Du musst lächeln

[E.mil]

Du musst lächeln
Wenn dich meine Küsse wecken
Du hast Schmetterlinge im Bauch
Wenn du in meine Augen schaust

Ich fühle wie du fühlst
Die Verbindung ist tief

Aber tief ist auch mein Kummer
Trauma

Kann ich je für dich so fühlen wie du für mich?
Oder fühle ich nur dich

Ist deine Liebe so groß
So tief
Dass sie mich glauben lässt
Ich liebe auch dich
?

[Paul Morphy]

Hallo, Limette

Zum Inhalt:

Zuerst dachte ich, deine Aussagen seien logisch nicht schlüssig im Gedicht.

Es gibt hier 3 Aussagen, die wichtig sind.


Aussage A:
Ich fühle, wie du fühlst

Aussage B:
Kann ich jemals für dich fühlen, was du für mich fühlst?


Dies ist ein Widerspruch. Aussage A besagt, dass das Lyrische Ich genau so fühlt, wie das Lyrische Du fühlt.

Aussage B besagt, dass das Lyrische Ich nicht so fühlt wie das Lyrische Du.



Nun könnte man meinen, dass du hier einen Widerspruch geschaffen hast, aber ich glaube, du hast das mit Absicht getan. Siehe deine Aussage C:

Ist deine Liebe so groß
Dass sie mich glauben lässt
Ich liebe dich auch


Was du hier also sagen willst, ist Folgendes:

Das lyrische Ich ist von der Liebe des lyrischen DU so überwältigt, dass es glaubt, dieselbe Liebe zu empfinden, oder wie in Aussage A, dass es dasselbe empfindet, aber in Aussage C sagt das lyrische Ich, dass die Liebe des lyrischen DU das lyrische Ich so beeinflusst hat, dass es in einer Täuschung ist.

Aber man kann es besser und verständlicher verpacken! Dafür muss man mehr Zeit investieren. Gedichte sind keine Notizen, die man schnell mit der Hand schreiben kann.
Selbst wenn du etwas Perfektes geschrieben hast, musst du es noch einmal überarbeiten und es wachsen lassen. Gib deinem Gedicht eine Stunde Zeit zum Wachsen/Atmen und komm dann wieder darauf zurück. Wenn du es wieder liest, wirst du die Passagen ändern wollen.

Tipps zum Inhalt:

Versuche, mehr Tiefe und mehr Kohärenz hineinzubringen. Du kannst gerne mehr schreiben.

Tipps zur Sprache:


Versuche, weniger Modalverben zu verwenden. Im Prinzip muss niemand müssen, nicht einmal das lyrische DU.

Beispiel:

Du musst lächeln.
Du lächelst.

Das muss impliziert eine Negation im direkten Vergleich, aber das würde in diesem Kontext keinen Sinn machen.


Das Trauma ist hier leider fehl am Platz, versuche, deine Gedichte gleichmäßig zu halten und nicht plötzlich ein Wort zu überhöhen. Ich weiß, du wolltest einen Schockeffekt erzeugen, aber dann benutze wenigstens noch ein Ausrufezeichen, trotzdem, nein, das ist kein passender Ort, vor allem nicht das richtige Wort.

Anstelle von <Trauma>
Schreib eher etwas wie das hier:

<Trauma>

..und tiefer ist mein Trauma.


Allgemeine Tipps:

Lies andere Gedichte, das wird dir helfen, den Sinn von Gedichten zu verstehen. Ich glaube, dazu fehlt dir im Moment die Erfahrung. Gedichte haben eine bestimmte Funktion, die du nur verstehen wirst, wenn du andere Gedichte liest.

[Ilka-Maria]

Zitat von E.mil

Ist deine Liebe so groß
So tief
Dass sie mich glauben lässt
Ich liebe auch dich

Muss man das wissen, um sich der eigenen Liebe sicher zu sein?

[Ilka-Maria]

Zitat von Ilka-Maria

Muss man das wissen, um sich der eigenen Liebe sicher zu sein?

Außerdem müsste es heißen<.

Ist deine Liebe so groß
So tief
Dass sie mich glauben ließe
Ich liebte auch dich

Aber egal. Derartige Betrachtungen über die Liebe schrecken mich ab. Ich höre da immer nur Beinketten rasseln.

Ich wünschte mir mal ein Gedicht, in dem man ohne jede Selbsterfüllung dem Objekt der Liebe alles Gute zudächte. Muss Liebe immer mit Besitz einhergehen? Ist sie in ständiger Beweisnot?