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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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19.11.2013, 23:50 | #1 |
Der Jud
Wird in Deutschland das Wort "Jud" genannt,
so wird der Rücken zugewandt. Keiner will darüber sprechen, beinahe als sei es ein Verbrechen. Am Moslem und Christ wird kritisiert, in aller Öffentlichkeit, ganz ungeniert. Doch kommt man mit deren Ursprungsreligion, so verschallt auf einmal jeder Ton. Selbst die Judenhasser und Verfasser, werden beim Gespräch darüber blasser, wer sonst ein Fels der wird zu Wasser, wer ein Wurm, der wird noch lascher. Doch ich möcht von ihnen soviel Lernen, von Gott, Mose und den Sternen, in der kabbalistischen Kunst mich üben, wie auf Erden so auch drüben! Ich will es gut verstehen, und nicht sehen, wie wir diese Existenz verschmähen! Darum ruf ich dazu auf, lasst dem Wissen freien Lauf! |
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20.11.2013, 01:02 | #2 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Wir haben eine alte, wunderschöne Synagoge, die seit vielen Jahren als Theater genutzt wird. Die Juden, die nach dem Krieg wieder Vertrauen fassten und nach Offenbach zurückgekehrt waren, haben schräg gegenüer, nur wenige Meter entfernt von dieser alten Synagoge, ein neues modernes Gotteshaus errichtet. Vor einigen Jahren haben sie es durch einen Anbau erweitert. Wenn Du lernen und verstehen willst, dann nimm doch einfach Kontakt zur jüdischen Gemeinde auf! Vorausgesetzt, Du bist mit dem LI identisch, statt einen allgemeinen Aufruf im Sinn gehabt zu haben. |
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20.11.2013, 01:44 | #3 | |
Zitat:
Das LI ist nicht exakt mit mir identisch; eigentlich will ich mit dem Text nur die Verklemmtheit der Leute auf das Thema Judentum zum ausdruck bringen, allerdings interessiere ich mich wirklich brennend für alles was mit Mythologie und Religion zu tun hat. lg NW |
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25.11.2013, 15:28 | #4 |
Wenn wir uns die Zahlen (nur die Zahlen, nicht den historischen Kontext) ansehen, ist es eher verwunderlich, dass das Judenum in unserem Alltag eine derart große Rolle bekommt. Schließlich sind lediglich 0,25% der Einwohner Deutschlands Juden. Im Übrigen sind das knapp 2/3 so viele Juden wie vor 1939. Das kann man getrost als Erfolg verbuchen in Anbetracht des Holocaust, dass es wieder 'so viele' gibt, die hier anscheinend das Leben genießen können.
Aber genau in diesen 0,25% als Zahl, absolut oder relativ, liegt auch die Problematik, die dieses Gedicht beschreibt: In Ermangelung eines breiten jüdischen Bevölkerungsteils fällt es Deutschland schwer, sich neutral mit dem Judentum auseinanderzusetzen. Es gibt keine Mitte, da Meinungen entweder von Rechten oder dem Zentralrat der Juden interpretiert und gewertet werden (wobei ich den Zentralrat der Juden nicht mit Rechtsradikalen gleichstellen will, dennoch ist der ZdJ die einzige hörbare projüdische Institution). Hier lässt sich dann auch mMn das größte Missverständnis deines Gedichtes erklären: Die BRD hat eigentlich kein Problem mit dem Umgang des Judentums als Religion. Jedwede Diskriminierung einer Religion als solche verbietet sich in Deutschland (zu Recht) aufgrund des historischen Erbes. Im Übrigen haben wir da auch kein Problem mit zB dem Islam als solchen. Die Irritationen, die in der westlichen Welt mit dem Islam auftreten, resultieren aus dem vergleichsweise geringen Alter des Islam (und der schwierigen, islam-internen Interpretation) sowie der (wenigen) radikalen, teils gewaltbereiten Strömungen innerhalb des Islam, auch in Deutschland. Diese gewaltbereiten Strömungen fehlen ja völlig im 'deutschen Judentum'. Das eigentliche Problem ist also nicht der Umgang mit der Religion, sondern mit dem 'jüdischen Staat' Israel. Und da wird es komplex. Denn der Staat Israel ist nicht gleichzusetzen mit der Religion, aber derart verflochten, dass es schwierig wird, beides getrennt zu betrachten. Um auf dein Gedicht zurückzukommen: Ein völlig und umfassend neutralkritischen Umgang mit dem Judentum als Religion ist also erst dann erreicht, wenn einen solchen Umgang eben auch mit Israel gibt. Israel taucht in deinem Gedicht allerdings nicht mit einer Silbe auf. EDIT: Wieso verwendest du eigentlich den Begriff 'Jud'? Dieser Begriff und zu wenig reflektiert bzw. im Mittelpunkt deines Gedichts, um ihn als gewollte und absichtliche Provokation zu sehen. |
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26.11.2013, 11:44 | #5 |
R.I.P.
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Hallo, NucelarWinter -
ich würde es zuerst über Lektüre versuchen.
Ich habe mit etwa 16 Jahren zum ersten Mal Der Golem von Gustav Meyrink gelesen, der im Prager Judentum spielt. Bis dahin wußte ich nur von den Greueln, denen die Juden durch den Holocaust zum Opfer fielen. Im Golem wird viel über die Kabbala, Mystik und jüdisches, rituelles Brauchtum mitgeteilt. Ebenso in anderen Romanen von G. Meyrink. Ich selbst habe keine Schwierigkeiten, mich mit anderen Menschen über Juden, das Judentum und allgemein über nichtchristliche Religionen auszutauschen. Herzlichen Gruß von Thing |
26.11.2013, 12:56 | #6 |
Danke dir Thing, jetzt weis ich, was ich über die Winterferien lesen werde, vielen Dank,
LG NW |
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