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Alt 02.05.2010, 23:03   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
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Standard Sylvester

Sylvester

Schnee fiel in kleinen Flocken durch den Nachmittag des 31. Dezembers. Er stand am Fenster, sah, dass nur wenige Autos ihre Spuren ins Weiß der Straße schnitten. Die meisten Leute waren inzwischen zu Haus, einige vielleicht schon bei Freunden, wenn dort die Feier früh begann.
Seine Eltern waren immer ins Theater gegangen an diesem letzten Tag des Jahres und als er alt genug war, hatten Sie ihn mitgenommen. Dann durfte er schon erwachsen sein, durfte um Mitternacht mit ihnen anstoßen und bis eins aufbleiben.
Seine eigenen Kinder gingen in diesen Jugendraum. Ihm war es langsam egal. Letztes Jahr war der Jüngste nachts heimgekommen, um mit dem Vater anzustoßen. Er brachte die Sektflasche mit, aber er fiel im Gehen mitten auf der Straße ständig um. Er lachte, sagte, er sei von allen der Nüchternste. Dann zog er mit frischen Böllern wieder los.
Im Moment sehnte er sich wieder weg. Weg aus der Verantwortung für solche Dinge, die er nicht wollte, aber nicht verhindern konnte. Jetzt hatte er Lust, auf die Straße zu gehen und auch einen Böller zu zünden und dann woanders zu erwachen. In der Sonne vielleicht, am Strand, beim Meer.
Als er dann doch wieder am Schreibtisch saß, unfroh vor sich hin grübelnd , rief sein Sohn aus der Küche. Er ging hinüber, probierte von dem Salat, den dieser schon für den Jugendraum vorbereitet hatte. Und dann kam das Anliegen: „Papa, kannst du mir das Hemd bitte noch bügeln?“ „Ja“, sagte er langsam und plötzlich freute er sich: „Also dann heute, ohne Falten ins neue Jahr!“
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