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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 20.07.2022, 16:06   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Das Mädchen vom Lande

Ich traf auf ein Mädchen, das stammte vom Lande,
ihr Schuhwerk war klobig, die Kleidung zerlumpt,
ihr Schweiß mit der Erde des Ackers verklumpt,
der Kopf umwunden mit einer Girlande.

Ich nannte das Mädchen mein Lieselümpchen
und trieb überheblich mit ihm bösen Scherz,
es lachte darüber, denn rein war sein Herz -
da brauchte Gemeinheit mehr als ein Pümpchen.

Ich suchte es, als mir der Abschied nahte,
und fand es beim Ernten gereiften Korns
und fühlte den Schmerz des tiefstichigen Dorns:
Das Glück zu ergreifen stand lang genug Pate!

Ich ging und habe die Liebe verraten,
aus Eitelkeit, Feigheit und Standestribut,
und weil ich gedacht: Es wird selber gut.
Dafür kann mich doch der Teufel nicht braten!

Es ist, wie es ist. Wer schenkt mir Vergessen?
Das Bild des Mädchens im groben Gewand
raubt mir die Träume, den Schlaf und Verstand.
Vom Wunsch, es zu küssen, bin ich besessen.

20.07.2022
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Alt 24.07.2022, 00:25   #2
männlich Ex-Tristanhirte
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Liebe Ilka-Maria,

ich hoffe, man gestatte mir nun mit dem neuen und alten Account den folgenden Kommentar.

Dein Gedicht lässt hier, wie so häufig bei dir der Fall, eine gewisse Erfahrung und daraus gewonnenes handwerkliches Können durchschimmern. Die alternierende Metrik mit der ersten Strophe in Amphibrachys gefolgt von einer Abwandlung sorgt für einen gewissen Abwechslungsreichtum, wenngleich sie weniger mit dem Inhalt korrespondiert und somit expressiv motiviert, sondern vielmehr Mittel zum Zweck zu sein scheint. Das ist natürlich kein Vorwurf, nicht jede/r ist ein Brecht oder Benn. Einziger kleiner Einwand vielleicht zum Handwerk: „weil ich gedacht“ S4V3. Die Kürzung von "haben" scheint hier von der Metrik motiviert und stört ein wenig den zuvor etablierten und danach fortgeführten Lesefluss in der Alltagssprache.

Zum Stoff: du wirst vermutlich am besten wissen, dass der Topos eines „jungen Rüpels“, der ein junges Mädchen verführt, es fallen lässt und darüber nicht hinwegkommt, nicht nur von gestern und nicht nur von vor 100-200 Jahren ist (Faust und Magdalena, Mitja und Katjuscha in Tolstois Auferstehung, ...), sondern vermutlich schon seit Menschengedenken in der Literatur verarbeitet wurde (etwa in Liedern/Chansons des Mittelalters / der Renaissance und wohl auch schon ewig zuvor). Die Frage, die sich bei der Behandlung eines solchen Stoffes also vermutlich stellen sollte, würde lauten: was ließe sich über diesen Stoff konkret Neues erzählen, inwiefern passt er noch in unsere Zeit? – nicht im temporären Sinne, sondern mehr im expressiven. Und so sehr mir das Gedicht auch von handwerklichem Können zeugt, umso weniger vermag ich da etwas Neues drinnen zu erkennen, sondern exakt dieselben dichotomischen gut/schlecht-Gefühlswelten und Probleme, wie sie etwa schon in Chansons von Josquin des Prez (15. / 16. Jh.) behandelt wurden.

