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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 22.08.2022, 22:23   #1
männlich Heinz
 
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Standard Die beste aller Welten

Schau ich mich um in dieser Welt,
die jeder Optimist
für die beste aller Welten hält,
dann bin ich angepisst.

Wälder werden abgeholzt,
der Erde werden Schätze grob entrissen,
wer einen Ball am besten bolzt,
wird Millionär und ich fühl mich beschissen.

Für gute Arbeit guten Lohn,
das wäre idealer,
für die Parole gibt es Spott und Hohn,
der Banker zählt vergnügt die Taler

auf seinen Konten, ich drehe dreimal jeden Cent,
bevor wir Brot und Würstchen kaufen
und hab dabei den Abflug nach Hongkong *) verpennt,
vor Wut könnt ich mich jetzt besaufen.

In dieser besten Welt,
ein Garten Eden könnt sie sein,
regieren Gier und Hass und Geld,
die Mächtigen predigen Wasser, saufen Wein.

Solange diese Worte gelten,
scheiß ich auf diese beste aller Welten.

*) pars pro toto für die Steueroasen dieser Welt, wo mehr als 500 Milliarden Dollar/Euro "geparkt" sind.
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Alt 22.08.2022, 22:49   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Wälder werden abgeholzt,
der Erde werden Schätze grob entrissen,
wer einen Ball am besten bolzt,
wird Millionär und ich fühl mich beschissen.
Ich greife mal, weil ich Mitglied eines bescheidenen Fußballvereins bin, auf diese Strophe zurück: Wer sind denn die Idioten, die den Fußballmillionären ihr Geld hinterhertragen? Müssen sie bezahlen, um ein lahmes Spiel zu sehen, obwohl die Ergebnisse auf Kicker kostenlos im Netz abgerufen werden können? Sogar live.

Wie krank muss man sein, für den Schwachsinn, der von arabischen Scheichs unterstützt wird, zu bezahlen? Und wer meint, sich mit einem dieser hochgezüchteten Mega-Clubs identifizerien zu müsssen, statt die Jugendmannschaft am eigenen Ort mit dem Eintrittsgeld am Wochenende zu untersützten?
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Alt 22.08.2022, 22:58   #3
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
ich denke, ich muss nicht beteuern, dass mit den überbezahlten Kickern nicht die sporttreibenden Menschen gemeint sind, die ihre Freude am Fußballspielen haben.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 23.08.2022, 16:42   #4
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen

In dieser besten Welt,
ein Garten Eden könnt sie sein,
regieren Gier und Hass und Geld,
die Mächtigen predigen Wasser, saufen Wein.

Solange diese Worte gelten,
scheiß ich auf diese beste aller Welten.
Ich hab z.B. eine langjährige Arbeitskollegin, die sieht das ganz genauso wie du, lieber Heinz,
Die läuft den ganzen Tag hemmungslos beschissen und angepisst durch die Gegend, weil sie nicht in der besten aller Welten lebt. Man sieht es der armen förmlich an.
Und eigentlich, wenn ich es mir recht betrachte, wird die Menschheit immer schon von Gier, Hass und maßlosen Mächtigen begleitet und getrieben.
Oh, welch ein Jammertal!

Donna
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Alt 23.08.2022, 17:26   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... ich denke, ich muss nicht beteuern, dass mit den überbezahlten Kickern nicht die sporttreibenden Menschen gemeint sind, die ihre Freude am Fußballspielen haben.
Die Amateure habe ich auch nicht gemeint, auch nicht die Fans auf den Stehplatztribünen, die sich teurere Tickets nicht leisten können. Auch meinte ich nicht Dietmar Hopp, der mit Herzblut den Sport - nicht nur den Fußball - sponsort. Bekannt ist aber, dass der DFB eine kriminelle Vereinigung ist, manche große Clubs den Wettbewerb verzerren, weil sie an Ölscheichs verkauft wurden, die Leistung sog. "Weltstars" mit den Millionen an Jahresgehalt schon längst nicht mehr in einem gesunden Verhältnis steht und dass wir mit unseren Fernsehzwangsgebühren diesen ganzen Mist mitfinanzieren müssen, ob wir wollen oder nicht.
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Alt 23.08.2022, 19:28   #6
männlich Heinz
 
