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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 17.03.2022, 14:56   #1
weiblich MerjaSinovsk
 
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Standard Der Baron von Urga

Über die Steppe reitet der schwarze Baron,
stark, treu, grausam und verwegen,
rast er auf dem Pferd über Steppenwege
ist er Kriegsgott, des Menschen Sohn?

Wie Schnee, seine Haut so weiß,
seine Besten sah er in den Staub fallen,
ihre Schreie im Leeren verhallen,
im gefrorenen Himmel, im stummen Eis.

Dem Eid, den er einst geschworen,
treu bleibend bis zum bitteren Ende,
Kampfeslust brennt in den Lenden,
zum Kämpfen und Töten ist er geboren.

Auf ihren Händen klebte Blut,
es zerriss sie brennender Schmerz,
und gepeinigt war sein Herz,
in der nie erloschenen Glut.

Längst allein in den Wirren der Zeit,
ruft er vergeblich nach seinen Soldaten,
verblasst nie der Glanz seiner Taten,
die Seele noch immer zum Kriege bereit.
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Alt 17.03.2022, 15:04   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MerjaSinovsk Beitrag anzeigen
Dem Eid, den er einst geschworen,
treu bleibend bis zum bitteren Ende,
Kampfeslust brennt in den Lenden,
zum Kämpfen und Töten ist er geboren.
Das ist genau das, was wir im Augenblick wieder brauchen: den Eid auf den Führer, die Verherrlichung des Kriegs, den Kampf bis zum letzten Mann und die Ehrung der Helden.

Offensichtlich ist die Zeit der sog. "postheroischen Zeit" vorbei. Jawohl, wir setzen den treuen Vasallen wieder Denkmäler und krönen ihre Grabsteine mit Lorbeerkränzen. Aber mal sehen, ob wir noch den Nerv für solche Gedichte haben, wenn bei uns die ersten Bomben einschlagen und wir aus unserem jahrzehntelangen Tiefschlag wachgerüttelt werden.
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Alt 17.03.2022, 21:25   #3
männlich Heinz
 
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Hallo Merja,
mir fiel sofort ein: "Meine Ehre heißt Treue!"
Fataler Weise war dieser Spruch der Wahlspruch - nachzulesen auf tausenden Koppelschlössern - der nationalsozialistischen Schutzstaffel (die meisten kennen diese "Schutzstaffel als SS) und geht auf den GröFaz AH zurück: "SS-Mann, dene Ehre heißt Treue!"
Ich hoffe sehr, dass Dein Gedicht (das handwerklich gut gemacht ist) keine Verherrlichung eines erwachenden Militarismus sein soll. Goethe hat mal angemahnt: Bedenke wohl die erste Zeile! In diesem Fall muss ich sagen: Überdenk noch einmal Deine Verse!
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 18.03.2022, 05:19   #4
weiblich C.Alvarez
 
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Liebe MerjaSinovsk,
du beschreibst hier in deiner bildhaften Sprache die Gedanken- und Gefühlswelt des Barons Roman von Ungern-Sternberg. Sein, ja, man kann schon sagen bizarres Leben ist gerade heute ein interessantes Thema und ich denke du hast die Welt in der er sich zuhause fühlte gut beschrieben. Wie man in einer Biografie, in einer Beschreibung einer Persönlichkeit der Geschichte und ihrer Gefühlswelt eine Kriegsverherrlichung sehen kann oder doch recht zusammenhangslos mit dem "Führer" und der SS kommen muss wie manche Kommentatoren, die eigentlich kompetent sind und die ich daher respektiere, ist mir unerklärlich. Es scheint ein typisch deutsches Phänomen zu sein, was mir schon bei anderen Texten über historische Persönlichkeiten oder Ereignisse auffiel. Aber lassen wir das, und kommen wieder zum Gedicht. Die Welt war vor hundert Jahren eine andere und auch die Menschen damals hatten andere Wertvollstellungen. Und du beschreibst sehr genau die Welt in welcher der Baron lebte, und das, was sein Leben bestimmte. Daher finde ich dein Gedicht gelungen, es gibt mir Einblicke in eine Welt die mir oder uns heute fremd ist.