Der Hauptgrund aber, warum mir der hiesige Umgang mit dem Stoff veraltet erscheint (das ist nicht böse gemeint!), liegt wohl im etwas undifferenzierten Umgang mit den Genderrollen. Wir haben hier wieder das arme, unschuldige und völlig plan-, hilf-, wehr- und mittellos durch das Weltgeschehen dümpelnde Mädchen auf der einen und den reichen Schnösel auf der anderen Seite, der alle anderen seinem Wohlergehen narzisstisch unterordnet. Zwischennuancen gibt es hier kaum, und das ist für mein Empfinden das Hauptproblem (nicht die Verortung im 18./19. Jahrhundert wie Formulierungen wie „Standestribut“ und die Rollendichotomie Stadt/Land (Assoziationen für mich auch gespeist von den anderen Details: Bauernmädchen und adeliger Schnösel) vermuten ließen), denn in die heutige Zeit versetzt wirkte eine solche Konstellation unglaubwürdig, während sie aus einer früheren nur allzu vertraut (s.o.) und zu weit entfernt zur näheren Identifizierung anmutet. Vielmehr stellte sich die Frage: warum hat er sich abgewendet, obwohl er sie ja offensichtlich noch mag (vgl. Schluss)? Die selbstreflexiv aufgestellte These von purer „Eitelkeit, Feigheit und Standestribut“ wirkt hier in ihrer Undifferenziertheit etwas plump und in ihrer derart rigorosen Offenheit auch nicht ganz mit dem skizzierten rüpelhaften Charakter dieser Person vereinbar. Schließlich sind diese Begriffe pejorativ konnotiert und würden in dieser Drastik bewusste Schuldgefühle suggerieren, von denen im Folgenden jedoch keine Rede ist. Vielmehr von eher zärtlicher Sehnsucht nach ihrem Körper, wodurch zwar Schuldgefühle versteckt zum Ausdruck gebracht werden könnten; ihr subkutaner Charakter widerspräche allerdings für mein Empfinden der vorherigen Strophe mit der rigorosen Selbstanklage.

Nach alldem stellt sich vielmehr die Frage: Ist die Frau vielleicht doch nicht so unschuldig, wie in diesem Bild vermittelt wird? Da er sie ja offensichtlich noch mag, wird seine Abwendung vermutlich noch weitere, konkret: noch tiefere Gründe haben, als sie in einem solchen Moment der rigorosen Selbstanklage zutage treten. Selbstschutz (vor ungeahnten Charakterzügen, vor Überforderung, nicht übereinstimmbaren Vorstellungen und Verpflichtungen und womöglich einhergehenden Ängsten, die von ihm und/oder ihr nicht beseitigt werden konnten...) wäre etwa einer von mehreren möglichen. Gerade aus der Ich-Perspektive des "Rüpels" müssten solche näheren Ursachen eigentlich als erstes zum Vorschein treten. So wirkt es ein wenig wie ein "zickiger Hate" aus weiblicher Perspektive, die einer männlichen Gedankenwelt übergestülpt wurde .

Liebe Grüße
Ex-Tristanhirte ist offline  
Alt 24.07.2022, 00:36   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Tristanhirte Beitrag anzeigen
... der Topos eines „jungen Rüpels“, der ein junges Mädchen verführt, es fallen lässt und darüber nicht hinwegkommt, ...
Hä?

Wo hat denn in meinem Text jemand ein Mädchen verführt und fallengelassen?

Es handelt von einem jungen Mann, der die Liebe erst spürte, als er seine Chance verpasst hatte und nicht mehr zurückkonnte. Der zu spät begriff, dass es auf Äußerlichkeiten nicht ankommt.

Und das ist schon alles, was mein Gedicht sagen will. Und weil du Brecht und Benn erwähnt hast: Beide hätten das mit Sicherheit richtig verstanden.
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Alt 24.07.2022, 00:51   #4
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ich nannte das Mädchen mein Lieselümpchen
und trieb überheblich mit ihm bösen Scherz,
es lachte darüber, denn rein war sein Herz -
da brauchte Gemeinheit mehr als ein Pümpchen.
Herausgelesen habe ich das primär hieraus - aber du hast recht, direkt wurde das nicht genannt, das habe ich mehr hineingedeutet, v.a. in "bösen Scherz". Die Assoziation entstand da wohl durch die Verbindung des altertümlichen Stoffes und der "Alltagssprache".

