Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Humorvolles und Verborgenes

Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 19.11.2022, 11:14   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.715

Standard Im Garten steht ein weißer Bär*

Im Garten steht ein weißer Bär.
Verwundert denk ich, was will der?
Für Bären gibt's hier nichts zu fressen.
(Ich weiß gar nicht, was weiße Bären essen.)

Verdutzt fliegt eine Elster an,
benutzt den Bär als Landebahn.
Der Bär ist gar kein Grobian
und brummt vergnügt die Elster an.

Die Elster hat mal eine Nuss versteckt
und jetzt hat sie der Bär entdeckt.
Er schnappt sie sich mit seinen Tatzen.
Ja, ist es denn zu fassen!

*Ich habe hier mal etwas mit den Verbpräfixen herumexperimentiert, in der Hoffnung, sie richtig betont zu haben

Geändert von DieSilbermöwe (19.11.2022 um 13:02 Uhr)
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2022, 13:37   #2
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo

Ich lese Betonungsübung und musste mir sofort einen darauf X-en.

Zitat:
Im Garten steht ein weißer Bär.
Verwundert denk ich, was will der?
Für Bären gibt's hier nichts zu fressen.
(Ich weiß gar nicht, was weiße Bären essen.)
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx

In Zeile 2 bin ich kurz abgerutscht, konnte aber problemlos weiter machen weil ich Einsilber gut beugen und einfach drüber kann.
Die Frage "was will der?" legte sich gerade so in den gewohnten Rhythmus.
Der Rest flutschte wie geölt.
Das Vorspiel variiert hier in der Länge (auf die es ja eigentlich nie ankommt)

Zitat:
Verdutzt fliegt eine Elster an,
benutzt den Bär als Landebahn.
Der Bär ist gar kein Grobian
und brummt vergnügt die Elster an.
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

Wenn es so weiter geht komme ich schnell zum Sch(l)uss
durch den kurz gehaltenen Rhythmus stellt sich ein sehr schnelles Lesen ein.
Fast wie ein Limmerick mutet diese Strophe an.
Was schade ist, denn die letzte Zeile der ersten Strophe gab ein wesentlich längeres Durchhaltevermögen vor und spielte mir Länge vor, da es mit einem extra Versfuß Hoffnung auf mehr machte.

Zitat:
Die Elster hat mal eine Nuss versteckt
und jetzt hat sie der Bär entdeckt.
Er schnappt sie sich mit seinen Tatzen.
Ja, ist es denn zu fassen!
xXxXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXx

Ich wusste es, die erste Zeile tut hier nur so, als ob sie lang ist und imitiert nur die Zeile von S 1/ Z 4. Für mich hätte es das monotone Zwischenspiel der zweiten Strophe gar nicht gebraucht, es passte nicht um mich in Stimmung zu bringen.
Der Rhythmus bleibt zwar beständig, aber sag doch gleich, dass du kurz vorm Ende bist.
Schade, dass es so schnell vorbei war. Nein ich schmier dir kein Nutellabrot.

Spaß beiseite, die Betonungen stimmen, ich habe das "unbeholfen" nach nochmaligem lesen wieder gestrichen, es klingt sehr rhythmisch, ich glaube du hast für dich selbst einen großen Aha-Effekt gehabt auch wenn es nur ein experiment war.
Das freut mich sehr.
Gerne gelesen

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2022, 16:10   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.715

Hallo MonoTon,

Zitat:
. Ich lese Betonungsübung und musste mir sofort einen darauf X-en.
Ich hatte gehofft, dass es jemand macht , vielen Dank für deine intensive Beschäftigung mit dem Gedicht!

Zitat:
. Fast wie ein Limmerick mutet diese Strophe an.
Was schade ist, denn die letzte Zeile der ersten Strophe gab ein wesentlich längeres Durchhaltevermögen vor und spielte mir Länge vor, da es mit einem extra Versfuß Hoffnung auf mehr machte.
Ich hatte tatsächlich kurz daran gedacht, jeden Vers von Zeile zu Zeile länger zu machen. Vielleicht schreibe ich noch ein Gedicht in dem Sinne.

