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23.04.2010, 11:09 | #1 |
Ungehaltene Rede einer ungehaltenen Frau
Gummibaum hat mich mit seinem Thema "Ausflug zu Goethe" inspiriert, so dass ich hier auch ein kleines Experiment posten möchte.
Gretchen emanzipiert sich! "Gretchen, Gretchen, so nanntest du mich und stets habe ich es geliebt, riefst du mich bei meinem Namen, und nicht geahnt, dass allein schon das "Gretchen" mich in Fesseln legte. Nun ändere ich meinen Namen - um meiner selbst Willen! Nicht länger will ich lieb und klein und arglos, nicht länger dein, nicht länger Gretchen sein! Nicht dein Puppe, nicht deine Süße, nicht der Spielball deiner Gelüste! Margarete ist mein Name - ich werfe ihn dir ins Gesicht bis du verstehen kannst warum... Denn das Gretchen, das du kennst und liebst, das ist ein Kind, ohne Kopf und Verstand, dass du dir biegen und zum Gefallen schmieden wolltest - doch - es gelingt dir nicht! Ewig fehlst du, schwebst du in den Wolken, jegliche Lust ist dir das Gleiche wert, doch der Genuss, der ich dir war, der wendet sich nun gegen dich, denn du, der alles will, soll nun auch alles von mir bekommen. Von mir - einem Produkt deines Handelns, du erschufst mich, raubtest mir meine Unschuld, brachtest die Sünde in mein Leben, zerstörtest meine Kindheit und fast meinen Glauben. Nun ertrage mich - ich bin Margarete, denn Gretchen ist tot, das Kind hast du gemordet! Du denkst an Flucht, ich seh's dir an - flieh' nur und lebe weiter mit der Gewissheit, dass alles was du berührst, alles, worum du dich bemühst, alles was schön, rein und voller Unschuld ist, in deinen Händen zu Staub zerfällt. Vergiss niemals, der Geist, den du erwecktes, den du einließest, den wirst du jetzt nicht mehr los! Du willst die Freiheit und versuchst zu Lieben, du redest vom Leben und schaffst den Tod - Geh jetzt, verlass mich, versuch zu vergessen, denn ich weiß: Der Schmerz, den ich nun in dir sähe, wird alsbald gedeihen und bald schon wirst du erkennen, wie sinnlos deine Suche war!" Ich bin offen für Anregungen und Feedback, denke selber, der Text holpert an der einen oder anderern Stelle. LG Lux |
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03.05.2010, 13:53 | #2 |
Dabei seit: 04/2010
Alter: 71
Beiträge: 10.909
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Liebe Lux,
Dein Text lässt die Wut gut spüren. Ich versuche mal, von der Stelle an, von der es vielleicht "holpert", Kleinigkeiten zu ändern. Die Person, die du entwirfst, ist aber intellektueller, rhetorisch geschulter. Gretchen ist ein einfache, charakterlich gerade junge Frau, ihre Worte überzeugen in "Faust" durch Schlichtheit. ...Nun ändere ich meinen Namen, Heinrich, um meiner selbst willen! Nicht länger will ich lieb, klein und arglos, nicht länger deine Puppe, deine Süße, nicht mehr der Spielball deiner Gelüste sein. Überhaupt nicht mehr dein und nicht mehr Gretchen! Margarete ist mein Name - und den werfe ich dir ins Gesicht, bis du verstehen kannst, warum... Denn das Gretchen, das du kennst und liebst, das ist ein Kind ohne Kopf und Verstand, dass du dir biegen und zum Gefallen schmieden wolltest - doch - es gelingt dir nicht! Oh, nein! Ewig verfehlst du, schwebst in den Wolken, jegliche Lust ist dir das Gleiche wert, doch der Genuss, der ich dir war, der wendet sich nun gegen dich, denn du, der alles will, soll nun auch alles von mir bekommen. Von mir - einem Produkt deines Handelns, denn du erschufst mich, raubtest mir meine Unschuld, brachtest die Sünde in mein Leben, zerstörtest meine Kindheit und fast meinen Glauben. Nun ertrage mich - ich bin Margarete, Gretchen ist tot, das Kind hast du ja gemordet! Du denkst an Flucht, ich seh's dir an - flieh' nur feige und lebe ab jetzt mit der Gewissheit, dass alles, was du berührst, alles, worum du dich bemühst, was schön, rein und voller Unschuld ist, in deinen Händen zu Staub wird. Und merke, den Geist, den du erwecktest und einließest, den wirst du niemals mehr los! Du willst deine Freiheit und träufelst mit Liebe, du gierst nach Leben und schaffst den Tod - Geh jetzt, geh, verlass mich, versuch nur zu vergessen, doch ich weiß: Der Schmerz, den ich in dich säe, er wird bald aufkeimen und du wirst erkennen, wie sinnlos deine Suche war!" LG gummibaum |
13.05.2010, 13:51 | #3 |
Margarete, mir graut vor Dir.
Hochachtungsvoll, Heinrich F. |
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