Zum Glück bin ich kein Benn, seine Gedankenwelt zeugt nicht von allzu viel Glückseligkeit.
Ex-Tristanhirte ist offline  
Alt 24.07.2022, 01:36   #5
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Kennst du den Film "Ein Mädchen vom Lande"? Mit Grace Kelly (Oscar), der späteren Fürstin von Monaco?

Zitat:
Was ließe sich über diesen Stoff konkret Neues erzählen
Wieso erwartest du, dass das Rad, das in der Steinzeit erfunden wurde, für dich neu erfunden wird? Es wird neu angestrichen und neu geölt, aber ein Rad bleibt ein Rad. Es liegt an dir, ob du damit bequem oder unbequem fährst. Wie man auch die wiederkehrenden Geschichten mögen oder nicht mögen kann. Es gibt nichts Neues unter der Sonne, aber es kann immer anders erzählt werden.
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Alt 24.07.2022, 10:10   #6
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ihr Schweiß mit der Erde des Ackers verklumpt,
xXxxXxxXxxX
der Kopf umwunden mit einer Girlande.
xXxXxxXxxXx

der Kopf war umwunden mit einer Girlande.
xXxxXxxXxxXx
Ex-petrucci ist offline  
Alt 24.07.2022, 13:14   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von petrucci Beitrag anzeigen
der Kopf war umwunden mit einer Girlande.
xXxxXxxXxxXx


Das "war" steht bereits im zweiten Vers und gilt für die nachfolgende Aufzählung.
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Alt 24.07.2022, 13:58   #8
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Wenn du die Lesegeschwindigkeit der Leser mit einem Presslufthammer beenden möchtest, lasse es gerne so stehen.
Ex-petrucci ist offline  
Alt 24.07.2022, 14:24   #9
weiblich Ilka-Maria
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Auf Lesegewohnheiten und Lesefähigkeiten habe ich keinen Einfluss. Das ist Sache des individuellen Intellekts. Und bekanntlich kann man es nicht jedem recht machen.
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Alt 24.07.2022, 19:01   #10
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„Auf Lesegewohnheiten und Lesefähigkeiten habe ich keinen Einfluss. Das ist Sache des individuellen Intellekts“.

Achso. Also doch nicht das Metrum. Ich dachte immer, das wäre für solche Sachen zuständig.

Einen schönen lyrischen Sonntag!
Ex-petrucci ist offline  
Alt 24.07.2022, 23:22   #11
männlich Heinz
 
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Hallo Tristanhirte,
weil das Thema "Liebe" oder "Enttäuschte Liebe" so alt wie die Menschheit ist, soll man es nicht mehr behandeln dürfen? So ein Ansinnen könnte man aus Deinem umfangreichen Kommentar heraus lesen.
Und doch hat Goethe es gewagt, in seinem Faust unter anderem die verführte Unschuld zu thematisieren. Haben wir denselben Goethe gelesen? Eine Affäre Fausts mit einer Dame namens Magdalena ist mir nicht bekannt. Aber man kann nicht alles wissen und Du wirst mich aufklären.
Gruß,
Heinz
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Alt 25.07.2022, 07:29   #12
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
Zitat von petrucci Beitrag anzeigen
ihr Schweiß mit der Erde des Ackers verklumpt,
xXxxXxxXxxX
der Kopf umwunden mit einer Girlande.
xXxXxxXxxXx

der Kopf war umwunden mit einer Girlande.
xXxxXxxXxxXx
Wie wäre es mit:
„den Kopf hatte sie umwunden mit einer Girlande"?
DieSilbermöwe ist offline  
Alt 25.07.2022, 07:46   #13
weiblich Ilka-Maria
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Guten Morgen,

ich kapiere nicht, weshalb an dem Vers, wie ich ihn geschrieben habe, etwas falsch oder unklar sein soll. Wieso glaubt man, es sei ein zweites Hilfsverb nötig, obwohl eins völlig ausreicht?

