Brave Tochter

[Hans Plonka]

Brave Tochter

Meine Tochter die ist brav,
immer ist sie lieb und nett.
Folgt mir wie dem Hund das Schaf,
wenn ich sag' um zehn ins Bett.

Schlafen will sie aber nicht.
Betten hüten macht sie gern,
denn sie hält's für ihre Pflicht,
pünktlich, doch vom Hause fern

Version

Mein Vater ist ein dummes Schaf,
kennt nicht den Mann mit dem ich schlaf.
Er holt mich oft noch ab vor zehn,
um mit mir dann zu ihm zu gehn.

Ich bleib bei ihm die ganze Nacht,
mit Freuden, die er mir gern macht.
Ihr denkt doch nicht wir wärn bekloppt.
Wir schliefen kaum, es wurd gepoppt!

Mein Vater is´n Schaf,
wees nich, mit wem ick schlaf.
Um zehn, da jeh ick uff de Pisste,
und lieg noch lang nich inne Kiste.

Erst um vier im Morgengrau´n,
tun wir uns inne Kiste haun.
Wir sind ja nich bekloppt,
jetzt wird erst noch gepoppt.

Tochter's Nächte

Frühzeitig warnte Papa schon,
trotzdem habe ich es gemacht,
doch er erfährt ja nicht davon,
von meinen Freuden in der Nacht.

Mit Klaus war es das erste Mal.
Mit Alfons tat ich's später.
Dann fiel auf Winfried meine Wahl,
erst dann kam Paul und Peter.

Mein Papa darf's nicht wissen.
Er würd es nicht verstehn
und ich will es nicht missen,
es soll so weiter gehn.

[Lee Berta]

Hallo Hans,

das Gedicht gefällt mir inhaltlich nicht, weil es zu unreflektiert ist, um psychologische Mechanismen zu hinterfragen und nicht grotesk genug oder zu ausschweifend, um sich klar und pointiert als Satire zu entlarven.

Die Tochter vom LI wird auf "lieb" und "brav" und beinahe sklavisch folgsam reduziert. Niemand würde das über einen Sohn sagen oder sagen wollen.
Aus Rache wird sie zur Nymphomanin und schläft mit dem ganzen Dorf.
Dieser männliche Blick auf weibliche Sexualität spricht von einer Unbedarftheit, die mich in ihrer Qualität überrascht, wenn nicht überfordert.

Liebe Grüße,
Lee

[Hans Plonka]

Lb. Lee Berta,

Hiermit hast Du den Kern getroffen, den ich jedoch unabsichtlich dargestellt habe. Wenn es ein Sohn wäre würde es eher als Hörner abstoßen angesehen und akzeptiert. Insgesamt sehe ich die Aussage mehr humorvoll.

LG Hans

[XRayFusion]

Behandelt es nicht auch eine sich langsam manifestierende Vision einer merkwürdigen neuen Welt, an die wir uns gewöhnen dürfen? Auch um Verschränkungen aufzulockern?

Eine Prise Huxley, Sexualität wird umgepunktet zu neuen Hochs, um das emotionale Karussell weiter am kochen zu halten für notwendige Luftnot gelebter lebloser Ohnmacht?

Heute noch entsetzt, morgen völlig egal. Hauptsache die Serie läuft.

[Lee Berta]

Zitat von XRayFusion

Behandelt es nicht auch eine sich langsam manifestierende Vision einer merkwürdigen neuen Welt, an die wir uns gewöhnen dürfen?

Es ist bestimmt merkwürdig, wenn man als Mann seine Socken plötzlich selber bügeln muss und nicht immer nur Arbeit auf Frauen abwälzen, Ruhm einheimsen und Geld wegnehmen darf, aber daran gewöhnt man sich bestimmt. Ich musste ja auch lernen, meinen Pöppes selber abzuputzen.

Liebe Grüße,
Lee

[Lee Berta]

Zitat von Hans Plonka

Hiermit hast Du den Kern getroffen, den ich jedoch unabsichtlich dargestellt habe. Wenn es ein Sohn wäre würde es eher als Hörner abstoßen angesehen und akzeptiert. Insgesamt sehe ich die Aussage mehr humorvoll.

Hallo Hans,
dass es humorvoll sein soll, habe ich mir gedacht.
Aber wenn diese Geschichte sich wirklich so zutragen würde, wäre sie alles andere als lustig. Der Vater gängelt die Tochter mit seinen altmodischen Ansichten indirekt und unbewusst.
Wenn die nun mit dem ganzen Dorf schläft, um ihm eins auszuwischen, ist es eigentlich eine Tragödie. Was hat er mit ihr angestellt, fragt man sich, dass sie so reagiert? Sie verletzt ihn.

Als junger Mann wird man von der Gesellschaft unter Druck gesetzt, mit möglichst vielen Frauen zu schlafen, ob die wollen oder nicht, und als junge Frau wird man unter Druck gesetzt, mit überhaupt niemandem zu schlafen und ja nicht schwanger zu werden. Wie sollen junge Menschen unter diesen Umständen zärtlich und respektvoll Sexualität erkunden, wenn die Gesellschaft sie in die Rollen von Jäger und Beute steckt?

Liebe Grüße,
Lee

[Hans Plonka]

Lb. xRayFusion, lb. Lee Berta

ich denke es handelt sich um die Beschreibung einer seltenen Ausnahme. Ca. 50 % hat sicher nicht das ausreichende Interesse oder die ausreichende Attraktivität. Sie geben sich mit einer Beziehung zufrieden und wollen nicht zu viel Konkurrenz.
Oft artet es auch zu einer Tragödie aus, wegen falscher Hoffnungen (Enttäuschungen) und ungewollter Schwangerschaften.

LG Hans