Zitat:
Spaß beiseite, die Betonungen stimmen.
Super, das freut mich! Und den Aha-Effekt hatte ich auch.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2022, 21:16   #4
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Mir hat es damals auch geholfen die Texte von anderen zu i-xen als ich noch in der Findung war. Falls es dir hilft stehen dir meine Texte da immer gerne zur Verfügung, insofern sie ein ersichtliches Metrum haben.
Sobald man Strophen sieht und eine ähnliche Zeilengliederung darf man ohnehin davon ausgehen, das ein Muster dahinter zu finden ist.
Ich persönlich bin der Meinung, da sich ein Schreiber auch dabei etwas gedacht hat, darf man das auch dementsprechend analysieren, kritisieren und auf Ähnlichkeiten untersuchen. Ein Metrum kann ebenfalls einen Schlüssel zum Textverständnis bieten. Stimmungsänderung, Tempusregulierung, Hebungsprall, Zahlenkombinationen etc.
Für mich persönlich ist mitunter ein Metrum sogar wichtiger als der Text.
Der Text ist zwar das gesprochene Wort, aber das Metrum ist das tragende Element. Man könnte sagen, das Metrum ist eine unterbewusste Art dieselbe Wellenlänge zu erreichen und somit das Mittel zur Klangart.
Oft liest man eine Strophe und hat sofort im Kopf wie sich das Gedicht anhören muss, bevor man den Text überhaupt weiter gelesen hat.
Das ordne ich unter Form, Ästhetik, Klang, Stimmigkeit und Gliederung ein.

Selbst wenn ein Text nicht klar definierbar in den Betonungen ist, hat er gewisse Anhaltspunkte die ihn definierbar machen.
Allem voran das Gewohnheitsmetrum.
Sagen wir in deinem Text wäre nicht ersichtlich wie er betont wird, dann kann man wie folgt vorgehen.

Zitat:
Die Elster hat mal eine Nuss versteckt
und jetzt hat sie der Bär entdeckt.
- Xx - - Xx X xX
- - - - - X xX

X Betont
x unbetont
- einsilbig undefiniert

dennoch fällt ein Muster auf, sobald man sich die jeweiligen Endzeilen anschaut und Regeln einhält zur Definition eines Metrums.

1- silber
sind flexibel, da sie oft aus Verb, Adjektiv, oder Artikeln bestehen, sogenannte Füllsel oder Füllworte, die überhaupt nichts dem Verständnis beitragen, aber bei denen man instinktiv weiß sie helfen dem Redefluss.
Ich und du sind zwei paar Schuh
XxXxxxX
Vielleicht fällt dir hier schon etwas auf. Es sind nicht nur Füllworte, es gibt auch 1-silber die sehr wohl Bedeutsam sind. Ihr klang ist aber auch wesentlich konkreter (ich, du, Schuh) 3 klar Betonte 1-silber
Das Muster oder "Gewohnheitsmetrum" gibt vor, das auch (zwei) eine betonte Silbe wird. Es gibt die Regel, das keine 3 unbetonten in Folge auftreten, da die deutsche Betonung alternierend ist. Es wird schnell klar wo die weitere fehlende Betonung also gesetzt wird.
Ich und du sind zwei paar Schuh
XxXxXxX

erweitern wir das "paar" um ein "e" bricht Chaos aus.
Ein 2-Silber! Was will der denn da?
Ich und du sind zwei paare Schuh
XxXxxxxX

Lassen wir mal außer Acht, dass es rhythmisch nicht passt.
Uns geht es darum zu sehen wo die Betonung liegt.
Was gibt mir hier die Betonung vor und welche Regel kommt zum Greifen?

2- silber
herkömmliche Betonung nahezu immer auf der ersten Silbe da auf diese ein Suffix als Zweitsilbe folgt (ei-ne, dei-ne, mei-ne, heu-te, Hun-de, Lach-en, Tas-se etc.)
der 2-silber "paa-re" dominiert also den Satz.

Ich und du sind zwei paare Schuh
XxXxxXxX
sofort sehen wir, dass der 1-silber "zwei" sich dem Klang unterordnet und eine Beugung erfährt, obwohl er klanglich nichts eingebüßt hat. Er ist als 1-silber flexibel.
Anders ist es mit dem 2-silber der jetzt einen festen Platz besitzt.
Uns bleibt also nur ihn zu streichen, ihn umzubauen, oder den Satz zu erweitern um eine passende silbe, die eine weitere Hebung setzt zwischen "sind zwei", um dem entgegen zu wirken.