Die angebotenen Varianten wären nichts als Verschlimmbesserungen. Dennoch danke für die Beschäftigung mit dem Gedicht.

LG
Ilka
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Ilka-Maria ist offline  
Alt 25.07.2022, 08:24   #14
männlich MonoTon
 
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Hallo

Zitat:
ich kapiere nicht, weshalb an dem Vers, wie ich ihn geschrieben habe, etwas falsch oder unklar sein soll. Wieso glaubt man, es sei ein zweites Hilfsverb nötig, obwohl eins völlig ausreicht?
Ich vermute weil auf den ersten Blick eine Senkung fehlt ohne ein Hilfsverb um das bisher (im Forum) so oft angewandte Amphybrache Metrum nicht zu verlieren.
Amphybrache schiessen seit ein paar Wochen gefühlt im Forum irgendwie Pilzartig überall hervor. Das verleitet wohl manche dazu sie überall zu sehen und zu vermuten. Ich schliesse mich da nicht mal aus, denn gefühlt kommentiere ich nur noch Amphybrache, wenn ich mal was kommentiere.

Ich traf auf ein Mädchen, das stammte vom Lande,
ihr Schuhwerk war klobig, die Kleidung zerlumpt,
ihr Schweiß mit der Erde des Ackers verklumpt,
der Kopf umwunden mit einer Girlande.

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxXxxXxxXx

Ich nannte das Mädchen mein Lieselümpchen
und trieb überheblich mit ihm bösen Scherz,
es lachte darüber, denn rein war sein Herz -
da brauchte Gemeinheit mehr als ein Pümpchen.

xXxxXxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxXxxXx

Der Sprachrythmus ist eigen, aber ich sehe nicht warum er in ein Metrum gezwungen werden sollte, dass sich ausschließlich auf 4 Amphybrache begrenzt.
Ich finde den klanglichen Effekt tatsächlich ansprechend, zumindest verfällt er nicht ins Monotone was man oft bei gleichbleibenden Metren empfindet.
Durch die Auslassung von gewissen Versfüßen denke ich sogar, dass es sich nicht mal um Amphybrache handelt, sondern um Anapäste (xxX) dessen Versanfänge im jambischen (xX) als Auftakt stehen. Im Wechsel mit Kadenzen die sich innerhalb des umarmenden Reimes wiederholen. In der Mitte steht immer die männlich gehobene Kadenz.

Ich kann durch den Umarmenden Reim und den Inhalt ebenfalls anmerken, dass eine Assoziation um ein spielerisches necken nicht auszuschließen ist.
Frei nach dem Motto "Was sich liebt das neckt sich"
Allerdings wrkt mir das lieben und necken sehr einseitig.
Ich gehe richtig in der Annahme, dass das Lieselümpchen an dem Tag auf die ein oder andere Art "gestorben" ist? Das ganze wirkt nicht so als wäre es im Gegenseitigen übereinkommen zur Liebe gekommen. Um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen.
"Die Liebe verraten" ein starkes Bild, ich tu mich zwar etwas schwer mit dessen konkreter Assoziation, aber der Ersteindruck wirkt auf mich fehlgeleitet. Das Verlangen wurde vermutlich mit Liebe verwechselt?

