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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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05.01.2011, 20:51 | #1 |
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Die schwarze Katze
Die schwarze Katze sitzt auf ihrem Baum.
Sie blinzelt niemals. Auch du blinzelst kaum. Die schwarze Katze starrt dir ins Gesicht. Du würdest fortgehn, doch du kannst es nicht. Die schwarze Katze sitzt auf ihrem Ast. Seit Ewigkeiten hat sie dich erfaßt. Die schwarze Katze schaut nicht rechts, noch links. Sie starrt dich an wie eine schwarze Sphinx. Die schwarze Katze sitzt auf ihrem Baum. Und sie erscheint dir wie ein böser Traum. Das mag so sein, nur stellt die Frage sich: träumst du die Katze, oder träumt sie dich? Nun spürst du, daß du nicht mehr sicher bist, wer hier der Traum und wer der Träumer ist. Nun spürst Du, daß du nicht mehr sicher weißt, wer als Subjekt um wen als Objekt kreist. Die schwarze Katze sitzt auf ihrem Baum. Um dich und Katze schwinden Zeit und Raum und Sein und Schein und All und Schall und Rauch. Du bist noch da. Die schwarze Katze auch. Jetzt denkst du, daß du denkst und deshalb bist. Wenn auch die Katze denkt, sie denkt und ist? Zwei Solipsismen finden niemals statt. Du und die schwarze Katze stehn im Patt. --- Und dann sagst du der Katze ins Gesicht: Wenn ich nicht will, dann existierst du nicht. Zwei Katzenaugen blitzen kalt und grün, zwei Sterne, die im schwarzen All verglühn. Das war's dann für die Katze. Alles klar. Auch Welt und Zeit und Raum sind wieder da. Die Angst vor schwarzen Katzen man verliert, indem man sie ganz dumm und dreist negiert. |
05.01.2011, 20:53 | #2 |
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Anmerkung: das Ganze ist ein reines Gedankenspiel, Anspruch auf philosophische oder logische Substanz wird aufrichtigerweise nicht erhoben. Auch wenn hier mit fundamentalen epistemologischen Zweifeln herumgespielt wird.
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05.01.2011, 20:58 | #3 |
Forumsleitung
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Aber es ist gut und hat durchaus Sinn, jedenfalls habe ich den Faden nicht verloren. Außerdem liefert es eine Grundlage, um philosophisch miteinander zu debattieren: Es regt die Gehirnzellen an (soweit vorhanden ).
Nur nebenbei: Ich hatte über siebzehn Jahre lang eine schwarze Katze, und die gehörte so ziemlich zu den besten Erfahrungen, die ich im Leben machen durfte. LG Ilka-M. |
05.01.2011, 21:02 | #4 |
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Wir haben zwei schwarze Kater, Chumley und Oskar, dazu einen schwarzweißen, Lukas.
Die philosophieren, da bin ich mir sicher. |
06.01.2011, 18:48 | #5 |
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hallo schamansky,
ich find dein gedicht auch ziemlich gut, da ist dir was hübsches gelungen. man könnte mangelnde dichte und ein paar andere sachen kritisieren, ich tus nicht. der text liesst sich wie aus einem guss. beim lesen gabs bei mir nicht den bruchteil einer sekunde, in dem ich auch nur auf die idee gekommen wäre, abzuschweifen. ich persönlich finde die angeschnittenen themen allerdings philosophisch auch sehr reizvoll, was wohl zu meiner positiven einschätzung mit beiträgt. gruss abendstern |
08.01.2011, 12:44 | #6 |
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Hallo Schamansky,
unter anderen, hatte ich auch einen schwarzen Kater(Nero)-mittlerweile zwei alte-schwarz-weiß und waldundwiesengetigert... ich hatte beim lesen das Denkprinzip im Hinterkopf...wenn ich losfahre zur Stadt, bekomme ich immer einen Parkplatz, wenn mein Paps losfährt sagt er schon vorher...die Suche dauert ewig,die Stadt ist propevoll, nie bekomme ich auf Anhieb einen Parkplatz ( während ich nicht eine sekunde zweifel, sondern weiss wenn ich dort bin, wird einer für mich frei) bin mir nicht sicher ob du diesen Gedanken über die schwarze Katze verdichtend gemeint hast, deswegen frage ich dich hiermit- lg phönixe |
08.01.2011, 17:56 | #7 | |
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Nein, es liegt dem der Traum des Zhuangzi (Tschuang-tse) zugrunde.
