die weihnachtsbäume

[traudl]

gepresst in netze
und hilflos
eng gedrängt und bewacht
wie giftige nattern
oder gefährliche verschwörer
liegen sie bewegungslos
hinter eiskalten gittern

entwurzelt
und verschleppt
an unbekannte orte
wie sklaven
auf antiken märkten
dem untergang bestimmt
ihr verbrechen:
ihr grün grün grünes kleid

o grausames schicksal
sie verdorren
unter den flackernden blicken
großer menschenaugen
in überheizten zimmern
ohne hoffnung
auf das säuseln des kühlenden windes
auf das lächeln des mondes

symbole der hoffnung
genährt aus verborgenen tiefen
gewachsen unter wolkenschleiern
für wenige stunden
träger des lichts

vergehen sie
wie schmetterlinge
in kerzenflammen
in schnöder jämmerlichkeit
und weggeworfen
wie giftiger müll
in den feueröfen der menschen

[Ilka-Maria]

Zitat von traudl

und weggeworfen
wie giftiger müll
in den feueröfen der menschen

Na ja ... für die Elefanten in Zoo und Zirkus werden die abgeräumten Weihnachtsbäume zu einem verspäteten Festschmaus. Zum Verfeuern ist das wertvolle Futter zu schade. Immerhin brauchen die Kolosse viele Tonnen davon. Und Kiefern haben wir genug, eigentlich zu viele. Sie wurden nach dem Krieg und den beiden aufeinanderfolgenden brutal kalten Wintern, als alles abgeholzt war, überall gezogen, weil sie schnellwachsende Hölzer sind. Desgleichen pflanzte man in Alleen Platanen an, auch sie Bäume, die schnell wachsen.

Das war nur auf kurze Sicht ein Vorteil, denn Monokulturen werden mit der Zeit extrem anfällig für Schädlinge.

Es ist durchaus lobenswert, den Raubbau mit der Natur zu beklagen, aber man sollte trotzdem ein bisschen vorsichtig damit sein, seine Klage mangels besseren Wissens in ein ideologisches Kleid zu hüllen. Auch Elefanten wollen leben. Es ist also völlig wurst, ob man die Kiefern gleich an sie verfüttert oder ob man die ohnehin "fälligen" Bäumchen vorher zwei Wochen lang mit bunten Kugeln geschmückt hat.

Übrigens schmeißt man "giftigen Müll" schon lange nicht mehr in die Öfen (obwohl das angesichts der modernen Filteranlagen kein Problem wäre), sondern sie werden mit viel Aufwand eingesammelt und separat entsorgt.

[traudl]

Hallo Ilka-Marie,

1. Weihnachtsbäume sind keine Kiefern, sondern meist Blau-, Weißfichten oder Nordmannstannen, die auf entspr. Plantagen unter hohem Einsatz von Düngern, Herbi- sowie Insektiziden herangezogen werden (die paar Ökobetriebe ausgenommen).

2. Gaumenschmaus für die Tiere im Tierpark: Sie bekommen nicht verkaufte Tannenbäume (an den anderen könnten noch Lamettareste oder dergl. sein), die mit Leckereien dekoriert sind, zum Fressen.

3. Geraten Lamettafäden mit den Weihnachtsbäumen in Kompostier- oder Verbrennungsanlagen, wird dadurch giftiges Blei in der Umwelt verteilt.

Das Gedicht kam mir, als ich beobachtete, wie eines dieser grünen Wunder brutal durch eine Tonne gezogen und in einem Netzt zusammengequetscht wurde. Es sollte nicht die Realität wiedergeben, sondern meine Empfindung.
LG

[Ilka-Maria]

Zitat von traudl

1. Weihnachtsbäume sind keine Kiefern, sondern meist Blau-, Weißfichten oder Nordmannstannen.

Das ist natürlich richtig und meinte ich auch - aber ich falle auf die Verwechslung immer wieder rein. Macht in diesem Fall nichts, denn auch Fichten sind schnellwachsende Hölzer. Mein Mitgefühl für Weihnachtstannen hält sich in engen Grenzen (ich kaufe sowieso keinen Weihnachtsbaum), denn Platz müssen sie so oder so für die Nachzucht machen, und wenn sie nicht schön genug gewachsen sind, verkauft man eben die Äste, mit denen die Gräber abgedeckt werden oder die für die meist hässlichen Grabgestecke herhalten müssen. Weg müssen sie jedenfalls, egal wie.