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Liebe Donna,
Du machst doch hoffentlich nicht den Fehler, mich als das lit. Ich zu sehen?
Ich komme zu dieser Vermutung, weil du mich mit deiner Arbeitskollegin vergleichst.
Immerhin lass ich einen kleinen Lichtblick zu:
"In dieser besten Welt, (hier müsste eigentlch stehen: In dieser sogenannten...)
ein Garten Eden könnt sie sein".
Und da sich die Menschheit nicht dazu aufrafft, kommt es halt mal zu so einem Wutausbruch.
Nein, ich gehöre nicht zu den, beinahe bin ich versucht zu sagen, Nihilisten oder Satansbrüder, die gleich Mephisto sprechen:
"Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, dass es zugrunde geht; Drum besser wär's, dass nichts entstünde."
Ich zähle mich zu den unverbesserlichen Optimisten, die auch bei Niederlagen, Enttäuschungen und anderen schmerzhaften Erfahrungen das Lied des Vogelfängers aus der gleichnamigen Millocker-Operette (hier ein Ausschnitt) singen:
"Trotz allem Pech ein lustig Lied:
So, Schicksal, hau nur zu!
Wir wollen sehn, wer früher müd,
ich oder du!"
Bisher bin ich recht gut damit durch das erste Dreiviertel meines Lebens gekommen.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 23.08.2022, 20:09   #7
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
in der Fußball-Szene bist du viel mehr bewandert als ich. Aber nach allem, was ich so mitbekomme, bleibt nur eins: Du hast recht.
Vielleicht habe ich deshalb die Spiele der Frauenmannschaften mitfiebernd verfolgt. Die hatten so etwas Erfrischendes an sich.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 23.08.2022, 20:46   #8
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Vielleicht habe ich deshalb die Spiele der Frauenmannschaften mitfiebernd verfolgt. Die hatten so etwas Erfrischendes an sich.
Vor allem haben sich die Fußballfauen entwickelt: Sie sind athletischer geworden, haben ihre Spielweise taktisch verfeinert, legen Tempo vor und wirken dynamischer als noch vor zehn Jahren. Sie kommen mit weniger "Feindberührung" aus. Und jetzt beginnen sie, auch mehr Geld für ihre, neuteutonisch gesagt, "Performance" einzufordern.

Aber ich wollte das Schwergewicht nicht auf den Fußball legen, sondern dieses Geschäftsfeld in seinen Ausmaßen als Beispiel an den Pranger stellen, was Geldgier anbelangt.

Allerdings: In der Antike schien es nicht anders gewesen zu sein. Da kannte man Geldgier, Badbesuche (heute: Geschäftsessen) und Korruption genauso wie heute. Und erstaunlicherweise funktionierte das ohne die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, auch so ein "Weißer Elefant".

Es gab einmal einen Drachen, der Fafnir hieß, und dessen Aufgabe es war, einen Schatz zu hüten. Dann kam Siegfried daher, tötete diesen erbarmungswürdigen Lindwurm, der als Wächer nur seine Arbeit tat, raubte den Schatz und trat damit eine Lawine los, die in einer Katastrophe endete und ganz Europa durcheinanderbrachte.

Kommt das jemandem bekannt vor?

Siegfried war nicht der Held, als der er im Mythos gefeiert wird. Er war ein Lügner, Verräter und Widerling. Fafnir hätte alt wie Methusalem werden können und keinem Menschen jemals etwas getan, aber Siegfried brauchte den Schatz, um sich aufzuwerten und an Gunthers Hof angenommen zu werden.
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Alt 24.08.2022, 04:50   #9
männlich Heinz
 
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Zitat Ilka-Maria: "Kommt das jemandem bekannt vor?"

Liebe Ilka-Maria,
ja, mir.
Du rührst an eine Einzelheit des Nibelungenlieds, das lange Zeit als das Nationalepos der Deutschen galt. Ich wage zu behaupten, dass die Allerwenigsten unter uns dieses sehr umfangreiche Werk eines unbekannten Dichters kennen. Allein die Inhaltsangabe dürfte umfangreicher sein als alle heutzutage geschriebenen Gedichte.
Dass Deine Zusammenfassung zu kurz greift, ist Dir sicher selbst bewusst
Schon die Charakterisierung des "Lindwurms" (komisch, dass ich vor ein paar Tagen eine Lindwurmsaga - die des grünen Lindwurms in Klagenfurt - in einem Gedicht erwähnt habe) lässt mich ob ihrer unreflektierten Darstellung schaudern. Ich glaube nicht, dass Du die Leserschaft animieren willst, sich die Nibenlungensage rein zu ziehen, wiewohl deren Kenntnis recht fruchtbar/furchtbar sein könnte und einiges erklärt.
Liebe Grüße,
Heinz

