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Alt 19.04.2010, 11:42   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
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Standard Meines Vaters Hand

Meines Vaters Hand

Vaters Hand schien warm und sicher, was sie berührte, war geheilt. Wenn ich gefallen war, half sie mir auf und das Brennen der Knie verebbte. Wenn mich die Tiefe des Sees anlockte, war seine Hand bei mir, fasste meinen Arm, hielt mich zurück. An seiner Hand verlor der dunkle Keller sein Grauen und die dornigen Blicke der Nachbarskinder stachen nicht mehr. Vaters Hand hob meine kranke Puppe vom Boden auf. Sie füllte neuen Reis in das Loch zwi-schen ihren Beinen und nähte es vorsichtig zu. Und sie schenkte mir eine kleine Marionette. Ich fand sie so schön mit den strahlenden Augen und dem leichten Seidenkleid, dass ich sie hastig an mich drückte und ihr alle Fäden verwirrte. Nun lag sie stumm da, wie an der Schönheit erstickt. Aber Vater kam zu mir und als er den Schatten auf meinem Gesicht entdeckte, wickelte er ihre Arme und Beine wieder frei und ließ sie vor mir tanzen. Ich war so froh und schwebend leicht, dass ich seine Hand griff und küsste.

Aber schließlich hat Vaters Hand mir die Lebensfäden entblößt und verklebt und zu tausend Knoten festgezurrt, sie hat mich fürs Leben wund gemacht und nicht mehr geheilt. Denn als ich in dem Netz ganz elend fest hing, hat seine Hand sich mir für immer entzogen.
Ich war neun, als Vater gegen die Brücke raste. Die Ärzte sagten uns Herzinfarkt. Aber ich wusste es besser. Ich fühlte das Loch zwischen meinen Beinen. Ich war seine Puppe, die langsam ihren Reis verlor. Aber ich sagte nichts. Ich konnte darüber nicht sprechen.

Aber ich träume noch oft von Vater, dass er aus seinem brennenden Auto aufsteht, die Arme schwingt und auf mich zu läuft. Dass er mir warm in die Augen schaut, seine Hand auf meine Wunde legt und das Leben noch einmal von vorne beginnt. Dass ich die Füße wieder leicht voreinander setzen kann und nicht mehr stolpere, dass mir mein Essen schmeckt und nicht der Mund davon brennt und ich beim Schlucken nie wieder würge. Aber dann ergießt sich weißlicher Schleim über mich und verschlingt meine Träume. Geknebelt schrecke ich hoch, schleudere die Bettdecke von mir, bis ich endlich begreife, dass es nur die Bettdecke ist, die so schwer und erschöpft auf mir gelastet hat.

Und doch war es Vater, der an meinem neunten Geburtstag zu mir kam, als meine Gäste abends gegangen waren. Vater, der stark gewesen war, auf dem ich reiten durfte, der mich durch alle Zimmer trug auf seinen breiten Schultern und der plötzlich keine Kraft mehr hatte, als unsere Familie zerbrochen war. Vater, der damals schwer auf mein Bett sank und einsam in die Ferne blickte. Der nicht mehr viel redete, seit Mutter hier ausgezogen war. Dem ich die Wange streichelte, als er so dalag wie in ein Gejagter, der aufgibt. Der sich mit verzerrtem Gesicht auf mich warf und mich ableckte. Aber ich wischte meine Lippen trocken und nahm seine Hand in meine, wo sie nun zittern durfte, bis Vater seine Ruhe wiederfand. Und als er friedlich eingeschlafen war, küsste ich seine Tränen fort und legte mich in den engen Spalt zwischen Wand und Vaters Rücken.
Ich kann nie vergessen, wie ich mitten in der Nacht erwachte. Ich weiß, dass das Zimmer heiß und die Luft wie gespannt war. Ich hörte, wie Vater seufzend hechelte. Ich zupfte ihn am Ohr, worauf er zu einer festen Mauer erstarrte. Ich sprach ihn an, aber er antwortete nicht. Er war von sich selbst wie gelähmt. Erst viel später, als ich mir Platz verschaffte, wich seine Starre und er drehte sich langsam um. Aber nun legte er sein schweres Bein über mich und zog mich heran, seine Hand drang zu mir und unter mein Hemd, schob meine eigenen Hände beiseite. Dann flatterte sie meine Haut hinab, kam immer mehr in Unruhe, hielt sich noch fest, kniff mir in die Brust, riss sich dann panisch los von der Kette und schwirrte wie ein Brandpfeil heiß und schmerzhaft in mein Fleisch. Ich biss in Vaters schreckliche Hand, ich brüllte verzweifelt, ich floh. Er warf sich vor mich, versperrte die Tür, er flehte, beschwichtigte, bettelte, legte sich weinend zu mir, erzählte ein Märchen. Erzählte mir wie einst, als ich noch klein war, nur jetzt todtraurig. Sprach von der allerfeinsten Prinzessin, die meinen Namen trug und davon, wie der König sie unsterblich liebte und deshalb sterben musste. Was er erzählte, war ein langes Pflaster für meine Wunde, undurchdringlich für meine Fassungslosigkeit und Wut. Er bot vor mir kniend seinen Hals zum Streich, ich wurde unsicher und ohnmächtig still.

