Trauer. Schleier.

[Walther]

Trauer. Schleier.

Die Trauer liegt – dem feinsten Schleier gleich –
Auf Tisch und Bett, auf Dach und Straße, färbt
Die roten Rosen fahl: Sind wir verderbt?
Sind wir dem Krieg geschenkt? Sind wir nur Laich

Im Gartenteich? Ihr lebt, auf dass ihr sterbt,
Für dieses hasserfüllte Riesenreich,
Das seine Kinder frisst! Mit einem Streich
Schenkt man ein Volk dem, der die Leichen kerbt

Als Strich in seinem Kolbenschaft: Er geht
Im Blut der Opfer, dem Verlies entsprungen
Wie einst der Golem. Gnade kennt er nicht.

Die Trauer macht die Augen alt: Ihr seht
Die Schwere, wisst, es wird nie mehr gesungen;
Ihr fühlt die harten tiefen Linien im Gesicht.

[Ilka-Maria]

Deine Gedichte sind super, Walther. Aber mit diesem hast du dich selbst übertroffen. Besser kann man nicht beschreiben, wie Menschen als Holzkohle verfeuert werden.

Vielleicht bedurfte es gar keiner Religion, die Hölle zu erfinden. Weltliche Herrscher bekamen das schon immer viel besser hin.

[Walther]

Zitat von Ilka-Maria

Deine Gedichte sind super, Walther. Aber mit diesem hast du dich selbst übertroffen. Besser kann man nicht beschreiben, wie Menschen als Holzkohle verfeuert werden.

Vielleicht bedurfte es gar keiner Religion, die Hölle zu erfinden. Weltliche Herrscher bekamen das schon immer viel besser hin.

lb Ilka,
danke fürs lesen und lobende erwähnen.
die hölle tragen wir in uns. allerdings gibt es menschen, die selbst nichts spüren, deren gefühle und empathie für andere tot sind - oder gar nicht da. sie verkörpern das absolut böse, das nicht einmal eine ahnung hat, dass es böse ist.
es ist ebenso faszinierend wie erschreckend, welche monster mit menschlichem antlitz diesen planeten zur hölle machen. nur manchmal - leider - verschlingt seine hölle auch das monster, das sie entfacht hat.
lg W.