Geändert von Heinz (24.08.2022 um 09:13 Uhr)
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Alt 24.08.2022, 06:08   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Dass Deine Zusammenfassung zu kurz greift, ist Dir sicher selbst bewusst
Schon die Charakterisierung des "Lindwurms" (komisch, dass ich vor ein paar Tagen eine Lindwurmsaga - die des grünen Lindwurms in Klagenfurt - in einem Gedicht erwähnt habe) lässt mich ob ihrer unreflektierten Darstellung schaudern.
In der Schule musste ich das Nibelungenlied in Mittelhochdeutsch lesen und teilweise auswendig lernen. Ich kann es heute noch aufsagen. Im Original ist übrigens Krimhild brünett, Brunhild blond. So ist es auch in einer italienischen Verfilmung dargestellt, ziemlich werksgetreu, die ich in den 60er Jahren im Kino gesehen hatte. Den Film konnte ich auf DVD nur in Italienisch bekommen ("Le cavalier blanc", inzw. nur noch in Spanisch lieferbar).
https://www.amazon.de/Tesoro-Nibelun...vd%2C70&sr=1-1

Unreflektiert? Das sehe ich anders. Für mich ist der Niederländer Siegfried kein Held, sondern ein machtgieriger, verlogener Eindringling in Gunthers Reich, das er sich unter den Nagel reißen wollte. Und dazu war ihm jedes Mittel recht, wie z.B. einen Schmied einzuschüchtern, einen schlafenden Drachen zu wecken und ihn zu töten, dem Alarich die Tarnkappe zu stehlen und Brunhild zweifach zu betrügen und zu entehren. Der wahre Held ist für mich der treue Hagen, der dieses Spiel von Anfang an durchschaute. Die ganze Sage hindurch kann ich keinen Punkt festmachen, an dem Hagen gegen Gesetz, Moral und Ehre verstoßen hätte. Er stützte seinen regierungsschwachen König;, Siegfried schleimte sich bei Gunther ein, "schenkte" ihm Brunhild, obwohl er selbst sich ihr versprochen hatte, nahm sich das Recht, sie zu entjungfern, heiratete aber die einfältige Krimhild, um Gunther völlig unter seinen Einfluss zu bringen.

Das ist meine "reflektierte", von der gelehrten Anbetung dieses "Helden" abweichende Interpretation.

Lesenswert ist der Roman "Siegfried und Krimild" von Jürgen Lodemann, Klett-Cotta, 2001.

Gier nach Macht und Geld ... womit wir wieder beim Thema sind. Hagen tat recht, den Schatz im Rhein zu versenken.
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Alt 24.08.2022, 11:36   #11
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Upps, hier darf sich vom Frauenfußball bis zur Nibelungensage alles austoben -
nun denn.

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich zähle mich zu den unverbesserlichen Optimisten, die auch bei Niederlagen, Enttäuschungen und anderen schmerzhaften Erfahrungen das Lied des Vogelfängers aus der gleichnamigen Millocker-Operette (hier ein Ausschnitt) singen:
"Trotz allem Pech ein lustig Lied:
So, Schicksal, hau nur zu!
Wir wollen sehn, wer früher müd,
ich oder du!"
Nein, natürlich bist du nicht das LI, lieber Heinz. Und mit meiner Arbeitskollegin hätte das auch nicht mehr viel gemein, was du dir da für dein LI ausgedacht hast, genauso wenig wie diesen Text der Vogelfänger in W.A.Mozarts Zauberflöte geträllert hat.
Aber der "Bettelstudent" Symon in Millöckers Operette trifft den Nagel mit diesem wunderbaren Zitat auf den wundgedachten Kopf. Solche Figuren werden im lyrischen Forum leider nur zu selten von der Leine gelassen, und das Motto ihrer Urheber, die sich z.T. ja immerhin als unverbesserliche Optimisten fühlen, bricht sich nicht bahn. Warum? Das ist zuweilen recht schade, weil die Welt im Optimismus wesentlich besser gestaltet werden kann.
l.G. Donna
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Alt 24.08.2022, 12:27   #12
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
ich bleibe vorerst bei meiner Meinung (dass du mit deiner Interpretation des Nibelungenlieds zu kurz greifst).
Der von Dir hochgelobte Hagen - hat er nicht voll Heimtücke der Siegfriedgattin Krimhild das Geheimnis um die verwundbare Stelle Siegfrieds entlockt, und hat er nicht seine Lanze von hinten zwischen die Schulterblätter gejagt, um dann die Leiche vor die Schlafzimmertür Kriemhilds zu platzieren?
Was den arglosen Lindwurm angeht: Lindwürmer hat es immer nur in der Vorstellung der Menschen gegeben. Hier liegt also der Verdacht nahe, dass der Lindwurm der Nibelungensage für etwas anderes als die personifizierte Wachsamkeit steht.
Was die verwundbare Stelle Siegfrieds angeht: Diese Unverwundbarkeit ist ja, siehe Achilles in Griechenland, kein Einzelschicksal. (Ich habe mir den Miniwasserfall des Styx auf dem Peleponnes angeschaut und eine hölzerne Flasche mit diesem Wasser zwecks Teezubereitung gefüllt. Weil mich niemand an den Fersen fest hielt und ich einen Teil des Wassers für ein Ganzkörperbad genutzt habe, darf ich mich seitdem zu den Unverwundbaren zählen). Schön wärs, hätten all diese wundersamen Erzählungen einen realen Hintergrund.
Liebe Grüße,
Heinz

