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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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11.01.2012, 09:46 | #1 |
Der Wind malt Kinderschatten
Der Wind malt Kinderschatten
Ein Rauschen geht durch alle Kronen, die Äste neigen sich im Wind. Dort oben, wo die Seelen wohnen, dort oben, wo die Träume sind. Die Wolken sammeln sich zur Wand, sie werden dunkel, fast wie Nacht. Ein Kind liegt still an Mutters Hand. Ein Kind, das ängstlich aufgewacht. Der Himmel weint ein Klagelied er öffnet sich und schickt die Flut. Die Mutter weiß was heut’ geschieht, die Mutter schützt ihr eigen Blut. Es brechen Blitze durch die Luft, es donnert laut, die Erde bebt. Ein Gott, der laut nach Opfern ruft, ein Gott, der jäh nach Rache strebt. Oh Mutter, gib mich jetzt nicht her, verlass mich nicht in dieser Zeit. Doch Mutters Angst, sie wiegt so schwer Doch Mutters Angst, wird Einsamkeit. Sie löst die Hand und geht allein, sie hört ihr Kind so laut im Wind. Die Schreie werden Wunden sein, die Schreie, die wie Nesseln sind. Sie rettet sich und ist verloren, kein Gott erhört der Mutter Not. Ihr Kind, das sie in Schmerz geboren, ihr Kind, das sie geschenkt dem Tod. Die Jahre, die sie nun nicht hatten, verlebt sie ohne ein Gefühl. Der Wind malt abends Kinderschatten, der Wind bleibt bei ihr, still und kühl. . |
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11.01.2012, 11:07 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo, BB -
sehr eindringlich, sehr schmerzlich. Gelungen die Wolken-Blitz-Donner - Metapher für den Krieg. E i n Schicksal, das für Tausende steht. Flüssig und intensiv geschrieben. Mit Wehmut, aber gern gelesen. LG Thing |
11.01.2012, 14:42 | #3 | |||
abgemeldet
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Hallo Billy Bibbit,
empfinde ich auch als eindringlich - im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Gefühl, das Du transportierst, schlug in mich ein. Die Wiederholungen hast Du geschickt angesetzt, sodass man dauerhaft beim Geschehen bleibt - wie wenn man die ganze Zeit nur den Refrain hört... In der sechsten Strophe (der Höhepunkt der Geschichte) dann zwei Wiedholungen: Sie löst/ sie hört// Die Schreie/ die Schreie. Und dann noch dabei zwei sehr starke Zeilen: Zitat:
Zitat:
Und dann dieser "tolle" Schluss: Zitat:
Inhaltlich ist es sehr traurig. Schlimme Situation für Mutter und Kind. Die Mutter leidet ihr Leben lang, macht sich Schuldvorwürfe, trauert... Wir bleiben mit der Mutter und ihrem Gefühl zurück... Liebe Grüße Encki |
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11.01.2012, 15:20 | #4 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo BB,
eindrucksvoll und einfühlsam geschrieben, gefällt mir. Hierüber bin ich allerdings leicht gestolpert: Ein Rauschen geht durch alle Kronen, Das Wörtchen "alle" klingt so banal, als ob es nur gesetzt wurde, um die richtige Silbenzahl zu bekommen. Vielleicht hast du noch eine bessere Idee. LG Nöck |
11.01.2012, 15:49 | #5 |
Forumsleitung
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Lieber Billy,
trotz der sicherlich berechtigten Mäkeleien meiner Vorredner gefällt mir Dein Gedicht, weil es nicht das romantische Hohelied auf die liebende und untadelige Mutter singt, denn es ist eine Realität, daß viele Mütter in Notlagen versagen. Außerdem liest sich der Text flüssig und enthält lebhafte Bilder, die unter die Haut gehen. LG Ilka |
11.01.2012, 15:55 | #6 |
Oh ja, ein wirkliches Gänsehaut-Gedicht!
Was das Gedicht neben der schönen Sprache so nachfühlbar macht, ist die realitätsnahe Darstellung der Mutter, die nicht wie eine Rabenmutter, aber auch nicht wie eine Heilige, sondern wie ein Mensch in einer schwierigen Lage handelt. Tragisch! LG |
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