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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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15.05.2008, 00:26 | #1 |
Titellos
Titellos
Das Leben ist leer, nur das Wort hält mich am Leben, dort auf dem Papier, hier in meinem Kopf. All die Worte, die Bilder von dir, schenk' mir noch einmal, gib mir die Worte, bitte lasse sie mir. Tragisch sind die weißen Zeilen, einsam ist schon das graue Papier, tragisch ist mir, einsam träume ich von dir. Ich weiß nicht wer, bist du da, bist du bei mir? Wer bist du, bin ich noch hier? - Mit freundlichen Grüßen, Heinrich |
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18.05.2008, 00:07 | #2 |
abgemeldet
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RE: Titellos
hallo heinrich,
nur ein paar gedanken, da ich beim titellos hängen geblieben bin & eine leise wehmut mich umfing: irgendwie passt dein titel titellos zum nachfolgendem. wie soll die überschrift auch heißen bei so viel leere? kann man diesen zuständen einen namen geben? 1Strophe: wort = lebenhalter auf dem papier dort & im kopf ansonsten "Das Leben ist leer" mich erschrickt die fixierung des li am wort, denn schon dadurch entsteht starre, unbeweglichkeit, nichtleben ... leben nur durch wort suggeriert mir ein sollen, zudem das li vielleicht nicht imstande ist & darum verharrt es in leere, welche schaudern macht & die sogar eine geistige leere, also doppelte leere sein könnte, wenn der inhalt der worte diese leere produziert 2Strophe nun differenziert das li das allgemeine wort, konkretisiert sich in "All die Worte" & in "die Bilder von dir", die das li scheinbar positiv resonieren, denn es möchte sie nochmal geschenkt bekommen, besitzen, haben (Erich Fromm's Haben & Sein hallt), aber mit kategorischem Imperativ, der mit einer Bitte abgemildert wird, welche schon eine Abhängikeit des li vom ld offenbaren, eine Notlage ... 3Strophe doch scheinbar, so lese ich das, gibt es nur weiße, also keine? zeilen & dem li bleiben nur einsamkeit & ein "einsam ist schon das graue papier" mattes patt, denn es findet keine eigenen worte, so dass selbst das papier schon durch den zahn der zeit graut & dem li nur das tragische gefühl im innern bleibt, ein verwaistes, gottverlassenes verharren & sehnen, welches jedoch hoffnung in sich zu bergen scheint, denn "einsam träume ich von dir" ... 4Strophe huhh ... der innere zustand scheint trotz oder gerade des träumens wegen fragil, das li wirkt aufgelöst, hilflos, irritiert & stellt dem geträumten ld fragen, die möglicherweise durch traumphantasien & -ängste transportiert werden : "Ich weiß nicht wer, bist du da, bist du bei mir? Wer bist du," & selbst die reflexion zum eigenem hiersein gelingt nicht mehr, denn was wünschte sich das li nicht lieber, als beim realen ld zu sein und doch, wer ist dann das geträumte ld? eine traumfigur, ein projeziertes wunschld, welches beim aufwachen ins leere verschwindet?! & somit die leere potenziert? oh je, ich wünsche als leser, dass das li die kraft aufbringt, das leben umzubauen & ein anderes, aber reales ld findet & wenn nicht, dann zumindest ein feld für sich bestellen kann, dass die leere verschwinden & strukturen liebens- & lebenswert wahrnehmen lässt. ja dank für diese einfachen zeilen, die doch mehr in mir als leser auslösten, als ich nach dem lesen des titels ahnen konnte gern gelesen lg rivus |
18.05.2008, 00:27 | #3 |
Vielen, vielen Dank!
Deine Interpretation entspricht so ziemlich meiner eigenen. Es handelt sich dabei um die Darstellung einer Depression, wie du anscheinend erkannt hast. Das lyrische Du habe ich doppelt besetzt. Einerseits die Person, auf die man hofft, die hilft und erlöst, andererseits ist diese, fremde, Person, das eigene Ich, gemeint. Ich hoffe ich hab damit jetzt nichts vorweg genommen. Also, noch einmal, dank dir! |
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18.05.2008, 02:16 | #4 |
hallo Heinrich,
ein sehr schönes, wenn auch etwas trauriges Gedicht von Dir, welches die Leser entführt über das schmerzliche Erinnern und Vermissen eines anderen Menschen bis hin zum Infragestellen, bis zur drohenden Auflösung der eigenen Identitätsgrenzen: sehr gelungen insgesamt! LG, east |
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