Geändert von Heinz (24.08.2022 um 15:07 Uhr)
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Alt 24.08.2022, 12:31   #13
männlich Heinz
 
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Liebe Donna,
es gibt ja in der Opern-/Operettenwelt ja mindestens zwei Vogelfänger. Das Lied aus Millöckers Operette trällere ich immer nur für mich. Den aus der Zauberflöte würde ich, gesetzt den Fall, ich brächte den Mut auf, Dir vorsingen und den Zucker nicht vergessen.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 24.08.2022, 12:44   #14
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Liebe Ilka-Maria,
ich bleibe vorerst bei meiner Meinung (dass du mit deiner Interpretation des Nibelungenlieds zu kurz greifst).
Der von Dir hochgelobte Hagen - hat er nicht voll Heimtücke der Siegfriedgattin Krimhild das Geheimnis um die verwundbare Stelle Siegfrieds entlockt, und hat er nicht seine Lanze von hinten zwischen die Schulterblätter gejagt, um dann die Leiche vor die Schlafzimmertür Kriemhilds zu platzieren?
Jeder darf seine Meinung haben. Von einer "Interpretation" des Nibelungenliedes sind meine paar Anmerkungen allerdings weit entfernt, die sich lediglich auf einige personale Aspekte beziehen. Hagen handelte vordergründig heimtückisch, das ist richtig, aber er tat es aus Loyalität zu seinem König und zur Rettung des Reiches. Und wie anders hätte er es anstellen sollen, gab es bei Siegfried eben nur die eine verwundbare Stelle, die nur hinterrücks angegriffen werden konnte.

Siegfried hingegen belog und betrog Brunhild, zog Vorteile aus Gunthers Schwäche und heiratete obendrein aus Machtgier eine Frau, die ihm an Hinterlist und Verrat in nichts nachstand und die aus niederen Motiven einen verheerenden Krieg veranstaltete; die nicht einmal davor zurückschreckte, das Leben ihres Kindes aufs Spiel zu setzen, und der auch das Leben ihrer Brüder völlig wurst war, weil es ihr nur noch darum ging, ihren Hass zu befriedigen.

Sorry, aber diese vermeintlichen "Lichtgestalten" sind für mich keine Vorbilder, und Siegfried ist für mich kein Opfer, sondern ein machtgieriger Warlord, der seine Hybris folgereichtig mit seinem Tod bezahlte. Auch wenn man die beiden Figuren Siegfried und Hagen metaphorisch als das Gute gegen das Böse oder das aufkeimende Christentum gegen die heidnische Zeit einordnen kann.

Dafür, dass ich diese Sage mit anderen Augen als in meiner Jugend zu sehen begann, muss ich Heinrich Böll danken, der das Thema in "Ansichten eines Clowns" eingeflochten hatte.
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Alt 24.08.2022, 15:56   #15
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Liebe Ilka, lieber Heinz, ich kann im gesamten Kontext nur noch schwer folgen.

Das optimistische Liedchen des Vogelfängers aus dem "gleichnamigen" Bettelstudenten bekomme ich mit dem pessimistischen Grundtenor des Gedichtes gerade noch überein, wenn es um das Beispiel eines musikalischen Kontrapunktes gehen sollte.
Aber wenn man jetzt keine ausschweifende Demonstration umfangreicher humanistischer Elementarbildung annehmen wollte, was mit dem Gedicht nicht mehr viel zu tun hat, dann bekäme man den Bogen zu Hagen inhaltlich wie geschagen?
etwas ratlos, Donna
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Alt 24.08.2022, 16:09   #16
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Liebe Donna,
du hast ja recht! Ich entschuldige mich und hoffe als vermaledeiter Dampfplauderer auf Absolution.
Liebe Grüße,
Heinz
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