Lg Mono
MonoTon ist offline  
Alt 25.07.2022, 11:11   #15
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Tristanhirte Beitrag anzeigen
... ich hoffe, man gestatte mir nun mit dem neuen und alten Account den folgenden Kommentar.
Noch eine Information abseits meines Gedichts: Kommentare sind immer gestattet, denn das ist Sinn und Zweck eines Forums. Allerdings sind Doppel-Accounts ein Verstoß gegen die Regeln. Ich habe deshalb deine Accounts zusammengelegt und die archivierten Beiträge freigeschaltet.
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Alt 25.07.2022, 12:27   #16
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Zitat:
Wieso glaubt man, es sei ein zweites Hilfsverb nötig, obwohl eins völlig ausreicht?
Also mich stört irgendwie die Grammatik, ich denke die ganze Zeit, das müsste „ den Kopf umwunden mit einer Girlande" heißen.
DieSilbermöwe ist offline  
Alt 25.07.2022, 12:55   #17
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Also mich stört irgendwie die Grammatik, ich denke die ganze Zeit, das müsste „ den Kopf umwunden mit einer Girlande" heißen.
„Der“ ist korrekt. Handwerklich besitzt das Gedicht allerdings an mehreren Stelle erhebliche Schwächen. Der Amphibrachys ist eine bewusste Entscheidung, die im Vergleich zu anderen Rhythmen Konsequenz benötigt.
Ex-petrucci ist offline  
Alt 25.07.2022, 13:36   #18
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von petrucci Beitrag anzeigen
Der Amphibrachys ist eine bewusste Entscheidung, ...
Ich weiß nicht, was hier manche Leser mit den Amphibrachien haben, ich habe sie keineswegs bewusst gewählt, sondern meine Verse vielmehr daktylisch eingeordnet. Außerdem sind sie nicht, wie es klassisch bei Amphibrachien sein sollte, dreihebig, sondern vierhebig.

Wie ich bereits in einem anderen Faden anmerkte, kann man ein Gedicht zu Tode interpretieren und sich den Kopf darüber zerbrechen, was sich ein Dichter gedacht hat. Wenn obendrein moniert wird, man müsse "grammatikalisch korrekt" den Akkusativ statt des Nominativs einsetzen, ... na ja .

Ich lasse mich gerne auf Fehler hinweisen und habe auch kein Problem, meine Texte bei stichhaltigen Argumenten zu korrigieren, aber wenn so etwas dabei herauskommt, kann ich nur noch das Handtuch werfen.

Aber jeder, wie er meint ...

Vielen Dank für die Auseindersetzung mit dem Gedicht, für die Nachhilfe in Grammatik und natürlich für die Aufklärung, wie mein Denken funktioniert. Von selbst wäre ich nicht drauf gekommen.
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Alt 25.07.2022, 14:00   #19
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Zitat:
ich habe sie keineswegs bewusst gewählt, sondern meine Verse vielmehr daktylisch eingeordnet.
Zitat:
Ich traf auf ein Mädchen, das stammte vom Lande,
ihr Schuhwerk war klobig, die Kleidung zerlumpt,
ihr Schweiß mit der Erde des Ackers verklumpt,
der Kopf umwunden mit einer Girlande.

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxXxxXxxXx
Das ist vollkommen in Ordnung, ich dachte durch die weiblichen Kadenzen an umarmender Stelle des Reimes Z1 und Z4 auch an Daktyle mit Auftakt am Zeilenanfang.
An die nächste Möglichkeit von Jamben in jedem Zeilenanfang die in Anapäste übergehen war ich auch nicht konkret überzeugt, ich sah nur die zeilenenden in Z2 und Z3 und ging daher von Anapästen aus.

Ich sollte meine Art in einem Gedichteforum alles tot zu kommentieren überdenken, danke für den Hinweis.
Meine Kritik war eher zusprechend gemeint. Aber eventuell erkennt man nichts mehr wenn man seine eigenen Feldzüge führt.

Zitat:
Wie ich bereits in einem anderen Faden anmerkte, kann man ein Gedicht zu Tode interpretieren und sich den Kopf darüber zerbrechen, was sich ein Dichter gedacht hat.
Zitat:
da brauchte Gemeinheit mehr als ein Pümpchen.

Ich suchte es, als mir der Abschied nahte,
und fand es beim Ernten gereiften Korns
und fühlte den Schmerz des tiefstichigen Dorns:
Das Glück zu ergreifen stand lang genug Pate!

Ich ging und habe die Liebe verraten,
Klare "metaphernfreie" Worte sehen nun mal anders aus. Sowas lädt zum assoziieren ein.
MonoTon ist offline  
Alt 25.07.2022, 14:29   #20
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Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Meine Kritik war eher zusprechend gemeint.
....

