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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 21.10.2022, 15:34   #1
weiblich Ottilie
 
Dabei seit: 05/2021
Beiträge: 341

Standard Hochzeitstag

Nach vielen, langen Jahren,
da haben zwei geschaut
einander in die Augen
und sich kein Wort getraut.

Die Wahrheit ist nichts Schönes,
nichts, was man lieben kann!
So dachten zwei. Sie weinte.
Und stumm nickte der Mann.
Ottilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2022, 15:57   #2
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.585

... prägnant, kurz, grausam ehrlich und leider auch traurig, gut geworden, gefällt mir.

wünsch schöne Träume
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.10.2022, 16:43   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Ein Gedicht, das wehtut. Nach Jahren ist alles gesagt, was aber nicht heißt, dass man sich alles gesagt hat, sondern dass man die Kommunikation einstellt, weil sie sinnlos erscheint.

Gut, dass du die Situation in kurze Verse und in nicht mehr als zwei Strophen gepackt hast. Das unterstützt die Aussage des Gedichts.

Der letzte Vers fällt aus dem Rhythmus, aber ich habe keine Lösung, wie man das ändern könnte, denn für "nicken" gibt es so gut wie kein Synonym, und "stumm" durch "wortlos" zu ersetzen wäre ungeschickt, da die Wortlosigkeit schon in der ersten Strophe vorkommt.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2022, 09:37   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe Ottilie,
ein kleiner "Rettungsversuch":

Die Wahrheit ist nichts Schönes,
nichts, was man lieben kann!
So dachten beide. Sie weinte,
stumm nickte der Mann.

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2022, 10:17   #5
männlich Andri
Gast
 
Dabei seit: 12/2019
Ort: Die Erde
Beiträge: 425

Liebe Ottilie
es ist eine der Bitterkeiten des Lebens. In Wahrheit hat man sich vor allem selbst verloren in all den Jahren.
Sofort bin ich an die sachliche Romanze erinnert, was keine Kritik ist, denn man solch sich inspirieren lassen und die Situation ist von vielen erlebt.

Zitat:
....
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.
so sachlich ist das gar nicht, nebenbei

LG
Andri
Andri ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.10.2022, 20:55   #6
weiblich Ottilie
 
Dabei seit: 05/2021
Beiträge: 341

Standard Kurzfassung

Liebe Leser,

das Gedichtchen ist nur eine Kurzfassung der Idee, die in der scheinbar viel zu langen Geschichte vom Philosophie-Studenten behandelt wird... Die Frage war: Was ist Wahrheit, ist sie schön, hässlich?

Und zu dem Vorschlag von Dir, lieber Heinz: Da stimmen die Silbenzahlen und der Rhythmus für meine Begriffe nicht mehr so ganz. Aber jeder hat halt einen anderen Eindruck vom "Janzen" - was wohl auch eine nüchtern-blasse Wahrheit ist...

Schönen Abend wünscht

Ottilie
Ottilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2022, 23:59   #7
männlich friederfrei
 
Dabei seit: 10/2022
Ort: Stuttgart
Beiträge: 4

Standard Sachliche Romanze

Ein klasse Gedicht!

Deine Worte, liebe Ottilie, erinnern mich an Erich Kästner:
Sachliche Romanze.

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut)
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

Herzlich Frieder
friederfrei ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2022, 20:47   #8
weiblich Ottilie
 
Dabei seit: 05/2021
Beiträge: 341

Hallo friederfrei,

ja, Du hast natürlich recht, das Gedicht von Kästner wird man gar nicht mehr los, hat man es einmal gelesen... Und so prägt es, auch wenn man es nicht will, irgendwie den Schreibstil bei derlei Themen...

Einen schönen Abend wünscht Ottilie
Ottilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.10.2022, 09:06   #9
männlich friederfrei
 
Dabei seit: 10/2022
Ort: Stuttgart
Beiträge: 4

Standard Im Übrigen

Im Übrigen

ist das angemessen
für eine Liebesgeschichte, die sprachlos endet:

dass das lyrische Resumee
aus dem Rhythmus fällt.
friederfrei ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2022, 09:41   #10
weiblich Veilchen
 
Benutzerbild von Veilchen
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Mittelerde
Alter: 40
Beiträge: 103

Ein kleines geniales Werk, liebe Ottilie. Du verstehst die Kunst, mit wenigen Worten alles zu sagen.
Veilchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2022, 21:36   #11
weiblich Ottilie
 
Dabei seit: 05/2021
Beiträge: 341

Standard Wenige Worte für alles...

Liebes Veilchen,

danke für die Veil- äh: Blumen! Leider gelingt es mir nicht immer, mit wenigen Worten alles zu sagen. Oft ist es umgekehrt, zumindest habe ich manchmal den Eindruck, dass bei den üppigeren Wortsalaten aus meiner "Küche" sehr wenig "Essbares" bei den "Hungernden" ankommt...

Schönen Abend wünscht Ottilie
Ottilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2022, 21:41   #12
weiblich Ottilie
 
Dabei seit: 05/2021
Beiträge: 341

Hallo friederfrei,

Deine Bemerkung geht mir schon durch den Kopf: Ich stimme Dir voll und ganz zu, ein Resumee sollte sich (durch eine andere Silbenzahl, durch einen Bruch des Rhythmus' o.ä) sogar vom Rest des Textes abheben, alles andere kann zur Leierei werden. Ich habe nur das Problem, dass ich eine erkennbar große Abweichung der letzten Zeile gar nicht sehe!? Zähle ich falsch? Betone ich falsch? Hilf mir auf die Sprünge!
Ottilie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 17:26   #13
männlich Faber
 
Benutzerbild von Faber
 
Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Gefällt mir sehr. Ich musste auch sofort an Kästner denken; genauso schmerzhaft, aber noch prägnanter.

LG
Faber
Faber ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 18:14   #14
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Ottilie,

dein kurzer Text geht unter die Haut. Ein Schicksal, wie man es sich nicht wünscht.

Was hältst du von dieser Lösung für den letzten Vers?

Die Wahrheit ist nichts Schönes,
nichts, was man lieben kann!
So dachten zwei. Sie weinte.
Und stumm sah weg der Mann.

Lieben Gruß
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2023, 05:13   #15
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Was hältst du von dieser Lösung für den letzten Vers?

Die Wahrheit ist nichts Schönes,
nichts, was man lieben kann!
So dachten zwei. Sie weinte.
Und stumm sah weg der Mann.
Ich hätte es noch ganz anders geschrieben, nämlich die letzten Verse im Präsens gelassen:

Nach vielen, langen Jahren,
da haben zwei geschaut
einander in die Augen
und sich kein Wort getraut.

Die Wahrheit ist nichts Schönes,
nichts, was man lieben kann!
So denkt sie, fällt in Weinen,
und wortlos nickt ihr Mann.
__________________

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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2023, 20:15   #16
weiblich KleinerSpecht
 
Benutzerbild von KleinerSpecht
 
Dabei seit: 12/2011
Alter: 31
Beiträge: 153

Ich finde es perfekt so wie es ist.
Prägnant und schön.
KleinerSpecht ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2023, 22:42   #17
weiblich Ottilie
 
Dabei seit: 05/2021
Beiträge: 341

Ja, Kleiner Specht, ich würde es auch so stehen lassen. Alle Veränderungen sind vermutlich Verschlimmbesserungen.

Schönen Abend Dir und allen Poetry-Lesern, es grüßt

Ottilie
Ottilie ist offline   Mit Zitat antworten
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