Stummer und stumpfer blutete ich Wochen so weiter. Seine Hand wob mir die Zeitlabyrinthe, in denen ich Abende und lange Wochenenden irrte, ohne Ausweg. Und immer gab es dort Märchen, die schillerten. Immer erzählte Vater voll überfließender Liebe und schrumpfte unversehens zu bettelnder Traurigkeit. Und nie wusste ich, wohin er mich brachte und wie ich zurückfinden konnte aus dem tiefdunklen Wald. Wie nur sollte ich Vater loswerden aus meinem Schoß? War er jetzt ganz mein Kind geworden, blieb er so klein und hilflos für immer, so launisch, so lüstern und gierig, durfte er alles mit mir, seiner kindlichen Mutter? War meine Wirklichkeit verdreht, unerklärlich und ausgestoßen von allen andern? Angst und Ekel verstopften meine Poren, ich hatte pelzige Schimmellippen und fühlte mein Inneres auswärts gedreht. Wenn ich mich manchmal im Spiegel anstarrte, entdeckte ich keinen Blick mehr.

Meine einzige Hoffnung war Mutter wiederzutreffen Ja, meine gute, starke Mama! Aber als ich dann bei ihr war, wollte sie nichts mehr von Vater hören. Sie lebte jetzt völlig anders. Sie sagte sehr schlicht und ohne mich näher anzuschauen: „Du kannst dich ruhig auch gegen ihn durchsetzen. Vater ist manchmal schlimmer als ein Kind.“
Mutters Wohnung war hell, keine Möbel, nur Blumen und schöne Instrumente. Als ich ihre alte Geige in der Ecke wiederentdeckte, zeigte sie mir begeistert das neue Schlagzeug. Sie rief, ich müsste es unbedingt ausprobieren. Weil alles daran so glänzte, dachte ich plötzlich an Vaters kleine Prinzessin. Ich versuchte leise trommelnd für ihre Nacktheit ein Kleid zu we-ben. Aber alles vibrierte viel zu stark, knallte und klingelte. Mutter lachte: „Das macht dich richtig frei!“ So war mein Ausweg also nur das harte Zuschlagen? Tatsächlich, ich steigerte mich darin und merkte, dass Mutter Recht haben könnte. Als ich kurz danach Abschied nahm, sah ich in ihrem Spiegel meine Augen wie aus langer Krankheit aufleuchten.

Ich hatte Mutters Geige zärtlich in der Hand, als ich bei Vater die Zimmertür öffnete. Aber Vater bemerkte mich nicht, er wälzte sich in Fotos von Mädchen, die nackt ihre Beine öffneten. Ich stand hinter ihm, ganz dicht hinter ihm, den Mund auch so offen, aufgerissen von der Demütigung und seinen schweren Fuß auf der Seele. Mein Begreifen versagte, wie hart er mich niedertrat in diesem Moment meiner Hoffnung. Und als ich mich stumm abkehrte, spürte ich den Riss zwischen uns, spürte seine Hand von mir abfallen und doch, sie befreite mich in kein rettendes Land.

