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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge.

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Alt 21.11.2022, 19:05   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Ein Vergleich

Wie sich die Sache in Wirklichkeit abgespielt hat:

Das noch nicht ganz 16-jährige Mädchen geht von der Dorfkneipe nach Hause. Es ist nicht weit von dort bis zu seinem Elternhaus. Der Abend war langweilig; keiner da, mit dem man sich hätte unterhalten können. „Was für ein verschwendeter Abend!", denkt das Mädchen, während sie ihre Schritte Richtung Elternhaus lenkt. Doch - halt! Auf dem Pflaster hallen nicht nur ihre Schritte. Wer ist da noch? Sie dreht sich halb um und erkennt einen bulligen Mann aus dem Dorf, der auch in der Kneipe war. Sein viel jüngerer Bruder ist bei ihr in der Klasse, daher weiß sie, dass er ganz woanders wohnt. Was will er? Warum läuft er ihr hinterher? „Bloß keine Angst zeigen", denkt sie, mit dem ungewissen Gefühl, dass ihn das vielleicht zu einem Angriff animieren wird. Sie geht langsam weiter, beherrscht sich, um nicht zu rennen. Endlich hat sie die Haustür erreicht und schließt auf. Die Finger zittern nicht; aber merkwürdig findet sie die Situation schon. Von innen hört sie Schritte vorbeigehen und atmet auf.

Am nächsten Morgen

„Wo warst du gestern?" wird das Mädchen gefragt.
„In der Kneipe. Habe ich euch doch schon gesagt", sagt sie erstaunt. Von dem merkwürdigen Vorfall hat sie zu Hause nichts erzählt. Sie kennt ihre Eltern.
„Und danach?"
„Was danach? Zu Hause", sie weiß immer noch nicht, worauf sie hinaus wollen.
„Hast du dich nicht mit jemandem getroffen?"
Endlich geht ihr ein Licht auf. Sie erzählt, was passiert ist. Oder dass Gott sei dank nichts passiert ist.
„Dann sind wir ja froh, dass du nichts mit dem hast."
„Waaaas?" Haben sie das auf die Schilderung gerade wirklich gesagt?
Der Vater lenkt ein: „Man weiß nicht, ob er vielleicht gefährlich ist. Wir haben vor kurzem gehört, dass dieser Mann abends auch anderen Frauen hinterher gelaufen ist und sich seltsam verhalten hat."
Ihr habt das vor dem Gespräch gewusst und trotzdem so getan, als hätte ich was falsch gemacht?
Und woher wusstet ihr das überhaupt? Habt ihr mich vom Fenster aus gesehen und euch schön rausgehalten?


Wie sich die Sache hätte abspielen sollen:

Das noch nicht ganz 16-jährige Mädchen geht von der Dorfkneipe nach Hause. Es ist nicht weit von dort bis zu seinem Elternhaus. Der Abend war langweilig; keiner da, mit dem man sich hätte unterhalten können. „Was für ein verschwendeter Abend!", denkt das Mädchen, während sie ihre Schritte Richtung Elternhaus lenkt. Doch - halt! Auf dem Pflaster hallen nicht nur ihre Schritte. Wer ist da noch? Sie dreht sich halb um und erkennt einen bulligen Mann aus dem Dorf, der auch in der Kneipe war. Sein viel jüngerer Bruder ist bei ihr in der Klasse, daher weiß sie, dass er ganz woanders wohnt. Was will er? Warum läuft er ihr hinterher? „Bloß keine Angst zeigen", denkt sie, mit dem ungewissen Gefühl, dass ihn das vielleicht zu einem Angriff animieren wird. Sie geht langsam weiter, beherrscht sich, um nicht zu rennen. Endlich hat sie die Haustür erreicht und schließt auf. Die Finger zittern nicht; aber merkwürdig findet sie die Situation schon. Von innen hört sie Schritte vorbeigehen und atmet auf.

Ihre Eltern kommen angelaufen. „Ist dir was passiert?"
„Nein ..."
„Wir haben das gesehen und wollten gerade rauskommen."
Sie schließen ihre Tochter in die Arme.
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Alt 10.02.2024, 02:21   #2
kofski
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Beiträge: 378

Hallo.
Das ist eine ziemlich beklemmende Geschichte. Die Innensicht der Protagonistin ist sehr wichtig, daher eher Roman oder Kurzgeschichte als Film oder Theater. Ich würde außerdem die beiden Blöcke vertauschen. Erst das "sollte" und dann das "ist". Vielleicht lauert ihre Mutter schon hinter der Tür, sie will ihr erleichtert um den Hals fallen, aber dann kommt dieses schreckliche Gespräch mit den Vorwürfen. "Wo kommst du jetzt her? Und da musst du dich doch nicht wundern, wenn ..."