Liebe Grüsse

Corazon
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Alt 18.03.2022, 07:46   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich hoffe sehr, dass Dein Gedicht (das handwerklich gut gemacht ist) keine Verherrlichung eines erwachenden Militarismus sein soll.
Darüber muss man sich wohl keine Sorgen machen. Dieser Baron konnte nichts anderes, als mit der Waffe um sich fuchteln. Zu etwas anderem taugte er nicht, und selbst beim Militär hatte er seine Probleme. Im Grunde war er eine gescheiterte Existenz. Nach seiner Hinrichtung blieb nichts mehr übrig für die Bildung einer Legende, aber das war ihm wahrscheinlich sowieso schnuppe.
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Alt 18.03.2022, 08:02   #6
männlich Heinz
 
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muss ich mich jetzt wegen mangelnder Belesenheit schämen? Oder ist doch ein kleiner Vorteil dabei, den Grund für die balladeske Erzählung nicht zu kennen?
Ich lese (und meine Sensoren sind vielleicht überscharf geworden angesichts vieler Hinweise auf das Stärkerwerden nationalsozialistischen Gedankenguts)
was von einem
- schwarzen Baron, der
- stark, treu, grausam und verwegen ist
- von einem geschworenem Eid
- erschrecke vor den Kriegsbildern
- und einer Seele, die immer noch bereit (oder schon wieder?) zum Kriege ist.
Ja, und ein gebranntes Kind scheut das Feuer!
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 18.03.2022, 11:52   #7
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Standard Lieber Heinz

es geht um diesen Herren da.
http://www.mongolei.de/berichte/Ungern-Sternberg.htm
Ja, damals war eben eine andere Zeit. Die Geschichte dieses Barons fand ich sehr interessant, aber auch tragisch. Treue ist ja an sich nichts Schlechtes. Der besagte Baron hatte es eben nicht anders gelernt, als dass man dem Eid immer treu bleibt. Etwas anderes als Krieg hatte er auch nie gesehen.

LG
Merja
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Alt 18.03.2022, 11:57   #8
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Danke schön, liebe Corazon. Verstehst mich wie immer gleich auf Anhieb.
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Alt 18.03.2022, 12:05   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MerjaSinovsk Beitrag anzeigen
Etwas anderes als Krieg hatte er auch nie gesehen.
Das ist kein Grund, ihn unkritisch zu sehen und obendrein ein Loblied auf ihn zu singen. Und was soll an seinem Schicksal tragisch gewesen sein? Dieser Typ war keine Gestalt aus der griechischen Mythologie, die den Göttern als Spielball diente.
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Alt 18.03.2022, 12:26   #10
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Weiß ich nicht, habe es eigentlich nicht als Loblied empfunden.
LG
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Alt 18.03.2022, 14:29   #11
weiblich C.Alvarez
 
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Zitat:
Zitat von MerjaSinovsk Beitrag anzeigen
Danke schön, liebe Corazon. Verstehst mich wie immer gleich auf Anhieb.
Dabei ist das gar nicht so schwer deine Gedichte zu verstehen und richtig einzuordnen. Aber vielleicht muss man dazu auch ein wenig oder mehr dieses "sensitive kind" sein, das John Mayall mal so unvergleichlich schön besungen hat.

https://youtu.be/i5fUw1ZQz3c
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Alt 19.03.2022, 01:28   #12
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von MerjaSinovsk Beitrag anzeigen
Weiß ich nicht, habe es eigentlich nicht als Loblied empfunden.
LG
Ach? Als was hast du es denn empfunden? Oder anders gefragt: Wenn dein Gedicht nicht auf Heldenverehrung abstellte, was war dann deine Intention, diesem Menschenschlächter ein lyrisch positives Denkmal zu setzen?
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