Ich drückte meine Geige fest an mich und folgte dem Flur in mein Zimmer. Ich hatte die Augen zu gemacht, aber das letzte Bild wich nicht mehr. Dem Fernseher, der seit Tagen meine Ängste ablenkte, riss ich den Stecker heraus. Ich räumte zerschunden die Süßigkeiten vom Bett weg und zog die Jalousien hinauf, ich öffnete mein Fenster. Da draußen schien die Sonne so hell. Kinder aus meiner Klasse spielten Verstecken, der Bus fuhr trödelnd unten vorbei, fuhr wie in alter Zeit noch zum Schwimmbad. Ich fühlte, dass mir ganz heiß wurde, als ich daran dachte, wie lange ich nicht mehr Schwimmen war. Denn ich hatte längst niemanden mehr, der mitging. Ich war verschrien inzwischen, weil ich Kinder biss und kratzte.

Als ich später allein auf meinem Bett saß und leise die Geige zupfte, kam Vater erwartungsvoll herein. Er setzte sich neben mich, legte mir seinen Arm um die Schulter und flüsterte, ich solle nur weiterspielen. Wenn die Geige wieder im Haus wäre, sei es ja fast wie früher. Es war mir so, was er fühlte. Seine Hoffnung reichte nicht mehr zu mir. Auch die sanften Töne meiner Geige blieben mir fremd, ja befremdlich und albern, unredlich und ekelhaft süß, seit Vater neben mir saß. Ich wollte das Instrument wegstellen, nur wagte ich mich nicht in die Stille vor, so lange Vaters Hand bei mir war.
Daher nahm ich den Geigenbogen, der wie wartend neben mir gelegen hatte, fest in meine Hand und rieb damit probeweise über die Saiten. Der kleine hölzerne Körper meiner Geige zuckte zusammen, bäumte sich dann flehend auf, stieß wie gefoltertes Fleisch einen misstönigen Schrei und nochmals ein Bitten um Schonung aus, brach dann in so furchtbarem Schluchzen zusammen, dass Vater entsetzt die Hand von mir nahm. Ich verfolgte nicht, wohin sie sich entfernte, nicht, was Vater tat, nur eines wiederholte ich wie aus innerem Zwang sofort noch einmal. Dasselbe tötende Geräusch, dass mir wie eine Säge erleichternd den harten Bauch aufriss. Und ich hatte das herrlich blutwarme Gefühl, die kleine Geige schrie furchtbar ehrlich für mich und ich dachte in diesem Moment fest an Mutter.

Ich sah voraus, wie Vater sich aufbrausend auf mich stürzte, die Geige wütend wegriss, er war ja vernarrt in goldene Harmonie, aber seltsam, unfasslich, er griff mich nicht an diesmal. Und so quälte ich ihn weiter, schrie allen Schmerz heraus, stieß den Geigenbogen gewaltsam, fiedelte mich egoistisch in Trance, bis sirrend eine Saite der Geige durchriss und unwirkliche Stille eintrat. Nun erst sah ich erschöpft und irgendwie erleichtert zur Seite, endlich wieder hoffend, dass nach dem befreienden Akt alles noch gut werden konnte.

Der Platz, auf dem Vater gesessen hatte, war über alles Verstehen leer. Von draußen hörte ich nur ein Martinshorn, ein Echo meiner Geigenstimme.
Mutter ließ, als alles vorüber war, unsere Wohnung ausräumen und löste den Vertrag. Ich zog zu ihr und bekam mein eigenes Schlagzeug. Ich trommelte laut, ganz laut um mein verengtes Leben. Nur die leisen Töne, nach denen ich mich sehnte, gelangen mir nie mehr. Vaters Hand hatte sie mitgenommen.

