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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 25.10.2022, 13:23   #1
männlich Dionysos von Enno
 
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Standard Städtisches Sanatorium

Auf dem Gerüst der Wolken
baut der blaue Neger
aus dem Gebein der Häuserschluchten
Himmelsgräber
Seine dunkelblauen Hände schimmern golden
in die Schächte und wie
große Eisendolden
schwanken graue
Anstaltstürme

In den Köpfen tosen Mächte
blank wie
Elektronenstürme

Straßennächte in den Leibern
Säulenlähmung in den Kleidern
Nässe trinkt von Liegewunden
Eingegraben in die Stunden
Zucken, flackern die Neuronen
unten wo die Gase wohnen
hat man Irre festgebunden
drehen Irre ihre Runden
tuen nichts wie
Heilige
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Alt 25.10.2022, 22:07   #2
weiblich Die Preussin
 
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Lieber Dionysos von Enno,
das Gedicht enthält einige, wenn mir auch nicht immer schlüssige Bilder und lässt -Interpretations-spielraum. Liest sich wie etwas zwischen Georg Trakl und "Einer flog über das Kuckucksnest". Gab es da nicht auch einen "farbigen", um annähernd korrekt zu sein, Arzt und die Darstellerin von Schwester Ratched ist doch auch kürzlich gestorben... ? Aber ich will nicht spekulieren. Ich finde den Text interessant und bin gespannt wie ihn andere sehen, bzw. du ihn gemeint hast.
Die Preussin
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Alt 25.10.2022, 22:16   #3
weiblich Ilka-Maria
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Sorry, für mich klingt das wie ein Angriff mit einer Nuklearwaffe, deren "Schönheit" versucht wird, in eine Metaspher zu packen. Wahrscheinlich - und hoffentlich - hatte der Dichter etwas anderes im Sinn, aber bei mir kam es so an. Wenn bei mir die Phantasie in die falsche Richtung gelaufen sein sollte, nehme ich das gerne auf meine Kappe.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 25.10.2022, 22:39   #4
männlich Dionysos von Enno
 
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Zitat:
Zitat von Die Preussin Beitrag anzeigen
Lieber Dionysos von Enno,
das Gedicht enthält einige, wenn mir auch nicht immer schlüssige Bilder und lässt -Interpretations-spielraum. Liest sich wie etwas zwischen Georg Trakl und "Einer flog über das Kuckucksnest". Gab es da nicht auch einen "farbigen", um annähernd korrekt zu sein, Arzt und die Darstellerin von Schwester Ratched ist doch auch kürzlich gestorben... ? Aber ich will nicht spekulieren. Ich finde den Text interessant und bin gespannt wie ihn andere sehen, bzw. du ihn gemeint hast.
Die Preussin
Liebe Preussin

vielen Dank für Deine Besprechung und die Verweise auf Trakl und den Film die beide aus meiner Sicht sehr gut passen. Gerade das Verwischen zwischen Irren und Heiligen in der letzten Zeile lässt auch an das Verwischen der Grenzen zwischen Gefangenem und Wärter denken wo deine Assoziationen nachwirken.

Ich selber hatte schon auch ein ambivalentes Symbol mit dem blauen Neger vor Augen.

Der blaue Neger ist für mich gleichermaßen ein Kondensator wie ein Transformationssymbol, das sich im Kontext des Gedichtes verschieden "entladen" bzw. aufladen kann. Ich selber dachte an eine exotische aber durchaus komplex-widersprüchliche Schatten/Gottessymbolik.

Im Bezugsrahmen des Gedichtes gibt es eine Welt "oben" und eine Welt "unten", an der der blaue Neger offenbar in irgend einer Form "baut" auf dem Gerüst der Wolken und zwar "Himmelsgräber" Aus den Gebeinen von Häuserschluchten.

Genannt werden Reflexionen "innen" und Reflexionen "außen". Am Ende wird ein durchaus streitbarer Vergleich gezogen: Wo die Gase wohnen, also alles noch basal ist, Natur ist, ineinander fließt, ist der Irre und der Heilige gleich in seinem Nichts-Tun, ohne dies zu bewerten oder wie Schopenhauer sagt: "Was ist der Sinn des Schauspiel Lebens ? Dadurch objektiviert sich der Wille".

Natürlich gibt es auch einige Bilder um der Bilder willen, weil sie gut in die abstrakte Landschaft passen.

So genug erklärt. Muss den blauen Neger im Himmel suchen gehen, vorausgesetzt sie lassen mich aus dem städtischen Sanatorium um diese Uhrzeit noch in den Garten !

mes compliments

Dionysos
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Alt 25.10.2022, 22:44   #5
männlich Dionysos von Enno
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Sorry, für mich klingt das wie ein Angriff mit einer Nuklearwaffe, deren "Schönheit" versucht wird, in eine Metaspher zu packen. Wahrscheinlich - und hoffentlich - hatte der Dichter etwas anderes im Sinn, aber bei mir kam es so an. Wenn bei mir die Phantasie in die falsche Richtung gelaufen sein sollte, nehme ich das gerne auf meine Kappe.
Liebe Ilka

wie Du richtig vermutest sollte es darum nicht gehen, wobei es mir nicht zusteht die Eindrücke der geschätzten Leserin zu bewerten.

Bei mir wirkt Schopenhauer noch sehr nach, den ich in letzter zeit wieder gerne lese. Da docken einige Sachen an.

Ein Gedicht, das frei gelassen wird, darf sich ja in jedem auch eine andere Lesart suchen.

mes compliments

Dionysos
Dionysos von Enno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.10.2022, 23:05   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Dionysos von Enno Beitrag anzeigen
Bei mir wirkt Schopenhauer noch sehr nach, den ich in letzter zeit wieder gerne lese. Da docken einige Sachen an.
Okay. Auslegungssache. Und ich gebe zu, dass ich Schopenhauer nur aus zweiter und dritter Hand kenne.
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