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Alt 16.11.2022, 19:18   #1
männlich Robert Go
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Chemnitz
Beiträge: 85


Standard Der 18. Geburtstag

Das Lied Tage wie diese, von den Toten Hosen, erklang aus den Lautsprechern des Radioweckers.
Pia öffnete die Augen, hob den Kopf und schaute aus dem Fenster, zum Himmel empor. Er war blau und wolkenlos. Die Sonne schien hell.
Ein perfekter Morgen, dachte sie und stand auf. Sie lächelte.
Heute war es nun endlich soweit. Sie war 18 Jahre alt. Dadurch gehörte sie nun zu den Erwachsenen.
Im Badezimmer führte sie ihr morgendliches Erfrischungsprogramm durch und lief danach in die Küche.

Dort wurde sie von ihrer großen Schwester Maria und ihren Eltern herzlich begrüßt. Sie gratulierten ihr und überreichten ihr die ersten Geschenke.
„Seit wann bist du denn hier?“, fragte Pia ihre Schwester.
Maria lächelte und nippte an ihrem Kaffee.
Die 25-jährige Büroangestellte lebte und arbeitete in Leipzig, besuchte aber am Wochenende manchmal ihre Familie in Chemnitz.
„Seit gestern Abend.“
„Das habe ich gar nicht mitbekommen.“
„Ich weiß. Mein Besuch ist die erste Überraschung.“
„Und was ist dann die zweite?“
„Das wird natürlich nicht verraten.“
„Wir werden dich heute Nachmittag vom Kindergarten abholen“, erklärte ihre Mutter.
„Und warum?“
Nun meldete sich ihr Vater zu Wort. „Deine Mutter und ich sind der Meinung, dass du jetzt, wo du volljährig bist, ein eigenes Konto besitzen solltest.
Wir haben daher einen Termin mit einem alten Schulfreund, der die Bank, in der Nähe, des Stadtparkes leitet, vereinbart. Wir werden dir ein Giro-Konto einrichten, auf dass jeder von etwas Geld einzahlt, dadurch verfügst du über dein erstes Vermögen. Die Familien, bei denen du im letzten Monat, auf die Kinder aufgepasst hast, werden dir in Zukunft deinen Lohn darauf überweisen.
„Deswegen habe ich diesen Monat noch nichts bekommen.“
Ihr Vater lächelte. „Stimmt genau. Dann drehte er sich zur Küchenzeile um.
Dort lagen einige Papiere, neben dem Herd. Er gab sie seiner Tochter.
Diese traute ihren Augen nicht. In der Hand hielt sie einen Untermietvertrag.
„Um dich ein wenig auf eine eigene Wohnung einzustimmen, die du später besitzen wirst, haben wir diesen Untermietvertrag für dein Zimmer angefertigt.
Am Ende eines Monates werden wir dir die Miete überweisen.
In zwei Jahren, wenn du zwanzig bist, solltest du dir eine eigene Wohnung suchen.
Bei deiner Schwester war es übrigens auch so“, erklärte er.
Pia war so gerührt, dass sie gar nicht wusste, was sie sagen sollte.
Sie stand auf und bedankte sich bei ihrer Familie mit einer Umarmung.
Dann zog sie ihre Jacke an, nahm ihren Rucksack und verließ die Wohnung.
Immerhin wollte sie nicht zu spät zu ihrem Praktikum kommen.

Dieses absolvierte sie seit einer Woche in einem Kindergarten.
Ihr Berufswunsch war Erzieherin. Aus diesem Grund würde sie nach ihrer Schule eine entsprechende Ausbildung beginnen.

Als sie ihren Praktikumsplatz erreichte, wurde sie von den Kindern und ihren Kollegen, sowie ihrer Chefin herzlich begrüßt.
Sie überreichten ihr ein kleines Geschenk. Dann begann sie mit einigen Kindern zu spielen, reichte ihnen später das Mittagessen und las ihnen anschließend eine Geschichte vor. Am späten Nachmittag holten sie wie vereinbart ihre Eltern ab.
In der Bank versuchte Pia ihre Nervosität so gut wie es ging, zu verbergen.
Endlich besaß sie ein eigenes Konto.
Geduldig hörte sie dem Filialleiter zu, unterschrieb die Unterlagen, die er ihr vorlegte und verließ mit ihren Eltern die Bank.
Auf der Rückfahrt, holten sie noch für das Kaffeetrinken, die Großeltern ab.

Am selben Abend fuhr Maria sie wieder nach Hause.
Ihre Schwester saß ebenfalls im Auto. Maria hatte ihr die Augen verbunden.
„Wohin fahren wir denn?“, fragte Pia neugierig.
Doch ihre Schwester antwortete nicht.

Nach einer halben Stunde erreichten sie ihr Ziel.
Maria half ihrer Schwester beim Aussteigen und lief mir ihr einen langen Kiesweg entlang.
„Wir sind da!“, verkündete sie und nahm Pia die Augenbinde an.
Diese traute ihren Augen nicht.
Sie standen vor einer kleinen Gaststätte.
Davor hatten sich ihre Freunde versammelt.
Den Großteil kannte sie noch aus der Grundschule und den Rest durch verschiedene Feierlichkeiten.
Sie begrüßten Pia mit einem Geburtstagslied und betraten die Gaststätte.
In einem kleinen Festsaal nahmen sie an einer langen Tafel Platz.
An der Decke hingen Luftschlangen und ein Banner auf dem Happy Birthday stand. Pia begann vor Freude zu weinen.
Ihre Schwester hielt eine kurze Rede, in der sie die schönsten Erlebnisse mit ihrer Pia erläuterte und eröffnete schließlich das Buffet,
Nach dem Essen gab es ein kurzes Festprogramm, was aus verschiedenen künstlerischen Aufgaben und Beiträgen für das Geburtstagskind bestand.
Zum Abschluss des Programmes, wurde eine große Torte auf einem Handwagen in hereingebracht.
Sämtliche Gespräche verstummten, als sich der obere Teil der Torte öffnete.
Gleichzeitig erklang ein Lied von einer Party-CD.
Zum Vorschein kam Pias Schulfreund Kalle. Vor den begeisterten weiblichen und den missmutigen Augen der männlichen Gäste präsentierte er seinen nackten, muskulösen, tätowierten Oberkörper.
Danach wurden Pia die Geschenke überreicht.
Außer Kleidung und Süßigkeiten, bekam sie von ihrer Schwester einen Gutschein für ein Mädels-Wochenende in Leipzig, sowie drei Actionfilme mit dem Kampfsportler Scott Adkins. Beide waren erst ab 18 Jahren, freigegeben und als kleinen Gag einen Sammelband mit erotischer Literatur, von Kalle und seinem Bruder.
Kurz nach Mitternacht endete die Feier.
Als sie wieder zu Hause waren, wurde Pia bewusst, dass das schönste und größte Geschenk an diesem Tag, ihre Familie und Freunde waren.

© by Robert Gottschalk
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