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gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2010, 16:37   #2
männlich Neny
 
Dabei seit: 10/2009
Ort: Lancre
Alter: 37
Beiträge: 96


Hey gummibaum,

ein Text der mir sehr gut gefällt. Beim ersten lesen fesselte er mich in ein beklemmendes Gefühl, unwillkürlich tut mir der Vater ebenfalls leid, eine faszinierende Wirkung. Dazu eine tolle Sprache mit eindringlichen Bildern, zwei davon gefallen mir besonders gut:

Ich fühlte das Loch zwischen meinen Beinen. Ich war seine Puppe, die langsam ihren Reis verlor. und

Dem ich die Wange streichelte, als er so da lag wie in ein Gejagter, der aufgibt.

Wirklich gut umgesetzt das Thema finde ich, mit nachhallendem Tiefgang, doch ohne in eine reine Anklageschrift abzurutschen. Würde ich gerne mehr von lesen, womit ich nun nicht die Thematik meine ^^.

Übrigens sind 2 der mysteriösen Kopierungsbindestriche in deinem Text ^^, im ersten Absatz zwi-schen und im sechsten we-ben und da lag im obgrigen Zitat müsste getrennt werden, vielleicht kannste das ja noch ändern. Sonst ist mir nichts in der Richtung aufgefallen, was jedoch keine Garantie beinhaltet.

Grüße Neny
Neny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2010, 00:06   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909


Danke, Neny, für deine Stellungnahme, ich hatte etwas Sorge, mit dem Thema. Danke, auch fürs aufmerksame Lesen. Es fehlt übrigens noch ein Wort, nämlich "egal". Als der Vater neben dem Kind mit der Geige sitzt, muss es heißen: "Es war mir so egal, was er fühlte".

Gute Nacht von gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.04.2010, 13:05   #4
weiblich FarbenLeere
 
Benutzerbild von FarbenLeere
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 33
Beiträge: 120


Den Kommentar von Neny kann man eigentlich nur stützen.
Ich habe zu dem Thema selten etwas ergreifenderes und fesselnderes gelesen,als dieses.
FarbenLeere ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2010, 15:27   #5
männlich Harlekin
 
Benutzerbild von Harlekin
 
Dabei seit: 04/2010
Ort: Kassel
Alter: 33
Beiträge: 57


Eine wahrlich bedrückende Geschichte.
Die Metaphern fügen sich in die Sprache derart harmonisch ein, dass man das Gefühl bekommt, dass ein jeder anderer Ausdruck dem Gegenstand nicht gerecht werden möchte.
Ich freue mich, dass es dir hier wirklich gelungen ist, dem Schlagzeug einen leisen Klang zu entlocken.

Mit besten Wünschen,
Harlekin
Harlekin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2010, 23:06   #6
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909


Danke, Harlekin, für deine liebe Worte.

Gruß gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2011, 10:37   #7
männlich Ex-Jack
abgemeldet
 
Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 954


Lieber gummibaum,

mich beschäftigt diese Geschichte jetzt schon eine ganze Weile, und ich wusste nicht recht, was ich Dir hierauf antworten sollte, könnte, dürfte oder müsste.
Die Intensität der erzählten Dinge, die Du wunderbar im Griff hast ohne selbst zu schwimmen, ist beachtlich.
Einfühlsam zu beobachten, ohne daran kaputt zu gehen, zeugt von einer Ruhe und Beständigkeit, die ich bewundere.
Mir schwante beim ersten Lesedurchgang bereits im ersten Absatz, was da möglicherweise auf mich zukommt.
Die Geschichte ist hart.
Und ich werde sie nie vergessen.
Ich selbst denke ja seit geraumer Zeit darüber nach, in wieweit ich hier was veröffentliche, wegen der jüngeren Forumsteilnehmer.
Auf der anderen Seite, muss ich sagen, macht mich eine solche Geschichte zwar auch traurig und ein anderer Teil von mir beginnt wieder die Welt zu verfluchen (was natürlich albern ist, denn sie wird sich nicht daraufhin ändern...), aber:
Es tut auch gut so etwas zu lesen, denn man ist mit seinem eigenen Schmerz nicht allein und erfährt (und sei es zum zig- tausendsten Mal), dass man nicht der einzige auf dieser Welt ist, der leidet und dem schwere Last aufgeladen wurde, die er von außen zu tragen bekam und niemals wollte und sie trotzdem tragen muss.
Dass es Dir gelungen ist, das Ganze von außen zu betrachten, die nötige Schreibdistanz zum erzählten Gegenstand aufzubringen, ist groß und mir Vorbild, denn dies ist Grundvoraussetzung für Weisheit.
Ich danke Dir sehr für diese Geschichte und hoffe, dass sie auch anderen hilft, das Leid der Welt ein wenig leichter zu schultern oder sagen wir lieber, eine Falte unter dem Rucksackriemen wegzuziehen, damit er nicht mehr schmerzt als ohnehin schon...

