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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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18.10.2008, 17:44 | #1 |
Einsamkeit
Ich stand am Weg
und wartete, und als keiner kam, ging ich und wartete wieder. Ich stand da, schlenkerte meine Beine und dachte an garnichts. Irgendwann ging ich nach Hause und fühlte meine Einsamkeit als leises Lachen in zu tauben Ohren. |
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20.10.2008, 01:21 | #2 |
abgemeldet
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hallo jeanny,
deine zeilen wirken durch ihre schlichheit. nur so vorweg: das thema ist ein zutiefst menschliches & betrifft uns alle. einsamkeit bleibt uns häufig am ende, wenn alle bindungen und mehrsamkeiten versagen. wenn es eben existentiell hart kommt, so nach lion feuchtwangers sinne, ist man allein. dieses alleinsein birgt aber nicht nur gefahren, sondern bei entsprechender verarbeitung, wirklicher trauerarbeit bringt es uns auch chancen, die uns voranbringen können, so man denn will & die kraft dazu hat ... 1.strophe: "Ich stand am Weg" ... das li lässt uns im unkreten, welcher weg wohl gemeint sein könnte, aber der leser verbindet dieses stehen im vergangenen mit der gedichtsüberschrift, also mit der "einsamkeit" und so könnte er vermuten, dass es ein weg ist, der aus dieser einsamkeit hätte herausführen können und so ist der leser neugierig auf die nächste zeile "und wartete," ... aha, das li ist sehr unschlüssig und auf diesem weg stehengeblieben, um zu warten auf was, auf wem wohl? "und als keiner kam" ... waren die hoffnungen dahin & die einsamkeit immer mnoch sehr präsent "ging ich" ... immerhin kann das li aus seiner passivität aktiv weggehen & ist noch zu aktionen fähig, die die situation ändern könnte "und wartete wieder" ... aber leider scheint das li kein erfolg zu haben & bleibt wieder wartend im irgenwo des wegs stehen die erste strophe scheint die suche nach einem ld widerzuspiegeln. es scheint, dass das li zwischen gehen, stehen & warten sich aufreibt auf einem weg, der unbeschrieben bleibt, der so anonym daher kommt & auch keine anstrengungen aufzeigt. dass der leser befürchtet, dass die kraft zu gehen, zu begrenzt & zu nah am zweifel ist, dass dieses ganze gehen-stehen-warten nur noch mechanisch passiert, ohne wirkliche hoffnung auf änderung. 2.strophe "Ich stand da" ... so scheint ein resignatives stehen, was schon einer anderen zeit angehört, dieses versiegen der mobilität des li zu signalisieren, ein aufgeben, aber mit welcher wirkung auf das li? "schlenkerte meine beine" ... das li agiert mit dem abfinden ins vergebliche warten mit für mich irritierender unbekümmertheit. dieses bild könnte aber auch die innere unruhe symbolisieren, das sich fügen ins nicht zu ändernde, welches sich nun in motorische äußere unruhe zeigt. die mobilität wandelt sich in immobilität. das li ist "schachmatt" sowohl im geistigen als auch im körperlichen .. ""und dachte an garnichts" ... diese zeile bestätigt den vorangegangen ansatz. das li scheint aktuell nicht in der lage zu sein, zu denken oder verdrängt mit letzter, scheinbarer unbekümmertheit die zweite strophe scheint in der passivität angekommen, aber sie lässt offen, wie sich das li entscheidet, ob es die zurückgelegte wegstrecke für sich analysiert, um eventuell noch einen anderen weg einzuschlagen. 3.strophe "irgendwann" ... lässt den leser im ungewissen, wie lange das li in der situation des beineschlenkerns & nichtdenken ausgeharrt hat. die zeit kann eine rolle gespielt haben, aber welche? wurde der zeit zeit gelassen? konnte sie sich in die li-sitaution einbringen durch erinnerungen, bilder, traumata und vielleicht doch denkprozesse ankurbeln, gefühle ordnen & andere ziele & wege anregen? "ging ich nach hause" ... auch jetzt bleiben dem leser nur annahmen. das li hat aber eine aktion getätigt, ist schlicht & einfach nach hause gegangen... "und fühlte meine einsamkeit" ... erst jetzt erfährt der leser, dass es einen emotionalen prozess gegeben haben muss, denn immerhin wird die gefühlte einsamkeit zugegeben, doch welche auswirkungen gibt es nun? wie geht das li mit der wucht der einsankeit um? "als leises lachen" ... doch dieses gefühl kanalisiert sich "nur" in ein leises lachen & erschrickt den leser, denn es signalisiert doch den verzicht auf eine wirkliche auseinadersetzung mit den ursachen dieser vereinsamung. "in zu taube ohren" ... mmh, es scheint ein ld zu existieren, dem diese leise art des umgangs mit den einsamkeitsgefühlen nicht zu ohren kommt. er scheint also taub für die negativ empfundene einsamkeit des li zu sein, welches nicht in lage ist, laut & deutlich dem li seine gefühlssituation darzulegen. die dritte strophe rückt - mit verlaub - die bilder der ersten beiden strophen ins wesentliche. dem li wird erst durch das stehen- warten- gehen - warten - stehen emotional bewußt wie einsam es wirklich ist. jedoch ist es nicht stark genug, um es ehrlich und entsprechend seiner real empfunden gefühlslage einem ld mitzuteilen, weil es womöglich die ernsten konsequenzen einer li-ld-auseinandersetzung fürchtet. allerdings wird das ld als emotional taub beschrieben, was der leser gut nachvollziehen kann, denn in einer partnerschaftlichen beziehung wäre dem ld diese "einsamkeit" zumindest in ansätzen nicht entgangen ... gern gelesen |
20.10.2008, 20:10 | #3 |
Hallo Rivus,
ich dank Dir für das lange und ausführliche kommentieren. Mir geht es so, daß ich Momente habe, gegen deren Entstehen ich mich nicht wehren kann und aus meinem Körper heraus seh ich mir dann bei verschiedenen Handlungen zu. Ich erlebe auch meine eigene Hilflosigkeit mir gegenüber und weiß insgeheim, daß ich etwas tun müsste um aus der Situation aus zu steigen. Aber: Ich kann einfach nichts tun... L.G. Jeanny |
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