Zitat:
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08.01.2011, 19:22 | #8 |
R.I.P.
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Dieser Psolipismus gefällt mir außergewöhnlich gut!
Ob es der Katze mit dem LyrIch wohl genauso ging? Prima dargeboten! Lecker! Thing Mein schwarzer Kater hieß sinnigerweise Nathan. |
08.01.2011, 22:39 | #9 |
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Sicherlich ein sehr weiser.
Meine drei sind alles Philosophen. Chumley: Metaphysiker Lukas: Pragmatiker Oskar: Chaostheoretiker |
25.06.2011, 08:26 | #10 |
... die Verse klingen wirklich gut.
Sie erinnern auch ein wenig an den chinesischen Philosophen Liä Dsi, der in einem seiner Gedichte den Unterschied zwischen Ich und Nicht-Ich aufhob: Zitat: "... ich folgte dem Wind nach Osten und Westen wie ein Baumblatt oder trockene Spreu und wirklich weiß ich nicht ob der Wind mich trieb oder ich den Wind." Schade ist nur daß in deinem Gedicht die Farbe schwarz mit "böse" in Verbindung gebracht wird, das muß wohl an unserer Kultur liegen. "Schöner Traum" würde nämlich auch passen ... Gruß Nescio |
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25.06.2011, 13:51 | #11 |
In der Tat - ein sehr philosophisches Gedicht.
Denn, genau so gut kann die Katze das selbe zu mir sagen, woraufhin ich verschwinde. Wer wirklich ist, bleibt offen. |
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25.06.2011, 19:50 | #12 |
Hallo, Schamansky,
ich muss an "Schrödingers Katze" denken, was die Überlagerung zweier Pole angeht. LG gummibaum |
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25.06.2011, 22:34 | #13 |
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26.06.2011, 09:15 | #14 |
Jawohl, highlander! Es kann nur einen geben.
Nur, Neo verschwand auch als erster, und alle die ihn kannten, waren diejenigen, die in der Matrix zurückblieben. Also, kann die Katze sich auch als erste ausgeklinkt haben. |
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26.06.2011, 15:29 | #15 |
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Das paßt nicht. Wenn wir in einer Simulation leben, sind weder Katze noch Du real, sondern nur die Simulation. Das ist dann keine Frage von entweder/oder mehr, sondern von weder/noch.
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26.06.2011, 18:31 | #16 |
Der Unterschied ist, Neo ist es bewusst, in einer Simulation zu sein, den anderen nicht. Und auch hier stellt sich die Frage, wem ist es bewusst, zu träumen. Träume ich und entscheide, dass die Katze verschwindet, oder träumt die Katze und suggeriert, dass ich träume und mich für ihr Verschwinden entscheide?
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26.06.2011, 18:47 | #17 |
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Entweder sind wir in einer Simulation oder nicht. Wenn wir in einer Simulation sind, ist es gleichgültig, wer wen hin- oder wegsimuliert, es bleibt so oder so Simulation.
Sind wir nicht in einer Simulation, so ist der, der übrigbleibt, der Reale. Hätte in Deinem Fall die Katze gewonnen, könnten wir diese Diskussion nicht führen. Nun gehe hin und denke Dich weg. Geht nicht? Existenz ist Resistenz. |
26.06.2011, 19:49 | #18 |
Ich wollte dir deine Existenz nicht streitig machen.
Du bist der Macher! |
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30.06.2011, 19:15 | #19 |
cooles gedicht!
