränen, der Angst, des Mitgefühls, der Verzweiflung.
Zu Boden wurde sie gedrückt, denn sie begreift nun, welch Last auf diesem Ort einwirkt,
welch dunkle Magie sich im Turme verbirgt.
Sie musste aufstehen, hinaufgehen und verschwinden,
doch fühlte sie sich, als würde man sie am Boden festbinden.
Der Anblick so schneidend, die Trauer so laut, als wären ihre Füße aus Stein gebaut.
Die Tränen fließen über ihr Gesicht und vielen einen weiten Weg auf den Boden herab,
wo sie sich mit dem Blut auf dem Boden wiederwillig mischen mögen.
„Dieser Turm wird zu unserem Grab,
in der Nacht, in der sich der Hexer versucht selbst zu krönen.“

Sie riss sich aus der Trauer, wie man Unkraut aus der Erde entsorgt
und rannte zur Wendeltreppe und merkte sofort, wie hell es nun im Turme war.
Der Stern, er kommt und er war nah.
Die Beine, sie eilten die Stufen ins Zimmer hinauf und außer Atem sie dann im Zimmer standen.
„Herr Ritter, der Narr weiß nicht was er tut, er schlug die lieben Tiere tot. Der Kellerboden ist blutrot.
Komm wir müssen türmen, wir müssen fort.
Wir müssen fliehen von diesem grellen dunklen Ort,“
So rannte die Scheuche zum Ritter und packte ihn.
Er bewegte sich nicht und sein Augenlicht verblassen schien.
Sein Blick nur Richtung Stern, in Gedanken war er fern und nicht in der Welt des Hierseins.

Verzweifelt die Scheuche den Ritter packte.
„Was ist das nur für ein Licht. Es wäre schon fast, als hält es die Seele des Ritters fest und
entkommen kann er nicht. Nun denn, dann trage ich.“
Sie nahm den schlaffen Körper des Ritters aus dem Stuhl und bockte ihn auf den piksenden Rücken
aus Stroh und Stoff.
Mit Rüstung und Schwerte so schwer, dass man nur mühsam zur Treppe kroch.
Der Hexer merkte nichts von alledem und starrte ins Licht und blieb am glitzernden Fenster stehn.
Er murmelt und spricht in seinem Bart hinein und lockt den Stern in seinen Turm herein, welcher
bald droht in den Turm zu fallen.
An der Wendeltreppe angekommen, hätte die Scheuche einen Schritt weniger machen sollen und sie
knallten blechernd die Stufen herunter.
Laut und lang fielen sie an der Wendeltreppe entlang.
Die Rüstung, sie verbog sich, riss und knackte, bis der Ritter sie verlor und bei der letzten Stufe sie
nicht mehr anhatte.
Und am Ausgang vor dem Tor, der Ritter auch sein Schwert verlor.
Der Hexer, erweckt von Lärm und Laut, erschrocken sich nun im Raum umschaut.
„Wo ist der Kleingeist mit seinem Diener hin? Wo ist die Blume die er mir bringt? Der Stern ist schon
so nah, ein Fehler zu fatal. Meine Blume, mein Licht, meine liebste Schwester sorge dich nicht, denn
ich sehe dich bald wieder, in junger Pracht und ohne die Spuren der schrecklichsten Nacht, bringe ich
dich zurück. Ich brauch nur Magie und etwas Glück und wenn der Stern bei mir Einzug hält, es dich
nichtmehr im Land der Toten quält. Die Opfer im Keller begraben werde ich nun meinen Wunsch
erwarten, doch die Blume wo ist sie hin? Befahl ich niemandem, dass man sie bringt?“
Der Hexer, geblendet von Licht und Sehnsucht, in seinem Kopfe vergeblich versucht klar zu denken,
doch der Stern mit jedem Tick und Tack dem Hexer seine Gedanken aus dem Kopfe ziehen mag.
Er blieb am Fenster stehen und ohne einen Gedanken, beginnt er in sein Verderben zu starren.
Die Scheuche unten im Garten schon, zieht den Ritter mit aller Kraft vom Turme weg und der Stern
schlug ein.
Es krachte, polterte, bebte als der Turm vom Licht erfasst vollständig in sich zusammenbrach. Steine
flogen durch die Luft und Staub zischte mit dem Wind, doch die Helden waren außer Sicht, in
Sicherheit gezogen im nahen Dickicht.
Doch der Staub erreichte auch sie und die Scheuche fiel hustend in die Knie.

Wie ein Wunder kündigte sich der Regen an, erst fern hörte man ihn in den Blättern der Bäume
spielen, bis er dann doch alles überrollt. Er wusch den Staub, die dreckigen Steine und verweilte noch
ein wenig bis er Abschied nahm und in anderen Wäldern auf den Blättern zu trommeln begann.
Nebelschwaden ziehen aus den Trümmern herauf und tanzten über den Boden.
Sie gingen so flink und erinnerten sich, als sie noch Tiere waren und im Walde schlichen.
Ihre Seelen haben sich von diesem Ort entrissen, frei gingen sie wieder und freudig
riefen sie ihr Glück in den Wald, bis der Nebel ihre Gestalt verlor, hallte noch ihr schöner Chor.