Ich und du sind wie zwei paare Schuh
XxXxXxXxX
Puh, Glück gehabt. Nochmal gerettet.
jetzt fehlt nur dass er auch noch

3-silber anspricht.
Ich und du vereinbar wie ein Beinpaar Schuh

(Guck nur wie er zwanghaft seine Binnenreime schiebt...ok, gehen wir's an...ist das ein doppelter Binnenreim...? Egal...) "Nein, ist sogar ein Dreier"

Der Angesprochene 3-silber "vereinbar" hält sich an die Regel, dass die meisten 3-silber aus Affixen bestehen, die Hinter- und Vor dem betonten Wort stehen, welches meistens ein Adjektiv, oder wie in unserem Fall ein "Zahlenwort/Numeral" ist und auf der zweiten Silbe betont wird. (ver-ein-bar)
Allerdings trifft das nicht auf Substantive zu, da in ihnen, wie schon das Wort herleitet, die Substanz liegt und es somit automatisch eine Betonung auf die erste Silbe erfährt in welcher oft das Hauptwort liegt. (Saft-la-den, Mund-win-kel, Wunsch-kon-zert)

zurück zu dem Beispiel

Ich und du vereinbar wie ein Beinpaar Schuh
XxXxXxXxXxX

Ja ok, "vereinbar" ist ja ein Zahlwort und steht im 3-silber in der Betonung, auf der zweiten stelle, aber da ist auch das Wort "ein" als 1-silber, warum wird das nicht ebenfalls betont?
Weil sein Gewicht nicht verlagert wird, im Kontext.
"ein" ist ein beliebiges Füllwort, während etwas das ver"ein"bart wird, Bedeutung zugemessen wird. Und hinzu kommt, dass die umliegenden Wörter um den 1-silber "ein" ebenfalls mehr Geltungsdrang besitzen. Zudem ist es Flexibel, weshalb es überhaupt zum Betonten werden kann, wenn seine "Umgebung" stimmt.
Das "Bein" hat mehr zu bieten als das "ein", immerhin kann man es anfassen, schwingen, vertreten, brechen.
Manchmal ist die Bedeutung des Wortes wichtiger, als die Betonung.

Das Wissen um Silbenanzahl und Betonungsregelen, gibt uns Auskunft über die Gewohnheitsmetren.

Wenn wir uns wieder auf den Anfang konzentrieren

Zitat:
Die Elster hat mal eine Nuss versteckt
und jetzt hat sie der Bär entdeckt.

- Xx - - Xx X xX
- - - - - X xX
dann müssen wir nur die Lücken füllen, mit dem Wissen welches uns das Gewohnheitsmetrum vorgibt.
- Ein erkennbares Muster ist einzuhalten. -Xx--XxXxX /-----XxX
- unbestimmte 1-silber passen sich dem erkennbaren Metrum an.
- 2-silber im Substantiv haben immer Vorrang und sind auf der ersten Silbe betont, wenn ein Suffix folgt.
- sobald ein Präfix dem 2-silber vorangeht fällt die Betonung auf die zweite Silbe, da sich das Präfix meistens auf ein Adverb bezieht. Nebenwort. Welchem somit Bedeutung zugemessen wird.
- Syntax beachten, da Satzzusammenhänge oft auch Dinge hervorheben möchten.
- Sinnologie des Satzes hinterfragen (Was will ein Bär von einem Vogel und seinen Nüssen?)
- fehlende Betonung überprüfen und sich fragen, ob man es derart betonen würde, an ergänzter Stelle.

Zitat:
Die Elster hat mal eine Nuss versteckt
und jetzt hat sie der Bär entdeckt.

x Xx X x Xx X xX
x X x X x X xX
Ich mache das alles gerade aus dem Stegreif und bitte um Nachsicht, falls mir Fehler unterlaufen sind, ich hoffe natürlich, dass dem nicht so ist.
Ich möchte keine Falschinformationen vermitteln.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2022, 11:47   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.715

Hallo Monoton,

Zitat:
. Für mich persönlich ist mitunter ein Metrum sogar wichtiger als der Text.
geht mir manchmal auch so.

Vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen , ich freue mich sehr, dass du dich so ausgiebig mit dem Gedicht beschäftigst. Allerdings bin ich jetzt ein wenig verwirrt, das liegt aber an mir. Immer wenn ich denke, ich bin endlich dahinter gekommen, wie es geht, kommt eine neue Information und ich fange wieder von vorne an.