Klare "metaphernfreie" Worte sehen nun mal anders aus. Sowas lädt zum assoziieren ein.
Das ist für mich kein Problem, und du warst trotz deines ausführlichen Beitrags nicht gemeint. Assoziieren darf mit meinen Versen jeder, soviel er will. Ohne meine eigenen Assoziaitionen wären sie nicht entstanden.

Wenn sich aber jemand mit Überzeugung anmaßt, zu wissen, was ich mir "bewusst" gedacht habe, oder wenn mir jemand, dem es offensichtlich an Sprachgefühl mangelt, die Grammatik von recht in schlecht "korrigieren" will, werde ich kiebisch. Allein darum geht es. Ich selbst pflege im Duden oder in anderen Quellen nachzuschauen, wenn ich mir unsicher bin, und ich gestehe ein, dass dies nicht selten vorkommt.
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Alt 25.07.2022, 16:12   #21
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„Wenn sich aber jemand mit Überzeugung anmaßt, zu wissen, was ich mir "bewusst" gedacht habe, oder wenn mir jemand, dem es offensichtlich an Sprachgefühl mangelt, die Grammatik von recht in schlecht "korrigieren" will, werde ich kiebisch.“

Man kann nicht etwas schlechter korrigieren, was von Anfang an hinkt. Du schießt Dich auf das „war“ ein. Sollte es doch nur verdeutlich, wo das Problem liegt.
Anderen ein schlechtes Sprachgefühl zu unterstellen, aber einen amphi auf derart respektlose Art der Sprache gegenüber abbrechen zu lassen, zeugt nicht wirklich von Kompetenz (erst recht nicht von Sprachgefühl). Eher davon, dass man das Handwerk nicht beherrscht.

Da hilft dir dein überdimensionierter Gott-Komplex nicht weiter. Das „Gedicht“ ist wie ein Eis, in das man eine saure Gurke gesteckt hat. Will niemand. So etwas Unfertiges hätte ich nicht veröffentlicht. Tut mir leid, ich kann solche hingeworfenen Schnellschüsse einfach nicht ab.
Ex-petrucci ist offline  
Alt 25.07.2022, 16:28   #22
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Zitat:
Zitat von petrucci Beitrag anzeigen

Man kann nicht etwas schlechter korrigieren, was von Anfang an hinkt. Du schießt Dich auf das „war“ ein.
Lies noch mal richtig nach. Es ging nicht ums "war", das für mich nach wie vor in Ordnung ist, sondern um den falschen Kasus beim Artikel. Und "korrigieren" habe ich in meinem Kommentar mit gutem Grund in Anführungszeichen gesetzt.

@ anschi

Zitat:
Die sprachlichen Gefühle petruccis und monotons vor allem gegenüber den ersten Zeilen des wohl dem Genre ehemaliger deutscher Landser-Lyrik zuzuordnenden Liedes erkläre ich mir durch den falschen Gebrauch der Possessiv-Pronomen. In korrektem Deutsch hat das zerlumpte "Mädchen vom Lande" nicht ihre klobigen Schuhe an und ihren Schweiß mit Dreck verklumpt, sondern seine Schuhe und sein Gesicht.
Es ging auch nicht um die "sprachlichen Gefühle" von petrucci und monoton, das ist ein falscher Rückschluss. Mit deinen Korrekturen hast du natürlich Recht. Zwar ist im Deutschen erlaubt, dem Mädchen einen weiblichen Artikel zu geben, aber wenn, hätte ich das auch konsequent beibehalten müssen. Aber dafür sind wir ja in diesem Forum, um für solche Fehler sensibel zu machen. Es ist vielsagend, dass dies außer dir offensichtlich niemandem aufgefallen ist. Es gibt in meinem Fundes ohnehin keinen Text, der nicht von Zeit zu Zeit überarbeitet wird.