Wie würde das als Bühnenstück oder Rollenspiel umgesetzt werden? Mit Einblendungen? Oder geht es nur um den Dialog?
Dann würde ich den etwas ausführlicher machen und ich habe logische Probleme an einigen Stellen:

„Wo warst du gestern?" wird das Mädchen gefragt.
„In der Kneipe. Habe ich euch doch schon gesagt", sagt sie erstaunt.
(Wann hat sie das gesagt? Bevor sie ging?)

Von dem merkwürdigen Vorfall hat sie zu Hause nichts erzählt. Sie kennt ihre Eltern.

(Das bedeutet, dass sie schon weiß, dass diese Eltern Victim-Blamer sind?)

„Und danach?"
„Was danach? Zu Hause", sie weiß immer noch nicht, worauf sie hinaus wollen.

(Das würden sie nicht fragen, wenn sie die Tochter beobachtet hätten)

„Hast du dich nicht mit jemandem getroffen?"
Endlich geht ihr ein Licht auf. Sie erzählt, was passiert ist. Oder dass Gott sei dank nichts passiert ist.

(Hier jetzt den Monolog der Tochter, falls sie nicht - sie kennt ihre Eltern - einfach schweigt, weil es nichts bringt. Sonst irgendwie so vielleicht: "So einer aus meiner Klasse und sein Bruder sind mir hinterhergelatscht. Ich glaube, die macht es geil, Frauen Angst zu machen. Aber ist ja nix passiert."
"Wer denn aus deiner Klasse?"
"Der Tobi und sein Bruder halt.")

„Dann sind wir ja froh, dass du nichts mit dem hast."

(Wie kommt jetzt dieser Gedankensprung bei den Eltern zustande? Und sprechen die eigentlich synchron oder sollte man Vater und Mutter eigene Stimmen geben und sie tiefer charakterisieren?)

„Waaaas?" Haben sie das auf die Schilderung gerade wirklich gesagt?

("Was?" Man schreibt keine "WAAAHAAS??!!!?" - Sachen in Prosa, sondern umschreibt: "Was?", frage ich entsetzt und lauter als nötig.")

Der Vater lenkt ein: „Man weiß nicht, ob er vielleicht gefährlich ist. Wir haben vor kurzem gehört, dass dieser Mann abends auch anderen Frauen hinterher gelaufen ist und sich seltsam verhalten hat."
Ihr habt das vor dem Gespräch gewusst und trotzdem so getan, als hätte ich was falsch gemacht?
Und woher wusstet ihr das überhaupt? Habt ihr mich vom Fenster aus gesehen und euch schön rausgehalten?

(Hier fehlen die Anführungszeichen, denn das gehört zum Dialog. Sonst würde da stehen: 'Haben die mich beobachtet', denkt das Mädchen)

Das Mädchen könnte einen Namen haben. Das Verhalten der Eltern mit dem Vorwissen, dass der Bruder des Mitschülers sich seltsam Frauen gegenüber verhält, ist nicht logisch. Eigentlich müssten die doch schon im Flur lauern und sie mit Fragen löchern.
"Wer war das?"
"So ein Typ, ich kenne ihn nicht, er lief mir hinterher."
"Lüg uns nicht an!"
"Fickt euch!"
"Hast du was mit dem?"
"Ja, klar, ich vögel mit dem ganzen Dorf. Sonst noch was?"

Ich würde das noch mehr eskalieren.
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2024, 14:49   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.715

Hallo kofski,

du machst es einem wirklich schwer, sich aus dem Forum zurück zu ziehen, wie ich es eigentlich vor hatte. In der Tat bist du eine Bereicherung für das Forum; interessierst dich für vieles und holst vieles wieder an die Oberfläche, in Bezug auf meine Geschichte jetzt durchaus doppeldeutig zu verstehen. (Es ist autobiographisch.)
Deine Vorschläge sind gut, ich denke, ich werde das mal überarbeiten und feiner ausarbeiten. Aufgrund deiner Beschäftigung ist mir nämlich zum ersten Mal ein anderer Gedanke gekommen, wie das abgelaufen sein könnte (obwohl das auch nicht besser ist).

Vielen Dank für deine Ausführungen!

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2024, 14:59   #4
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Hallo Silbermöwe,

ich habe auch manchmal Lust, mich zurückzuziehen, aber es kreisen so interessante Geister hier herum, die ich meiner Sammlung der interessanten Geister hinzufügen möchte, mittelfristig.
Es freut mich jedenfalls sehr, dass mein Feedback Dir weiter geholfen hat. Wir sind alle hier, um voneinander zu lernen und uns ehrlich und schonungslos zu kritisieren. I.m.h.o.

Gerne lese und kommentiere ich einen zweiten Entwurf, denn die Geschichte hat Potenzial. Einen autobiografischen Zugang zum Thema "Hilfe! Meine Eltern sind Kontrollfreaks und immer, wenn mir was Krasses passiert, popeln sie in der Wunde herum, um mir Minderwertigkeitskomplexe einzureden, damit sie mich besser kontrollieren können!" habe ich auch.
LG und auf bald!
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
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