Wenn ich jetzt mal die Verbpräfixe nicht in den Vordergrund stelle,, würde ich den Bär so bedichten:

Im Garten steht ein weißer Bär.
Ich frage mich, was will denn der?
Ein Bär hat hier doch nichts zu fressen.
Ich weiß nicht mal, was weiße Bären essen.

Verdutzt fliegt eine Elster an,
benutzt den Bär als Landebahn.
Der Bär ist gar kein Grobian
und brummt vergnügt die Elster an.

Im Garten hat sie eine Nuss versteckt
und jetzt hat sie der Bär entdeckt.
Er schnappt sie sich mit seinen Tatzen.
Ja, ist es denn zu fassen!

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2022, 13:57   #6
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Zitat:
Im Garten steht ein weißer Bär.
Ich frage mich, was will denn der?
Ein Bär hat hier doch nichts zu fressen.
Ich weiß nicht mal, was weiße Bären essen.
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx

Zitat:
Verdutzt fliegt eine Elster an,
benutzt den Bär als Landebahn.
Der Bär ist gar kein Grobian
und brummt vergnügt die Elster an.
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX

Zitat:
Im Garten hat sie eine Nuss versteckt
und jetzt hat sie der Bär entdeckt.
Er schnappt sie sich mit seinen Tatzen.
Ja, ist es denn zu fassen!
xXxXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXx

Sieht für mich sehr gut und einheitlich aus, ich hatte an keiner Stelle Zweifel am Lesefluss und kam nicht ins Stolpern, ein sehr schönes jambisches Metrum im hauptsächlich 4-füßigem Versmaß, das in den Verslängen zwar variiert, aber stimmig ist.
Mir gefällt besonders, dass die letzte Zeile in S3/Z4 durch die Kürzung des 4.ten Jambischen Versfußes an Ausdruck gewinnt bezüglich der Conclusio.

Zitat:
Allerdings bin ich jetzt ein wenig verwirrt, das liegt aber an mir. Immer wenn ich denke, ich bin endlich dahinter gekommen, wie es geht, kommt eine neue Information und ich fange wieder von vorne an.
Welche Information brachte dich denn in Verwirrung? Wie gesagt, es kann tatsächlich an meiner Darlegung liegen und mir können Fehler unterlaufen.
Mein ganzes Geschreibe mag es eventuell nicht zeigen, aber ich war ein 5er im Deutsch Abschlusszeugnis. Mein Interesse an der deutschen Sprache kam sehr spät und leider zu spät. Ich denke nicht, dass ich heute zwar perfekt darin wäre, aber ich denke eine 2 bis 3 als Note wäre da schon drin.
Wir haben aber auch nie das Thema Poesie, freies Schreiben oder ähnliches in der Hauptschule intensiv bearbeitet. Als ich mittlere Reife nachholte kam ich zumindest auf eine 4 im Zeugnis, aber die 2 Jahre haben nichts nachhaltig bleiben lassen. War alles sehr dröge im Unterricht. Der Lehrer hörte sich gern selber reden und fand Stillarbeit ganz toll. Und wenn es klingelte war er gefühlt der Erste der schon vor der Tür stand.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2022, 14:20   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.715

Hallo MonoTon,

da hatte ich mit meinem Deutschunterricht mehr Glück, war immer mein Lieblingsfach, und ich hatte auch gute Noten. Ich musste aber nie etwas dafür lernen; Rechtschreibung und Grammatik flogen mir zu, wahrscheinlich, weil ich schon als Kind viel gelesen habe. Aber Grammatik hatten wir im Unterricht so gut wie gar nicht.

Zitat:
. Sieht für mich sehr gut und einheitlich aus, ich hatte an keiner Stelle Zweifel am Lesefluss und kam nicht ins Stolpern, ein sehr schönes jambisches Metrum im hauptsächlich 4-füßigem Versmaß, das in den Verslängen zwar variiert, aber stimmig ist.
Mir gefällt besonders, dass die letzte Zeile in S3/Z4 durch die Kürzung des 4.ten Jambischen Versfußes an Ausdruck gewinnt bezüglich der Conclusio.
Vielen Dank, freut mich!

