Ausflug zu Kafka

[gummibaum]

Ich habe seit kurzem eine alte Schuld abgetragen und sogar leichte, erfreuliche Überschüsse erzielt. Doch nicht nur meine Geldmittel fließen und lassen mich hoffen. Auch ein Mädchen mit zierlichen Händen, das in der Konditorei bedient, hat mir meine Einladung nicht abgeschlagen und kommt mich heute besuchen. Meine Aussicht auf eine Annäherung hat mich ein wenig aufgewühlt. Aber ich sage mir, da eher Erfolg winkt, kann ich eigentlich ruhig sein. Und das werde ich jetzt. Beim ersten Klingeln lasse ich mir Zeit und auch beim zweiten und erst beim dritten öffne ich vorsichtig.

Es überrascht mich, einen jungen Mann von kräftiger Statur zu sehen, der auch gleich in mein Schlafzimmer geht und sich auf das frisch bezogene Bett fallen lässt. Die Stiefel auf die Decke gelegt, ein Zigarillo im Mundwinkel und die Hände hinter dem Kopf verschränkt, betrachtet er mich. Verachtungsvoll stößt er den Rauch aus der Nase. "Sie wollen also die Eva?" sagt er. "Sie Träumer. Gehen Sie jetzt zur Eingangstür, bringen Sie sie zu mir und lassen Sie uns allein."

[Ex-Schamanski]

Das ist in der Tat kafkaesk und gut getroffen. Eine gewisse Affinität sehe ich auch zu Brechts Keuner-Geschichten.

[Thing]

Halli Hallo, Gummibaum -

ich fühle mich weder an Kafka noch an Brechts Keuner erinnert.
Für mich ist das ein reiner Gummibaum, phantastisch und gut geschrieben.
Sehr originell.
Mehr davon!


Thing

[gummibaum]

Danke für eure Antworten.

Ich las in einem Schüleraufsatz über eine von Kafkas Parabeln:

"Der Protagonist ist in der Luft verflogen. Er verliert die Situation. Er fällt vom Starken zum Schwachen. Die Handlung verläuft außer Kontolle."

LG gummibaum