Zur "Landser-Lyrik" kann ich nichts sagen, weil ich mich damit nicht auskenne. Ich weiß gar nicht, was das sein soll. Ist aber egal, denn mir ist selber klar, dass dieses Gedicht nicht zu meinen Sternstunden zählt.
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Alt 25.07.2022, 16:35   #23
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Zitat:
Die sprachlichen Gefühle petruccis und monotons vor allem gegenüber den ersten Zeilen des wohl dem Genre ehemaliger deutscher Landser-Lyrik zuzuordnenden Liedes erkläre ich mir durch den falschen Gebrauch der Possessiv-Pronomen.
Ich erinnere mich nicht in Gefühle ausgebrochen zu sein, egal wo im Text.

Gewohnheitsmetrum ist das Schlüsselwort
solch ein Metrum gibt einem eine Orientierungshilfe, da sie einen haltbaren Takt vorgibt. Das hat mit meinem sprachlichen "Gefühl" nicht viel zu tun.
Es unterliegt der Betonung. Zudem weiß ich nicht was Landser-Lyrik sein soll.

Würde ich mich anhand der Possessiv-Pronomen orientieren hätte ich mich nur am Kontext bedient ein Metrum aufzuzeigen.
Ich habe mich hier aber einer anderen Regel bedient die eigentlich ganz simpel ist, auf 1 Betonte folgen maximal 2 unbetonte.
Alles andere führt oft zu harten Umbrüchen innerhalb eines Textes.


Zitat:
In korrektem Deutsch hat das zerlumpte "Mädchen vom Lande" nicht ihre klobigen Schuhe an und ihren Schweiß mit Dreck verklumpt, sondern seine Schuhe und sein Gesicht.
Zitat:
Ich traf auf ein Mädchen, das stammte vom Lande,
ihr Schuhwerk war klobig, die Kleidung zerlumpt,
ihr Schweiß mit der Erde des Ackers verklumpt,
der Kopf umwunden mit einer Girlande.
In korrektem Deutsch trägt das Mädchen vom Lande Z1
klobiges Schuhwerk und zerlumpte Kleidung Z2
und ihr Schweiß verklumpt mit der Erde des Ackers. Z3
Das einzig Feminine an ihr ist die Kopfgirlande. Z4
Steht doch da.
Bist du Fähig einer Syntax zu Folgen?
MonoTon ist offline  
Alt 25.07.2022, 17:50   #24
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Zitat:
Zitat von anschi Beitrag anzeigen
Das Landser-Lied, auf dem der gegenständliche Text wohl unzweideutig fußt,

Das Marschlied ist jedem, aber wirklich jedem, der vor dem Ende des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland geboren wurde, bekannt; zudem wurde dem Lied durch den Schlagersänger "Heino" 1974 und danach ein (nicht unumstrittenes) Revival beschert.
Mir ist das Lied nicht bekannt, und ich verbitte mir derartige Unterstellungen und jegliche Spekulationen darüber, was in meinem Kopf vorgeht, denn das kannst du genausowenig wissen, wie andere Schlaumeiner hier, die sich das immer wieder in ihrer Selbstüberschätzung einbilden. Zur Klarstellung: Ich höre freiwillig seit über 40 Jahren keine deutsche Schlagermusik mehr, noch kenne ich die Namen der meisten Interpreten der Unterhaltungsmusik aus dieser Zeit. Wenn Helene Fischer vor etlichen Jahren nicht vor einem Spiel in unserem Fußballstadion ihren saudämlichen Text "Atemlos durch die Nacht" gesungen hätte, wüsste ich bis heute nicht, wer sie ist. Du kannst also davon ausgehen, dass deine Herleitung von wegen Assoziation ein Griff ins Klo ist.

Ich wäre dir auch verbunden, wenn du künftig solchen Mist wie diesen Text nicht mehr in meinen Fäden einstellen würdest. Gelesen habe ich außer den ersten Versen sowieso nichts davon. Wozu auch?
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