Nicht so ganz verstanden hatte ich die Erklärung mit den zwei Paar Schuh, aber ich schaue es mir nochmal an.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 20.11.2022, 15:07   #8
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe Silbermöwe,
einzig MonoTons unübertreffliche Kommentare sind der Grund dafür, dass ich meine Überlegungen hier darunter setze:

Im Garten steht ein weißer Bär..............................xXxXxXxX
Verwundert denke ich, was will denn der?...............xXxXxXxXxX
Für Bären gibt's hier nichts zu fressen....................xXxXxXxXx
(Ich weiß auch nicht, was weiße Bären essen.)........xXxXxXxXxXx

Die leichte Veränderungen in der ersten Strophe haben ihren Grund in dem
Bestreben, regelmäßige Jamben zu generieren und die Hebungen auf die
„wichtigen“ Silben zu legen. (Der vierte Vers „Ich weiß gar nicht, was...“
war der problematischste. Wie betont man „Ich weiß gar nicht, ...“?
Ich weiß gar nicht, was ... (sprich das mal laut - bringt nix)
Ich weiß gar nicht, was ... (kommt wegen Metrumwechsel nicht infrage)
Ich weiß gar nicht, was ... (kommt wegen Doppelhebung nicht an)

Verdutzt fliegt eine Elster an, .................xXxXxXxX
benutzt den Bär als Landebahn. .............xXxXxXxX
Der Bär ist gar kein Grobian ..................xXxXxXxX
und brummt vergnügt die Elster an. .......xXxXxXxX

Vorteil dieser Strophe: Regelmäßige Jamben. Minuspunkt ist der dritte Vers,
weil hier die Betonung auf „gar“ und nicht auf „kein“ liegt.
Vielleicht:
Der Bär war nie ein Grobian ....................xXxXxXxX

Die Elster hat mal eine Nuss versteckt.........xXxXxXxXxX
und jetzt hat sie der Bär entdeckt...............xXxXxXxX
Er schnappt sie sich mit seinen Tatzen.........xXxXxXxXx
Ja, ist es denn zu fassen!...........................XxxXxXx

Eine verunglückte Strophe. Dem fünfhebigen Jambus des ersten Verses folgt ein vierhebiger Vers. Die beiden letzten Verse enden mit weiblichen Endungen, wobei der letzte der problematischste ist (unterschiedliche Verslänge und ungereimte Endung
- Tatzen/fassen)

Die Elster hatte mal `ne Nuss versteckt, .................xXxXxXxXxX
die hat der weiße Bär ganz schnell entdeckt. ...........xXxXxXxXxX
Er schnappt sie sich und frisst sie eilends auf, .........xXxXxXxXxX
ich fass es nicht, doch so ist halt des Lebens Lauf. ..xXxXxXxXxXxX

Die Verlängerung des vierten Verses kann man, weil es sozusagen die Moral der Geschichte ist, tolerieren. Vorteile: Regelmäßige fünfhebige Jamben in den ersten drei Versen, stimmige Paarreime, Betonungen auf den wichtigen Silben.

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.11.2022, 07:43   #9
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.715

Lieber Heinz,

vielen Dank, dass du dich auch hier zu Wort gemeldet hast, vor allen Dingen freut mich der Hinweis auf die verschiedenen Hebungen in der 5. Strophe!

Ich habe es noch mal umgedichtet:

Im Garten steht ein weißer Bär,
verwundert denk ich, was will denn der?
Für Bären gibt's hier nichts zu fressen.
Ich weiß nicht mal, was weiße Bären essen.

Verdutzt fliegt eine Elster an,
benutzt den Bär als Landebahn,
der Bär ist aber Ehrenmann
und brummt vergnügt die Elster an.

Im Garten hat sie eine Nuss versteckt
und die hat jetzt der weiße Bär entdeckt.
Er schnappt sie sich mit seinen Tatzen,
die Elster scheint das nicht zu kratzen.

Sie sieht ihm zu bei seinem Schmaus
und danach geht der Bär nach Haus.
Und jetzt ist die Geschichte aus.

LG DieSilbermöwe

Geändert von DieSilbermöwe (21.11.2022 um 18:28 Uhr)
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Im Garten steht ein weißer Bär



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
In meinem Garten, in jedem Garten 3010 Lebensalltag, Natur und Universum 1 31.05.2019 22:03
Wie ein weißer Schatten Fuchsfreundin Philosophisches und Nachdenkliches 10 03.02.2011 22:24
Weißer Hase axelsoir Sonstiges Gedichte und Experimentelles 0 29.12.2008 12:15
böser weißer Vater Brachialegewalt Düstere Welten und Abgründiges 0 28.04.2008 12:27
Weißer Sand invisibleandpink Gefühlte Momente und Emotionen 0 26.08.2006 12:17


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.