Liebe Grüße,
Jack

ps:
An Krittler, die meinen, ich vergäße das LI: Tu ich nicht! Selbst wenn es sich um eine komplett erfundene Geschichte handelte, hat sich doch gummibaum gefühlsmäßig intensivst mit dieser Thematik auseinandergesetzt, weil er etwas von sich selbst darin wiedererkannt hat, ergo: Er kennt Leid und kann nachvollziehen.
Ex-Jack ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.07.2011, 10:56   #8
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909


Lieber Jack,

Deine Antwort auf diese Geschichte ist bestimmt nicht weniger lesenswert als die Geschichte (die frei erfunden ist) selbst. Sie zeugt von tiefer Auseinandersetzung mit Leid, die für mich sehr berührend ist.

LG und einen schönen Sonntag wünscht dir gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2013, 14:29   #9
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073


Hallo, gummibaum,

ich bin sehr froh, dass ich diese Geschichte gefunden habe, in der du mit faszinierender Einfühlsamkeit in die zerrissene Welt eines missbrauchten Kindes eintauchst. Ganz großes Kompliment!!
Ein Szenario von Missbrauch neben tausend möglichen anderen.

Mit der Rolle der Mutter in der Geschichte habe ich meine Probleme (plausibler erschiene mir hier, sie wäre gestorben), aber wer weiß, in welchen wirren Wahn von Selbsttäuschung sie verstrickt ist?). Und darauf liegt mein Focus auch absolut nicht.

Ein bedrückendes, trotz vieler guter Ansätze (Aufklärung, Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Sorgentelefone etc.) ein leider immer noch aktuelles, wohl nie sterbendes Thema (wie auch die Themen Gewalt und Vernachlässigung in der Familie). Gesetze schützen nur bedingt.

Danke für die Leidensgeschichte mit den Bildern, die ich nie vergessen werde.
Die Verbindung mit der Musik (das Schreien der Geige und die verlorenen leisen Töne des Schlagzeugs am Ende) - ganz stark!

lg simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2013, 15:04   #10
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998


Nie bisher habe ich dieses schreckliche Thema so gut geschrieben gefunden.
Ich war von erster bis zu letzter Zeile gebannt.
Die kleinen Tippfehler und ein überflüssiges "in" können dem Text nichs anhaben.

Man möchte meinen, Du seiest in die Haut und Seele dieses Kindes gekrochen.

Die Mutter bleibt, wie im wirklichen Leben, unbeteiligt, da sie "es" nicht wirklich wissen will und sich eventuell zwischen den Stühlen findet.
Sie bedarf ja der Selbstentschuldigung - hatte sie wirklich ein psychisch "entartetes" Monster geheiratet?

Der Text ist so intensiv, daß er sehr lange nachwirkt.
Dank dem, der ihn aus der Versenkung geholt hat.


Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2013, 03:00   #11
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909


Liebe simbaladung,

die Geschichte hat lange geruht und du hast sie wiedergefunden. Ich wollte eigentlich Geschichten schreiben, aber in diesem Forum fanden sie wenig Aufmerksamkeit und so habe ich mich auf Gedichte verlegt. Dein Beitrag aber ermutigt mich, es wieder zu versuchen.

Lieber Thing,

vielen Dank für dein genaues Lesen. Die Mutter hatte sicher keine Möglichkeit, über ihren Schatten zu springen und dieser war eben auch in der Erfahrung mit dem Vater ihres Kindes noch gewachsen.

LG gummibaum


So fühllos kalt mein Herz im Rumpf,
es drücken die Prothesen
der Seele amputierten Stumpf,
wohin ging, was gewesen?
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
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