Die Zeit brachte eine Pause, eine Pause in der man atmen konnte
und man hoffte, sie würde anhalten und bleiben, doch schon ein knistern konnte sie vertreiben.
Die Vogelscheuche brach die Stille mit einem Hauch.
„Welch Glück, wir kamen raus.
Herr Ritter, sind sie bei Sinnen und hören sie mich auch?“
Der Ritter lag noch am Boden und setze sich rasch auf.
„Welch komisch Licht mein Kopfe umgab.
Ich lebte und merkte wie ich starb.
Sah meine Geburt und meinen Gang ins Grab.
Sah Leben, die ich nicht vermochte zu leben.
Ich war groß wie das kleinste Tier der Welt,
merkte wie ein Fluss durch ein Tale schnellt.
War allein in tiefster Finsternis, merkte wie es mich zerriss.
Merkte, wie ich einzeln in Stücken im Meere schwamm
und wie ich an einem Stücke zu Lande kam.
So oft fiel ich durch die Ritze im Fußboden, bis ich wieder vom Himmel in den Stuhl platziert.
Ich vermochte zu sagen, wie Zeit selber die Zeit verliert.
Doch alleine war ich nicht, versteckt blieb das Gesicht, welches im Schatten nur traut Begleiter zu
sein.
Ich sah es nie, doch es in mich hinein.
So viel das Licht gab mir preis, doch so wenig verstand ich die Sprache.
Die Worte gingen mir so nahe und manche an meinem Kopf vorbei.
Und plötzlich war es vorüber und endete im schmerzhaften Schrei.“
Des Ritters Kopf schien zu kratzen, so fuhren seine Finger durch die Haare.
Er schaute an sich herunter und es traf ihn, wie im Schlage.
„Meine Rüstung! Weg? Wohin?
Ich merke erst jetzt, dass ich nur im Unterzeug bin.
Wo ist sie?“
Und schaute zur Scheuche hinauf und war abermals erstaunt.
„Mein lieber Freund, verändert hast du dich.
Beine hattest du gestern noch nicht.
Welch Wunder, wie schön.
Wir gingen mit Rüstung rein und kamen mit Beinen raus, so gehe ich davon aus, wir haben Rüstung
für Beine mit dem Hexer getauscht?“
„Nun so war die Geschichte nicht, erzählen kann ich sie dir sicherlich,
aber lasset uns weitergehen und nicht bei diesem schrecklichen Ort weiter stehen“
Es klopften sich die Freunde Staub aus den Stoffen, machten, dass sie aus dem Busche krochen
und wollten gerade weiterziehen, da sahen sie nochmal das Licht und hörten leises Flehen.
„Da vorn, das Licht hinter dem Baum hell leuchtet und singt“
Der Ritter wieder in einem Schlaf versinkt und taumelnd zum Licht hin ging.
Das Licht in einer fremden Sprache singt und in fremden Tönen summt.
Eine Melodie, man kennt sie bestimmt, doch man vergisst sie, wenn man sich erinnert.
Das Licht wurde immer leiser und es flimmert.
Die Melodie hat andere Töne komplett verboten und die Scheuche wurde wieder mundtot gemacht.
Taumelnd, vom Licht betrunken geht der Ritter weiter, während er leise lacht und hinter ihm die
Scheuche, welche ihre Angst überwunden hat und nicht das Weite sucht, sahen sie hinter dem Baum
was sie so flehend ruft.
Eine Gestalt, weis wie frischer Puderschnee am ersten Wintertag,
es war nicht etwas, was von dieser Natur kommen mag.
Der Körper so groß wie ein Kind und mit jedem Ton es weniger zu leuchten beginnt.
Das Haupt glich einer geschlossenen Blume und die Arme umklammerten sich selbst so fest,
als hätte es schmerzen, als hätte es sich verletzt.
Es hörte auf mit seinem Lied als der Ritter näher trat
und sich neben dem Geschöpf in die Wiese lag.

Mit einem verwirrten Blick sah die Scheuche zu, wie dem Ritter die Tränen über das Gesicht
liefen und um den beiden liegenden Figuren weiße Blumen sprießen.
Sie wuchsen so schnell wie in einem Jahr, verwelkten im gleichen Moment und das wieder und
wieder.
Da legte sich die Scheuche zu ihnen nieder und spürte wie Frieden und Chaos durch sie schoss, als
kamen fremde Gedanken, welche wie ein Schwarm Fische durch ihren Kopfe floss.
Es war, als vergingen tausend Jahre und doch keine Sekunde.
Letztendlich blieb alles stehn und das Licht wurde heller, am hellsten in dieser ganzen Nacht.
Man sah es, auch wenn man die Augen hätte zu gemacht.
Ein schriller Ton, traurig, erlöst und das Licht ging aus.
Die fremden Gedanken gingen aus dem Köpfen raus und neben dem Ritter, wo einst noch das
Fremde war, in einem weißen Blumenkranz ein Schwerte lag mit schillerndem Glanz.
Zu erschöpft sich zu wundern, zu ausgedörrt sich zu fragen, ließ sich die Scheuche ins Land der
Träume tragen, wo sie endlich etwas Ruhe fand.

Fortsetzung folgt...
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