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30.06.2011, 19:33 | #20 |
R.I.P.
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cool?
Eher nicht. Eher warmverträumttastend |
30.06.2011, 20:05 | #21 |
ja, klar verträumt und philosophisch cool meinte ich weil ich es schön finde!
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30.06.2011, 20:30 | #22 |
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Klar ist das cool. Irgendwer muß der Katze doch einmal sagen, wo's lang geht.
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30.06.2011, 22:01 | #23 |
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02.07.2011, 08:43 | #24 |
das Gedicht hat etwas meditatives ...
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05.07.2011, 20:48 | #25 | |
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Das gesamte Gedicht ist hervorragend, aber am besten gefällt mir:
Zitat:
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16.09.2011, 08:19 | #26 |
HI, Schamansky!
Beim Stöbern fand ich dieses Kleinod - ich liebe Katzengedichte! Hatte 4, jetzt noch 2, bald 1, in absehbarer Zeit keine. Aber es waren bisher wunderbare 18 Jahre mit diesen großartigen Tieren, die ich nie gefürchtet, aber stets bewundert und beneidet habe: Ihe Schönheit, Eleganz, zähe, geschmeidige Kraft in seidenweicher Hülle, und vor allem ihr autarkes Wesen bar aller ethischen Resentiments! Dein Katzengedicht, philosophisch bis augenzwinkernd, gefällt dank sauberst gefügter und angenehmer Sprache, vor allem aber durch den exakt verfolgten und klar und eloquent formulierten Gedankengang. Daher formal wie inhaltlich: Eine Eins! Wie ich auch suche - ich finde nichts, was ich hätte anders machen wollen oder besser hätte machen können! Sehr gern gelesen! LG, eKy PS: Hatte, als dieses Gedicht entstand, der große Maki schon das Universum erschaffen? Falls ja, wäre es tröstlich zu wissen, das sogar er angesichts geheimnisvoller schwarzer Katzen ins Grübeln kommt... |
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16.09.2011, 18:50 | #27 |
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Das war ungefähr 10 Jahre, bevor sich mir der Maki offenbarte. Damals hatte ich auch keine Katzen. Heute haben wir drei, darunter ein schwarzer Kater. Wir bestätigen uns jeden Tag gegenseitig in unserer Existenz, damit fahren beide gut.
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16.09.2011, 19:55 | #28 |
R.I.P.
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Und wie verträgt sich der Kauz mit den drei gefellten Philosophen?
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16.09.2011, 20:04 | #29 |
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Der Kauz ist ja nicht meiner. Der gehört einer Familie in Happisburgh, Norfolk.
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16.09.2011, 20:28 | #30 |
R.I.P.
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wenn Du mir jetzt noch sagst, er ist ausgestopft, geh ich untern Nußbaum!
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16.09.2011, 20:45 | #31 |
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Nein, der ist lebendig und wohlauf. Die Familie, der er gehört, pflegt verletzte Vögel in Zusammenarbeit mit den örtlichen Veterinären und der RSPB, das ist der britische Vogelschutzverein. Alles völlig artgerecht, legal und offiziell. Die haben mehrere Eulen, anderes Getier und sogar eine ausgewachsene Uhu-Dame.
http://www.happisburgh.org/owlbarn Dieser Waldkauz glaubt jedenfalls unverrückbar an das kauzgewordene Hu und will vom Großen Maki nichts wissen. |
18.09.2011, 20:53 | #32 |
Hallo Schamansky,
schwarze Katzen habe etwas Magisches an sich. Ich hatte auch mal so einen kohlschwarzen Kater - der hypnotisierte mich mit ebensolchen Blicken! Böse war er aber nicht, ganz im Gegenteil : Äußerst intelligent und sanft. Und: Er heilte eine Wunde. Ich denke geren an ihn zurück. dein Gedicht hat ihn mir wieder ein wenig zurückgebracht. Liebe grüße, larin |
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