2. Gaumenschmaus für die Tiere im Tierpark: Sie bekommen nicht verkaufte Tannenbäume (an den anderen könnten noch Lamettareste oder dergl. sein), die mit Leckereien dekoriert sind, zum Fressen.

Doch, sie werden, zumindest zum Teil, verfüttert. Habe ich jedenfalls in einer Doku, die in einem Zoo gefilmt wurde, so gesehen. Deshalb werden die Leute angehalten, die Bäume von Zierrat aller Art völlig freizumachen. Allerdings wird der Bedarf künftig zurückgehen, denn Großtiere wie Elefanten werden immer weniger in Zoos gehalten. Man hat wohl eingesehen, dass der einzig richtige Platz für diese Tiere die freie Wildbahn ist.

Wer benutzt heute eigentlich noch dieses altmodische, völlig überflüssige Lametta? Ich sehe Weihnachtstannen nur im öffentlichen Raum, und da ist i.d.R. kein Lametta dran.

[MonoTon]

Biekebrennen bei Glühwein und Currywurst
Bei uns würden Tannenbäume an denen noch Lametta hängt gar nicht aufgeladen werden. Außerdem hat kaum wer was anderes als Nordmanntannen im Haus und frei geschlagen werden die auch nicht, das ist Strafbar.
Dafür gibt es Baumschulen.
Erstens ist Nordmann die Sorte Abies die am schnellsten wächst und dessen wuchs recht ausladend, dicht, flach und fest ist und zweitens ist es eine Tannenart die nicht so schnell Feuer fängt falls es immer noch Menschen gibt die im Haus Kerzen auf Tannenzweige setzen.
Obendrein bedürfen sie keiner Pestizide und Düngemittel, da sie kaum Wasser benötigen und sogar in Tonerde heranwachsen können.

Niemand stellt sich eine Nobilis ins Haus, außer im Adventskranz, weil diese niemand bezahlen will. Wenn eine Nordmanntanne 35 Euro bei 1,70 kostet, dann käme eine Nobilis bei selber Höhe auf gute 80 Euro.

Alle anderen Tannenarten stehen unter Naturschutz und haben ein zu weiches Zweigwerk auf denen kein Schmuck und keine Lichterkette hält und sie Nadeln hochgradig.
Eine Nordmanniana nadelt kaum und ist auch für Allergiker sinnvoller, da sie weniger verdunsten.

[Ilka-Maria]

Zitat von MonoTon

Bei uns würden Tannenbäume an denen noch Lametta hängt gar nicht aufgeladen werden. ...
Erstens ist Nordmann die Sorte Abies die am schnellsten wächst und dessen wuchs recht ausladend, dicht, flach und fest ist und zweitens ist es eine Tannenart die nicht so schnell Feuer fängt ...

Danke für die kenntnisreiche Info, MonoTon. Ich hatte auf einen Kommentar von dir gehofft.

Ich habe mich auch nochmal schlau gemacht und gesehen, dass die Bäume auch an Schafe und Kamele verfüttert werden. Allerdings werden sie von keinem Tier mehr angenommen, wenn sie zu ausgetrocknet sind. Aber dann werden die alten Bäume nur teilweise verbrannt, die meisten jedoch kompostiert oder gehäckselt. Was man damit machen kann, konnte ich nicht herausfinden, vielleicht kannst du darüber aufklären.

Nochmal zum Lametta: Meine Eltern hatten es früher Streifen für Streifen von den Zweigen genommen und in die Originalverpackung zurückgelegt, um es noch ein paar Jahre lang wieder zu verwenden, bis es so kaputt oder krumpelig war, dass neues nachgekauft werden musste. Heute gibt es Lametta aus Aluminium, mann kann zwar noch, musser aber keins kaufen, das Blei enthält.